Auswanderer - von Not getrieben

Die Völkerwanderung begann

vor zwei-, dreitausend Jahren.

Da nannte die Bewegung man

Auswand'rung nicht, doch die fing an

mit ganzen Völkerscharen.

Es kam auch vor, dass unterlag ein Volk und ward vertrieben;

Eroberer gern ohne Frag'

man flieht noch bis zum heut'gen Tag,

so ist's bis jetzt geblieben.

Die schiere Not treibt Menschen an,

die Heimat zu verlassen,

auch Politik: wenn er nicht kann

so leben, wie es will ein Mann,

lernt er die Heimat hassen.

Früh auch aus Glaubensgründen schied

man aus dem Heimatlande,

weil alte Gleise man vermied,

in freie Denkrichtung geriet

und sich dazu bekannte.

Korrupte Landesfürsten gar

verkauften Landeskinder,

der Ehre, des Gewissens bar

in fremde Kriege Jahr für Jahr

als üble Menschenschinder.

Familien später übers Meer

schifften in fremde Lande,

oft in ein Schicksal, das zu schwer,

und viele sah'n sie niemals mehr,

sie ruh'n im Meeressande.

War es der freie Wandertrieb,

der den Germanen eigen?

Wohl meisten falls es dabei blieb,

dass nackte Not die Menschen trieb,

ließ Völker Flagge zeigen!

Gertrud Knobloch, Berg