Tatort Eifel

Krimifestival ein voller Erfolg

Heinz-Peter Hoffmann, Hillesheim

Ulrike Folkerts, Hannelore Hoger, Ingrid Noll und viele andere bekannte Namen aus der Krimiszene gaben sich beim Krimifestival Tatort Eifel Mitte Januar 2002 in Daun ein Stelldichein. Das Land Rheinland-Pfalz und der Landkreis Daun als Veranstalter von „Tatort Eifel" konnten mit der Premierenveranstaltung dieses mehrtägigen Krimifestivals überaus zufrieden sein. Das Programm, von Fachveranstaltungen wie Workshops und Vorträgen über Podiumsdiskussionen und Autorenlesungen bis hin zur großen Abendgala, wurde von der Filmszene und von der breiten Öffentlichkeit gleichermaßen gut angenommen. Die Beliebtheit des deutschen Fernsehkrimis und der damit verbundene große Bedarf an fernsehtauglichen spannenden Geschichten war für die Veranstalter Anlass, ein Forum zu schaffen, das künftig alle zwei Jahre Krimiautoren sowie Film- und Fernsehproduzenten in Daun zusammenführen soll. Fachleuten wurde eine qualitativ orientierte Plattform für den Erfahrungsaustausch gegeben; die Begegnung von Autoren und Drehbuchautoren mit Film- und Fernsehmachern wurde gefördert und jungen Autoren standen ausgewiesene Experten aus der Praxis Rede und Antwort. Viele bekannte Namen der bundesweiten „Krimiszene" standen als Referenten und Diskussionspartner zur Verfügung. So beispielsweise Klaus-Peter Wolf, Drehbuchautor u.a. der bekannten Serie „Polizeiruf 110" oder Felix Huby, einer der meist beschäftigten Drehbuchautoren des deutschen Fernsehens und bekannt durch viele Tatort-Serien. Viele Fachbesucher lobten das in Deutschland neu geschaffene Kontaktforum und die gute Mischung des Programms. Michael Töteberg, Drehbuchagent des Rowohlt-Verlages, ermutigte die Veranstalter, dieses Krimiforum zu einer festen Einrichtung zu etablieren. Die Zielsetzung, Autoren und Produzenten aus der Krimiszene zusammenzuführen, sei mit Tatort Eifel in

Über den deutschen Fernsehkrimi diskutierte Colonia Media Geschäftsführer Prof. Georg Feil (Bildmitte) mit (von links) Klaus Bassiner vom ZDF, Drehbuchautor Felix Huby, Stephan Ottenbruch von SAT l und Filmkritiker Martin Compart.

vollem Umfange erreicht worden. Sibylle Kurz, die europaweit als Trainerin für Präsentationstechniken insbesonderejunge Autoren schult, um sie auf ein Zusammentreffen mit potentiellen Auftraggebern vorzubereiten, lobte ebenfalls die Pilotveranstaltung in Daun. „Hier wurde ein neues Konzept geschaffen, durch das insbesondere jungen Autoren neue Impulse, Perspektiven und Kontakte eröffnet werden. Für Produzenten ist Tatort Eifel eine gute Gelegenheit, den Nachwuchs kennen zu lernen", so Sibylle Kurz.

Neben einem umfangreichen Fachprogramm wurde aber auch für die Bevölkerung und die Krimifans ein sehr attraktives öffentliches Rahmprogramm geboten. Lesungen mit namhaften Autoren, ein kriminalistisches Kabarett, eine Podiumsdiskussion zum deutschen Fernsehkrimi und viele weitere Programmangebote wurden im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz, der die Veranstaltungen auch maßgeblich finanziell unterstützt hat, präsentiert. Im Rahmen des Programms wurden auch ganz aktuelle Fragestellungen diskutiert. Nach den Terroranschlägen im September 2001 in den USA, die auch Grund dafür waren, Tatort Eifel im September 2001 abzusagen, haben die Fragen zu den Darstellungen der Gewalt in den Medien eine ganz neue Qualität bekommen. Sowohl im Programm für Fachbesucher als auch im öffentlichen Rahmenprogramm wurde dieses aktuelle Thema mit Autoren, Verlegern und Fernsehmachern unter dem Motto „Verändert sich in den Medien der Umgang mit der Gewalt?" aufgearbeitet.

Bundesweite Wettbewerbe

Während der großen Abendgala wurde erstmals der 1. Deutsche Kurzkrimi-Preis verliehen. 180 Beiträge sind dafür bei der Jury unter Leitung von Rowohlt-Lektor Wolfram Hämmerling und den Autoren Thea Dorn und Gisbert Haefs eingegangen. In diesem Wettbewerb wurde

 

Die Arbeit eines Phantombildzeichners war sowohl für die Bevölkerung als auch für die Medien von großem Interesse.

 

erstmals in Deutschland ein Forum geschaffen, in dem Nachwuchsautoren ihre Krimi-Kurzgeschichten präsentieren konnten. Die Preise überreichte während der Abendgala die Tatort-Kommissarin Ulrike Folkerts an Benjamin Marx aus Bad Mergentheim, Maria Luise Stübner aus Opfenbach und Kai Hensel aus Berlin. Als weiterer Wettbewerb für die Fachleute wurde eine so genannte „Krimi-Stoffbörse" angeboten. Autoren hatten hier die Möglichkeit, Redakteuren und Produzenten der Fernsehbranche ihre Filmideen für Krimistoffe zu präsentieren. So konnten Sende- und Produktionsfinnen neue Talente entdecken; Autorinnen und Autoren direkte Kontakte mit Entscheidern knüpfen. Über 30 Vertreter bekannter Fernsehanstalten und Produktionsfirmen wie beispielsweise von ZDF, der Westdeutschen Universum Film GmbH, der Polyphon Film- und Fernseh GmbH und viele andere nahmen dieses Präsentationsangebot der jungen Autoren wahr.

Für die vielen Hobby-Kommissare hatte der Südwestrundfunk als Medienpartner von Tatort Eifel im Rahmen des Publikumsprogramms einen Online-Krimi „Erbschaften" zum Mitknobeln, Mitschreiben und Mitgewinnen angeboten. Die Idee und Eingangsgeschichte stammte von Eifel-Krimiautor Jacques Berndorf. Viele Hobby-Kommissare sind dann in die Rolle der Ermittler Siggi Baumeister und Rodenstock geschlüpft, haben den Tatort, der naturgetreu im Schaufenster der Firma Minninger aufgebaut war, unter die Lupe genommen und mit Hilfe von Originalpolizeidokumenten ihre Lösung des Falles geschrieben. Besonders erfreulich war, dass auch ein Beitrag aus dem Landkreis Daun unter den Preisträgern war. So hat Katharina Hampe aus Daun, Schülerin der Berufsbildenden Schule Gerolstein, den zweiten Platz erreicht. Ihre Arbeit wurde im Rahmen einer Unterrichtsreihe zum Thema „Eifelkrimi" an der Berufsbildenden Schule (Berufsfachschule Wirtschaft) unter Begleitung der Fachlehrerin Madlene Steffes erstellt. Auch die „echte" Polizei des Landes Rheinland-Pfalz war mit interessanten Aktionen beim Tatort Eifel vertreten. Krimifreunde erhielten so einen Einblick in die wirkliche Polizeiarbeit, die häufig mit dem Krimi im Fernsehen oder Roman wenig gemeinsam hat. Das Echo auf Tatort Eifel war in der bundesweiten Presse überwältigend. Insbesondere der Südwestrundfunk (SWR) als Medienpartner hatte im Bereich Fernsehen und Hörfunk ausführlich in unterschiedlichen Magazinbeiträgen berichtet. Neben der Berichterstattung

Zum Abschluss von vier spannenden Tagen moderierte Bernd Schröder vom SWR die große Abendgala mit Ulrike Folkerts, Hannelore Hoger, den Preisträgern des 1. Deutschen Kurzkrimi-Preises und der Kölner Band ToHuWaBoHu.

 

war der SWR aber auch mit eigenen Veranstaltungen vertreten. So beispielsweise mit der Hörfunksendung SWR 2 - „Forum", eine Diskussionsveranstaltung live aus dem Forum Daun, mit dem SWR 4 - „Radio Trier" Mittagsmagazin, einer Diskussionsrunde in SWR l - „Leute" mit der Schauspielerin Ulrike Folkerts oder aber auch die Literatur- und Musikveranstaltung „Jailhouse Rock" aus der Eifel-Film-Bühne in Hillesheim. Darüber hinaus berichteten in Fernsehbeiträgen u.a. die ARD-Tagesthemen, das ZDF-Mittagsmagazin, die Deutsche Welle, das Belgische Fernsehen sowie viele private und öffentliche Hörfunkanstalten und die bundesweiten Printmedien von den Veranstaltungen in Daun. Daun und die Eifel konnten dabei auf ganz besondere Art bundesweit auf sich aufmerksam machen. Dies war nur Dank der finanziellen Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz und des Kultursommers möglich. Vor Ort haben die Kreissparkasse Daun, die Nürburg Quelle, die Bitburger Brauerei, die Initiative Region Trier, die WFG Daun, die Stadt und Verbandsgemeinde Daun durch ihr finanzielles Engagement mit dazu beigetragen, dass diese Veranstaltung überhaupt erst möglich wurde. Wegen des großen Erfolges ist vorgesehen, dieses Krimifestival künftig alle 2 Jahre in Daun zu veranstalten. Als nächster Termin von Tatort Eifel ist die Zeit vom 17. bis 21. September 2003 vorgesehen. Dann wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Tagung der internationalen Krimiorganisation eingebunden werden. Zwischen 40 und 50 Vertreter vieler nationaler Krimiorganisationen aus der ganzen Welt werden dann zu ihrer Fachtagung im Landkreis Daun erwartet. Bisherige Veranstaltungsorte dieser internationalen Tagung waren so bekannte Städte wie Barcelona, Toronto, Prag oder Wien.