Gemeindeportraits

Kurzer Abriss der Geschichte des Dorfes Mirbach

Werner Zens, Wiesbaum

Entnommen aus: Frh. E. von Mirbach: Die Erlöserkapelle zu Mirbach in der Eifel

Die Geschichte des Dorfes Mirbach, heute ein Ortsteil der Gemeinde Wiesbaum, ist bis ins letzte Jahrhundert die Geschichte des Adelsgeschlecht derer von Mirbach. Das Ministerialiengeschlecht derer von Mirbach erscheint zum ersten Mal in einer nicht genau zu datierenden Urkunde aus dem 13. Jahrhundert, in der alle Privilegien, Gerechtsame und Besitzungen des Klosters St. Thomas a. d. Kyll aufgezählt sind. Dietrich (Theoderich) und sein Bruder Johann, welche um 1220-1290 lebten, waren Söhne von Heinrich von Mirbach (1190-1260), Herr zu Wiesbaum und Mirbach und Lehnsmann der Grafen von Are.

In der ältesten Urkunde vermachen Theoderich, seine Gemahlin Judith und sein Bruder Johann das von ihren Eltern ererbte Allod bei Weseme (Wiesbaum) zum Heile ihrer Seelen an das Kloster St. Thomas a. d. Kyll. Anfangs waren die Mirbachs Vasallen der Grafen von Are bis das Amt Münstereifel 1246 an die Grafen von Jülich gelangte. Mit ihren Gütern in Wiesbaum waren sie Lehnsleute der Grafen von Blankenheim.

 

Im Lagebuch des Amtes Münstereifel vom Jahre 1580 heißt es bei der Einfuhrung Ripsdorfs:

„Zu diesen obgemelten Hondtschafften" (landesherrliche Steuerbezirke, die die Verteilung der Steuerlasten selbstverantwortlich durchführten) „ gehören im ambt und kelnerei Münstereiffel Ripsdorf, Hüngersdorf, Mirbach, Nonnenbach z. T. auch der Vellerhof, die mitt in seinem betzirk auch ein Hondtschafft benentlich die achte Hondtschafft genannt"1 Wiesbaum gehörte zur Grafschaft Blankenheim wurde jedoch der Herrschaft Jünkerath zugerechnet, denn so lesen wir im Archivalienverzeichnis der Herrschaft Jünkerath:

„ Dieses Dorf Wiesbaum gehört eigentlich zu der Grafschaft Blankenheim wird aber der Gelegenheit halber zu der Herrschaft Jünkerath genommen."2

In Wiesbaum besaßen die Mirbachs ganz oder teilweise vier große Höfe, den Thurmhof, den Moritzenhof, den Kruderhof und die Wiesbaumer Mühle. Über diese Höfe wird in der Dorfchronik von Wiesbaum, die 2004 zum 1200-jährigen Jubiläum des Ortes erscheint, ausführlich berichtet.

Die Besitzungen der Familie in Mirbach waren nicht so bedeutend wie in Wiesbaum, sie dürften ungefähr 400 Morgen betragen haben. Den Mirbachs gehörten hier zwei große Höfe, der sog. „ untere Hof später „Clusen- und Clausenhof' genannt und der

„obere Hof, der später als „Simons- und Simon-Petershof bezeichnet wurde. Beide Höfe waren befestigt. Der „untere Hof lag auf einer leichten Anhöhe, an der seitlich der Mirbach vorbeifloss. Das Wohnhaus, das nur zum Innenhof hin Fenster hatte, Scheunen und Stallungen waren rechtwinklig aneinander gebaut, und der so entstandene Innenhof dürfte durch eine Mauer gesichert gewesen sein. Dieser Hof, der zum größten Teil erhalten geblieben ist, vermittelt uns auch heute noch die Anlage eines mittelalterlichen Burghauses.

Der „obere Hof war im Laufe der Zeit verfallen, und es ist anzunehmen, dass der heutige Schanzenhof ein Teil dieses Gehöftes ist.

Die interessante Geschichte des „unteren Hofes", der immer wieder als Mannlehen an die Söhne der Mirbachs vererbt wurde, selbst der Papst Bonifacius IX. kommt Ende des 14. Jahrhunderts mit einer Exkommunikation und der Aufhebung derselben in dieser Geschichte vor, ist bis auf den heutigen Tag lückenlos belegt. Dies alles hier aufzuschreiben, würde diese Kurzgechichte des Dorfes sprengen. Es bietet sich aber an, die wechselvolle Geschichte dieses Hofes in einem späteren Artikel aufzuarbeiten.

Ob in Mirbach eine Burg der Familie aus dem 12. Jahrhundert gestanden hat, wie Freiherr Ernst von Mirbach immer wieder behauptet, ist nicht sicher nachzuweisen. Auf freigelegten alten Fundamenten in der Nähe der Kirche hat Ernst von Mirbach beim Bau der Erlöserkapelle 1902 eine Burgruine aufbauen lassen, wobei er Baumaterialien der alten Kapelle, römische Ziegel und Sandsteine mit Verzierungen aus Mirbacher Höfen in Hillesheim und Kerpen verbaute. Da in den Rheinlanden jeder befestigte Hof als Burghaus bezeichnet wurde, noch gut zu erkennen am Moritzenhof in Wiesbaum, der mit einem Wassergraben umgeben war, ist anzunehmen, dass die Burgruine in Mirbach auf den Fundamenten eines solchen Burghauses errichtet wurde. Wenn man heute Mirbach hört, denkt man natürlich sofort an die Eröserkapelle, die Frh. Ernst von Mirbach 1902- 1903 erbauen ließ.

Gugat W.: Verfassung und Verwaltung in Amt und Stadt Münsterei-fel von ihren Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrh. Bonn 1968 S. 94

Archivalienverzeichnis der Herrschaft Jünkerath