Unheimlicher Gast im Gottesdienst

Michael Hammes , Daun - Neunkirchen

Folgendes geschah an einem Herbstsonntag in Kanzem an der Saar. Unter den kriegsbeschädigten Häusern des Ortes befand sich auch die Kirche, von der nur mehr die Außenmauern standen. Daher hatten wir uns zur sonntäglichen Abendandacht im Schulsaal des Dorfes eingefunden. Kurz vor dem Segen geschah es, dass plötzlich oben aus dem Mantel der Tante Katharina, die nur Kätt gerufen wurde, eine Ratte heraussprang. Alle Frauen sprangen erschreckt und mit schrillen Schreien hoch. Nach Schluss der Andacht versuchten wir, das Tier zu fangen. Doch es verkroch sich im Blasebalg des Harmoniums. Erst am anderen Tag gelang es, diesen unheimlichen Gast zu erledigen. Bleibt nur die Frage, wie die Ratte zu der Andacht gekommen war. Tante Kätt, eine alleinstehende Frau, wollte vor dem Besuch der Andacht noch schnell das Vieh im Stall füttern. So hängte sie ihren Sonntagsmantel in der Scheune nebenan an einen Nagel. Nach getaner Arbeit legte sie den Mantel, in dem sich die Ratte inzwischen eingebürgert hatte, an und kam mit ihr zur Andacht, ohne was zu merken.