Hecken und Bäume

Plädoyer für eine Artenvielfalt unserer Kulturlandschaft

Heinz Hürth , Steffeln - Auel

Es reicht nicht aus, Hecken als Übergang zum Hochwald anzulegen, nein gerade in einer baum- und strauchlosen Flur sind Hecken ein Gewinn. In einer natürlichen Hecke mit ihren unterschiedlichen Stockwerken gibt es eine spezialisierte Tierwelt, die in unterschiedlichen Pflanzenarten ihr Leben fristet. Das gilt im Besonderen für unsere einheimische Vogelwelt, die in einer solchen Hecke eine Bestandsdichte erreicht, die um ein Vielfaches höher ist als in einem geschlossenen Waldgebiet. Besonders die Artenvielfalt ist hier auffällig, die sich logischerweise aus dem Nahrungsangebot wie auch der Nistmöglichkeit ergibt. Rebhühner finden das erste Insektenfutter für ihre Küken im Schutz der Hecken, im Winter ist hier oft die letzte Überlebensmöglichkeit für die auch bei uns in der Eifel sehr selten gewordenen Feldhühner. In einer solchen Wallhecke leben bis zu zweitausend Tierarten, dies wird durch die unterschiedlichen Licht und Temperaturverhältnisse in einer viel artig strukturierten Hecke erreicht. Unsere Singvögel brüten in einer solchen Hecke mit Vorliebe, vierzig bis achtzig Nester auf einen Heckenkilometer sind keine Seltenheit. Eine Kolonie von Bluthänflingen brütet seit mehr als zehn Jahren in einer Feldhecke in großer Anzahl, unweit der Ortschaft Esch. In einer Landschaft, in der Hecken noch zur Normalität gehören,

Bemooster Stamm und daneben junges Grün im Gehölz - naturnaher Wald, den wir wünschen, dem sich viele Menschen verbunden fühlen

braucht man keine Furcht vor Massenvermehrung von Mäusen zu haben, dafür sorgen unsere Greifvögel sowie Wiesel und andere. Mit jeder Hecke, die verschwindet, auch wenn es nur wenige Meter sind, wird unsere Heimat ärmer und enger. Nicht nur als Vieheinfriedung, um eine dauerhafte Koppelhaltung zu sichern, sondern auch als Holzlieferant sind Hecken von unschätzbarem Wert. In den letzten Jahrzehnten wurden durch Flurbereinigungen zum Teil größere Äcker maschinengerecht zusammengelegt und viele Hecken gerodet wegen der überholten Vorstellung, Hecken seien Brutstätten von Schadinsekten und Wild und trügen durch Schattenwurf und Wurzelkonkurrenz zur Ertragsminderung bei. Die Vorteile einer Hecke sind von vielen Landwirten nicht erkannt worden. Unsere Hecken besitzen einen erheblichen Anteil an natürlichen Wasserspeicherkräften; eine heckenlose Agrarlandschaft hat einen doppelten täglichen Wasserabfluss gegenüber einer Heckenlandschaft. Das versickerte Regenwasser wird von Wurzeln aufgenommen und zu den Blättern transportiert, von dort verdunstet es und steht bei nächtlicher Abkühlung als Tau wieder zur Verfügung. Im Schutz der Hecken nimmt wegen der geringen Windstärke der Niederschlag zu, was besonders bei Schneefall sichtbar wird; Hecken regulieren also den Wasserhaushalt in vielfältiger Weise zu Gunsten der Landwirtschaft. Einen weiteren Heckenvorteil stellt der Windschutz dar. Besonders bei uns in der Eifel, wo die Bodenarten leicht zu Winderosionen neigen, bedeutet Windschutz für unsere Landwirte eine Ertragssteigerung. Leider haben noch nicht alle diesen Vorteil erkannt. Windschutz bedeutet für den Landwirt auch Hemmung bei der Verbreitung von Pflanzenkrankheiten; Ertragssteigerung bei Getreide und Hackfrüchten sind bei uns in der Eifel zu erwarten. Auch Dauergrünland wird durch eine Hecke einen erheblichen ertragssteigernden Einfluss ausüben. Als Tierhalter oder Züchter wird jeder Landwirt eine Hecke als Schutz zu schätzen wissen. Die Neueinbringung von Hecken und Feldgehölzen, wozu auch einige Baumarten gehören sollten, sind dringend als Vernetzung von Lebensräumen erforderlich, zum Wohle unserer Umwelt und damit für Tier und Mensch.

Ein Baum strahlt Schönheit, Geborgenheit, Schutz und Lebenskraft ja eine brüderliche Beziehung zu uns Menschen aus. Da ist zuerst der Holzwert: für Brennstoff, Werkstoff, als Baumaterial, für Möbel- und Papierherstellung und so weiter. Eine hundert Jahre alte Buche produziert im Jahr rund 5 t Sauerstoff, und verarbeitet über 6 t Kohlendioxid. Viele Kilogramm organischen Materials werden jährlich produziert und wandern in die Nahrungskette und zerfallen zu Humus. Die Wurzeln ziehen jährlich etwa 30 000 Liter Wasser durch den Boden. Der organische Abfall verrottet durch die Bodenlebewesen in drei Jahren und wird so zum fruchtbaren Humus. Eine Gemeinschaft von Pflanzen, Insekten, Kleintieren, Vögeln und Wild wird erst durch den Baum ermöglicht. Jeder Baum ist ein unentbehrliches Glied der sich ergänzenden Tier- und Pflanzenarten, wie Pilze Flechten und Mikroorganismen.

Etwa 50 Prozent der heutigen Luftverschmutzung werden durch unsere Wälder entgiftet. Allein an Staub bindet eine Buche im Jahr bis zu 700 Kilogramm.

Als Temperaturpuffer mildert der Wald Hitze und Frost, er bringt Feuchtigkeit, wohlige Kühle und reine Luft. Gut die Hälfte der jährlichen Niederschläge werden durch den Wald verdunstet und so in gereinigter Form direkt in die Atmosphäre über Land zurückgegeben, also vor dem Abfluss ins Meer bewahrt. Eingebunden in den Wasserkreislauf sorgt der Wald für Reinigung, Rückhaltung und Grundwasserbildung, seine Schwammfunktion verhindert Erosion und Überschwemmungen sowie Trockenheit. Die Schutzlosigkeit offener Lebensräume (Wüsten, Steppen, Tundren und Savannen) beweist, dass Leben erst dort voll gedeiht, wo es sich entfalten kann.

Der Wald bietet durch seine Umwelt Entspannung und Harmonie, er stärkt die Gesundheit, aber auch unser Verhältnis zur Natur.

 

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WEHALTAR - immergrüner Baum

Baum des Jahres 2002

Marianne Schönberg, Jünkerath

Zypresse des Nordens, Sade- oder Machandel, Kranavit und Baum des Jahres 2002...; Wacholder ist der heute bekannte Name der schlanken, dunkelfarbenen hohen Staude, die auf gutem Boden zu einem Baum werden kann. Im mitteleuropäischen Raum gibt es etwa 60 Sorten dieses Gewächses, Nadeln, Zweige, Holz und Früchte gelten seit Jahrhunderten als Hilfe zur Gesundheit von Mensch und Tier. Die Germanen nannten den immergrünen Baum Wehaltar, nutzten Beeren und daraus gewonnene Säfte, Öl-auszüge der Nadeln als Heilmittel. An Haustür und am Stall hängten sie frische Zweige auf als Schutz vor Hexen und Zauberei, und der Rauch verbrannter Rispen sollte Seuchen abwehren, vor Ansteckung schützen, Heilung beschleunigen - so glaubte man auch im Altertum.

Unsere Großeltern nutzten Wacholder auf profanere Art, im Rauchkasten oder Räucherofen, im offenen Kamin alter Bauernhäuser wurden Zweige verbrannt, dort hingen die Würste, der Schinken, gute Stücke zum Verzehr für den Winter, die auf diese Art haltbar gemacht wurden. Das dauerte (s)eine Zeit, die Prozedur musste vorsichtig und stetig durchgeführt werden, damit das Innere gar wurde, die Hülle nicht austrocknete. Räuchern war etwas Besonderes und das Endprodukt wäre heute Objekt der Begierde jedes Feinschmeckers, wenn......ja wenn es sie noch gäbe, die alten Räucheröfen. Wenige sind erhalten, einige werden restauriert und Wacholdergeräuchertes hat heute seinen Preis. Den Reifevorgang zu beschleunigen wurde versucht, mit chemischen Zusätzen, doch das geschmackliche Endergebnis war ernüchternd. Die Farbe des Fleisches stimmte, das Aussehen ließ nichts zu wünschen übrig und das war es auch. Keine Spur vom würzig duftendem Wacholdergeruch kam auf die Zunge - woher auch. Zurück zur Natur? Ja - mit Einschränkungen, sie ist schon arg gebeutelt und

Wacholder in den Hängen um Feusdorf und Wiesbaum

verträgt keinen unbekümmerten Zugriff mehr. Das gilt auch für den Wacholder. Heute stehen die Kalkmagerrasen und -hänge zum großen Teil unter Naturschutz, werden gezielt entbuscht durch Freischneideaktionen, durch Schafbeweidung. Solch intensive Pflege erhält den Lebensraum, Naturfreunde mögen da wandern, sich an der Flora erfreuen - im Frühling blüht dort die blaue Küchenschelle, die echte. Bei trübem Wetter schließt sie die Blume, wird dann oft übersehen. Die gewöhnliche Kuhschelle ist ihre Nachbarin, heißt oft KÜHCHENSCHELLE - beide sind alte Heilpflanzen und leben in der Region des Wacholder.

Was macht den Baum des Jahres noch so interessant? Die Beeren - dunkelblaue Scheinfrüchte, die erst im zweiten Jahr reifen; vorher sind sie grün, unansehnlich und wer die kleinen Dingerchen pflücken möchte, muss ins recht stachelige Gezweig greifen, möglichst ohne Handschuh, denn sonst fallen die Beerchen buchstäblich in den Dreck, sind nicht wiederzufinden. Doch die Mühe um ein paar Früchte am Rande des Spazierweges ums Naturschutzgebiet kann ein AHA-Erlebnis auslösen. Der normale Wissensstand in Sachen Küche und Gewürzkunde weist aus, diese Beere ist feiner Bestandteil von Sauerkraut - und Fleischgerichten. Schon als Kind erlebte man bei Mutter die Verwendung, ärgerte sich über so ein dunkles Körnchen im Kraut, in der Soße und das vor allem, wenn man es im Mund hatte, darauf biss; das schmeckte gar nicht gut. Wacholderbeeren kann man kaufen, vom Gewürzregal in jedem Supermarkt. Sie kommen getrocknet und präpariert aus verschiedenen mitteleuropäischen Ländern und erfüllen ihren Zweck. Doch von einem Spaziergang brachte ich mir eine Handvoll frischer Beeren mit, das war im November, die Finger kalt und klamm, doch in den letzten Sonnenstrahlen leuchteten die kleinen tiefblauen Früchtchen wie ein Gruß vom Sommer. Ich nahm sie mit, freute mich am Duft, erprobte ihren Wert.

Womit?

Im Sauerkraut, es war ja Herbst, die Jahreszeit für Deftiges. Nun mag man mir glauben oder nicht - die frische Beere hat es in sich. Würzig im Geschmack, fruchtig - kein Vergleich zur Trockenausgabe. Fazit: Der immergrüne Baum mit so langer Geschichte hat meine ganze Zuneigung.

Spitz, abweisend, hart im Holz... das ist der erste Eindruck. Dahinter verbirgt sich gute Gabe, der alte Geselle ist bodenständig, schützenswert und.......auch ein Kind der Eifel. Natur und Landschaft - unweigerlich sind sie miteinander verbunden.

Grüne Beeren am Strauch, im Herbst ist das die Ernte

 

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Kapelle an einem Feldweg am oberen Rand des Duppacher Weiher (Trockenmaar) - sie ist dem HL Matthias geweiht. Zeichnung: Klaus Linden, Hillesheim