Herzliebste Mutter

Brief des Auswanderers Michael Rodenkirch

Alois Mayer, Daun - Pützborn

Michael Rodenkirch (* 12.12. 1799), seine Frau Katharina Schäfer (* 20. 2.1803), beide aus Strohn, und sechs Kinder sowie mehrere andere Familien aus der Pfarrei Gillenfeld und benachbarten Dörfern, segelten am 24. September 1846 mit dem Schiff »Clinton« nach Nordamerika und siedelten in den Städten Kewaskum und Farmington im Staate Wisconsin. Noch heute zählt der Rodenkirch-Stamm zu den prominentesten Familien in Farmington. Er war ein guter und vorausplanender Landwirt, der sofort riesige Grundstücksparzellen aufkaufte. Michael Rodenkirch war einer der ersten Siedler des Dorfes St. Michael und gilt als dessen Gründer. Eines seiner Kinder hieß Hilarius (* 5.12.1827) und wurde Brückenbauer. Er heiratete 1851 Anna Maria Herriges aus Strohn (* 28.3.1832), mit der er sechs Kinder hatte. Vom Hilarius erzählt die Familiengeschichte bis heute: Zur Zeit des Bürgerkrieges kämpfte er mit dem Süden gegen den Norden. Eines Tages (1861) schickte er seiner Familie ein Stück Uniform nach Hause, auf dem geschrieben stand: »Ich liege im Sterben. Hilarius Rodenkirch.« Er kehrte aus dem Krieg nicht mehr lebend nach Hause zurück.

Eine weitere Rodenkirch Tochter, Maria Barbara (*17.3. 1835, Strohn) heiratete Jakob (* 7.4.1829, Gillenfeld), den Sohn von Theodor Thull (* 4.2.1793, Gillenfeld)

In den Zwischendecks der Überseedampfer erlebten die Auswanderer meist qualvolle Enge, schlechte Luft und primitive sanitäre und hygienische Gegebenheiten

 

und seiner Frau Maria Katharina Thomas (* 1.5.1801, Gillenfeld). Sie lebten auf der »Thull-Farm«. Eines Tages, als Maria Brot backte, zog das Aroma durch die Wälder. Wie überrascht und erschreckt war sie, als plötzlich ein Indianer, angelockt durch diesen Duft, in ihrem Haus erschien. Sie gab ihm alles, was er durch Zeichen forderte. Dann verließ er das Haus. Wenige Tage später wurde die Haustür aufgestoßen. Der gleiche Indianer stand wieder da und warf ein Hirschfell hinein als Dankeschön für das Brot. Bis heute leben noch Nachkommen der Thull-Familie in Farmington und Umgebung. Der immense Landbesitz der Rodenkirchs teilte sich im Laufe der kommenden Generationen immer mehr auf. Aber in dem ursprünglichen Bauernhaus der ersten Rodenkirch-Siedler in Farmington wohnten bis heute stets Mitglieder der Familie. Mit den Rodenkirchs wanderte ebenfalls die Familie Hubert Herriges (* 1774) mit seiner zweiten Frau Anna Maria Schneiders und acht Kindern nach Amerika aus. Sie siedelte ebenfalls in Kewaskum, in der Nähe der Familie Rodenkirch. Einige Kinder der beiden Familien heirateten untereinander. Hubert Herriges gilt als der Erbauer der ursprünglichen Kirche der St. Michaels Pfarrei. Seine Söhne, Matthias und Josef, wurden weithin bekannte Geschäftsmänner. Josef zog nach Boltonville und kaufte 1861 ein Eckgrundstück, auf dem er das Hotel »Washington Haus« und eine Gaststätte errichtete. Er war auch Schmied und betrieb ein Lastwagen-Reparatur- sowie ein Schmiedegeschäft. 1877 wurde er zum Postmeister ernannt.

Auch diese Familie weiß über ein tragisches Schicksal zu berichten: Margarethe Herriges wollte ihren Bruder Hubert über die Feiertage des Jahres 1904/05 besuchen. Dabei kam sie in dichtem Schneetreiben vom Wege ab und marschierte Richtung Sümpfe. Als sie vermisst wurde, setzte eine große Suche nach ihr ein. Man fand aber nur ihren Schal, und einige Wochen später ihren Körper in der Nähe des Mayer-Bauernhofes, sechs Meilen vom Haus ihres Bruders entfernt. Wahrscheinlich war sie sehr erschöpft gewesen, hatte sich an einen Baum gesetzt, um zu ruhen, und ist dabei erfroren. Ein jüngerer Herriges besaß eine Wirtschaft und eine Autowerkstatt in St. Michaels, die er 1991 an die Kirchengemeinde verkaufte. Diese riss alles ab und nutzt den Platz bis heute als Parkplatz. Aber einige Mitglieder der Familie Herriges leben noch in der Gegend ihrer Vorfahren (Informationen von Steven Baker, Director Kewaskum Public Library). Kurze Zeit nach seiner Niederlassung in Amerika schrieb Michael Rodenkirch nach Hause. Zwei dieser Briefe, die sich im Original im Besitz der Familie Stefan Himmes-Rodenkirch, Daun, befinden, stellen eine wertvolle Rarität dar. In ihnen beschreibt Michael in bildhafter Anschauung seine lange Überseereise, Gedanken und Empfindungen, schildert aber auch Erfahrungen, Hoffnungen und Sehnsüchte. Wegen seiner Originalität - auch bezüglich der Eifeler Sprach- und Ausdrucksweise eines vergangenen Jahrhunderts werden sie in gekürzter Form wiedergegeben. [Anmerkungen in eckigen Klammern vom Autor]

»Westkonsin Stadt [= Wisconsin] den 26ten Dezember 1846

Herzliebste Mutter, alle meine Geschwister, Schwäger, und Schwägerinnen, verwante, und bekante, meinen herzlichen Gruß an eich alle. Wir alle sind gottlob noch gesund, und wohl, ein gleiches wir von eich hoffen. Ich hoffe Sie werden doch jetzt mein Schreiben vom 22ten Oktober in Händen haben, und darin ersehn haben wo wir hin gekomen sind, wie es uns auf der Reise ergangen hat, Soltet ihr den Brief erhalten haben, so hoffe ich doch eine nachricht aufwege zu haben von eich. Ich will eich doch wieder eine kurze nachricht von der reise bemerken. Auswandern, welche nach Amerika Reisen, werden gewöhnlich vor die Hälfte, von Kochern bis Koblenz, von 10 Sg. [= Silbergroschen]. Sonst Kost noch so viel, von Koblenz bis Köln 20 Sg; von Köln bis Antwerpen auf der Eisenbahn 2 thaler, die Person über 10 oder 12 Jahr, darunter die Hälße, unter einem Jahrfrey, von Antwerben bis Neiyork [= New York] die großen Personen 80 und die kleinen 70 franken über die See von Neiyork ver-adkordieret [= buchen] eich auf ein Dampf Schief bis Al-bani, von da wieder bis Bufalo auf der Kolter oder Eisenbahn, von da wieder auf ein Dampf Schief bis Millewauke in Westkonsin, von Neiyork bis Albani, kost 4 Schiling oder 20 Sg. von Albani 5 bis 6 Do-lar bis Bufalo auf der Eisenbahn, von Bufalo bis Westkonsin auf das Dampf Schief 6 Dolar, auf jeder Stelle ver-adkordieret eich auf neue, klaubet nicht allen Deitschen Spietzbuben die als Makler fast über all atestdieren, das sind gewöhnlich Schlechte Menschen ... Wir haben auch verakort /= gebucht] bis Schikago, sind aber oberhalb Schikago auf den Michigan See in Millewauke ausgestiegen, 80 Meilen ober Schikago, und wohnen in Millewauke 40 Meilen Nord Estlich im Taun 12, Rensch 19, Sechsionen 13, [= Stadt 12, Range 19, Sektion 13] und sind hier ganz zufrieden, haben ein gutes und gesundes land, und es ist niemand der uns quält... wir haben doch schon eine gesunde Wohnung 20 bis 22 Fuß von Blöken, haben einen Wagen der kost 54 Dolar, ein Fahr Ochsen kosten 50 Dolar, eine Kuh kost 18 Dolar, Hüner und mehrere Hausthiere. Nächstes Jahr werde ich mir mehreres vieh anschaffen. Schafe werde ich auch anschaffen, weil ich gute Weidstellen darzu haben, das Vieh geht noch jetzt Tag und Nacht im Wald und Nährt sich selbst, wen es nach Hauße körnt, dan gibt man ihnen eine Hand voll Saltz, den Kühen etwas Mehl faust mit Salz, das Salz ist hier nicht theier, die Thone kost 12 Schiling, oder 2 Thaler Preißisch, und weith [= wiegt] beynah 300 Pfund, und ist ganz fein und Scharf, 8 Schilling ist ein Dolar oder WO Cens, der fünffranken Thaler hat hier 94 Cens, 20francsstück sind 3 Dolar, 84 Cens, die 10 Guldenstück sind 4 Dolar, Preißisch geld ist hier nicht gut, wer nach körnt der Wechsel sein Geld in Gold, wer viel hat, oder gute Pariser Wechsel, an ein gutes Hauß in Neiyork die Wechsel die ich bey mir hatte, war gut, in Neyork ließ ich die deponieren, und ging damit 1600 Meilen weiter, bis Millewauke, da habe ich sie an ein Bankiye [= Bankier] verkauft, ohne verlust, die ändern Wechsel welche ich von Ko-blentz nach Antwerben hatte, habe ich richtig erhalten. Ich habe mir hier 8 mal 80 Acker [= acres, = Morgen] angekauft, die an einander liegen, und machen ein Sechsion aus, die kosten 800 Dolar, nach berechnung sind es 1080 Morgen, Preißisch, der an Kauf ist sehr billig, aber die reise kostet sehr viel, bis Neuyork rechne ich die Person 50 Thaler, bis hirhin 100 Thaler mit kost, die Großen, die kleinen die Hälße, wen den noch sich 40 Acker ankaufen kann, kann gut leben, den hier kan man Sich auf 40 Acker besser durchbringen wie in Deutschland, hier Wechst alles was man Pflanzet, felsen Berge sind nicht hier. Wer aber ungebautes Land ankauft, der muss sich ein Jahr aus der Tasche beköstigen, das kostet viel, die Reise über die See dauert 52 Tag, mit Sturm und Wellen, ging aber gottlob noch gut, durch Amerika bis hihin dauert die Reise 18 Tag, in Millewauke waren wir 3 Wochen, bis wir uns Land angekauft hatten, wer die Reise machen wiel, der verwahre sein Geld Sorgfältig, bei uns waren Leite von Brohl, auf dem Maifeld denen ist in Albani 2200 Thaler gestohlen worden, solches Elend war groß, ich weiß noch nicht ob sie etwas wieder erhalten haben, sie kanten nicht Weiterreisen, die Reise kostet alle Tag Geld, und Mehrer andere hat man gehört, die bestohlen worden sind. Hier im Walde hört man nichts von Dieberey, fast keiner hat ein Schloß auf der Thier [= Tür], kein wildes Thier ist hier, das Menschen und viehe Schaden thut, kein Wolf, keine Schlange, habe ich noch gesehen, und nichts gehört, die Wald Thieren die hier Sind, Vixe und Däxse [= Füchse und Dachse], Hirsche, Rohe, Hasen, Feld, und Wald-hüner, und sonstige vögel, von Pflanzen und Kreidern [= Krautern] sind Hier, Erdbein, Ambern, Kroschlen heken, Waldbramlen [= Erdbeeren, Himbeeren, Stachelbeerhecken, Heidelbeeren], Wilde wein Reben finde ich hier, auf meinem ganzen Lande .. und viele Wald-Kreider sind hier, wo das vieh sich von nehrt, Holzarten sind viele, 2 arten Hucker Holz welche ich über die hälfte habe, 4 arten Eichen Holtz, große Schwere Linden, Nussbäume, Roth artiges Holz. Eisen Holz, das wird so hard wen es dor [= dürr, trocken] ist, das kein eisner nagel mehr darin geht, Buchen Holz habe ich wenig. Eschen ist unser Bren holz das haut sich gut, die umfall-ne Eschenbäume Schleifen wir mit den Ochsen an das Hauß, zum verbrennen, Lerchen Bäume habe ich vielle von ungeheuer große, die man fast im Walde nicht gehen kann. Meine größte freude ist es im Walde Her um zu sehen wo ich Bäume Sehen, die bis 40 = 50 Fuß lang eine Dike ohne äst, und wunder Schön sind, Ich habe noch lange nicht alle Stellen meines Landes gesehen, meine Kinder brauchen nicht in langer zeit zu theilen, Sie könen die besten Wohnstellen aussuchen, und Losen wo jedes Wohnen soll, Kindes-Kinder brauchen nicht mehr Martini zuförch-ten, wegen Termin Zahlung vom Land ankauf [11.11. = Martinstag = Ablieferung von Pachten und Zinsen], alle Lieben sich unter einander und Sehen das sie genug haben werden, Ich kan auch hier noch ein guter alter Tag haben, welchen ich in Deitschland nicht haben kante. Wier leben hier ganz gut, den fast jeden tag wird 3 mahl fleisch gegessen, auser freitags, und die übrichen abstinenz tage, dan Essen wir keins, Weises Brod wie die Wittlicher Weck Essen wir alle Tag. Die Früchten haben hier eine weid besser Natur wie in Deitschland. Liebe Mutter wen ihr noch am Leben seid, werdet ihr hier, ich glaubte nicht das ihr wieder in Deitschland waltet, und ihr alle meine Geschwister ich mögte eich alle hir her Wünschen wen ich wüßte das ihr meine Zufriedenheit hättet, wie ich sie hier habe, mir war die Reise noch niemals leid, ich hatte noch immer einen guten Muth, mir alle wünschen uns nicht mehr in Deitschland, vor da zu Wohnen uns zu bleiben. Ich habe schon oft die 2 Kleinsten gefragt, ob sie nicht mehr nach Hauß wollen, sie Sagen immer Nein, vor tausend Thaler nicht, Sie wünschen sich immer die Nachbars Kinder, des Mathias Scheidweiler, bey sich zu haben, und wir alle wünschten, dass ihr alle, Geschwister, Schwäger und Schwägerinnen, und alle unsere anverwanten einige Tage bey uns wärret, oder so lang ihr kantet abweichen, ich wolte eich gern traktiren, wen es mich auch 50 Thaler kostet das würde meine größte Frei-de sein, aber es ist nicht. Ich kann eich auch nicht hihin rufen, bis ihr von Gott dazu berufen werdet, den die reise ist schwierig besonders mit kleinen Kindern, wer die reise machen will, der muss einen festen entschluss behalten und muss denken besser ein kurze Zeit etwas gequählt als immer, ich bedaure eich alle im Elende. Hier geht es auch ein pahr Jahre nicht nach wünsch und vielen, darnach geht es besser, und man Sieht, das es wieder voran geht, Ich habe hier im Stahte sehr vielle gesprochen, die ein pahr Jahr hier sind, und haben jetzt genuch, und wünschen sich mit nichten nicht mehr in Deitschland zurück der mensch hat hier wenigstens ein besseres Leben, das fleisch ist hier nicht theuer, und es wird fast in gantz Amerika des Tages 3 mal fleisch gegessen, die bis 2 oder 3 Jahre hier Sind haben eine menge Schweine die fast das gantze Jahr im Walde ihre Nahrung nehmen, dass Rindvieh wird auch im Walde fed, was kein abzug hat, das vieh kostet nicht viel miehe, es wird hier nicht im Stalle gefüttert wie in Deitschland, es ist hier mit alles anders als bey eich, alles Geschirr ist hier theuer, es ist aber auch gut, bringt nur eine Arse mit vor über weges zu brauchen, die Ajcse in Deitschland sind nichts werth. Hier gibt es gute, Ketten bringet keine mit, Hier sind bessere, Blechgeschirr bringet auch wenig, den hier ist es genug, über die See ist ein Eisner Top und ein Diegel das beste zum Kochen, das blech geschier hält nicht, Zwey back [= Zwieback] macht eich Selbst, ein guten Korn, vor über die See, Hafer mehl und Weitzen Mehl, nehmet vill mit, Kar-tuflen [= Kartoffeln] wenn ihr sie haben könt, sind das beste gemüß, Schweinen Schinken, und Butter Bradenwein[= Branntwein] ein Fässgen Wein, wer es thun kan, ge-wiertz, Kaffe, Zuker und alles was ihr gelisten möget nehmet mit, auf die See, den da bekomt man vor kein Geld mehr etwas, da Sieht man nichts mehr als Himmel und Wasser, über 4000 Meilen lauter Wasser, wer in den Wald gehen will der bringe sich viel Schuh und Stübeln, den hier ist das Leder Schlecht, und starke Kleider, linen und Hemer [= Hemden], könt ihr genuch über Wegens und hier kaufen, bringet nicht viel geschirr mit, den es tauget alles nichts, hier gibt es gutes, Geld ist das beste, was ihr mitbringen könnt, Waffel und Kuchenpan bringet mit, Ledige leide können sich in Amerika viel verdienen, und werden bald mehr vermögen haben als sie von ihren Eltern Erben, in Deitschland, wenn sie nur hier wären, Jungellen und Mädger die soviel haben das Sie die Reise über die See machen können, Sollen sich nicht in Deitschland ins Elend wieder Setzen, sondern in Amerika ein par Jahr einen Fröhlichen Dinst leisten, dan könen sie sich ein gutes Stück land einkaufen, und haben vermögen sich zu Ernähren, und besonders war sich hier gut beträgt, derßndet unterhalt über all. Ich klaube das alle diejenigen die nach Amerika über gehen, Sind von Gott dazu angetrieben, und Gott viel Sie Geliklich haben, und aus der Sklaverei befreien ... Mit uns geht es jetzt noch mit der Kirche Schlecht, werden uns aber Nächstes Jahr ein Bauen, und auch eine Schule... Wir müssen jetz noch wen wir nicht weit gehen wollen unser Gebeth und andacht in unsern Heisern verrichten, das Evangelium und den Unterichtfinden wir in unsern Büchern, und müssen uns damit beknügen, Wir wohnen hier jeder auf seinem Eigenthum, welches mir Sehr gut gefält, die Wohnheiser Sind unterschidlich von ein ander 400 - 500 - 600 -1000 bis 2000 Schrit, wohnen wir von einander, an meinem nächsten Nachbahr, Tüll von Gillenfeld habe ich ungefähr 500 Schrit, an ein ander Krensend wohnen hier Joh. Schneider, Keller, Junk, Herges von Strohn, Tüll, Theisch und Humes von Gillenfeld [= Theis und Hom-mes], Tüllen von Strotzbüsch, Rodermund von Niederscheidweiler und ein gewießer katholischer Bucheker aus der Schweitz, und mehren Engländer, auch Lutherischen, Sind alle Liebreich durch ein ander, und besuchen uns oft durch ein ander. Ich mögte eich gerne ein Geschenk, von dem überßus meines Holzes, mit theilen, es tut mir in meinem Herzen weh, wen ich die großen Holzhaufen brennen Sehe, und denken, das bey eich der Mangel so groß ist, Meiner Frau gehen oft die Trännen aus wen es das ville Holz an Sieht, und kann es eich nicht mit theilen, alles Holz was wir nicht brauchen, vor das Land zu zu machen wird ver-brant... das vieh geht Tag und Nacht darin weiden, und es brauch kein Hirtt, im Herbste und Sommer, auch im Winter geht es in den Wald, auch ohne Hirt, dem Vieh hangt man große Bellen [= Glocken] an, und man hört sie über eine Meile weit, Deitschland kan nicht mehr mehr solche genüße geben, den es ist dort überall zu viel beschrenktes Eigenthum, Hier hat der Mensch Raum, und kan sich bald sein vort kommen Sehen, die Arbeit des holzes und das Land urbahr zu machen ist nicht so schwehr, als ich mir Sie vor gestellt hatte...das Vieh hat fast das ganze Jahr seine Ruhstellen unter den Bäumen, wie im Sommer bey eich, Ich habe mir etwas aufdach vor das vieh gemacht, und wir sind gequält wen wir es auch im Schlechsten Wetter darin haben wollen, es liegt lieber im Freien, Das vieh wird hier nicht angebunden, die Ochsen werden auch nicht wie bey eich um die Hörner mit Rimen gejocht... die Sänsen sind schmaller, aber fast noch ein mahl so lang wie bey eich, werden nicht geklobt, sondern geschliefen, und es geht gut, Wer den nun nach Amerika reisen will, der mache das er über all an den Schiffen, und an der Eisenbahn allezeit zu der zeit gegenwärtig seyd, den sie halten nicht eine Minute lenger, als bestimmt ist, und sind wie ein Schuß vort, in den Stätten machet das ihr bey ein ander bleibt,... wer die Reise macht, wird Gottes allmacht sehen, und sehen das nichts unmöglich ist, ich kan eich die reise noch nicht den 20ten Theil beschreiben, wier haben im ganzen bis hihin 75 Tag gereist, ich zähle aber die Tag nicht die wir uns aufgehalten haben, die weiß ich nicht gerad mehr, zu Hause meinte man England wäre aus der Welt, der 5te Reise Tag wahren wir Schon gegen England, den Wten Uten waren wir Schon längst England, Irland, und Schottland, oder klärlicher, von Hause am Iten Tag bis Koblenz, den 2ten bis Köln, den 3ten bis Anwerben, längst Holand durch Belligen, 4ten Reise Tag waren wir Schon gegen England, Rechts und Links, gegen Frankreich, den Wten waren wir schon längst England, und seine an-gekränzten Länder, Schottland, und Irland, jezt kamen wir auf die hohe See, so schnell geht die Reise, auf diesem Großen Welt mehr waren wir bis den 55ten Reise Tag, die 10 lezten Tag reisten wir Schon an der Rechten Seite, oder Nördlich, längst Amerika und kamen nun an der Irdischen Welt Himel Neijork mit seinem Schönen Hafen, wir waren nun fast alle abgemathet, die Ersten Schritte die ich wieder aufs festern lande that, meinte ich wäre noch auf dem Schwankenten Schieffe, und kante nicht wohl gehen, Hier hielten wir uns einen Tag auf, und hatten wieder zu Essen was uns gellsten mag, der fetten Kost welche in Amerika gereicht wird, will sich nun mit dem abgematteten Pilger nicht vereinigen, und fast jeder bekamt nun das abführen eine zeit-lang, biß nach und nach fänden sich wieder Kräßen, die folgende Nacht reisten wir 45 Meilen mit einem Dampf Schieffbis Albani auf einem See Hafen, und so weiter wie ich schon gemeldet habe, die Reise dauert biß Milewauke 17 tag, und von da bis hiehin ist es zu Fuß 2 Tag und mit der Fuhr beladen 3 Tag, auf der See wird nicht geankert, den es geht Tag und immer fort, auch in der dunkelsten Nacht, der Kompaß muss Sie immer führen, die wellen Schlugen manchmal in uns Schieff, welches 15 Fuß über dem Wasser hoch war, es ging auch manchmahl so Schief, das man nicht ohne angehalten gehen konte, wie es aber Schiefer geht, wie es Schneller geht, Es geht manchmahl in der Meile 8 - 10 - bis 12 Meilen, und noch mehr beym Schweren Sturm winden, müssen die Sägel thücher ab-genohmen werden, Sturm winde Schlugen manchmal die Schieffe fast auf sie Seite, aber ein Schiff bleibt wie ein Ey immer auf dem Wasser der Schwere last welcher unten im Schieffe ist, zieht es immer wieder aufwärts, in den Ersten Stürmen waren wir etwas ängstlich, nachher machten wir uns nichts mehr daraus Alle wie wir nun hier wohnen ist niemand gestorben, auch die welche vor uns von Gillenfeld, und aus der ganzen umgegend, sind glücklich alle über, wo sie aber alle sind weiß ich nicht, Joseph Streit ist nach Schikago 120 Meilen von uns, nächsten Somer will ich ihn besuchen, auch der Lui, von Oberscheidweiler, ist auch da, der wird sich bald ein Schönes vermögen verdient haben, Wen Familigen in Amerika körnen, können eins oder 2 in einen Dienst gehen lassen, können gut in einem Jahr 80 aker ersparen welche man auf ein Jahr kle-men kann [= to claim = abstecken], an der Regierung, auch 2 mal 80 kan man klemen, kan mans nun am Ende des Jahres nicht bezahlen so kann wieder ein anderer aus der Familige, der 21 Jahr alt ist, klemen, diese Versicherung kost 12 Schielling, oder 2 Thaler Preißisch vor den Schein, so lang es geklemt ist kostet keine Steuer, so kan jeder gleich sich Land nehmen, und kost nicht einen Wort Wechsel, man kan auf der Karte nur mit dem Finger zu zeigen, was noch nicht fort ist, und dan saget man seinen Namen, und es wird einem zugeschrieben, dan kan man Sagen, Kauf oder Klem, es ist ihnen eins, um den Breiß wird nichts geredet, der Steht fest, den aker zu 10 Schilling, das thut die Preißische Rüde nicht gerad 2 und einen halben Pfenig, auch kann man Sich land Lehnen, von denen die viel angekauft haben, sehr billig, über ein Jahr kost der aker nur 8 Schilling heist es fest, und es ist dieses Jahr aufstellen gescheen, es sindjezt 10 jähr das das Erste Land in diesem Städte verkauft wurde, da ward fest gesezt, was nach 10 Jahren noch da war kost nur 8 Schilling, es lieget noch über all Land, wer schon angesiedelt ist, was nicht so gut ist, wie das andere, das wird nun billiger verlassen werden, Später wird das Schlechte noch billiger, oder es wird am Ende verschenkt, jedes bekamt ein Eigenthume, hier im Städte, sind noch große Stre-ken wo niemand wohnt, und es geht von uns kein Weg weiter, in der Zeitung hies es, es wären noch in diesem Stadt 22 Millionen aker zu verkaufen.

Ich muss wieder zurück denken, können an die Reise, wen ich an die entfernung von eich bis hihin so Stehhen mir die gedanken Still, eine entfernung, von ungefähr 7000 Meilen, were die Reise zu Fuß oder über äks [= per Achse = mit einem Wagen] geschehen kann, so kante ein Kind bis in das höchste alter nicht hihin körnen, doch Sind die Himels Körper mir ganz wie zu Hause, die Sonne, der Mond, die kenbaren Sterne, alles ist mir das nämliche wie bey eich alles, Sagt aber der tag hätte 6 Stunden Später seinen anfang, bey uns, wie bey eich, auf der See haben die Taschen uhren es auch alle angezeigt. ... Das Klehma [= Klima] ist mir auch das nämliche wie bey eich, es ist mir als wäre die Luft noch Reiner und Gesünder, wie bey eich, Sie Sonn Scheint mir aberjezt doch etwas nächster wie bey eich, man hört hier in der gegend, wo wier wohnen, von keinen krankheiten, auch das vieh hat eine weit festere natur, wie bey eich, man sieht fast kein Stück vieh was vermagert ist, die Schweine sind das ganze Jahr fast allefet, das Fleisch hat eine weit fettere Natur als wie bey eich, die Schweine werden hier nicht mit Kartufeln gefiltert, wie bey eich, Welsch körn [= Buchweizen] oder Maiß wird ihnen Drocken gegeben, im Herbst, wer siefet haben will, dan etwas zu saufen, den Sommer durch bekommen sie nur zu saufen, wen es viel Ecker gibt werden sie daran fet, Flaschen wachsen hier überall, Sie werden in die Maiß felder gesetzt, und wachsen über 12 Fuß lang über die Erde, und vielle werden so dick, und Schwer das man sie kaum tragen kan, die Schweine fressen sie sehr gern, und das Rind Vieh wird im Herbst damit fet gemacht. Ich habe mir ein Schwein gekauft, das war nicht mehr wie ein Jahr alt, weiht [= to weight = wiegen] 266 Pf. und es ist lauter fet, nach unserm Geld ist es 3 Cent das Pfund, nach ihrem Geld kostet das Pfund 161/2 Pfdnnig ich habe mir auch eine fette Kuh und ein Viertheil von einem Schweren Ochsen geschlachtet, das kost aber nicht viel das Pfund, Ich will vorjezt mein Schreiben Schließen und hoffe Ihr werdet mir alle nachrichten so weit ihr könt berichtigen, besonders wie es mit eich allen, Mutter, Schwiester, Schwäger und Schwägerinnen, besonders mein Bruder Johann, wie es mit dir ist, und mit meiner Schwester Barbara, Seinem kranken Kinde ist, Theilet meinem Schwäger Peter Tüllen, und Gerhard Schäfer bald nachricht, auch allen unsern freinden wo sie immer Sind, dem Hoch Herren Pastor, dem Wohl-Herren Bürgermeister und allen die ich im vorigen Schreiben gemeldet habe. Ich grüße eich alle so viel mahl, als Wasser Tropfen zwischend uns und eich Sind, grüßet mir auch Mathias Schmitz von Pantenburg,

Wir sind eirer alle Tag eingedenk, in unserem gebeth, bethet auch vor uns, Bleibet im Glauben, im Hoffen, im Lieben, Gott und eiren Pflichten getrei, und wir wünschen eich allen ein Glückseliges Neies Jahr, und alles was ich mir selbst wünschen kan.

Grüßt mir auch alle meine Nachbaren, Peter Schladwei-ler und seine Ehefrau, Peter Sartoris und sein ganzens haus, den Herren Schulehrer, und sein ganzes Haus, alle meine Patten und Gatten, und alle mit Glieder der Gemeinde Strohn, grüße ich alle wie oben. Saget dem Matheis Schladweiler es thun mir die Stüker nicht leid die ich verlassen habe, aber die Freinde, hier habe ich nur ein Stück darin kann ich mir die Felder machen, wie ich will, groß und klein - Gruß wie oben Rodenkirch.

Sind noch wo der Kranz ist 5 Indianner Hitten die Leben vom wild, sie winnen und Pflanzen nichts, sie kleiden sich mit Pälz heiden [= Pelzhäute] , und wollne Schurzen, die sie kaufen, oder geschenkt bekamen, Sie verkaufen viel Hirsch, und Röhfleisch, und jeder hat fast sein Pferd zum Reiden, sie Sind Menschen wie wir, etwas färbig, Sie thun niemand etwas, sind aber mehrmals gekomen, und sagten Gieb mir Söm [= giv me some = gib mir etwas] wen sie aber nichts bekamen dan körnen Sie nicht mehr, die erste Zeitförchten sich unsere Leite Sehr, und sind vill erschraken, jezt nicht mehr. Ich bin gleich zu ihnen in ihre Hitten gegangen, nahm mir ein Doppeides gewehr mit einer Hanknet [= Bajonet] mit, Sie förchteten sehr, und waren Sehr liebevol, ihr lager war auf der blatten Erde, und kein Bettzeig sieht man, ihre Hitten sind von gebogenen

 

Archiv: Alois Mayer Zahlreiche Agenturen, hier Firma Geilhausen, Koblenz, bemühten sich in dem lukrativen Geschäft, Auswanderer nach Übersee zu transportieren. Mit zu ihrer Werbestrategie zählten die Veröffentlichungen von Dankesbriefen und »Attesten«, die zum Teil vorformuliert waren und nur mehr unterschrieben zu werden brauchten, hier von Matthias Buchholz aus Niederstadtfeld.

Ästen sie sind gebogen an beiden Enden in die Erde einsteken und darüber haben Sie von Schienzelen [= Schilf] die bey eich in der Bach wachsen, fest an ein ander eingeringelt das Dach, wenn Sie fort an, auf eine andere Stelle zihen, so rollen sie dieses dach zu Samen, und binden es mit Lund Seil zusamen, von Lund nähen sie ihre Kleider zu Samen, ihre Schue sind von Pelz werk um die Füße gebunden, Hönnig suchen sie auch vill im Busch, und man findet Beime wo ich behaubtet habe, das sie eine Ohme [= Ohme = preußische Maßeinheit] genohmen haben, wir haben Schon Selbst etwas gefunden, und so sind die, nachrichten die ich eich noch jezt berichtigen kan, Ich wolte, das ihr alle hier bey mir wäret, Einige Meilen von hier würde ich eich Land genug finden, noch jeztan mir Westlich liegt noch Land, es ist das beste gerade nicht, in Deitschland wäre man aber herzlich froh damit, dan würde doch gewiß der Holz mangel bey eich nicht mehr sein, klein gebüsch ist wenig auf der Erde, es ist alles Hochwald, wen den nun eins oder mehrere von eich meiner Geschwister körnen könt, so bin ich euch hier ein guter Freind, Suchet mich, suchet mich ohne auf-enthalt, hier könt ihr aus ruhen, es mus aber einen festen entschlus seyn, vorwürfe will ich nicht, was ich eich geschrieben habe, ist alles meine überzeigung, und ihr braucht nicht zu denken, das die Brief verändert werden, den wo die Briefe zu sammen körnen, am Mehr vor über zu gehen, da körnen sie wie die Sehne ßocken bei ein ander, und wie vill Schreiber Meister sie haben davor [will sagen, dass niemand am Hafen ist sitzt, um die viele Post zu lesen oder zu verfälschen]. Ihr sollet jezt unsre Kinder sehen, vom Kroßen bis zum kleinsten, sie Sind vill gewachsen, und sind stark, und sie sind hier alle Tage unter meinen Augen, und ich sehe Wohlgefallen an ihnen, und sie befolgen meine orte und sie sind gantz zu frieden und lieben sich sehr, die 2 Kleinsten verlangten oft nach den Spiel Kemarrathen [= Spielkameraden], unseren Geschwistern Patten und Göt-ten, und allen in Görgen haus, sie sagen oft Görgen Ohm, und dem Nikolaus, und von allen darin, Johann Joseph wollt oft daß sein Path hier wäre, und dem Mathias auch sein Path, dem Ketten Gott, Sie grüßen eich mit einem kuss alle beieinander, Viele Schrekenberger wurden uns zu hause vorgeschwatzt, von wilden Menschen, und Wilden Thieren. Ich hatte mir 2 Dopelde gewehr, und ein Dopeid Pistol, in Antwerben gekauft, ein Gewehr hat noch ein Banknet, die nach dem Schuß wen gefahr sein soll, beym anschlug der linken Hand mit einem Federsprung aufspringet, dan kan man sich wieder wehren, aber hier brauch man nichts vor zu wehren, es ist nichts was gefahr ist, es müsse ein fauler Baum bey Windsturm über einenfallen, darvor ist Gott, und der Schutzengel zum Schutz... Ich muß eich noch bemerken, das man hier Menschen antrieft aus allen /ändern, Europa, Irländer, Engelländer, Schottländer, Holländer, Bällieger [= Belgier] oder Brabanten, Frankenreich, Österreich, aus der Schweitz, aus allen Brovinzen Preusen, bis an die Grenzen Russland, aus Norwegen, und Hanover, Wittenberger und Nassauer und denen ankren-zenden Fürstentümern, und aus dem Rhein Lande bey Köln, und sehr vielle aus dem Ober Kreise Daun Prüm, vom Oberrein bey Straßburg, von dem Hundsrück und vielle aus der gegend von Sarlui und Sarbrücken, und aus dem Trieren Land.

Grüßet mir Johann Nikolaus Schäfer, und seine Haussge-nossenen, Grüßet den Herren Josef Müller von all. Ich muß eich noch etwas von der Sprache melden, man kan bald sich so vill darin helfen, die Zahlen werden mit den nämlichen Ziefern 1-2-3-4-5-6-7-8-9-0 geschrieben, wie bei eich, die aussprach aber ist anders, die können unsre Kleinen schon Sprechen, das Geld heist hier Hansatht, wen man nur die münzen bis kent, dan kan man alles kaufen und verkaufen, Holz heist Wuth [= wood], fleisch heist mieth [= meet] und so weiter. Ich danke dem Herren Pastor vor die Brödigbücher [= Predigtbücher] die er mir lies zu körnen, Ich und alle meine Hausgenossen haben darin einen großen Wohlgefallen, und könen uns jeden Sonntag, und Feiertag vill darin erbauen, bey dennen hier wohneten Engelländern, ist der gebrauch von Samstag Mittag an, nichts mehr zu thun, wier könen uns auch hier früher zum Sontag vorbereiten, wen es abend ist, dan haben wir nicht so viel Häußliche ge~ Schäften, wie zu Hauße mehr zu thun, wir setzen uns um unsern warmen Ofen, und es wird vom vergangenen und gegenwärtigem gesprochen, und aus unseren Schönen Büchern vorgelesen, oder Unterricht gehalten, Hier kan man sich besser vor Zeit und Ewigkeit zu bereiten wie dort, hier körnen wir nicht Täglich ville Argernüsse vor, wie dort, hier brauch ich nicht zu denken, das durch mich oder die meinigen eine Feiersbrunst geschehen kante, und damit villen Schaden thun könnte, hier brauch ich nicht zu hören, das die meinigen bald hier bald dort einen Schaden getahn haben Solten, hier kan ich mich auch nicht so leicht gegen meine vorgesetzten verstohlen wie dort:

Ich grüß eich hundert Tausen mahl, und bin eiren aufrichtigen Bruder, und ich bin alle Tage in meinen gedanken bey eich

Michel Rodenkirch