Auf den Spuren von Peter Zirbes

Zum 100. Todesjahr des Eifeldichters

Matthias Thömmes, Philippsheim

Am 14. 11. 2001 jährte sich zum 100. Male der Todestag des Eifeldichters Peter Zirbes. Dieses Jubiläum war der Anlass zu einer Reihe von Veranstaltungen, die in Zusammenarbeit mit dem »Peter-Zirbes-Kulturkreis«, der Ortsgemeinde Niederkail, der Verbandsgemeinde Wittlich-Land und verschiedenen Touristik-Organisationen zur Würdigung dieses bekannten Eifeldichters durchgeführt wurden und noch werden.

Peter Zirbes wurde am 10. Januar 1825 als Sohn von Nikolaus und Catharina Zirbes, geb. Schmilz in Niederkail, Kreis Bernkastel-Kues, geboren. Sein Vater war Hausierer, der mit der ganzen Familie vom Frühjahr bis zum Herbst durch die Lande zog, um seine Waren, darunter auch Steingut, zu verkaufen. Seine Touren führten ihn durch den Hunsrück über Morbach, Simmern bis ins Nahetal. Bereits mit vier Jahren wurde der kleine Peter auf diese Verkaufsfahrten mitgenommen. Später betrieb er selbst den Hausiererhandel, zunächst mit den Eltern gemeinsam. Unterrichtung und Ausbildung fand Peter Zirbes nur in ungenügendem Maße. Neben der Winterschule, die er in Niederkail besuchte, erhielt er Unterricht bei einigen Freunden, vor allem aber bei Hilarius Follmann, der Lehrer in Landscheid war. Mit 20 Jahren schrieb er seine ersten Verse nieder; 1845/46 erschien sein erster Gedichtband mit 61 Arbeiten. Auf der zweiten Seite stellt er sich mit dem Gedicht »Der Handelsbub aus Niederkail« persönlich vor. Die darin vorkommenden Verse:

»Ich komme her von Niederkail und habe Glas und Steingut feil«

fanden nach vielen Jahren der Reife ihre vollendete Fassung in dem am meisten zitierten Gedicht »Prosa und Poesie«:

»Ich bin einfahrender Sänger, gebürtig zu Niederkail, und habe nebst Gedichten auch Glas und Steingut feil«.

1852 erschien mit Hilfe des Schriftstellers Wilhelm Örtel aus Sobernheim ein Band mit 53 Gedichten in einer Auflage von 800 Stück, die bereits nach acht Wochen vergriffen waren. Nach dem Tode seines Vaters im Frühjahr 1858 trieb Peter Zirbes den Handel noch eine Zeitlang alleine weiter. Da seine Mutter jedoch krank und bettlägerig und er selbst auch gesundheitlich schwer angeschlagen war, gab er 1863 den Hausiererhandel auf. Er wandte sich nun der Landwirtschaft zu und eröffnete in Niederkail ein Geschäft in Kolonial- und Spezereiwaren. Daneben widmete er sich verstärkt der Poesie. 1865 erschien die zweite Auflage seines Büchleins mit 84 Gedichten aufgrund zahlreicher Nachfragen in 2000 Exemplaren. Doch der Abatz war enttäuschend. Neuen Auftrieb gab ihm eine ausgezeichnete Kritik über den »Eifeldichter Peter Zirbes« von Gustav Freytag im Sonntagsblatt der New Yorker Staatszeitung.

Nach zwölfjähriger Tätigkeit als Landwirt und Geschäftsinhaber war Peter Zirbes gesundheitlich gezwungen, beides aufzugeben. Er wurde Versicherungsagent und willigte trotz schwerer Krankheit 1891 in die dritte Auflage seiner Gedichte und Eifelsagen ein, die vom 1888 gegründeten Eifelverein angeregt wurde. Kritische Auswahl und Sichtung übernahmen Professor Conrad aus Koblenz und der Trierer Gymnasiallehrer Dr. van Hoff. Doch auch diese Auflage brachte Peter Zirbes keinen Gewinn. 1894 waren die Druckkosten noch nicht gedeckt. Um so erfreulicher war ein Betrag von 150 Talern, die ihm Kaiser Wilhelm II. für die Überreichung seiner »Eifelsagen, Lieder und Gedichte« als Unterstützung zukommen ließ. Bereits 1853 hatte er von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen den gleichen Betrag erhalten. Nachdem er 1891 seine Pflegerin, die Witwe Anna Maria Thiel geheiratet hatte, trat er am 20. Mai 1900 zur evangelischen Kirche über. Dieser Schritt wurde ihm von der streng katholischen Bevölkerung Niederkails sehr übelgenommen und brachte ihm viele Unannehmlichkeiten ein.

Am 14. November 1901 starb Peter Zirbes. Er wurde auf dem Friedhof in Landscheid dicht an der Friedhofsmauer begraben. Sein kleines Wohnhaus in Niederkail wird heute vom »Peter-Zirbes-Kulturkreis« betreut. 1902 erschien eine vierte Auflage der »Eifelsagen und Gedichte«, 1928 eine wesentlich verkürzte fünfte. Inzwischen wurde die Bedeutung von Peter Zirbes als Eifeldichter und Schriftsteller erkannt und entsprechend gewürdigt. Bereits zu seinem 50. Todestag fand man sich an seinem Grabe in Landscheid ein, um des verstorbenen Eifelsängers zu gedenken, ihn zu ehren. Die 1975 fertiggestellte Grundschule in Landscheid erhielt 1976 offiziell durch die Bezirksregierung Trier den Namen »Peter-Zirbes-Grundschule Landscheid«. In der aus Anlass seines 75. Todestages 1976 neu herausgegebenen sechsten Auflage der Werke von Peter Zirbes schreibt der Herausgeber Hans Erben:

»Geltung und Wert der Dichtung eines Peter Zirbes ergeben sich aus dem Stoff und den Formelementen, denen er in seinem Lebensraume eines wandernden Steinguthändlers teilhaftig wurde, tatsächlich oder in möglichen Begegnungen, als Kind des Volkes, im Volksleben und in der Fremde erwachsen und erzogen.« Inzwischen haben auch verschiedene Komponisten die Schönheit der Werke von Peter Zirbes entdeckt und zur Vertonung als geeignet gefunden. Einer der ersten war der durch Rundfunk und Fernsehen bekannt gewordene Volkssänger Manfred Ulrich aus Neroth. Seit Jahren beschäftigt er sich mit Peter Zirbes und seinem Werk und hat bereits 18 Gedichte einfühlsam vertont. Ebenso hat sich der ehemalige Regionalkantor der Region Westeifel, Josef Monter, intensiv mit den Werken des Eifeldichters befasst. Von ihm liegen 33 Zirbes-Lieder vor, die überwiegend in Chorfassung arrangiert sind. Darunter befinden sich ein sehr ansprechender Liederzyklus mit verbindenden Texten sowie zahlreiche Lieder in Mundart. In der letzten Auflage der Werke von Peter Zirbes heißt es:

»Wenn auch Peter Zirbes von seinem dichterischen Schaffen her immer im Winkel seines geliebten Heimatdorfes Niederkail und der Eifel verbleiben wird und nicht neben die Größten unserer Dichter gestellt werden kann, so sind doch einige seiner Gedichte unvergänglich.«