Rächtschreiprefoam

Josef Jakob, Jünkerath

Noch eine oder immer noch kein Ende? Ruft unser Enkel am Abend an. »Opa«, weischt, RAU schreibt ma jetze ohne h, wie beim Bundespräsident«. Oh, der Neunmalkluge, zugewanderte Neuschwabe erinnert den pensionierten Lehrer daran, dass er nicht auf neuestem Rechtschreibstand sei. Meine Antwort darauf: »Du muscht, ich kann!« Vielleicht werde ich mich bemühen, Gämse und aufwändig, überschwänglich, Gräuel und verblauen, sich an ihre Herkunft erinnern zu lassen. Unser Enkel hat keine Mühe damit. Anders hat es ihn niemand gelehrt. Wer, zum Kuckuck, hat wieder daran gedreht? Hat »Die Welt« mit ihrer Erinnerung (8. 10. 2000} an ein Nazi-Vorbild »Hitler wollte schon 1941 eine Reform der Rechtschreibung« die Willigen kopfscheu gemacht? Wollten bestimmte Schriftsteller weiter eigenstimmig auf der alten Form bestehen? Dabei in vorderster Front unser Nobelpreisträger Günter Grass. Zeigten FAZ; Bild d. Wissenschaft und andere Presseerzeugnisse, wie es gehen soll? Die meisten Deutschen, so die Frankfurter, hießen die Rückkehr zur alten Schreibweise gut! Möglich auch, dass Kreuzwort-Rätsler mitmischten (Gräuel/Greuel). Sind es die Schreiber, die schon immer im Zweifel waren, ob das oder dass richtig sei.

Steckt am Ende eine Schüler-Mafia lernunwilliger Rechtschreibschwächler dahinter? Berufene und Unberufene streiten für die Reform oder wettern dagegen an. Kühn, Sprecher der »Grünen«, vertritt die Ansicht, die Reform habe sich an den Schulen glänzend durchgesetzt. Eine neue Debatte sei »überflüssig wie ein Kröpf«! Lockt der mit 70.000 DM ausgelobte »Kulturpreis Deutsche Sprache« ab 2001 zu vernünftigem Deutsch? Es war Prof. Bassa Tibi, der den Begriff »LEITKULTUR« vor vielen Jahren geprägt und tapfer vertreten hat. J. Rüttgers, A. Merkel, F. Merz, CDU/CSU, haben sich nicht sehr gegen die Verwendung gewehrt. Sind das allesamt Deutschtümler, Scharfmacher? Ganz unmöglich scheint auch nicht, dass die Drohung des »Vereins zur Wahrung der Deutschen Sprache e.V.« zur Sprachordnung ruft.

Zuzugeben: Wir hätten auch ohne diese Reform in Frieden miteinander leben können! Unsere Regionalzeitung TV zeigt, dass es auch reformiert in Ruhe weiter geht. »Die Nachbarn im Osten«, lächeln Franzosen, »sehen gerne Probleme, wo es keine gibt!«