Wasser auf die Mühle oder der Durchbruch des Weinfelder Maardamms

500 Jahre Schalkenmehrener Gemeinds-, Härings- oder Lieser-Mühle

Friedbert Wißkirchen, Daun

In Schalkenmehren wurde es bisher im Reich der Fabeln und Sagen1 angesiedelt, dass Wasser aus dem Weinfelder- ins Schalkenmehrener Maar abgeleitet worden sein soll. Wenn »das Wasser einem bis zum Halse steht«, macht die Not bekanntlich erfinderisch. Der Müller von Schalkenmehren kam im Jahre 1784 wegen der anhaltenden Trockenheit auf die Idee, einen Teil des Wassers des Weinfelder Maares ins Schalkenmehrener Maar abzuleiten, um über den Maarbach, der die Schalkenmehrener Mühle trieb, mehr Wasser und bessere Voraussetzungen für den Mühlenbetrieb zu erhalten. Die Schalkenmehrener Mühle liegt etwa 1000 m östlich des Ortes und 250 m von der Bahnlinie, dem heutigen Maare-Mosel-Radweg, in einem Seitental. Das Wasser erhält die Mühle vom Auslauf des Schalkenmehrener Maares und einem namenlosen Nebenbach, der im Tal unterhalb des Bahntunnels entspringt und von Mehren her der Alf zufließt. Der Mühlengraben verlief früher als offenes Gewässer vom Maar (Ortsmitte) unterhalb der Kirche an der heutigen Volksbank-Zweigstelle vorbei in die Udler Straße und von dort in östlicher Richtung das Wiesental unterhalb der Kreisstraße 16 in Richtung Mehren, unterquerte die Eisenbahnlinie bei dem so genannten »Häringsborn« und führte dann am Fuße des Mühlenberges entlang zur Mühle. Der Wassergraben führte durch fremde Grundstücke; deshalb musste der Müller an die Grundstückseigentümer eine Entschädigung in Korn zahlen. Der Wasserkanal zweigte im Hof aufs Mühlrad ab, das in früherer Zeit offen am Giebel der Mühle angebracht war und später - noch deutlich sichtbar - durch den Anbau einer Wasserradstube umbaut wurde.

Die Schalkenmehrener Mühle wird erstmals 1514 in einer Verlehnungsurkunde des Trierer Kurfürsten erwähnt; es war wohl nicht die erste, denn die kurfürstliche Hofkammer erlaubt den Mühlenbau »bei unserem Mühlenbusch«. Eine Flurbezeichnung »Mühlenbusch« wurde aber nicht erst in Verbindung mit dem Neubau begründet, sondern kann nur im Zusammenhang

 

mit einer früheren Mühle entstanden sein. Mühlen und Höfe wurden häufig den kurfürstlichen Beamten als Dank und Anerkennung für gute Dienste verlehnt, so auch in diesem Falle. »Tun kund und bekennen mit diesem Schwur, dass aus besonderer Gnade unserem lieben und getreuen Peter von Saxler, unserem Landschultheißen2 im Amte Daun und seinen Erben in unserem Dorf Schalkenmehren bei unserem Mühlenbusch (erlaubt wird) auf seine Kosten eine Mahlmühle bauen und aufzurichten. Dieselbe Mühle, wenn sie aufgebaut ist, wird samt dem Wassergange erblich verlehnt.« Peter von Saxler2 hatte außerdem die Erlaubnis, das Bauholz in den Wäldern des Kurfürsten zu schlagen. Als jährliche Pacht musste er einen halben Malter Korn und einen halben Malter Hafer am Martinstag zur Kellnerei Daun liefern. Die Mühle wird viele Jahrzehnte von Peter von Saxler und seinen Erben betrieben worden sein. Ein Pächterwechsel war nur möglich, wenn keine Erben vorhanden waren. Zudem war die Mühle ein einträgliches Geschäft, auf das keiner freiwillig verzichtete. 1731 wird in den Kirchenbüchern der Müller Michael Radermacher und Ehefrau Katharina genannt. In der Mühle werden in den Jahren 1731 -41 die Söhne Bernhard, Nikolaus und Jakob geboren. Die Mühlenpacht wird in den Steuerlisten von 1733 mit 10 Rt und 2 '/. Pfennig angegeben. Von 1749 - 1761 betrieb Gerhard Radermacher - vielleicht ein Bruder des Michael - und seine Frau Maria die Mühle. Die Kinder Katharina, Eva, Maria, Johann und Maria Barbara wurden in dieser Zeit in der Mühle geboren. Anschließend scheint eine Familie Demerath aus Mehren die Mühle geführt zu haben. Es könnte Gerhard Demerath gewesen sein. Der Name Demerath findet sich im 18. Jahrhundert in den Familienbüchern bei Eheschließungen mit Töchtern der Steiningerund der Mais-Mühle. In einer Beschwerdeschrift an den

Mühle um 1930 - v.l.n.r. Müller Gerhard Lieser, Maria Otten, Müller Matth. Lieser und Peter Saxler

 

Amtskellner Knoodt in Daun weist der nachfolgende Müller Heidelmann darauf hin, dass die »von den Demeraths Erben erkaufte »Härings Mühl«J Nachteile dadurch erleidet, dass die »Gemeindeeingesessenen zu Schalken-mehren, von alters her darauf gebannet«, zu anderen Mühlen fahren, um ihr Getreide mahlen zu lassen. Der nächste bekannte Müller war Johann Adam Heidelmann, wahrscheinlich aus Kirn stammend, der später auch kurzzeitig Müller auf der Saxler Mühle4 war. Erstmals 1762 wird die Geburt von Tochter Gertrud in den Kirchenbüchern vermerkt, als letztes Kind erblickt 1775 Anna Maria das Licht der Welt in der Mühle. 1762 wird auch J. Adam Bach als Müller auf der Mühle bei der Geburt des Kindes Elisabeth vermerkt - vermutlich war er als Knecht dort tätig oder in der kurzen Zeit, als Heidelmann die Saxler Mühle betrieb. In den Dauner Kellereirechnungen von 1774 wird die Pacht »vom Bann« mit ein Malter, zwei Fass und »von der Mühle« mit acht Fass angegeben. Dabei ist vermerkt: »die Mühle ist in gutem Stand«. 1778 werden Johann Max (wahrscheinlich von der Schönbacher Mühle) und Ehefrau Anna Margareta als Müllersleute genannt. Am 1. Oktober 1780 verkauft die Gemeinde Schalkenmeh-ren ihre Gemeindsmühle - mit nachträglicher Genehmigung der kurfürstlichen Hofkammer vom 29. Oktober 1780 - als Erblehen an den Meistbietenden, den »ehrsamen Meister Ludwig Wahlen von Gerolstein und seine Ehefrau Maria Barbara« zum Kaufpreis von 600 Reichstalern (Rt). Der Kaufpreis war in sechs Jahresraten zu 100 Rt zu begleichen. Pro Jahr waren 33 Rt Zinsen fällig und einmalig acht Rt für den Weinkauf. Im Falle eines Brandes durfte Müller Wahlen das Bauholz unentgeltlich schlagen und wenn er einen Wellbaum6 brauchte, diesen im Gemeindewald kostenfrei entnehmen. Weiter ist in der Urkunde vermerkt, dass die Gemeinde Schalkenmehren auf die Mühle gebannt ist. Weil der Kaufpreis nicht in einer Summe gezahlt wurde, verpflichtete sich Wahlen mit seinem Eigentum »Land und Sand, Haus und Hof« in Meh-

 

ren und Gerolstein zu bürgen. Vermutlich war Wahlen ein Nachkomme des Mehrener Schultheißen Johann Peter Wahlen. Über den Müller Ludwig Wahlen wird noch später zu berichten sein. 1797 wird Jakob Reichert als Müller der Schalkenmehrener Mühle in den Kirchenbüchern vermerkt, als er Katharina Maas aus Gillenfeld heiratete. Nur drei Jahre später ist Mathias Bell der Müller (er stammte von der Weiersbacher Mühle); er ist mit Barbara geb. Pesch, die am 6. 6. 1800 dem Sohn Matthias das Leben schenkt, verheiratet. Von 1809 bis mindestens 1819, eher 1825, heißt der Müller Leonhard Jungen, verheiratet mit Elisabeth geb. Bell, vermutlich einer Schwester des Matthias Bell. Ihm folgt als Müller Peter Josef Wilhelmi, der von der Monrealer Mühle bei Mayen stammt, mit seiner Frau Katharina geb. Neus (Neis). Von 1826 - 1842 erblicken die Kinder Helena, Josef, Nikolaus, Barbara, Anna Maria, Matthias, Peter und Johann beim Klappern der Mühle das Licht der Welt; Lorenz wird in Waldkönigen, wo die Mutter herstammt, geboren. 1847 wird der Müller durch die Eigentümer des Maares, die Erben des Dauner Friedensrichters Egidius Becker, Katharina Becker geb. Bolen, dem Gutsbesitzer Christoph Becker und dem Gerber Josef Becker, aus Daun beim Preußischen Landgericht zu Trier verklagt, alles zu unterlassen, um den Zu- und Abfluss des Maarauslaufes zu verändern. Wie der Prozess endete, ist nicht bekannt. Als 1852 Peter Josef Wilhelmi stirbt, übernimmt sein Sohn Lorenz die Mühle und führt sie auch noch 1874. Sein Bruder Nikolaus Wilhelmi heiratet 1862 Katharina Hofmann; zu diesem Zeitpunkt wird er als Müller, wohnhaft auf der Strohner Mühle, vorher Plattenfer Mühle), bezeichnet. Bei der Volkszählung 1890 ist Nikolaus bereits Müller in Schalkenmehren. In späteren Jahren soll er als Schäfer tätig gewesen sein, da die Mühle keine zwei Familien ernähren konnte. Zehn Jahre später heißt der Müller Gerhard Lieser, 1885 hatte er Christina Wilhelmi, eine Tochter des Müllers Lorenz Wilhelmi, geehelicht. Von Gerhard Lieser, der aus Pfalzel bei Trier stammt, erhält die Mühle auch die Bezeichnung »Liesermühle«. Er stirbt 1940 und erlebt nicht mehr das elektrische Licht in der Mühle. Seit 1920 führte sein Sohn Matthias, mit Katharina Schäfer aus Schalkenmehren verheiratet, den Mühlenbetrieb. Ihm wird 1921 das Wasserrecht zum Aufstau des Schalkenmehrener (Maar) Baches und zum Betreiben einer Wasserkraftanlage durch das Gewässer erneuert. 1937 war die Mühle in der Lage, eine Tonne Getreide in 24 Stunden zu mahlen. Erst 1942 wird die Mühle ans Stromnetz angeschlossen und hat die Möglichkeit, bei wenig Wasser einen Elektromotor der Wasserkraft zuzuschalten. 1954 stellte die Mühle im Zuge der Mühlenstilllegungen in der Eifel ihren Betrieb ein; sie wurde bis 1960 noch als Schrotmühle genutzt. 1964 stirbt der letzte Müller, damit endet eine 500 Jahre alte Mühlentradition; Peter Saxler, ein Verwandter der Familie Lieser, als Knecht in Mühle und Landwirtschaft tätig, übernahm nach dem Tod von Matthias Lieser die »Liesermühle« und führte sie ausschließlich als landwirtschaftlichen Betrieb fort. Heute erinnert nur noch das alte Fachwerk-Mühlengebäu-de an die Mühlentradition; weder Mühlrad noch Einrichtung sind mehr vorhanden, die Mühlsteine schmücken heute fremde Gärten.

Durchbruch des Weinfelder Maardammes -ein kühnes Projekt.

Was in Schalkenmehren als Sage kursiert, war Wirklichkeit. Der Höhenrücken zwischen dem Weinfelder und Schalkenmehrener Maar wurde mit einem Stollen durchbohrt, um das Wasser aus dem höher gelegenen Weinfelder Maar (Wasserspiegel 484 m über NN) in das rund 64 m tiefere Schalkenmehrener Maar (Wasserspiegel 420 m über NN) abzuleiten.

Das Mühlrad der Schalkenmehrener Mühle wurde durch den Auslauf des Maares gespeist. Im Herbst wurde der Auslauf des Maares angestaut, um im Winter genügend Wasser für den Mühlenbetrieb zu haben. »Doch allen guten Vorbeugungen und Anstalten ungeachtet, kann das Wasser nicht häufig genug erhalten werden«, schrieb Ludwig Wahlen am 15. 9. 1784 an den kurtrieri-schen Amtskellner Augustin Knoodt7 in Daun. Denn die Jahre 1780 bis 1784 verzeichneten kaum Niederschläge, so dass der Wasserspiegel des Maares immer mehr absank. »Nach vorläufigem Kostenüberschlag und vorgenommener Untersuchung der Werkverständigen habe ich mich entschlossen, das Weinfelder Maar, welches in einer Anhöhe von ungefähr 50 Lachter hoch dem Schalkenmehrener Maar entlegen, auf meine eigenen Kosten miteinander zu vereinigen«, teilte Müller Wahlen mit. Er begründet seinen Antrag damit, dass nicht nur er, sondern auch die beiden unterhalb gelegenen Mehrener Mühlen damit mehr Wasser erhielten und bittet um Genehmigung des Projektes. Am 27. 9. 1784 berichtet Kellner Knoodt7 der kurfürstlichen Verwaltung in Koblenz und nimmt zum Antrag Stellung. Er weist daraufhin, dass das Weinfelder Maar »wenig nutzbare Krebse und Fische« aufweist, der Müller erhebliche Baukosten aufwendet, um nachhaltig den Mühlenbetrieb zu verbessern. Ein wichtiger Aspekt, so bemerkt Augustin Knoodt, sei, dass die unterhalb der Schalkenmehrener Mühle gelegenen Mehrener Mühlen besser gestellt würden und damit auch höhere Pachten für die Nutzung des Wasserlaufs zahlen müssten. Außerdem könnten die durch Absenkung des Wasserspiegels um Weinfeld geschaffenen Ländereien verpachtet werden. Er schlägt eine genaue Untersuchung der Wasserverhältnisse und -tiefe des Weinfelder Maares vor, um dann endgültig zu entscheiden. Der kurfürstliche Kellner nahm an, dass das Weinfelder Maar durch eine Quelle gespeist wird und auch kein Nachteil für die Bohrbachsmühle in Daun zu erwarten sei, weil die Quelle des Bohrbaches nicht mit dem Weinfelder Maar in Zusammenhang stehe. Bereits einen Monat später zeigt Müller Wahlen an, dass er mit einem Bergmann aus dem Veldenzer Tal (Mosel) den Preis von 150 Rt für den Stollenbau abgesprochen hat. Für die Bergleute und deren Werk bürgt Conrad Engel, Gerichtsbote im Oberamt Veldenz, mit 135 Rt. Die Stellungnahmen der kurfürstlichen Beamten, Weihermeister Merk als auch Brunnenmeister Kirn, der eigens aus Koblenz zu einer Besichtigung an die Maare kam, waren positiv.

Der Bauvertrag

Kurze Zeit später, am 7. Januar 1785, sitzen im kurfürstlichen Amtshaus in Daun Augustin Knoodt, Müller Ludwig Wahlen, die Bergleute Johann Ober und

Bau- und Lageplan des Durchbruchs vom Weinfelder- zum Schalkenmehrener Maar 1784

Joseph Grün zusammen, um den »Contract zur Durchbohrung des Weinfelder Maardammes« zu schließen. Der Vertragstext beginnt mit dem Bergmannsgruß »Glück auf«. »Unter nachgesetztem Dato wurde zwischen Müllern Ludwig Wahlen von Schalkenmehren, dann den beiden Bergleuten zu Veldenz an der Mosel, nämlich dem Johann Ober und seinem Kameraden Joseph Grün, Folgendes vereinbart: es sollen

1. gedingte Bergleute durch den Weinfelder Maardamm ein ca. 80 Lichter8 langen Stollen dergestalten horizontal durchbrechen damit

2. so nächst als möglich ans Weinfelder Maar anstoßen, dann aber

3. mit einem Schacht perpendiculair bis zu Tag ausfahren

4. die Sach so einzurichten, dass sie nach allem diesem das Weinfelder Maar ca. 20 Schuh9 nämlich bis auf die Sohle des Stollens von der dermaligen Oberfläche des Wasser nach und nach abteufen können.

5. Erbitten sich gedingte Bergleute all obigem den Stollen 5 Schuh9 hoch, dann 2 '/2 Schuh breit so durchzufahren, dass wann auch allenfalls

6. sich ein unhaltbares10 Gebirg vorfinden sollten, dieselben (Bergleute) die Zurichtung des Holzes sowohl des im Inneren notwendigen Holzbaus selbst/: ohne Holz, welches der Müller Wahlen an- und beizuschaffen schuldig ist:/

ohne weiteres in dem abgerechneten Preis hinstellen zu wollen.

7. Außerdem verpflichten sich gedingte Bergleute zu Nachhalt und Sicherstellung des Stollen, dass ihnen der Müller Wahlen selbsthilfliche Hand(diens-te) leistet, auch die Sohle des Stollens mit Tonerde zu beschlagen (auszukleiden)/: welche der Müller Wahlen aber fürs Mundloch" des Stollenschachtes (liefern oder anbringen) muss :/. Dann die ebenfalls durch den Müller anzuschaffende übereinander gefalzte Kändel" von Buchenholz (in den Stollen) hineinzulegen und an den Seiten des Kändels ebenfalls mit Tonerde fleißig auszustampfen womit (damit) das Wasser nicht im geringsten (die) Einfassung noch den Stollen verderben könne. Nach all dieser meisterhaft gefertigten Arbeit wurde

8. festgesetzt, dass man von dem Müller Wahlen 150 Rt (erhalte), 37 Rt 27 alb nachdem der Stollen 36 Lachter vom Mundloch12 vorgefahren und wann 58 Lachter gefertigt weitere 37 Rt 27 alb, der Rest nicht eher bis das Weinfelder Maar von seiner dermaligen Oberwasserfläche ad ca. 20 Schuh nämlich bis zur Sohle des Stollens abfließen wird, auszuzahlen sei.

Anschließend unterzeichneten Johann Ober mit Handzeichen »0«, Joseph Grün, Ludowicus Wahlen und Augustin Knoodt den Vertrag.

Nach dem Vertrag wäre der Stollen 167,20 m lang, 1,55 m hoch und 0,775 m breit gewesen. Ganz unproblematisch ging der Bau des Stollens, mit dem schon vor Vertragsabschluss begonnen wurde, nicht von statten. Kellner Knoodt berichtet im Januar 1785 dem Kurfürsten, dass an dem bereits 20 Lachter tiefen Stollen das »Gebirg mehrentlich aus festem Bruchsand« besteht, es »finden sich gleichwohl auch einige Zwischenklüfte«, in denen sich die Arbeiter mit »einem Holzbau« sichern müssen. Außerdem behindert »aufsteigendes Quellwasser« die Bauarbeiten. Knoodt schlägt der Hofkammer vor, Wahlen das notwendige Holz für die Abstützung des Stollens bereit zu stellen, um den Bau nicht ins Stocken geraten zu lassen. Dem Müller wird auf Antrag ein Vorschuss der Hofkammer von 75 Rt für das Schneiden der Baumstämme und außerdem Frondienste11 für das Fahren der Bäume gewährt. Aus der großzügigen Unterstützung geht das hohe wirtschaftliche Interesse des Kurfürsten und der Kellnerei an zukünftigen zusätzlichen Einnahmen hervor.

Der Stollenbau ist gelungen

Schon im Juli 1785 schreibt Amtskellner Knoodt an den Schalkenmehrener Bürgermeister Johann Peter Müller und beschwert sich darüber, dass heimlich die Schleuse am Weinfelder Maardamm geöffnet wurde. Der noch nicht ganz fertig gestellte Stollen versandete und die am Hang des Schalkenmehrener Maares gelegenen Felder wurden durch das Wasser abgespült. Die Gemeinde wird angehalten, die »Frevler« zur Anzeige zu bringen, ansonsten den Schaden selbst tragen zu müssen. Bürgermeister Müller bestätigt dem Amtskellner durch Unterschrift, dass er »Gemeinde gehalten«14 und seine Gemeindebürger unterrichtet hat.

Ob dieser erste Stollen einstürzte oder mutwillig zerstört wurde? Es treten später Streitigkeiten wegen des Stollenbaues zwischen Bergmann Ober und Müller Wahlen auf. Bergmann Ober fordert die ihm vertraglich zugesicherte Vergütung und macht darauf aufmerksam, dass Müller Wahlen den Verpflichtungen, am Stollenbau mitzuhelfen, nicht nachkomme, während der Müller einwendet, dass die längere Arbeit durch den fehlerhaften Stollenbau verursacht sei. In einem Vergleich, von Kellner Knoodt gefertigt, ist von einem »rechten Stollen« die Rede. Gab es einen zweiten - wohl den fehlerhaften - oder meint der Kellner mit »rechten« einen »richtigen« (=fachgerechten) Stollen? Stollenbauer und Müller einigen sich über die restlichen Arbeiten und das Entgelt am 16.9. 1787. Der Ablauf des Wassers ins Schalkenmehrener Maar sollte mittels einer Rinne aus Ton und Steinen erfolgen, um ein Ausflözen des Maarhanges zu vermeiden.

Dem Fertigstellungsjahr 1787 gegenüber steht ein Schreiben vom 19. 2. 1789 des Kellners an die Kurfürstliche Hofkammer, in dem er berichtet: »Ludwig Wahlen... hat 1780 die Gemeindsmühl in Erblehen... gekauft und bezahlt. Sodann 1786 mittels Durchbruch des Weinfelder Maardammes im Wasserlauf verbessert. Die Neuerung hat ihm die Abneigung der Gemeindsleute (aus Schalken-mehren) zugezogen und erleidet viel Schaden im Besuch der Mühle«. Die Mahlgäste waren neidisch. Deshalb wollte Müller Wahlen Schalkenmehren verlassen und bot der Hofkammer die Mühle in Schalkenmehren inklusive der zusätzlichen Einrichtungen zur Förderung des Wassers aus dem Weinfelder Maar im Tausch gegen die Mühle in Schönecken oder Birresborn

 

an, wenn ihm der Vorschuss von 75 Rt erlassen wird. Die kurfürstliche Verwaltung sieht den Tausch als gutes Geschäft an, denn die Mühle bringt einen Kaufpreis von 600 Rt und der Dammdurchbruch hat einen Wert von 300 Rt. Lediglich die Schleuse scheint noch nicht ganz fertiggestellt, aber hierfür werden die Kosten als minimal angesehen. Das einzige Hindernis ist, dass die Mühlen Schönecken und Birresborn noch einige Jahre verpachtet sind. 1789 ist Wahlen noch auf der Schalkenmehrener Mühle, aber in Verhandlungen mit der herzoglich arenbergischen Verwaltung wegen der Mühle Gillenfeld.lb 1794 bewirbt sich Jakob Reichert aus Schalkenmehren um die Mühle, sofern Wahlen die Mühle in Birresborn erhält. Auch Wilhelm Rinneburger hat Interesse an einem Kauf. Damit enden auch die kurtrierischen Akten um den Maardurchbruch und die Mühle. Wie lange das Weinfelder Maar der Schalkenmehrener Mühle Wasser lieferte, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Aber heute noch sind die Spuren des Stollenbaues sichtbar. Wer den oberen Weg ums Schalkenmehrener Maar geht, findet in Höhe der Verlängerung der schmälsten Stelle zwischen Weinfelder und Schalkenmehrener Maar, etwa 30 m unterhalb des Weges, noch eine schluchtähnliche Vertiefung von 4-5 m (wo scheinbar der Eingang des Stollens lag), von 100 m Länge und 6 - 8 m Breite, wo das Wasser des Weinfelder Maares seine Spuren eingegraben und die Erosion in 200 Jahren diesen Graben vertieft hat. »Ludwigslöcher« werden sie auch nach dem Vornamen des Erbauers - Ludwig Wahlen - genannt. Das Gedicht eines unbekannten Verfassers, »Die Ludwigslöcher am Grimmelfuß«, erinnert an den Stollenbau vor über 200 Jahren.

Mahle Müller Moltermass, bist du noch nicht voll, gräbst an deiner Wasserstrass', jeden Tag, 'nen Zoll.

Was du heut gegraben hast

fällt dir die Nacht doch ein,

nützt dir nichts die Müh' und

Hast,

lass das Graben sein.

Berg und Tal bewacht ein

Geist,

kannst ihn zwar nicht seh'n,

eh' du es noch richtig weißt,

ist's um dich gescheh'n.

Packt dich am bestaubten Fell,

schleppt dich hin zum Wehr,

drückt dich in die Wasser-

quell'

und du bist nicht mehr.

Quellen: LHAKO-Bestand:

l C3118

l C3121

l C 5803

702 Nr. 15220 (Karte)

Familienbücher Weinfeld, Mehren,

Gillenfeld (im Archiv VG Daun)

Akten des Archivs VG Daun

Register des Standesamtes Daun

Franz Roman Janssen - Kurtrier in

seinen Ämtern - Bonn 1985

Erich Mertes - Mühlen der Eifel -

Aachen 1994

Aug. Meyer - Augustin Knoodt -

Amtmann, Landschultheiß, Kellner -

in »1250 Jahre Daun«

Wilhelm Hörsch - Beschreibung des

Pfarrbezirks Daun -

1 Aussage älterer Schalkenmehrener Bürger unter Hinweis auf Informationen aus der Schulzeit.

1 Peter von Saxler war Landschultheiß im Amte Daun von 1511 -1538. Der Landschultheiß hatte vor allem polizeiliche und gerichtliche Aufgaben und rangierte hinter dem Amtmann, dem Amtskellner, dem (Amtsschreiber - sofern vorhanden) an (vierter) dritter Stelle der Hierarchie der kurfürstlichen Beamten.

1 Die Bezeichnung »Härings Mühle« stammt von der nahe gelegenen Quelle »Häringsborn«.

4 Heidelmann hatte die Saxler Mühle gekauft, durch Streitigkeiten unter den Erben und Anfechtung des Kaufvertrags musste der Kauf nach einem Jahr rückgängig gemacht werden.

'' Der Käufer musste den Wein zur Verfügung stellen, der nach Vertragsabschluss getrunken wurde und damit das Geschäft besiegelte. Bereits 1398 bei einem Vertrag zwischen Johann von Dune und dem Erzbischof wurde der Vertrag durch den Trunk besiegelt. Der Vertreter des Kurfürsten »gab jedem aus einem Krug Wein zu trinken und warf den Krug dann zur Erde, worauf die Schöffen (ihrem neuen Herrn) einzeln huldigten« (ihn anerkannten).

6 Der Wellbaum war ein dicker (Eichen) Balken, der die Verbindung zwischen dem Mühlrad und dem Mahlwerk bildete.

7 Augustin Knoodt war seit 1770 Amtsverwalter, Landschultheiß und seit 1776 auch Amtskellner in Daun; seine Ämter als Amtsverwalter und Schultheiß wurden ihm später durch Intrigen entzogen. Er war ein gebildeter Mann mit technischem Verständnis und hatte aufgrund seiner Ämter nicht nur hohe Einnahmen sondern auch große Machtfülle.

' Längenmaß = 2,09 m

9 Längenmaß = (Fuß) = 0,31 m

10 nicht standfest

" Rinne in Form eines »v«

" Stolleneingang

13 unentgeltliche Arbeitsleistung, die durch die Dorfgemeinschaft erbracht werden musste.

" Bis in die 1950er Jahre rief der Ortsbürgermeister - meist nach der Sonntagsmesse - die Bürger auf dem Kirchenvorplatz zusammen, um sie über gemeindliche Angelegenheiten, Anordnungen und Gemeindenachrichten zu informieren - bei älteren Bürgern noch bekannt als »Gemeinde halten«.

15 Gillenfeld gehörte nicht zu Kurtrier, sondern zum Herzogtum Arenberg.