Glas und Glasmalerei

Kultur

Ein uralter Beruf mit Traditionsbewusstsein

Vera Finken, Steffeln

1971 wurde ich in der Eifel geboren und erlernte den Beruf der Glas-Porzellanmalerin. Seit einigen Jahren bin ich als freischaffende Künstlerin tätig und führe Malereien auf Papier und Wänden, auf Glas und anderen Materialien sowie Restaurationsarbeiten durch.

Bereits als Kind schlug mich das Glas in seinen Bann mit seiner Form und Färb Vielfalt, seinen schillernden Lichtreflexen

Steffelner Ortswappen: In traditioneller Hohlglasmalerei aufgetragen

und den verschiedenartigen Wirkungen bei wechselnder Witterung. Tatsächlich, kein anderes Material ist so vielseitig einsetzbar und ohne chemische Verluste schmelzbar und somit neu verformbar wie das Glas. Die sogenannten „glasierten Steine«, das sind Steine im Geröll, die mit Glasur überzogen scheinen, die ich mit meinem Bruder auf dem Steffelberg suchte und fand, waren nichts anderes als natürliches Glas. Beim Vulkanismus durch Hitze und Druck entstandene Glasschichten oder Brocken, das sogenannte Obsidian mit den Bestandteilen: Quarz, Soda, Kalk und Dolomit. In China gibt es ganze durch Vulkanismus entstandene »Glasseen«, dennoch ist das Obsidian eine Seltenheit. Menschen haben diesen Prozess nachgeahmt. Sie schmolzen diese Substanzen in variierender Form miteinander und ließen sie relativ schnell abkühlen. Es handelt sich also nicht um Kristall, sondern um einen halbkristallinen Stoff. Er findet seine Anwendung in fast allen Bereichen, sowohl im Hausbau, in der Fahrzeugindustrie, im Lebensmittelbereich, im Medizinlabor als

auch in seiner hübschesten Form, in der Glasveredlung. Mit der Vielseitigkeit der Gestaltungsmöglichkeiten liegt die Glasmalerei ohne Zweifel an der Spitze.

Im Bereich Hohlglas: Gefäße, Teller, Vasen und anderes, die mit Malerei, Ätzungen, Sandstrahlen oder Relieffarben verziert werden. Auch das Anlegen von Edelmetallen wie Gold und Silber, Platin und schillernden Lüsterfarben ergänzen die Palette. Der vielseitige Bereich des Flachglases umschließt Bleiverglasungen in allen Größen, von der kleinen Vorhängescheibe bis hin zum mächtigen Kirchenfenster. Aber auch Spiegel, Uhren, Mosaike, Türeinsätze, Wandbilder und so weiter sind einige der häufigen Anwendungsbereiche. Tiffanyverglasungen, als Lampen oder Kabinettscheibe, erleben einen regelrechten Aufschwung.

Die Farben selber bestehen aus Metallresinaten, gemischt mit »zermahlenem Glas«, dem Glasfluss. Dieses Pulver wird vom Künstler selbst angerührt, auf das Bild gebracht und schließlich im Ofen bei 480 bis 600 Grad eingebrannt. Nun erst verbinden sich Farbkörper und Trägerglas.

Sowohl die Glassorte, Dicke, Farbkonsistenz, das saubere Aufbringen als auch das Brennen selber, erfordern viel Umgang mit diesem interessanten, aber hochempfindlichen Material. Kleinste Fehler können in ein wahres Fiasko ausarten. Farben können falsch, stumpf, kieselig ausbrennen. Das Glas kann reißen oder sich im Ofen verformen.

Mit Tiffanyfolie ummantelte Glasstücke, Bleihammer

Der mit seinen Entwürfen für Kirchenfenster berühmt gewordenen Georg Meistermann, der auch in dem kleinen Ort Schüller seinen Wohnsitz hatte, ließ seine Arbeiten nur von erfahrenen Leuten ausführen. Erst so war gewährleistet, dass das Endresultat dem eigentlich vorangegangenen Ideal entsprach. Die Branche, Glasmalerei, ist dem Prozess einer Modernisierung kaum angeschlossen. Altes Handwerk, christliche Darstellungen, Wappen, Naturbildnisse, diese Thematiken dauern bis in unsere Zeit an. Die früheren Techniken, Geräte und Werkzeuge sowie Farben sind im Grunde so gut, dass sich Verbesserungsvorschläge ausschließen. Seit eh und je wird das Glas geschnitten, gebrochen, bemalt, gebrannt und verbleit - so wie es unsere Vorfahren taten.

Zwar sind saurer Regen, Taubenkot und Luftverpestung böse Zerstörer uralter, kostbarer Malereinen. Aber zweifellos, die Glasmaler hatten Rezepturen, die wir heute trotz modernster Möglichkeiten so nicht nachahmen können. Wir können das Verfahren von Farbaufspritzen durch moderne Airbrushpistolen ablösen, können uns eine Riesenpalette an hochwertigen Pinseln zulegen, können Replikate erstellen zwecks Siebdruck oder den Farben teure Öle und Harze beimischen, aber es bleibt ein traditionelles Handwerk.

Wenn man das nötige Kunstverständnis mit einfließen lässt, öffnen sich zwar neue Türen, aber dennoch handelt es sich immer um eine an unsere Vorfahren erinnernde Tätigkeit.