Aus der Eifel in das Land der Maya

Eine Auswanderungsgeschichte

Johann Baptist Hölzern, Heyroth

Carola hatte mit 26 Jahren eine abgeschlossene Lehre als Bankkauffrau und als Metzgerei-Fachverkäuferin absolviert. Werner besaß mit 29 Jahren den Meisterbrief als Metzger. Doch plötzlich fragten sie sich, ob es nicht interessanter wäre, sich für einige Zeit den »Wind der weiten Welt« um die Nase wehen zu lassen. Da es schon lange Werners Traum war, als Tauchlehrer zu arbeiten, kam aus diesem Grund nur ein subtropisches Land am Meer in Frage. Um das genaue Ziel zu bestimmen, starteten die beiden im Januar 1995 zu einer Erkundigungsreise in die Karibik.

Ihr erstes Ziel war Curacao (Niederländische Antillen).

Nachdem sie dort ausführliche Informationen gesammelt hatten, stand fest, dass auf Grund der vielen Schwierigkeiten zur Beschaffung einer Arbeitsgenehmigung Curacao nicht in Frage kam. Das zweite Ziel hieß Costa Rica (Pazific-Küste). Dort war es zwar sehr schön, doch leider auch sehr einsam und touristenarm. Also ging es weiter nach Cancun, einer Stadt auf der Halbinsel Yucatan am östlichen Ende von Mexiko. Dieser Ort sagte beiden am besten zu. Auch die Bemühungen um eine Arbeitsstelle erwiesen sich als sehr aussichtsreich. Außerdem entsprach das Klima und das »postkartenfarbene« türkisblaue und sehr saubere

Carolas und Werners neu erbautes Haus in Playa del Carmen

Meer genau ihren Vorstellungen. Es war eine moderne Stadt mit wunderschönen Stranden, die viele Touristen von nah und fern anlockten. Etwas weiter im Landesinneren konnte man die alten Stätten der Mayas besuchen und das ursprüngliche Mexiko erleben.

Beide waren auf Anhieb begeistert. Trotzdem entschlossen sie sich, auch das letzte Ziel, die Bahamas, noch anzufliegen. Doch verschiedene Schwierigkeiten auf dieser Insel führten dazu, dass sich Carola und Werner für Cancun entschieden.

Ende März 1995 flog Werner dann voraus. Nachdem er eine Arbeitsstelle und eine Wohnung gefunden hatte, folgte Carola ihm im Juni 1995.

Dort angekommen besuchte sie zunächst eine Sprachenschule für Spanisch, denn ohne das Erlernen der Landessprache würde die Arbeitssuche sehr schwierig sein. Im Januar 1996 begann sie für eine kleine österreichische Reisegesellschaft zu arbeiten und wechselte dann im Dezember des gleichen Jahres zum größten österreichischen Reiseunternehmen vor Ort, für das sie nun die Leitung der Agentur und die Gästebetreuung übernahm. Zwei Jahre lang fuhr Carola täglich 70 Kilometer von Cancun zur Arbeitsstelle in Playa

 

Pyramide von Chichen Itza, 120 km von der Stadt Cancun entfernt

del Carmen. Hauptsächlich aus diesem Grund entschlossen sich beide, dort ein Haus zu bauen. Es wurde während Werners ständiger Anwesenheit und Mithilfe in vollkommener Handarbeit erbaut. Sie konnten bereits 8 Monate später einziehen. Im Oktober kam dann ihr Sohn Christian zur Welt. Schon nach wenigen Wochen konnte Carola wieder arbeiten gehen, da der Kleine von einer mexikanischen Frau betreut wurde, welche schon seit der Anfangszeit in Cancun bei ihnen arbeitete.

2001 wurde dann jedoch das Reiseunternehmen an die Deutsche TUI verkauft. Wegen der steigenden Preisentwicklung waren die Buchungen schon seit 2 Jahren stetig gesunken. Während 1997 noch 400 Touristen alle 14 Tage kamen, waren es 2001 nur noch 40.

Auf Grund dieser Entwicklung waren ihre Arbeitsplätze langfristig mehr als unsicher. Daher entschlossen sich Carola und Werner, doch nach Deutschland zurückzukehren. So verkauften sie ihr mit viel Liebe erbautes und fast noch »taufrisches« Haus und traten im Juni 2001 mit 13 Koffern und einem Kind wieder die Heimreise nach Deutschland an.

Mit viel familiärer Hilfe und noch mehr eigener Energie haben sie sich mittlerweile auch hier wieder eine sichere Existenz aufgebaut.

Postkarten-Ansicht von der Insel Yucatan/Mexico. Im Hintergrund die Stadt Cancun.