Von Eifelblumen und Edelsteinen

Heinz Hürth, Steffeln - Auel

Überall, wo uns in der Natur Tiere und Pflanzen begegnen, bilden sie Lebensgemeinschaften. Kein Lebewesen kann für sich allein bestehen, alle sind über Nahrungsketten oder Fortpflanzung, also über ein Beziehungsgeflecht allen Lebens auf der Erde, verknüpft. Dabei hängen Lebensraum und Lebensgemeinschaften von örtlichen Bedingungen ab und bilden eine natürliche Einheit. Für den Naturfreund bedarf es keines Fachwissens oder besonderer Artenkenntnis, um Natur zu lieben, zu verstehen - sind wir doch selbst ein Teil der Natur. Wer sein Herz sprechen lässt, versteht auch, wofür wir alle große Verantwortung haben, warum wir bewahren statt zerstören müssen, wenn unsere Kinder und Enkel noch die EDELSTEINE der Eifel sehen sollen - Orchideen in vielfältiger Form. Für viele Menschen sind sie fremdländische Blumen, die in Läden oder botanischen Gärten zu bewundern sind. Dass es auch in der Eifel viele Orchideenarten unterschiedlichsten Wachstums und ganz besonderer Farbgebung gibt, ist nur wenig bekannt. Orchideen sind Edelsteine der Eifelflora, einige sehr seltene oder gar ausgesprochene Raritäten. Viele Eifelorchideen gedeihen auf kalkreichen Böden, andere brauchen Waldböden oder ganz besondere Lebensräume, zum Beispiel Nasswiesen oder Sumpfböden; aber auch trockene Magerwiesen werden von einigen Pflanzen bevorzugt.

Orchideen sind die artenreichste Pflanzenfamilie der Erde. Bis heute kennt man fünfündzwanzigtausend (!), davon wachsen die meisten in den Tropen, doch nach Aussagen von Edeltraut und Othmar Danesch, die wohl besten Kenner der Orchideen, gibt es in Mitteleuropa mehr als sechzig Arten. Im vergangenen Jahr fand ich eine sehr seltene Orchideenart in der Eifel, die unter besonderem Schutz steht - aus diesem Grund gibt's keine Ortsangabe, weil GRABUNGEN zu befürchten sind. Es handelt sich um DINGEL-Limodorum abortivum, eine mehrjährige, zwanzig bis fünfzig Zentimeter hohe Pflanze ohne Blattgrün. Sie bevorzugt recht warme, sonnige Standorte und tiefgründige Böden an sonnigen Hügeln, in lichten Wäldern. DINGEL wächst am Rhein, an der Mosel, im Sauerland und... in der Eifel. Tief im Boden verankert die Pflanze eine kurze Grundachse mit einem Bündel fleischiger, dicker Wurzeln, die der Pilzverdauung dienen. Ihre lockere Blütenähre hat vier bis zwanzig gestielte Blumen mit grünlich-violett gestreiften Tragblättern, dunklen Adern auf violettem Grund; kein Blattgrün. Die Lippe ist undeutlich in eine vordere und eine kleinere hintere geteilt, letztere trägt einen ansehnlichen Sporn, der länger ist als der Fruchtknoten und innen besitzt er nektarhaltiges Gewebe. Diese seltene Orchideenart steht schon seit Jahrzehnten unter Naturschutz und das soll auch so bleiben.

Alle Orchideen reagieren sehr empfindlich auf Veränderungen, setzen bei Störungen mit Wachstum und Blüte über Jahre aus oder verschwinden ganz.

Ausgraben hat gar keinen Sinn, denn ohne den eigenen, ganz bestimmten Pilz kann weder der Samen keimen noch eine Pflanze leben. Jede Standortveränderung ist das sichere AUS.

Lassen wir die EDELSTEINE an ihrem natürlichen Platz, wir dürfen sie besuchen, bewundern, fotografieren...; nur nicht mitnehmen, denn das vertragen sie nicht, bitte denken Sie daran! Letztlich bestimmt Ihre ganz persönliche Entscheidung das AUS oder BLEIBERECHT. Wir alle haben eine große Verantwortung für Natur und Landschaft und die besteht auch in der Behutsamkeit im Umgang mit Pflanzen, Blumen, Insekten.

Erkunden, sehen, sich dran freuen und die Art im eigenen Lebensraum belassen - das ist Naturschutz.