Der Neid

Die Mutter sprach zu mir in der Jugendzeit:

»Mein liebes Kind, hüte dich vor Neid.

Sonst wirst du keine Freude haben

an all den schönen Gottesgaben.

Denn stets siehst du Menschen, es nimmt dir die Ruh,

die haben es anscheinend besser als du.«

Haben sie es besser? Du weißt es nicht,

es ist nicht zu lesen in ihrem Gesicht.

Gönn' jedem den Erfolg von Arbeit und Müh'n,

und sag ihm das auch mit ehrlichem Sinn!

Ich dachte mir einfach so als Kind,

dass das Weisheiten alter Leute sind.

Ach Mutter, deine Sprüche, wer will die schon?

Heut' geb' ich sie weiter an Tochter und Sohn.

Und sage oftmals zu so mancher Zeit:

»Mein liebes Kind, hüte dich vor Neid.«

Thekla Heinzen, Feusdorf