Rengener Heide und Hasbachtal

Gerd Ostermann , Birgel

Wer sich von Rengen nach Nordwesten Richtung Dockweiler Wald aufmacht, kann kurz hinter dem Ortsausgang im Hasbachtal wie bei einer Zeitreise erleben, wie die »Struth« vor hundert Jahren überall ausgesehen hat. Hier wächst noch die charakteristische Besenheide in großen Mengen. Auch Wacholder, Borstgras, Haarginster und Geflecktes Knabenkraut finden sich hier. Pflanzenfreunde entdecken vielleicht noch die unscheinbare, aber sehr selten gewordene Mondraute oder eines der letzten Vorkommen der echten Arnika. Wie kam es dazu und wie geht es mit diesem naturkundlich und kulturgeschichtlich besonders interessanten Landschaftsteil weiter?

Hintergrund

Die Rengener Heide und das Hasbachtal bieten auf engstem Raum einen Überblick über Nutzungsgeschichte und Standortbedingungen verschiedener Grünlandgesellschaften der Eifel. In einem Landstrich, der bis Anfang des 20. Jhr. gekennzeichnet war durch ausgedehnte Heideflächen und zahlreiche naturnahe Bachtäler mit Feuchtgrünland siedelt in den 30er Jahren das Versuchsgut Rengen der Universität Bonn. Ziel des Gutes war es damals, Methoden zur Verbesserung und Intensivierung der Grünlandnutzung für unterentwickelte Mittelgebirgsregionen wie der Eifel zu entwickeln.

Heute geht das Versuchsgut den umgekehrten Weg: Extensivierung der Nutzung, Erhalt von Grünlandgesellschaften und die Umstellung auf ökologischen Landbau stehen als Forschungsthemen ganz oben.

Im Umfeld des Versuchsgutes sind dabei zahlreiche Relikte ehemals weit verbreiteter Grünlandgesellschaften erhalten geblieben. Beispielhaft hiefür stehen die Wacholderheide am Rabenberg, die Zwergstrauchheiden der Rengener Heide und die Feuchtwiesen am Hasbach. Der Naturschutzverein Rengen bemüht sich hier schon seit über zehn Jahren um den Erhalt der etwa fünf Hektar großen Heidefläche. Die Möglichkeiten des Vereins waren allerdings begrenzt. So drohte die nicht mehr bewirtschaftete Heide zunehmend zu verbuschen.

Der geplante Bau des Autobahnabschnittes Darscheid-Dreis-Brück der A1 trifft auch das Versuchsgut und seine Flächen. Außerdem werden in großem Umfang Kompensationsmaßnahmen durch das Straßenprojektamt im Hasbachtal und den angrenzenden Hangweiden umgesetzt. Das Kulturamt Prüm ermöglicht im Rahmen eines Flurbereinigungsverfahrens Erwerb und Zusammenlegen der Autobahnflächen und Kompensationsflächen. Außerdem werden die Wacholderheide am Rabenberg und große Teile der Hasbachaue schon heute weitgehend extensiv bewirtschaftet.

 

Aktion

Auf Initiative des Versuchsgutes setzten sich alle Beteiligten in den Jahren 1999 und 2000 an einen Tisch und beschlossen ein koordiniertes Vorgehen im gesamten Projektgebiet. Unter Einbindung der SGD Nord im Rahmen einer NSG-Bereisung und unter Koordination der Biotopbetreuung wurde als erstes gemeinsames Projekt das Freistellen und Entbuschen der Rengener Heide beschlossen. Dabei sollte es eine gemeinsame Entbuschungsaktion mit Studenten und Mitarbeitern der beiden Institute der Uni Bonn, den Mitgliedern des Naturschutzvereines Rengen und Waldarbeiten des Forst-revieres Daun geben. Drei Waldarbeiter schnitten Tage vor der Aktion als Vorbereitung die Gehölze und Gebüsche mit Motorsägen und Freischneidern ab. Am Tag der Aktion versammelten sich 23 freiwillige Helfer zum Aufräumen und Verbrennen des Reisigs. Der Einsatzeifer der Mitarbeiter war so groß, dass doppelt so viel Fläche bearbeitet werden konnte wie geplant (etwa 2,5 ha). Zu einer Fortführung und Komplettierung der Aktion im Herbst 2001 waren alle Beteiligte sofort zu begeistern.

Die Institute der Uni Bonn haben seit dem Sommer 2000 inzwischen drei Diplomarbeiten auf den Grünlandflächen und Gewässern des Gebietes initiiert. Zwei weitere Diplomarbeiten, die sich mit der Vegetation, Gründlandkartierung, GIS-Auswertung und ökologischer Entwicklung des Versuchsgutes und der angrenzenden Flächen beschäftigten, sind in 2000 zum Abschluss gebracht worden.

Aussicht

In Zukunft ist in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzverein und dem Versuchsgut ein Beweidungsversuch der freigestellten Flächen mit Schafen und auch Ziegen vorgesehen. Versuche zur Heideregeneration sind geplant und im Herbst sollen die Entbuschungen oder Nachentbuschungen der freigestellten Bereiche fortgesetzt werden. Das Versuchsgut errichtet einen Grünland-Lehrpfad, der auch interessierte Touristen informieren soll. Mittelfristig ist - nach Zuteilung durch das Kulturamt -eine Umsetzung der Kompensationsmaßnahmen durch das Straßenbauamt auf den umliegenden Flächen und im Hasbachtal vorgesehen. Das Institut für landwirtschaftliche Botanik der Uni Bonn nutzt das Gebiet für Geländepraktikas im Rahmen seines Lehrplanes.

Langfristig sind die vertragliche Regelung extensiver Nutzungen und die touristische Erschließung/Lenkung als Naherholungsgebiet der nahegelegenen Kreisstadt Daun wichtige Arbeitsfelder. Hier zeigen sich beispielhaft die konstruktive Zusammenarbeit des amtlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes, der Forschung, der Landwirtschaft, der Kommune und der Straßenbauverwaltung.