Altweibersommer

Alfons Töbs, Wittstock

Der Altweibersommer ist eine meteorologische Singularität; das heißt, ein Ereignis, das durch besondere Eigenschaften gekennzeichnet ist. Dabei handelt es sich um Regelfälle, die in der Wetterkunde vom durchschnittlichen Verlauf abweichen. Diese Abweichungen im jährlichen Gang sind dann mit besonderen Wettererscheinungen verbunden. Der Begriff »Altweibersommer« erklärt sich aus dem morgendlichen Erscheinungsbild des Wetters. Da nehmen im Herbst allgemein die Nebel- und Dunstlagen zu. Durch die Tröpfchenbildung nach der Nebelauflösung erscheint es auf Spinngeweben in Wald und Flur, als habe sich feines, seidengraues Haar aufpflanzen und Gehölze gelegt. Solche Fäden schweben dann oft tagsüber in der Luft und legen sich um den Körper des Beobachters in der Natur. Beim Altweibersommer handelt es sich um eine fast regelmäßig wiederkehrende Hochdruckwetterlage, die von der zweiten Septemberhälfte bis Anfang Oktober anhält. Diese Zeit stellt sich so, mehr oder weniger ausgeprägt, meistens als eine angenehme Schönwetterperiode ein. Verursacht wird sie durch den hohen Luftdruck über dem europäischen Festland. Dabei wird mit einer südlichen oder östlichen Strömung trockene Warmluft herangeführt, die uns noch einmal eine spätsommerliche Atmosphäre erleben lässt. Auch in anderen Regionen der Erde gibt es ähnliche meteorologische Erscheinungsformen. In Nordamerika wird diese als »Indian Summer« bezeichnet und gilt wegen der prächtigen Laubfärbung als schönste Zeit des Jahres.