Der alte Birnbaum

Maria Prämaßing, Müsch

In meinem Heimatdorf, wo ich geboren bin, stand an unserm Haus ein alter Birnbaum. »Auf dem Pasch« so nannte man die Wiese neben dem Haus. Alt war der Baum, Vater konnte sich nicht erinnern, wann er gepflanzt wurde - er trug jedes Jahr Früchte, kleine Frühbirnen und wir freuten uns, wenn sie reif waren. Wenn es draußen windig war, rauschte der Baum uns leise in den Schlaf. Das Säuseln der Blätter kam mir vor wie ein Wiegenlied... dann das Plumpsen im Herbst, wenn die Früchte auf die Wiese fielen; es schlief sich herrlich dabei! Wurde der Wind stärker, bäumte sich der Baum auf, die Äste bogen sich hin und her, aber er hielt stand und bei solchen Herbststürmen fielen auch die letzten Birnen herunter. Im Winter gab's früher mehr Schnee als heute, dann war der Baum so dicht eingehüllt, dass man seine alten, knorrigen Äste kaum noch erkennen konnte. Am schönsten sah er im Frühling aus, in der Blüte; das Summen der honigsammelnden Bienen konnte man weithin hören. Dann kam der große Sturm im Frühjahr 1998, der alte Baum hielt den nicht mehr aus, seine Tage waren gezählt. In der Hälfte des Stammes abgebrochen musste er seinen Platz räumen...; der alte Birnbaum war ein Stück meiner Kindheit.