Besuch aus Brasilien

Oskar Heck, Mehren

Im Juli 2001 erhielt ich vom Verkehrsbüro Reil an der Mosel die Nachricht, dass dort ein Brief von Herrn Edmundo Heidrich aus Florianopolis im Bezirk Santa Catalina in Südbrasilien angekommen wäre. Dieser Herr Heidrich war auf der Suche nach Verwandten der Familien Natorf, Heck und Müller aus Reil, welche 1844 und den Folgejahren nach Südbrasilien ausgewandert waren. Es kam ein Briefverkehr zustande, und es wurde mir mitgeteilt, dass Herr Edmundo Heidrich uns im Juni 2002 besuchen wolle. Am 11.6. habe ich ihn am Flughafen Frankfurt abgeholt und war überwältigt von der großen Sehnsucht, die ein 77-Jähriger haben musste, um die Nachkommen seiner Vorfahren und deren ehemalige Heimat kennen zu lernen. Am Tage nach seiner Ankunft haben wir dann eifrig Ahnenforschung betrieben und dabei festgestellt, dass seine Urgroßmutter und meine Urgroßmutter Schwestern waren. Selbst bin ich ja auch ein Auswanderer, wenn auch nur von der schönen Mosel in die nicht minder schöne Eifel, und so habe ich mich bemüht, ihm den Besuch der Heimat seiner Vorfahren zu einem Erlebnis werden zu lassen. Wir haben mehrmals Reil besucht und das Moseltal bis Cochem. Ein Tagesbesuch führte uns nach Bacharach am Rhein, weil dessen Vorfahren väterlicherseits aus diesem reizvollen Städtchen stammten. Aber auch die Vulkaneifel war unser Ausflugsziel an vielen Tagen. Sehr beeindruckt war Edmundo von den Eifelmaaren. Sehenswert fand er das Vulkanmuseum in Strohn sowie den wallenden Born in Wallenborn. Vom Sauerbrunnen in Daun-Steinborn hat er mehrmals gekostet. So waren die 14 Tage „Ahnenforschung" schnell verflogen. Dann kam der letzte Abend in „Alemanha", wie die Brasilianer sich ausdrücken. Im Fernsehprogramm der ARD lief ein Film vom Rheintal anlässlich der Aufnahme ins Weltkulturerbe. Als auf dem Bildschirm das Städtchen Bacharach erschien, standen Tränen in seinen Augen. Sicherlich waren seine Gedanken bei seinen Vorfahren, welche in den Jahren der Auswanderungen ihre angestammte Heimat verlassen hatten. Am Abend des 25.6.02 hat Edmund Heidrich seine Heimreise angetreten, und ich bin mir gewiss, dass er noch oft an die Tage an Mosel, Rhein und Eifel zurückdenken wird.