Jodokus Verehrung

Wallfahrt nach St. Jost Pfarrei Langenfeld

Wilhelm Schmitt, Dockweiler

In den Herbstmonaten trifft man in der Eifel öfters auf Pilgergruppen oder auch größere Prozessionen, die singend und betend einem Wallfahrtsort zustreben. Das Ziel ist meistens ein Marienheiligtum. Es heißt, die Eifel sei Muttergottesland, denn zahlreich sind die Muttergotteswallfahrtsorte und so stark besucht, dass Gebetsstätten von anderen Heiligen vor ihrem Glanz verblassen. Nur einige bilden eine Ausnahme und zu diesen zählt die Verehrung des heiligen Jodokus im stillen, abgelegenen Nitztal. Dorthin pilgern an vier Wochenenden, von Mitte September bis Mitte Oktober zahlreiche Menschen, teils in kleinen Gruppen, aber auch in größeren Prozessionen, oft in Begleitung eines Pfarrers und einer Musikkapelle. Sie kommen aus der näheren und weiteren Umgebung, aber auch vom Rhein, der Mosel und der Ahr, bis hin zum Vorgebirge »bei Bonn«. Seit Jahrzehnten, ja oft seit Jahrhunderten kommen sie auf den altbekannten Pilgerwegen ihrer Vorfahren. Jedoch im Kreis Daun ist die Jodokusverehrung weniger bekannt. In der Hauptsache nur im östlichen Teil, dem ehemaligen Amte Kelberg, das bis zur Verwaltungsreform im Jahre 1970 noch zum Kreis Mayen gehörte. Doch heute sind es nur noch einige Orte, die in einer geschlossenen Prozession nach St. Jost ziehen.

Südlich von Daun gibt es aber auch noch einige Orte, wo man den Heiligen kennt und noch jedes Jahr zu Fuß nach St. Jost pilgert. Darauf wird aber noch im Einzelnen eingegangen.

Der Hl. Jodokus5 auch Joduk oder Jost genannt,, lebte im 7. Jahrhundert in Frankreich in der Bretagne. Er war ein Fürstensohn keltischer Herkunft. Nach dem Tode des Vaters sollte er die Herrschaft übernehmen. Doch Jodokus verzichtete und nach reiflicher Überlegung zog er sich in ein Kloster zurück. Später wurde er Priester und war sieben Jahre Schlosskaplan bei Herzog Haymo. Allseits war er beliebt und zeichnete sich durch ein heilig mäßiges Leben aus. Doch er sehnte sich immer mehr nach Einsamkeit und Stille. So zog er sich mit seinem Schüler Wulmar in die Einöde zurück und widmete sein Leben Gott in Gebet und Werken der Nächstenliebe. Dort verbrachte er 22 Jahre. Weithin drang der Ruf seiner Heiligkeit und guten Werke. Die Armen und Notleidenden fanden bei ihm stets Beistand und leibliche und seelische Hilfe. Am 13. Dezember 668 verstarb Jodokus. Nach seinem Tode verherrlichte ihn Gott durch viele Wunderzeichen. Bei der Einsiedelei entstand später eine Benediktinerabtei und der Ort »Saint Jose sur Mer« (St. Jost am Meer). In der dortigen Pfarrkirche wird der Heilige bis heute verehrt. Die Pfarrei Langenfeld unterhält heute ein partnerschaftliches Verhältnis zur dortigen Kirchengemeinde.

Die Jodokusverehrung und Ausbreitung erfolgte im Mittelalter über Belgien, die Niederlande, das Rheinland und ganz Deutschland bis Österreich und die Schweiz. Durch den Deutschen Ritterorden wurde die Verehrung auch weit nach Osten bis ins Ermland getragen. Viele Altäre waren dem Heiligen geweiht und an zahlreichen Orten wurde er verehrt. Bedeutend in unserer Region waren u.a. Trier Maximin, Trier Bieber (Lebrahstation) und die Abtei Prüm , die über lange Zeit enge Bindungen zum Kloster in »Saint Jose sur Mer« unterhielt. Die heute wohl bekannteste Wallfahrtsstätte in Deutschland soll St. Jost sein, das zur Pfarrei Langenfeld im Kreis Mayen - Koblenz gehört. Die dortige Kapelle wird in einer alten Urkunde von 1464 zum ersten Mal erwähnt. Sie soll von einem Grafen von Virneburg nach glücklicher Rückkehr vom Kreuzzug errichtet worden sein. Darauf deutet auch ein Wappen im Schlussstein des Chorgewölbes hin. Zur Zeit der Säkularisation war die Kapelle zweckentfremdet. Sie war an die Müller von St. Jost verkauft und wurde als Scheune und Stall genutzt Ab 1839 fanden aber wieder Gottesdienste und offizielle Wallfahrten statt. Nach alten schriftlichen Quellen war aber immer eine »stille Wache« dort vorhanden, das heißt, dass die Verehrung nie ganz abgebrochen war. Hinter der Kapelle war bis zum Jahre 1863 auch eine Eremitage, diese wurde dann wegen Baufälligkeit abgetragen. In den Jahrzehnten nach der Wiedereröffnung der Kapelle erlangte die Wallfahrt wieder großen Zulauf und Beliebtheit. So wurde im Jahre 1898 die Zahl der Pilger auf 12 bis 15 tausend geschätzt. Um die Mitte der 1950er Jahre kamen, wenn auch teils in kleinen Gruppen, jährlich Pilger aus 90 Pfarreien nach St. Jost und dem Pfarrort Langenfeld. Im Jahre 1990 kamen an den Samstagen Pilger aus 35 Orten und zu den Pilgerandachten an den Sonntagnachmittagen Menschen aus 20 Pfarreien der näheren Umgebung nach St. Jost. Die sonntäglichen Pilgerfeiern werden auf der großen »Festwiese« an einem Freialtar abgehalten. In früher Zeit war der Hl. Jodokus der Patron der Fischer, der Pilger, aber auch bei Pest und Seuchen erflehte man seine Fürsprache und Hilfe. Die ländliche Bevölkerung unserer Heimat setzte großes Vertrauen in seine Fürsprache und erflehte seine Hilfe in allen Nöten und Sorgen des Alltags, so bei Krankheit und Gebrechen, für gute Ernten und das Wohlergehen für Mensch und Vieh. Die Jodokusverehrung ist aber auch eng mit der Marienverehrung verwoben, denn auf den langen Pilgerwegen zum Gnadenort wird auch immer wieder ihre Hilfe und Fürbitte in Gebet und Liedern erfleht.

Doch wo ist nun die Gnadenstätte des Heiligen zu finden? St. Jost liegt ca. 13 km westlich von Mayen im engen von Wäldern umgebenen Tal des Nitzbaches. Dort wo der Achterbach, vom Fuße der Hohen Acht komment, einmündet. Der Nitzbach entspringt im östlichen Teil des Kreises Daun in der Umgebung von Welcherath/Reimerath. Unterhalb des Ortes Nitz verlässt der Bach unseren Kreis und setzt seinen Lauf in Richtung Schloss Büresheim, vorbei an Virneburg und St. Jost, fort. St. Jost ist mit dem Auto nur über eine schmale Teerstraße zu erreichen, die von der Landstraße Langenfeld Richtung Mayen abzweigt und in steilen Windungen ins Tal führt. Talabwärts führt ein Waldweg entlang des Nitzbaches zum Schloss Büresheim. Hier mündet der Nitzbach in die Nette, die bei Weisenturm in den Rhein fließt. Bachaufwärts erreicht man nach einigen km den Ort Virneburg mit seiner alten Burgruine. Ein weiterer Wald- und Wiesenweg führt durch das Tal des Achter Baches zum Ort Acht und von dort eine schmale Kreisstraße über Siebenbach zur Hohen Acht. St. Jost ist keine große Ortschaft oder gar eine Klosteranlage, nein, es besteht vielmehr nur aus der Kapelle und der ehemaligen kurfürstlichen Mühle mit Wohnhaus, Gastwirtschaft und Nebengebäuden. Ferner gibt es noch einige kleinere Gebäude, die in der Wallfahrtszeit als Verkaufsbuden genutzt werden. Für eine größere Ansiedlung würde der Raum in diesem engen Tal auch nicht ausreichen. An den Wallfahrtstagen herrscht im Bereich der Kapelle oft ein großes Gedränge und Geschiebe. Doch die Pilgerscharen zieht es auch heute noch alljährlich zu diesem Gnadenort.

Ein weiterer alter Pilgerpfad führt vom Wiesengrund jenseits des Baches durch den steilen Berghang des »Mayener Hinterwaldes« auf das Bergplateau. Dort gabelt ein Weg in Richtung Kürnberg und ein anderer führt über die »Blumerather Heide« zum dortigen Heiligenhäuschen an der Bundesstraße 258, die von Virneburg kommend über Kreuznick nach Mayen führt. Dieser Pfad ist den Pilgern seit alters her bekannt. Davon zeugen die vier Basaltkreuze aus dem 17. Jahrhundert, die dort errichtet sind. Auf Zweien (einer davon ist mehr ein Bildstock von 1646) ist der kreuztragende Christus dargestellt. Ein alter Brauch hat sich dort bis heute erhalten. Die meisten Pilgergruppen verweilen hier und legen auf dem Weg gefertigte kleine Holzkreuze aus Ästen und Zweigen am Fuße des Kreuzes nieder. Damit wollen sie ausdrücken, dass sie ihr Kreuz unter sein schweres Kreuz, das er ja für uns getragen hat, stellen und auf seine Gnade und sein Erbarmen hoffen. Die meisten beten dann ein Gesetz des »Schmerzhaften Rosenkranzes«. Die Art und Weise der Verehrung ist unter den einzelnen Gruppen unterschiedlich. Es wird berichtet, dass in früherer Zeit die älteren Männer aus Pommern/ Mosel ihre Gebete kniend und mit erhobenen Händen gesprochen haben. Diesen alten Pilgerpfad müssen alle Pilger einschlagen, die aus westlicher und südlicher Richtung kommen. Beim »Blumerather Heiligenhäuschen vereinigen sich die verschiedenen Pilgerrouten. Ab hier haben nun alle Pilger den gleichen Weg. Auch die Pilgergruppen aus Udler und Schalkenmehren, die jeder für sich und an verschiedenen Wochenenden noch nach St. Jost pilgern. Eine Gruppe von 10 bis 15 Leuten aus Schalkenmehren macht sich meist am Samstag in der zweiten Oktoberwoche auf den Weg. Die Jodokusverehrung ist seit dem Ersten Weltkrieg (1914 -1918) in Schalkenmehren bekannt. Einigen Kriegsteilnehmern aus Schalkenmehren wurde von anderen Kameraden über den Heiligen berichtet. Diese hatten gelobt (einen Gang versprochen), bei glücklicher Heimkehr aus dem Kriege, eine Fußwallfahrt nach St. Jost zu machen. Seit jener Zeit kennt man in Schalkenmehren die Wallfahrt nach St. Jost. Nach Auskunft einer älteren Pilgerin (Frau Zillgen) machte sich im Jahre 1921 eine Pilgergruppe mit dem Gastwirt Schmitz auf, um Fürsprache in einem familiären Anliegen zu erflehen. Aus Dankbarkeit für erhaltene Hilfe und um weitere Fürsprache zu erflehen, hat sich die Wallfahrt bis heute erhalten.

Die Wallfahrt beginnt heute in Hörschhausen. Dort sammelt man sich um 7 Uhr und zieht betend, meist über Feld- und Waldwege, nach Horperath. Von dort über Sassen, Kolverath nach Boos. Dort trifft man dann gegen 10 Uhr ein, und eine Pause mit Frühstück wird eingelegt. Nach dem Aufbruch wird wiederum die Hauptstraße gemieden und so zieht man oberhalb von Boos und dem Nachbarort Lind vorbei durch die Feldflur. Die Bundesstraße, die von Kelberg nach Mayen führt, wird in der Nähe der Abzweigung nach Nachtsheim erreicht, doch bei dem einzelstehenden Haus »NEU-VIERNBURG« wird die Hauptstraße wieder verlassen und durch eine kleine Feldflur geht es dann auf das erwähnte »Blumerather Heiligenhäuschen zu. Dieses steht am Rande der Straße im Schatten von alten Kastanienbäumen. Dort vereinigen sich dann die verschiedenen Pilgerrouten und führen über den alten Pilgerpfad durch den Berghang zum Tal nach St. Jost.

Hier wird eine letzte kurze Rast eingelegt und in der Erwartung in kurzer Zeit das Ziel zu erreichen, wird bald wieder aufgebrochen. Und hat man auf dem Weg bisher für viele Anliegen, wie den Frieden der Welt, für die Verstorbenen und vieles mehr gebetet, so wendet man sich jetzt direkt an den Heiligen mit dem Ruf: »Hl. Jodokus zu dir kommen wir und deine Fürbitte begehren wir.« So ziehen die Pilger über die Heide und dann bergab durch den Wald bis zu dem Kreuz (Bildstock) von 1646. Hier halten auch die Pilger von Schalkenmehren inne. Sie legen ihre selbstgefertigten Kreuzchen nieder und beten zu den heiligen fünf Wunden des Herrn mit den Worten: »Oh Herr Jesus Christ, der du für uns am Kreuz gestorben bist, durch die heilige Wunde deiner rechten Hand«, erbarme dich unser und der armen Seelen im Fegefeuer.« Nun folgt die Anrufung der linken Hand, dann der Füße und der Seitenwunde mit je einem Vater unser und Gegrüsset seist du Maria. Mit einem Gebet zur Gottesmutter beginnt dann der endgültige, steile Abstieg zum Wiesengrund. Nun ist nur noch ein kleines Wegestück über die Pilgerwiese zurückzulegen und mit dem Ruf: »Hl. Jodokus zu dir kommen wir ... ziehen die Pilger in der Kapelle ein. Vor dem Jodokusaltar aus dem Jahre 1655 wird das gemeinsame Gebet beendet. Ein jeder hält nun noch stille Zwiesprache mit dem Heiligen und trägt ihm seine Anliegen vor und verlässt dann die Gnadenstätte. Draußen warten schon Angehörige mit dem Auto oder Kleinbus um die müden Pilger nach Hause zu holen. Die Pilger aus Schalkenmehren kehrten schon immer am gleichen Tag nach Hause zurück. Anfangs gingen sie auf dem Pilgerpfad zurück und dann zum Bahnhof nach Monreal. Ab den 1950er Jahren fuhr man ab Langenfeld mit dem Bus zum Bahnhof nach Mayen und von dort zurück nach Schalkenmehren. Auch die Pilger aus Udler, Eilscheid und anderen Nachbarorten brechen meist Anfang Oktober nach St. Jost auf. Die Wallfahrt besteht, nach Auskunft eines alten »Brudermeisters« sei 1921. Ob ein besonderer Anlass oder Anliegen bestand, ist nicht mehr festzustellen. In den ersten Jahren war es nur eine kleine Gruppe, die sich auf den Weg machte. Im Laufe der Zeit nahmen aber immer mehr Leute an der Wallfahrt teil. So ist in der Pilgerstatistik von Langenfeld nachzulesen, dass die Gruppe aus Udler im Jahre 1990 vierzig Pilger zählte. Bis heute hat sich die Zahl, zusammen mit den »Buspilgern«, kaum verändert. Zur jährlichen Wallfahrt wird morgens um 6 Uhr aufgebrochen. Die Mitpilger aus den Nachbarorten haben sich angeschlossen und so macht man sich betend auf den Weg. Die Pilgerroute ist altbekannt und führt meist über Feld- und Waldwege nach Eilscheid, wo sich noch Pilger anschließen, über Meiserich nach Ulmen. Dort wird dann gefrühstückt.

Anschießend geht es weiter über Höchstberg, Uersfeld nach Arbach (bis vor einigen Jahren immer Retterath); hier wird nun eine längere Mittagspause eingelegt. Danach führt der Weg weiter über Münck nach Nachtsheim. Nach einer kurzen Pause dort, bricht man erneut auf und zieht durch die Feldflur in Richtung »Neuvirneburg«, dem einzelstehenden Haus an der Bundestrasse, und nach kurzer Zeit, wie bei Schalkenmehren beschrieben, ist das »Blumerather Heiligenhäuschen« erreicht. Bei den Pilgern aus Udler wird es das Apollinaris Heiligenhäuschen genannt, weil früher dort eine Statue des Heiligen aufgestellt war. Auf dem letzten Wegstück haben sie schon die Hilfe und den Beistand des Heiligen erfleht und beenden hier ihre Bitten mit einem Schlussgebet. Hier wird nun noch einmal kurz gerastet und einem alten Brauch folgend ist jeder bestrebt, drei Kastanien unter den alten Bäumen zu finden, um sie in Rock- oder Hosentaschen zu versenken. Denn diese sollen nach alter Überlieferung vor Gliederschmerzen schützen. Vor allem aber sollen sie im Laufe des Jahres an die Wallfahrt erinnern und zu einem Gebet ermuntern. Auch die Pilger von Schalkenmehren pflegen diesen Brauch. Doch lange verweilen die Pilger nicht, denn bald wird wieder aufgebrochen und mit dem Ruf: »Hl. Jodokus zu dir kommen wir«, geht es über die Heide auf den alten Pilgerpfad zu. Der Berghang, durch den der Pfad führt, wird von den Udler Pilgern der »Hollerberch« genannt, da es dort an einigen Stellen hohl klingen soll, wenn man feste auftritt. Das nächste Ziel der Pilger ist nun auch das alte Steinkreuz am Pfad, an dessen Fuße schon viele kleine Kreuze niedergelegt sind. Hier legen nun auch die Pilger aus Udler ihre auf dem Weg gefertigten kleinen Holzkreuze nieder und beten zu den heiligen fünf Wunden Christi. Die Väter der heutigen Pilger haben sich dabei noch auf die Erde gekniet. Heute ist das nicht mehr üblich. Ab hier ist es nun nur noch ein kurzes Stück bis zum Wiesengrund und bald leuchtet auch schon das Weiß der Kapelle herüber. Im Tal angekommen ziehen die Pilger nun über die Wiese und halten Einzug in der alten Kapelle. Nach einer kurzen Andacht aus dem »Pilgerbüchlein« und einem persönlichen Gebet, ist nun hier die Fußwallfahrt beendet. Denn draußen wartet schon ein Bus mit einer Anzahl Pilger, die den anstrengenden Fußmarsch nicht mehr durchstehen. Nach kurzer Rast fährt man nun zur abendlichen, großen Pilgerfeier zur Pfarrkirche nach Langenfeld und spät am Abend dann müde aber mit frohem Herzen nach Hause zurück. Und im Herzen klingt es nach, so wie man früher auf dem Heimweg betete: »Hl. Jodokus von dir scheiden wir, für deine Hilfe danken wir.«

Bis vor einigen Jahren (Jahrzehnten?) dauerte die Wallfahrt zwei Tage. In den ersten Jahren ging man am Samstag bis nach St. Jost und nach einer Pause auf dem bekannten Pilgerpfad nach Boos oder Nachtheim zurück. Dort wurde dann übernachtet und am Sonntag ging es dann nach Hause zurück. Seit den 50er Jahren ging man nach einer Ruhepause von St. Jost aus zum Pfarrort Langenfeld (ca. 4 km). Dort kam man abends an und nahm dann in der Pfarrkirche an der großen Pilgerandacht teil. Bei Privatleuten fand man dann Unterkunft und auf dem mit Stroh ausgelegten Fußboden wurde übernachtet. Am anderen Morgen gab es dann Frühstück mit reichlich Kaffee. Dafür zahlte man einen Kostenbeitrag von 1,50 DM, später dann bis zu 5,00 DM. Die Gastfamilie der Udler Pilger war »Detze Mechel«, dieser war damals der Bäcker des Ortes. Die älteren Pilger erinnern sich heute noch gerne an die herzliche Aufnahme durch die Familie. Am Sonntagmorgen nach der Pilgermesse wurde dann zur Heimreise aufgebrochen. Zu Fuß ging es über Waldesch (heute Kirchwald), zum Schloss Büresheim und von dort durch das Nettetal zum Bahnhof nach Mayen und von dort mit dem Zug »in Richtung Heimat« zum nächstgelegenen Bahnhof. Dass auch heute noch die Menschen aus Udler, Schalkenmehren und viele andere unserer Eifelheimat dem Heiligen bis heute die Treue halten, zeugt von der Verbundenheit auch der heutigen Generationen zum Glauben und christlichen Brauchtum unserer Vorfahren. Aber wie lange noch? Es gibt Anlass zur Sorge. So befürchten einige der älteren Pilger, zu ihrem großen Bedauern, dass die Wallfahrt in absehbarer Zeit ein Ende finden könnte, da das Interesse an der Wallfahrt bei den jungen Leuten stark nachlässt. Dieser Trend ist überall im religiösen, aber auch in anderen alten Traditionen zu beobachten. Dabei sollten die jungen Leute bedenken und von der Natur abschauen, dass die Pflanzen aber auch die Menschen auf ihre Wurzeln angewiesen sind. Ferner ließe sich bei der heutigen so sportlichen Generation die Leibesertüchtigung (Wandern) und evtl. Radtouren doch leicht mit Religion und Tradition in Einklang bringen.

Und vielleicht sollte man auch heute noch den alten Eifler Ausspruch beherzigen: »Wenn et och net hileft, su kann et awwe och seche och net schade.« Soll heißen: Vorsorge ist immer gut, denn keiner kann wissen was ihn noch erwartet (auch im Jenseits). Es ist uns jedoch zu wünschen, dass in der Eifel der Glaube und christliches Brauchtum noch über viele Generationen erhalten bleiben.