Vulkanisches Dockweiler -

Seine Lavaberge und sein Lavastrom

Dr. Herbert Schneider, Hürtgenwald

Dockweiler liegt auf einem Lavastrom, der von einem der drei Vulkanberge südwestlich des Ortes stammt: „Eselsberg", „In der Eyd" und „Hangelberg". Der „Eselsberg" und „In der Eyd" werden wohl mit den Jahren infolge des massiven Lavaabbaues verschwinden. Man kann zur Zeit in den Bauch der Vulkane schauen und sich an die Vorgänge der explosiven vulkanischen Vergangenheit anschaulich heranführen lassen - eine einmalige Gelegenheit. In Inneren der riesigen Abbaulöcher erkennt man die Ausbruchsstelle und Herkunft der Vulkane und ihren Fluss in nördlicher und dann vermutlich zusammen in nordöstlicher Richtung. Auf dieser nordöstlichen Richtung liegt der Ort Dockweiler. Er befindet sich im Zentrum der Vulkaneifel mit ihren Schichtvulkanen und Lavaströmen, im Gebiet zwischen Hillesheim, Gerolstein und Daun, mit Höhenlagen zwischen 550 und 600 Metern und ist charakterisiert durch dicht liegende Vulkane, die z.T. kräftige Kuppen aufweisen.'

Mit dem Beginn des Aufstiegs des Rheinischen Schiefergebirges vor 800.000 Jahren konnten Gesteinschmelzen aus der Tiefe aufsteigen und in der Zeit danach bis etwa vor 10.000 Jahren zu verschiedenen Eruptionen führen. Der Westeifel-Vulkanismus aus der erdgeschichtlichen jüngsten Zeit, dem Quartär (Pleistozän), hat seine besonders starken Zeugnisse im Dockweiler Vulkanismus hinterlassen. Man befindet sich in einer Landschaft auffälliger Aschen- und Schlackenberge. Die Aschen- und Schlackenhöhe beträgt zwischen 40 und 100 Metern; sie wirken daher nicht wuchtig, eher gefällig. Die Gesamtrichtung der vulkanischen Erscheinungen geht von Südosten bei Bad Bertrich nach Nordwesten bei Ormont.2 Beim Ort Dockweiler finden sich zwei beachtliche Besonderheiten: Hier liegt die Grenze zwischen dem Teil von Bad Bertrich über Daun nach Dockweiler und dem Teil von Dockweiler über Gerolstein nach Ormont, weil sich hier die Vulkankette um etwa 10 Kilometer versetzt.3 Zudem dreht sich die Richtung der vulkanischen Erscheinungen. Während der Gesamtstrom des Westeifel-Vulkanismus von Südosten nach Nordwesten verläuft, biegt er in Dockweiler von Südwesten nach Nordosten hin um.

 

Die Vulkantätigkeit im speziell Vulkaneifel genannten Teil und dem Teil der Hocheifel bis Laacher See erfolgte mindestens in drei Phasen innerhalb von 500.000 Jahren. Man kann zwei Arten vulkanischer Tätigkeit unterscheiden: die Schlackenkegel, zum Teil mit Lavastrom, wie die Dockweiler Vulkane, und die Maarvulkane, deren Tätigkeit vor 10.000 Jahren endete und damit auch der Vulkanismus in der Eifel. Die Schlackenkegel rund um Dockweiler sind vor der Zeit der Entstehung der meisten Maarvulkane anzusetzen4, in die Zeit des Jungquartär. In dieser Zeit liegen die Lavaströme auf einer einige Meter hohen Sohle zwischen zwei Tälern. Dies ist in Dockweiler der Fall. Der Lavastrom befindet sich zwischen dem südlichen Bach Weierchen und dem nördlichen Mühlenbach und endet vor dem Ort Dreis.5 Diese beiden Täler sind erst nach dem Erkalten des Lavastromes eingetieft worden, sonst wäre die Lava in sie hineingeflossen. Das Alter der Vulkane wird noch von einem besonderen Umstand geprägt. Die Vulkane kamen offenbar aus einer Tiefe von 60-120 Kilometern. Wie lange es dauerte, bis sie die Erdschale durchbrachen, weiß man nicht. Im Allgemeinen waren die Eruptionen nicht gewaltig, sie brachten mehr oder weniger stark flüssiges Magma hervor. Wenn sich das Magma als Strom aus einem Vulkanschlot ergießt und auf der Erdoberfläche direkt als Ergussgestein erstarrt, sprechen wir von Basalt, fließt er weiter, sprechen wir von Lava. Werden Fetzen von Lava, vermischt mit dem Grund- oder Nachbargestein, durch die Luft geschleudert, wird es zu Tuff. Die feinkörnigen lockeren Auswurfmassen werden Asche genannt.6 Am besten ist die Entstehung der Vulkane in der Grube „In der Eyd" erkennbar, die sich südwestlich von Dockweiler befindet, westlich wird diese Grube vom Lavaberg „Hangelberg" und südlich vom Lavaberg „Eselsberg" begleitet. Gut sichtbar ist der Beginn des Basalt-Stromes und seine Ausbruchstelle im südwestlichen Teil der Grube, von wo er in nördlich bis nordöstlicher Richtung verläuft. Ein spitz aufragendes Basaltgestein von etwa 10 Metern bildet sichtbar den Ausgang des Basaltstromes. Er überragt deutlich erkennbar innerhalb der Grube das Grubengelände.

Begleitet wird der Lava-Strom von Lava-Brocken, die einen Zustand unterschiedlicher Abkühlung des Magmas darstellen. Umgeben ist er von Tuff-Schichten, sekundär verfestigen Lockermassen beim Ausbruch des Vulkans. Die spitze Erhebung des Basaltstromes ist in seinem etwa 80 Meter abfallenden Strom wegen der Abbaggerungen schon unterbrochen. Etwa 50 Meter sind aber noch gut sichtbar. Er liegt hier sechs Meter tiefer. Der Strom verkleinert sich in seinem Verlauf nach Dockweiler hin. Es ist erregend, in einmaliger Weise die Herkunft des Lavastromes, seine Lage und seine Größe mit bloßem Auge zu sehen.

Der Basaltstrom ist zum Teil schon bis auf das devonische Urgestein abgebaut, das ein Alter von 350 Millionen Jahren hat. Manche Teile dieses Gesteins sind bei der Eruption mit dem Magma herausgeschleudert worden und befinden sich auch im Geröllgestein an der Oberfläche. Südöstlich neben dem Basaltstrom kann man an einer Stelle einige schräg und spitz heraustretende Steinplatten

 

Dockweiler: Lavastrom in der Eyd     Fotos: Albert Schütter, Dockweiler

erkennen. In der Grube sind rundum Erd-Schichten verschiedener Dichte und Färbung feststellbar. Auch diese Schichtungen zeigen, dass die Eruptionen zwar wirksam, aber wohl nicht gewaltig waren. Vulkanische Gase und flüssiges Magma durchbrachen das Devongestein. An der Öffnung verhärtete es sich zu Basaltlava und mehr in die Höhe geschleudert zu Aschen und Schlacken, so dass ein Aschen- und Schlackenkegel entstand.

Deutlich zeigen die darauf liegenden Tuff-Schichten, wie sie um so breiter werden, je höher sie liegen. Die tieferen Schichten haben feineres Material, während die höheren Schichten mit Devongestein durchsetzt sind. Die Schichten liegen im südwestlichen Bereich der Grube waagerecht, im nordöstlichen Bereich jedoch schräg. Möglicherweise rührt die schräge Lage daher, dass hier der Lavastrom schon stärker nach unten auf das tiefer liegende Dockweiler hin abfloss.

Bei der Gesteinsuntersuchung kann man zwei Arten unterscheiden, die von der Schmelzung des Gesteins abhängen. Die dunklen Minerale wie Olivin (von olivgrün) und Augit (griech. Glanz), im Eselsberg erkennbar, stammen von schwerer Schmelze her und bilden den normalen vulkanischen Bestand. Der Anteil dieser Minerale ist gering. Sie sind eher älteren Ergussgesteinen zuzurechnen. Die geologisch alten Basalte sind kompakter und neigen mehr zu den Farben Rot und Grün.7 Die hellen Minerale wie Nephelin, Leucit {Farbe weißlich-grau), Apatit sind später aus der Schmelze auskristallisiert worden und prägen den Lavastrom von Dockweiler.8 Auch dies macht die Besonderheit des Dockweiler Lavastromes aus. Aus der Erdneuzeit stammend, neigt dieses Gestein eher zu Grautönen.9 Man muss jedoch beachten, dass heute der Lavastrom von Dockweiler von Aschen des Ausbruchs des Dreiser Weihers überlagert ist.10 Wenn es stimmt, dass es in der Eifel viele „schlafende" Vulkane gibt und der Vulkanismus in der Eifel nicht endgültig erloschen ist, vielmehr der Magmaherd rund 400 Kilometer tief in der Erde weiter brodelt, so ahnt man, wie dies das Bewusstsein der Menschen nicht ohne Einfluss lässt. Jedoch dauerten Veränderungen sehr lange. Die Entstehung des Eifelgebirges spielte sich in ca. 500 Millionen Jahren ab, eine unglaublich lange Geschichte der Erde.

Auf Grund jüngster Erdbeben im Rurtal-Graben, der von Düren nach Roermond hin verläuft, weil sich die Erdkruste unter der Niederrheinischen Bucht langsam in Richtung Südwest-Nordost dehnt, ist man der Auffassung, dass ein ernstzunehmendes Risiko bestehe, dass die Vulkane der Eifel eines Tages wieder erwachen. Die sog. Rheinische Masse begann vor etwa 700 000 Jahren sich anzuheben. Diese Anhebung ist immer noch nicht abgeschlossen (heute: 1,0-2,0 mm/a). Der jüngste Vulkanismus der Eifel hat wohl auch mit dieser Anhebung zu tun.11 Dockweiler liegt nach einer neuen Erdbebenkarte noch nicht im Erdbebengebiet neuerer Zeit, liegt ihm jedoch unmittelbar nahe.12

 

Anmerkungen:

1. Bruno P. Kremer/Norbert Caspers, Die Maare der westlichen Vulkaneifel, in der Reihe: „Rheinische Landschaften", Heft S. (Hrsg. Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Deutzer Freiheit 49, Köln), S. 12.

2. Frechen-Hopmann-Knetsch, Die vulkanische Eifel, Wilhelm Stollfuß - Verlag, Bonn, in der Reihe: „Geologische Reihe", Band 2, S. 61.

3. Karte in: Frechen-Hopmann-Knetsch, a.a.O., S. 3

4. Frechen-Hopmann-Knetsch, a.a.O., S. 64.

5. Frechen-Hopmann-Knetsch, a.a.O., S. 59.

6. Walter Schumann, Bestimmungsbuch: Steine + Mineralien, BLV Verlagsgesellschaft mbH, München 1977.

7. Rudolf Jubelt und Peter Schreiter, Gesteinsbestimmungsbuch, Verlag Werner Dausien, Hanau 1972,

S. 58-59.

8. Frechen-Hopmann-Knetsch, a.a.O., S. 12 und S. 74

9. Walter Schumann, a.a.O., S. 90/91

10. Geo Zentrum Vulkaneifel und Landkreis Daun (Hrsg.): Geo-Infoband Vulkaneifel (unter wissenschaftlicher Leitung von Dr. Iradj Eschghi, Daun 1999, S. 116.

11. Geo-Infoband Vulkaneifel, a.a.O., S. 24/25.

12. Geo-Infoband Vulkaneifel, S. 69

Literatur

Wilhelm Meyer, Geologie der Eifel, Stuttgart 1988

Wilhelm Meyer und Bruno P. Kremer, Das Vulkangebiet der Hocheifel, Heft 29 „Rheinische Landschaften", Hrsg. Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Köln 1986 W. Cipa, Der Lavastrom in Dockweiler, in: Geologisches Jahrbuch, Band 75, Hannover 1958 Horst Rademachers, Zuwenig Beachtung für Beben, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Samstag, 13. April 2002, Nr. 86, S. 10 Rudolf Jubelt und Peter Schreiter, Gesteinsbestimmungsbuch, Verlag Werner Dausien, Hanau 1972