Jugend und Kultur

Hilfe für Peru

Benefizveranstaltung der Graf Salentin Schule

Hubert Pitzen, Stadtkyll

Eine Benefizveranstaltung besonderer Art erlebten die zahlreich erschienenen Gäste im März 2001 im Atrium der Graf Salentin Schule Jünkerath. Das prachtvoll hergerichtete Bühnenbild versetzte die Zuschauer in eine fantastische Unterwasserwelt; Netze, Fische, Quallen, Seesterne und andere Meeresbewohner tummelten sich an der in einem Halbrund aufgestellten Kulisse. Eine bunte Mischung aus Musik und Märchen sollte für fast drei Stunden erfreuen. Diese Veranstaltung stand in einer Reihe zahlreicher Benefizveranstaltungen der Graf Salentin Schule in den letzten Jahren. Über 100 Schüler aus der Grund- und Regionalen Schule waren mit ihren Lehrerinnen Hilde Klaeren und Carina Fomin die Stars des Abends und demonstrierten ein effektvolles Zusammenspiel von verschiedenen Schularten. Märchenerzähler Jens Gottschalk trug ebenso maßgeblich zum Gelingen des kurzweiligen Programms bei. Schon das Eröffnungslied des Unterstufenchores stellte eine Besonderheit dar, denn die jungen Sänger begrüßten nach ihrem Auftritt auf der Bühne viele Gäste persönlich mit Handschlag und wünschten einen »Guten Abend«. Hausherr und Rektor Raimund Geilenkirchen hieß willkommen und freute sich über das Interesse; ihm schloss sich Hubert Schirmel an, der gleichzeitig das Projekt »Peru-Hilfe Jünkerath-Glaadt« vorstellte. Peru gehört zu den ärmsten Ländern der Erde. Leidtragende von Inflation, Arbeitslosigkeit, Landflucht und Naturkatastrophen sind vor allem Kinder in den Favelas, den Elendsvierteln der großen Städte. Ihre Armut vor Augen setzen viele Mütter ihre Neugeborenen aus, die dann einem Ungewissen Schicksal überlassen werden. Die Zahl der Straßenkinder, ohne jegliche Perspektive, steigt ständig an. In den Anden, auf 3.500 Meter gelegen, befindet sich die alte Inkastadt Cusco. Hier leiten Ursulinenschwestern das Heim San Jose für Waisen- und Straßenkinder. Etwa 50 Kinder im Alter bis zu fünf Jahren finden dort ein vorläufiges Zuhause. Die meisten haben bereits ein trauriges Leben hinter sich. Erschütternde Schicksale kennzeichnen die Lebensläufe der Kinder. Da gibt es den Säugling, der gerade noch auf einer Müllkippe vor Hunden in Sicherheit gebracht wurde oder den misshandelten Jungen, das vergewaltigte Mädchen. San Jose ist ein Übergangsheim, wo die Kinder so lange eine Bleibe finden, bis sie anderweitig untergebracht werden können. Eine zweite Aufgabe der Ursulinenschwestern ist die Sorge um die Straßenkinder von Cusco und Umgebung. Bis zu 400 Kinder kommen täglich ins Heim, um mit einem Mittagsmahl, Kleidung oder Medikamenten versorgt zu werden. Oft jedoch reicht das Geld nicht aus, um die hungernden Kinder zu versorgen, sodass sie abgewiesen werden müssen. So sind die Schwestern auf regelmäßige Spenden angewiesen, weil sie von den peruanischen Behörden oder ihrem Orden keine finanzielle Unterstützung erhalten. Auch die Caritas stellte 1999 die Lieferung von Zucker, Reis, Mehl und Öl ein. Ein verzweifelter Kampf um das Überleben des Heimes und die Versorgung der Heim- und Straßenkinder begann.

Die »Peru-Hilfe Jünkerath-Glaadt« entstand 1995 nach einer Reise von Hubert Schirmel in das südamerikanische Land. In Cusco erlebte er hautnah die Not der Kinder und beschloss, eine Initiative zur Unterstützung des Heimes zu gründen. Bisher konnten 40.000 DM an Spenden aus Veranstaltungen gesammelt und direkt an die Schwestern weitergeleitet werden. Durch den engen Kontakt zur Leiterin des Heimes wird der Erhalt des Geldes sofort bestätigt und über die Verwendung berichtet. »Es ist bewundernswert«, so Hubert Schirmel, »wie durch den Einsatz der Schwestern aus den geschundenen, kranken und oft halb verhungerten Geschöpfen gepflegte und lebensfrohe Kinder werden.«

Für diese Ärmsten der Armen hatte man diesen Abend vorbereitet. »Eintritt frei«, hieß die Devise, aber Spenden waren herzlich willkommen. (Spendenkonto: Stichwort »Peru«, Katholische Kirchengemeinde Glaadt, Konto 206030235 bei der Volksbank Eifel Mitte, BLZ 586 915 00). Das Musikprogramm stand unter dem Motto: Lieder, die Geschichten erzählen. Es sollte ein Abend der Geschichten werden; erzählte, gesungene und gespielte. Passend zum Bühnenbild hatten die Oberstufenschüler zunächst einmal Lieder gesammelt, die mit Wasser, Meer, Fluss und Seefahrt im weitesten Sinne zu tun hatten. Vier Lieder hatte man ausgewählt. Beginnend mit »Deep river« ging es mit »Wade in the water« weiter.

Dann folgte »Down by the riverside« in Ruf- und Antwortmanier, um schließlich beim »Yellow submarine« etwas darzubieten, was vom Publikum lautstark unterstützt wurde. Plötzlich tauchten einige kleine Sänger des Unterstufenchores als Matrosen verkleidet auf, traten keck ans Mikrofon, um den Großen zu sagen, sie sängen ja bloß alles in Englisch. Die Großen »verdrückten« sich auf die Galerie und unterstützten von dort den Unterstufenchor, der nun »Rot ist Backbord und Steuerbord ist grün, gelb ist die yellow submarine« intonierte. Das Publikum erhob sich von den Plätzen, sang und gestaltete das Bewegungslied als Abendgymnastik mit. Als zweiter »Star« des Abends fungierte der Märchenerzähler Jens Gottschalk aus Schmidtheim, dessen Vorträge

 

jeweils von Liedern des Chores eingerahmt wurden. Mit wohl gesetzten Worten entführte Gottschalk das Publikum in die Welt der Märchen. »Die Weisheit der Völker liegt in ihren Märchen«, diese philosophische Aussage wurde an diesem Abend gekonnt vermittelt. Wer von den Anwesenden glaubte, Märchen seien nur für Kinder bestimmt, der bemerkte seinen Irrtum spätestens an diesem Abend.

Eines Tages, so erzählte Gottschalk, machte sich die Wahrheit auf, um den Menschen einen Besuch abzustatten. Auf einem Jahrmarkt traf sie einen Knaben mit einem Buckel. »Was hast du denn an deinem Rücken?«, fragte die Wahrheit. Der Junge entgegnete: »Meine Mutter hat mir erzählt, das sei etwas ganz Besonderes. Hier sind zwei goldene Flügel versteckt, die bald zum Vorschein kommen werden.« Die Wahrheit schwieg betroffen und wandte sich ab.

Jens Gottschalk stellte Märchen aus aller Welt vor, das vom KÖNIG VON MAKRONIEN... die Geschichte vom halben Hähnchen und DIE KASSETTE - ein Märchen aus Frankreich. Da wars ganz still im Atrium, der Erzähler hielt sein Publikum gefangen. Noch ein Höhepunkt des Abends - Schüler der Grundschule unter Leitung von Carina Fomin gestalteten das Liederspiel »Der Regenbogenfisch«. Für die bunte Kulisse hatten sich einige Eltern eingesetzt und Kostüme für die Darsteller genäht. Sprech- und Intrumentalgruppe stellten das Stück dar. Weit draußen im Meer lebte ein Fisch, er war der allerschönste im ganzen Ozean, da sein Schuppenkleid in allen Regenbogenfarben leuchtete. Die anderen Fische bewunderten ihn und nannten ihn »Regenbogenfisch«. Ihn zum Spielen zu überreden war vergebens. Der Regenbogenfisch glitt stolz an ihnen vorbei. Ein kleiner blauer Fisch näherte sich dem Hochnäsigen und sagte: »Regenbogenfisch, warte auf mich! Gib mir doch eine deiner Glitzerschuppen. Sie sind wunderschön und du hast so viele davon!« Doch der Regenbogenfisch dachte nicht daran und schickte den Kleinen fort. Erschrocken schwamm dieser zu seinen Freunden und erzählte von seinem enttäuschenden Erlebnis. Von nun an wollte keiner etwas mit dem Regenbogenfisch zu tun haben und alle wandten sich ab, wenn er vorbeikam. Was nutzten ihm nun seine herrlich glitzernden Schuppen, wenn sie von niemandem mehr bewundert wurden? Jetzt war er der einsamste Fisch im ganzen Ozean. Als der Regenbogenfisch traurig und allein durch das Meer schwamm, traf er einen Seestern und klagte ihm sein Leid. Doch der Seestern wusste auch keinen Rat. Nach langem Suchen fand der Regenbogenfisch eine Höhle, in der der weise Tintenfisch Oktopus hauste. »Ich habe dich erwartet. Die Wellen haben mir deine Geschichte erzählt. Höre meinen Rat: Schenke jedem Fisch eine deiner Glitzerschuppen. Dann bist zu zwar nicht mehr der schönste Fisch im Ozean, aber du wirst wieder fröhlich sein.« Noch während er zweifelte, verspürte der Regenbogenfisch einen leichten Schlag neben sich. Es war der kleine blaue Fisch. »Regenbogenfisch, bitte sei nicht böse. Gib mir eine einzige kleine Glitzerschuppe!« Der Regenbogenfisch zögerte, dachte an den Rat und löste vorsichtig die kleinste Glitzerschuppe aus seinem Schuppenkleid. Dankbar schwamm der blaue Fisch glücklich und stolz hin und her, kreuz und quer. So dauerte es nicht lange, bis der Regenbogenfisch von anderen Fischen umringt war. Alle wollten sie eine Glitzerschuppe haben. Und siehe da, er verteilte seine Schuppen und wurde immer vergnügter, je mehr es um ihn herum im Wasser glitzerte. Schließlich blieb dem Regenbogenfisch nur noch eine einzige Glitzerschuppe, alle anderen hatte er verschenkt. Fröhlich tanzte und spielte er den ganzen Tag mit seinen Kameraden. Damit die Freude des Gebens so recht deutlich wurde, gingen die FISCHE nach dem Spiel ins Publikum und teilten Glitzerschuppen aus; eine freundliche Geste, die großen Beifall fand.

Nach einer Pause begann der zweite Teil des Programms, abwechselnd vom Märchenerzähler und Schülerchor gestaltet. Sechzig »Astronauten« marschierten in Robotermanier mit fantastischen Helmen auf die Bühne und präsentierten den Song »Der Mann im Mond«. Der Oberstufenchor griff im folgenden Liederblock mit »Paperback writer« die Geschichte eines Möchtegernautors auf, der die Vision hat, über Nacht zum Millionär zu werden. Beim anschließenden »Get back« hatte sich Frau Klaeren erlaubt, das Lied lautmalerisch zu übertragen in »bess jeck«. Der Ausflug ins »Eefeler Platt« rundete der Chor durch »Sej soot, hän soot« ab und das Publikum staunte, als über dreißig Schüler verschiedener Nationalitäten den Eifeler Zungenbrecher ohne Stocken herunterbeteten. Nach dem »Spatzenlied« trug der Oberstufenchor ein Spiritual, zunächst einstimmig, dann sich aufgliedernd in vier Stimmen a capella, vor. Bei diesem Stück zeigten die Großen, dass sie es nicht nur verstehen, rhythmische, fetzige Songs darzubieten, sondern, dass sie auch leisere, polyphone Stücke dynamisch vortragen können. Zu einem Höhepunkt der musikalischen Darbietungen kam es, als sich der Minnesänger einfand. Ein Schüler trug zunächst das älteste deutsche Liebeslied auf Glaadter Platt vor. Es folgte das Originallied, wobei der Sänger schmachtend seine Blicke auf ein Fenster der Galerie lenkte, wo dann auch ein wunderschönes Burgfräulein erschien und neugierig die Szene beobachtete. Zum Amüsement der Zuschauer war ein Schüler in die Damenrolle geschlüpft. Doch dann trat ein Rivale in Form eines Rappers der Jetztzeit in Erscheinung, der in schnellem Sprechgesang zum Ausdruck brachte, dass er mit der Entwicklung dieser »Beziehungskiste« so gar nicht einverstanden war. Schließlich wurde der Rapper von dem scheinbar recht emanzipierten Burgfräulein über die Flure des Atriums gejagt, bis sie sich alle unten auf der Bühne einfanden zu einem wilden Gehopse, einer Mischung aus Menuett und Breakdance. Das Publikum honorierte die Spaßnummer mit historisch wahrem Kern mit anhaltendem Beifall.

Zum Ausklang intonierten Unter- und Oberstufenchor gemeinsam das Schlusslied. »Bye, bye dir Lück, maat et joot!«

Die Benefizveranstaltung brachte nicht nur einen stattlichen Geldbetrag (über 3.500 DM) ein, sondern auch eine Menge Spaß und schöne Erinnerungen.

Eines der schönsten Komplimente macht der Schulleiter einer Kölner Schule, der meinte, man müsse in der Domstadt, selbst in den Gymnasien, lange suchen, bis man eine Schule finde, die solche Veranstaltungen vorbereite und durchführe.