Aktuelles Kreisgeschehen

Vulkanhaus Strohn

Ein Museum anderer Art

Friedbert Wißkirchen, Daun

Am 7. Juni 2002 war es endlich so weit. Nach zehnjähriger Planungs- und Realisierungsphase eröffnete Staatssekretär Harald Glahn vom Wirtschaftsministerium in Mainz das kleine, aber feine Vulkan-Erlebnis-Center der Ortsgemeinde Strohn. Gleichzeitig bildete der Festakt den Abschluss der umfangreichen Dorferneuerungsmaßnahmen in der 500 Einwohnergemeinde. Rund 120 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und den beteiligten Firmen und Architekten konnten sich von den umfangreichen, orts-bildprägenden Investitionen einen Eindruck verschaffen. Der Vulkanismus in unserer Eifellandschaft, vor allem aber im Kreise Daun, ist eine Besonderheit, die uns von anderen Mittelgebirgslandschaften unterscheidet. Die Maare und die markanten vulkanischen Erhebungen haben unsere Landschaft in ihrer Einmaligkeit geprägt und den Begriff „Vulkaneifel" auch zu einem touristischen Markenzeichen werden lassen. Verbandsgemeinden und Landkreis haben erkannt, dass Geologie und Vulkanismus zur Vermarktung des Fremdenverkehrs ein Werbefaktor von unschätzbarem Wert ist. In den letzten Jahren haben das „Vulkanmuseum Daun", Geoparks, Georouten, Geopfade,

Das alte Fachwerkhaus mit Scheune wurde zu einem musealen Kleinod umfunktioniert

Vulkangärten und andere Aktivitäten und Einrichtungen zur Inwertsetzung des GEO-Tourismus beigetragen. Grenzüberschreitend ziehen die Nachbarverbandsgemeinden Manderscheid (Kreis Bernkastel-Wittlich) und Ulmen (Kreis Cochem-Zell) bei diesen Bemühungen mit. Im Rahmen der Dorferneuerung hat die Ortsgemeinde Strohn Anfang der 1990er Jahre ein denkmalgeschütztes „Trierer Einhaus" (Bauernhaus mit Stall und Scheune) erworben und wollte Stall und Scheune zu einem kleinen Lavamuseum umbauen. Es galt zunächst die stark in Mitleidenschaft gezogene Bausubstanz vor dem Verfall durch Aufbringen eines neuen Daches zu schützen und Stall und Scheune in Museumsräume umzugestalten. 1992 entdeckten Arbeiter der Firma Scherer bei Abbauarbeiten im Lavatagebau am „Wartgesberg" eine 12.000 Jahre alte, außergewöhnliche Lavaspalte, „deren Wände vollständig mit tropfenförmigen Anschmelzstrukturen und bläulichen Eisenkristallen überzogen waren". Die in Mitteleuropa einmalige vulkanische Rarität wurde vom Geologischen Landesamt erkannt und versucht, die Lavaspalte zu sichern, weil ein Erhalt am Fundort nicht möglich war. In Kooperation mit dem Lavagrubenbetreiber, der Firma Scherer, der Ortsgemeinde Strohn, der Verbandsgemeinde Daun, dem Geologischen Landesamt wurde ein Teil dieser Lavaspalte vor Ort in Einzelblöcke zersägt und in der ehemaligen Scheune wieder als einmaliges Relikt des Vulkanismus aufgebaut. Diese vulkanische Durchschlagsröhre in der Größe von 6 x 4 m bildet die Hauptattraktion des Vulkanhauses Strohn.

Museumsschwerpunkte

Das „Vulkanhaus" in Strohn bietet im Innern aber auch auf dem Museumvorplatz viele Attraktionen eines kleinen - aber feinen - Museums, wobei der lokale Vulkanismus in und um Strohn besondere Berücksichtigung fand. Das Erlebnismuseum geht bei der Präsentation wissenschaftlicher Informationen neue Wege. Der Innenraum des Museums ist nicht mit „uniformen" Vitrinen ausgefüllt, sondern bietet neben vulkanischen Raritäten den Besuchern einen spielerischen und interaktiven Umgang mit dem Vulkanismus. Geologische Sachverhalte werden auf spannende und phantasievolle Weise dargestellt. Im Sinne der „Science Center" sind die Experimentierstationen auf

Die am Wartgesberg gefundene Lavaspalte ist ein einmaliges vulkanisches Relikt und Mittelpunkt des Museums

 

das Erfahren, Erleben und Erfassen ausgerichtet, Besucher sollen zum Mitmachen angeregt werden oder wie man in Neudeutsch so schön sagt: „Learning by doing", also lernen durch tun. Man sieht nicht nur faszinierende Fotos von tätigen Vulkanen, sondern kann auch an einer Station erfahren, wie vulkanische Gase riechen. Es wird Erstaunen provoziert, Wissbegier geweckt und Wissen vermittelt. Auf was sind unsere vulkanischen Steine aufgebaut, wie ist die Strohner Lavabombe entstanden, sind Fragen, die visuell beantwortet werden. Der Besucher kann eine Reise in die Tiefe der Erde machen oder in einer rotglühenden Magmakammer feststellen, wie Vulkaneruptionen entstehen. Die feurige Vergangenheit der Vulkaneifel wird wieder zum Leben erweckt. Aber auch die Bereiche: Feuer - Wasser -Maare werden anschaulich und experimentell vermittelt. Auf dem Vorplatz bildet der „Fluss der Zeit" eine anschauliche Darstellung der 360 Millionen Jahre Ergeschichte. Ein Vulkanbrunnen mit Maar und Spielstationen, die sich vor allem mit der Bearbeitung von vulkanischen Gesteinen, mit physikalischen Gesetzen beschäftigen, beleben den Vorplatz. Wie wurden Basaltsteine gebrochen, wie wurden sie transportiert oder gehoben sind nur einige Fragen, die an Hand von attraktiven Spielelementen praxisnah gelöst werden können.

Vulkanerlebnispfad

Strohn bietet neben dem Museum mit Vorplatz aber weitere

Beeindruckend: Vulkanmuseum im Obergeschoss

interessante vulkanische Besonderheiten. Die 2000 Zentner schwere Lava- und Vulkanbombe - ebenfalls ein Fund aus dem Lavaabbau „Wartgesberg", die am Eingang zur „Strohner Schweiz", einem besonders sehenswerten Landschaftsteil mit den Strohner Mühlen, liegt, bietet sich als Ergänzung zu den musealen Eindrücken in der Landschaft an. Das Strohner Maarchen (ein verlandetes Maar) ist vor allem für Botaniker und Ornithologen eine Fundgrube. Strohn bietet auf engstem Raum die Vielseitigkeit des Vulkanismus zum Erleben für Geologen, Familien, Schulklassen und Gäste an. Nach einer Wanderung (Radtour) rund um Strohn lädt die im ehemaligen Wohnhaus untergebrachte Cafeteria mit Außenterrasse, unmittelbar angrenzend an das Museum, zu Erfrischung und Stärkung ein.

Das Vulkanhaus Strohn stellt im Verbund mit dem Vulkanmuseum Daun, dem Maarmuseum Manderscheid und anderen geologischen Einrichtungen eine sinnvolle Ergänzung dar.

Auch eine Museumsradtour von Daun aus ist möglich, denn Strohn ist über den „Maare-Mosel-Radweg" von Gillenfeld aus leicht zu erreichen. Wer das Maarmuseum Manderscheid und die Grabungsstätte Eckfelder Maar auch noch erradeln will, sollte zwei Tage für eine solche Exkursion von Daun nach Manderscheid einplanen. Ein Besuch des Vulkan-Erlebnis-Museums lohnt sich.