Was man so sagt.

Josef Jakob, Jünkerath

Feuer, sagen die Chemiker, sei Folge einer chemischen Reaktion, bei der Wärme freigesetzt wird. Feuer, behaupten Feuerwehrleute, sei eine Erscheinung, bei der man möglicherweise nachts aus dem Bett und in die Uniform hinein muss, um irgendwo einen Brand zu löschen. Wer, wann, wo das Feuer für den menschlichen Gebrauch erfunden hat, ist nicht mehr auszumachen. War es die Sonne? Ein feuerspeiender Vulkan? Ein feuriger Blitz oder ein geschickter urzeitlicher Mensch? Fest steht: Ohne Feuer, und sei es nur das der glühenden Sonne, ist Leben auf unserer Erde nicht denkbar. Die Flammen gaben Licht für die Höhle, dann für die Hütte, garten Speisen, brannten geformten Lehm zu Töpfen, schmolzen Kupfer und Zinn und Zinn zu Bronze, jagten Wild in den Abgrund. Kein Wunder, dass Feuer und Licht in Liedern, Gedichten, Märchen, Sagen Spuren hinterlassen haben. »Kein Feuer, keine Kohle kann brennen so heiß...« Schiller setzt dem segensreich grausamen Feuer ein Denkmal im Lied von der Glocke. Mit seinem Feuerruf riss der Stadtwächter die Bürger aus dem Schlaf. Wir haben vergessen, dass das Feuerhorn einmal die Stirn eines Hornviehs zierte, dann metallene »Tröter« wurde. Die Wehr, das waren die Bürger-Männer und Frauen, die mit allerlei Gefäßen Wasser vom Pütz zum Brandherd hin und her gehen ließen.

Heute löst ein Knopfdruck die Sirene aus. Aber kaum jemand denkt dabei an den betörenden Gesang sagenhafter Fabelwesen. Er hatte einst vorbeifahrende Rheinschiffer in die Tiefe gezogen. Der junge Wehrmann besteht, wenn er seinen ersten Brand (den in der trockenen Kehle) gelöscht hat, eine Feuerprobe. Lieben sich zwei, sind sie füreinander Feuer und Flamme, müssen sie darauf achten, nicht bald lichterloh zu brennen. Möglich aber auch: Beide vertragen sich nur noch wie Feuer und Wasser, zumal dann, wenn es zu heiß hergeht, ein Hitzkopf dabei ist. Werfen wir noch einen Blick zurück: Eine Feuerprobe im Mittelalter war nicht ein Spiel mit dem Feuer. Jemand - meist ein weibliches Wesen -musste in einem Feuerurteil die Nichtschuld nachweisen. Ein glühendes Eisen in der Hand halten, auf einer glutroten Pflugschar stehen. Heute legt wer schon einmal für jemanden seine Hand ins Feuer, geht für ihn durchs Feuer, wenn er ihm vertraut. Möglich ist aber auch, dass man sich irrt, sich die Finger verbrennt. Nur bis man das weiß, kann man auf glühenden Kohlen sitzen. Jemandem blind vertrauen, das ist ein Spiel mit dem Feuer. Feuerchen anzünden, um es hinterher selbst löschen zu können, sagt man schon mal krankhaften Feuerwehrleuten nach. Diesen Pyromanen kann nur eine Bestrafung helfen. Wenn ein Wehrführer aber einer Behörde Feuer unter den Hintern macht, weil das neue Feuerwehrauto immer noch nicht bestellt ist, geht er straffrei aus. Die Wehrleute brennen darauf, endlich damit üben zu können. Selbst unsere Tiere müssen sich mit dem Feuer beschäftigen. Wenn der Hirsch zur Brunstzeit röhrt, dann meint diese Brunst das, was für eine Stadt Feuersbranst bedeutet -Liebesbrand, Liebesglut. Sehen wir auch einen Augenblick einem Betenden zu. Er betet mit einer inneren Glut, mit Inbrunst.

Der Brand ist gelöscht, der in der Kehle hat es verdient, gelöscht zu werden. Dafür gibt es ein gebranntes Wässerchen, den »Brannteweng«. Standhafte Wehrleute widerstehen dem Trank mit dem Sprach: »Brannteweng, dou schrecklech Krout, hast manche on de Dreck jedout.« Verehelichten Wehrleuten ist zu raten, rechtzeitig den Heimweg anzutreten, denn nicht jede zu Hause wartende Flamme hat für zu ausgedehnte Löschzüge ausreichend Verständnis. Herbei gezaubert ist eine brenzlige (nach Brand riechende) Situation. Dies zumal dann, wenn aus der glühenden Liebe von damals ein mickriges Glimmen geblieben ist und die ehedem Feurige darauf brennt, dem Gemahl eins aufzubrennen. Im schlimmsten Falle für ihn: flüchten, durchbrennen! Sollte das Ehedrama noch schlimmere Folgen zeigen, will die Liebste von einst den Spätheimkehrer feuern, war die Liebe nur ein Strohfeuer! Ihm hilft das Seufzen nicht:

 »Hätte ich doch zwei Eisen im

  Feuer behalten!«

  Was bleibt, sind Schutt und

  Asche.

  Wie nach einem Großbrand.