Dem Eisenmuseum zum Geburtstag

Erwin Holzer, Feusdorf

Das im Jahre 1991 gegründete Eisenmuseum Jünkerath kann im Jahr 2001 ein erstes, noch bescheidenes Jubiläum feiern; es besteht seit nunmehr zehn Jahren.

Die Idee, der jahrhundertealten Eifeler Eisenindustrie, die unsere Heimatlandschaft entscheidend geprägt hat, an historischem Ort ein Denkmal zu setzen, entstand Ende der 80er Jahre im Zuge der Kulturoffensive des Landkreises Daun.

Sie wurde vom damaligen Landrat Karl-Adolf Orth und dem Leiter der Abteilung Schulen und Kultur, Franz-Josef Ferber, formuliert, zielte auf die Entwicklung einer dezentralen Museumslandschaft, die im eher dünnbesiedelten Flächenkreis Daun möglichst viele Menschen heimatnah ansprechen sollte. Als idealer Standort für ein Spezialmuseum zur Geschichte der Eifeler Eisenindustrie war schnell Jünkerath identifiziert. Mit dem für schulische Zwecke nicht mehr genutzten Haus der ehemaligen Berufsschule Jünkerath bot sich ein geeignetes Gebäude an, das auch einen engen örtlichen und inhaltlichen Bezug zur Idee des Eisenmuseums aufwies; es liegt gleich neben der mehr als 300 Jahre alten und immer noch aktiven Gießerei Jünkerath und war lange Jahre Ausbildungsstätte für die dort benötigten Lehrlinge.

Anfang 1988 konnte im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme die ausgebildete Kunsthistorikerin Semra Beck gewonnen werden, die in den folgenden Jahren die Museumsidee zu einem tragfähigen Konzept weiterentwickelte (ihre museumspädagogische und kulturhistorische Zielsetzung hat sie übrigens in einem interessanten Aufsatz im Heimatjahrbuch 1993 beschrieben). Von der Idee bis zur Eröffnung gingen dann allerdings noch einige arbeitsreiche Jahre ins Land. Die Renovierung des Gebäudes und die Umgestaltung der ehemaligen Schulräume entsprechend den Bedürfnissen eines Museums erforderten genaue Planung und sorgfältige Umsetzung, in die der Museumsträger, der Landkreis Daun, trotz schon damals knapper Finanzausstattung mehrere 100.000 DM investierte. Dabei wirkten neben der ersten Museumsleiterin Frau Semra Beck auch viele andere interessierte und engagierte Bürger mit. So brachte der aus Jünkerath ge-

 

hurtige Gießereifachmann Gisbert Wald seine wissenschaftlichen Kenntnisse aus der Arbeit am Gießereiinstitut der RWTH Aachen ein, während der Autor seine langjährigen praktischen Erfahrungen aus der Tätigkeit in der Gießerei Jünkerath beitragen konnte. Zahlreiche Bürger unterstützten die Museumsgründung auch durch Leihgaben und Schenkungen wertvoller Exponate. Ende 1991 war es dann soweit; das Eisenmuseum war fertig. Am 4. November 1991 konnte Landrat Albert Nell das neue Museum offiziell seiner Bestimmung übergeben. Die feierliche Eröffnung wurde allerdings durch den plötzlichen Tod des Mitinitiators Gisbert Wald überschattet, der bei winterlichem Wetter auf der Heimfahrt von der Eröffnungsfeier mit dem Auto tödlich verunglückte. Trotz dieses tragischen Unfalls war das Eisenmuseum von Anfang an ein Erfolg. Auf rund 250 Quadratmetern konnten nun die Erzeugnisse aus Eifeler Eisen in hellen, ansprechend gestalteten und behindertengerechten Ausstellungsräumen präsentiert werden. Einen Schwerpunkt bilden dabei die rund 70 Taken-, Ofen- und Kaminplatten, die mit interessanten bildern aus Eifeler Eisen viele Kunstepochen von der Spätgotik über Renaissance und Barock bis hin zu Klassizismus und Biedermeier leben-

dig werden lassen. Außerdem besitzt das Museum etwa 30 gusseiserne Öfen, die ebenfalls das technische und künstlerische Umfeld ihrer Entstehungszeit spiegeln! Während die Öfen des 19. Jahrhunderts meist noch reich verziert, für unseren heutigen Geschmack vielleicht teilweise sogar ein wenig kitschig sind, zeigen die modernen Öfen die schlichte, schnörkellose Funktionalität der Industriegesellschaft. Neben Öfen und Gussplatten besitzt das Museum zahlreiche schön gestaltete Alltagsgegenstände aus Eisen; reich verzierte Bügeleisen, Kohlekästen, Töpfe, Kannen und Zierteller lassen vergangene Zeiten lebendig werden. Auch viele technische Geräte und Maschinen aus Eisen, die heute kaum noch jemand kennt, haben hier ihre Zufluchtsstätte gefunden, sehr zur Freude insbesondere der kleinen Museumsbesucher, die sich gerne davon überzeugen, dass die eisernen »Ungeheuer« durchaus noch funktionsfähig sind. Zahlreiche Schautafeln führen die Besucher systematisch durch die Sammlung und erläutern die Geschichte der Eifeler Eisenindustrie, ihre geologischen Voraussetzungen, die technischen und kulturellen Rahmenbedingungen. Videos über die Herstellung einer gusseisernen Ofenplatte, die Arbeit der Köhler und eine Schneidemühle runden die Präsentation ab. Von Zeit zu Zeit wird das Angebot des Museums durch Wechselausstellungen ergänzt. So lockte die Wanderausstellung »Der Strom kommt« minderte von Besuchern ins Eisenmuseum, die sich hier ein Bild von der Elektrifizierung der Eifel machen konnten; auch Ausstellungen von historischen Postkarten, Briefmarken und Gemälden fanden regen Anklang.

Seit 1996 wird das Angebot des Museums in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverein Oberes Kylltal in den Ferienwochen um die Aktion »Lebendiges Museum - Gießen und Formen mit Metallen« bereichert, die nicht nur bei den kleinen Besuchern großes Interesse findet und auch im Jubiläumsjahr fortgeführt wird. Das Museum ist zudem offen für viele Veranstaltungen kultureller und sozialer Art; so hat Jacques Berndorf mit einer Lesung zahlreiche Freunde seiner Eifelkrimis ins Eisenmuseum gelockt, die benachbarte Gießerei nutzt das Museum gerne zur Unterhaltung auswärtiger Gäste und immer wieder machen hier auch Journalisten Station, die über die Eifel berichten wollen. Das Museum ist seit einigen Jahren in den Geopfad integriert und bietet einen idealen Ausgangspunkt für geologische Wanderungen auf den Spuren des Eisenerzes und seiner Nutzung. Auch der neu ausgebaute Kylltal-Radweg führt direkt am Haus vorbei, so dass viele Radfahrer hier gerne eine Pause einlegen und die körperliche Ertüchtigung mit einem Blick in Kultur und Geschichte der Eifel ergänzen.

Das Eisenmuseum hat sich so in den zehn Jahren seit der Eröffnung ständig weiterentwickelt und ist mit seinem vielfältigen, offenen Angebot zu einem wertvollen und unverzichtbaren Bestandteil der touristischen Infrastruktur der Oberen Kyll geworden. Aktuell kann das Museum insgesamt etwa 4.000 Besucher im Jahr begrüßen, darunter viele Touristen aus anderen Bundesländern, aber auch aus dem Ausland. Zahlreich sind insbesondere die interessierten Gäste aus Belgien und den Niederlanden.

Seinen Geburtstag feiert das Eisenmuseum mit einer Reihe von Veranstaltungen, die das Museum für neue Besucher öffnen sollen; so wurde im Mai gemeinsam mit dem Eifelverein Jünkerath eine sehr gut besuchte Lesung aus dem Werk der Eifeldichterin Clara Viebig angeboten; Anfang Juni wurden in Zusammenarbeit mit den Eisenbahnfreunden Jünkerath, die künftig die Kellerräume des Museums nutzen, eine Modellbahnausstellung und ein geselliges Unterhaltungsprogramm veranstaltet. Im Herbst gibt es im Rahmen des verkaufsoffenen Sonntags einen Aktionstag mit Sonderführungen. Das Eisenmuseum will auch weiterhin mehr sein, als ein verstaubter Ort des Sammeins und Bewahrens; es öffnet sich für die Menschen. Dies ist gut so, denn ein kleines Haus mit durchaus anspruchsvollem Spezialprogramm kann in einer Zeit immer knapper werdender öffentlicher Mittel gegen die Konkurrenz überbordender elektronischer Unterhaltungsangebote nur bestehen, wenn es Menschen findet, die es unterstützen und mit ehrenamtlichem Engagement am Leben erhalten. Wenn dies weiterhin gelingt, wird das Eisenmuseum hoffentlich noch manches Jubiläum begehen können.