Geschichte und Geschichten
Ein Glücksfall für Niederbettingen
Schul-Chronik „heimgekehrt"
Prof. Matthias Weber, H i l l e s h e i m - N i e d e r b e tt i n g e n
Alles neu macht der Mai. Nicht nur in der Natur, auch in der Kultur! Ein zu großes Wort? Kaum. Schul-Chroni-ken sind nun einmal für klei­ne Eifelorte wie Niederbettin­gen mit seinen rund 265 See­len ein „Kulturerbe". Spätes­tens merkt dies derjenige, der sich um eine verlässliche Ortschronik bemüht. Wo sonst soll er beispielsweise herausfinden, wann im Dorf die Wasserleitung angelegt wurde, wann die Schule ge­baut und eröffnet wurde, was im Dritten Reich am Ort los war und was sich hier sonst noch in vielerlei Hinsicht tat? Hinweise alter Mitbewohner und deren Erinnerungen in allen Ehren. Nach der natürli­chen Beschaffenheit unseres menschlichen Gedächtnisses müssen sie wegen ihrer gerin­geren Authentizität und Zuverlässigkeit bescheiden hinter das „geschriebene Ge­dächtnis" einer schriftlichen Chronik zurücktreten. Es sei denn, diese sei schludrig angefertigt. Aber dagegen schützt uns das „handwerkli­che" Ehrgefühl ihrer Schrei­ber wie auch die doppelte
Inspektion durch den Orts­und Kreisschulinspektor im ehemaligen Kaiserreich. Danach diejenige „nur noch" durch den Kreisschulrat. Schul-Chroniken sind regel­rechte Schatz- und Fundgru­ben und die zentrale Ortsdo­kumentation für all diejeni­gen, die sich für die Geschich­te ihrer Heimat, sprich: die Entwicklung ihres Wohn- und Lebensraumes, interessieren. Und das werden auch in un­serer heutigen Wohlstands-, Spaß- und Fernsehgesell­schaft immer mehr. Man den­ke nur an den regelrechten Boom von entstandenen Ortschroniken im Rahmen der Landesgroßaktion der so genannten Dorferneuerung. Jedoch die Zahl der Schul-Chroniken bleibt bestenfalls konstant. Dies auch nur so weit, wie sie in einem verläss­lichen Archiv gut aufbewahrt und behütet werden. Ihre große Zeit begann nach der Reichsgründung 1871, in unserer Region etwa um 1873. Gegen Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts war diese geistige Blüte plötz­lich völlig dahin. Nicht das
Fernsehen, nicht der Compu­ter, nicht ein sonstiges mo­dernes Nachrichtenmedium, geschweige denn eine plötzli­che Schreibunlust oder Ge­schichtsgleichgültigkeit unse­rer Grund- und Hauptschul­lehrer waren daran schuld, sondern ganz simpel die buchstäbliche Auflösung der ehemaligen Dorfschulen im Rahmen der Landesschul­reform. In Niederbettingen war das genau im berühmt­berüchtigten Jahr der deut­schen „Kulturrevolution" 1968. Die traditionsbewusste preußische Monarchie hatte die Schul-Chroniken einst dem bildungsbeflissenen Volk als örtliches Kulturgut gege­ben, der moderne republika­nische Nachkriegsstaat hat sie ihm - als ungewollte Neben­wirkung? - wieder genom­men. Aus und vorbei! Kräht wirklich kein „Hahn" danach? Das wäre völlig an der Wirk­lichkeit vorbei gedacht, also falsch. Seit dem „Todesjahr" der ehemaligen hiesigen Volksschule 1968 war die Niederbettinger Schul-Chro­nik verschwunden. Die Ironie der Geschichte wollte es, dass
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immer wieder Tipps, wo man nachfragen und suchen könn­te und sollte. Sogar der Hil-lesheimer Verbandsgemeinde­bürgermeister Alfred Pitzen wurde mit solchem hartnäcki­gen Suchbegehren „gelö­chert". Zum Glück machte der aus eigener Liebe zur Heimat­geschichte das Aufstöbern der Chronik zu seinem eigenen Anliegen. Er wurde dankens­werter Weise nicht müde, bei allen möglichen in Frage kommenden und nicht mehr befugten „Besitzern" nachzu­fragen. Zum Leidwesen seiner auf Erfolg hoffenden „Ge­meinde" führte jedoch sein Bemühen bedauerlicherweise immer zur Fehlanzeige. Erst im Rahmen der dringend notwendigen Recherchen für die in Arbeit befindliche Orts­chronik „Hillesheim-Nieder-bettingen" geschah dann schließlich das „Wunder". Und zwar eher beiläufig, jedenfalls gänzlich unerwartet. Die „fro­he Botschaft" auf die Neben-und Routinefrage nach dem Schicksal der Schul-Chronik lautete Anfang Mai dieses Jahres ebenso schlicht wie völlig überraschend: „Meine Frau hat sie gefunden!" Wer diese Antwort gab und wo er dies tat, sei dahingestellt. Es handelt sich bei dieser Ange­legenheit ja weder um einen Tatort noch um einen Täter, eher um ein mögliches Verse­hen beim Umzug eines am Ort sogar sehr beliebten Men­schen. Ein Glücksfall für Niederbettingen ist die nun­mehrige leise „Heimkehr" der Chronik ohne jeden Zweifel. Dankbar jubeln kann wohl derjenige am ehesten, der auf
ihre wichtigen Auskünfte über das Ortsgeschehen in der Vergangenheit am meisten angewiesen ist. Doch die ganze „Gemeinde" kann und sollte sich echt mitfreuen. Es ist durchweg ihr Leben und dasjenige ihrer Altvorderen, das in der Chronik wie in ei­ner Schatztruhe geistig aufbe­wahrt wird. Vorbei ist nun die chroniklose Zeit. Die Gemein­de hat sie wieder und wird sie gewiss nach ihrer Auswer­tung für die in Arbeit befind­liche „Ortsgeschichte" in der Zukunft im Archiv der Ver­bandsgemeinde Hillesheim sorgfältig hüten. Die Niederb ettinger Schul-Chronik wurde 1913 vom ersten Niederb ettinger Lehrer, Herrn Matthias Karls, mit einem damals üblichen Folio-Buch angelegt. Durchweg sind die teils umfangreichen Berichte auf den 120 be­schriebenen Seiten in schräg­liegender sehr exakter deut­scher Schrift (Volksmund „Sütterlin") ausgeführt. Für (Noch)Kenner dieser Schreib­schrift sind die Texte gut les­bar. Keine Seite des „Buches" ist in irgendeiner Weise beschädigt. Kein Blatt ist gar herausgerissen, aus dem Ein­band gelöst oder verschmutzt. Also ein nahezu unversehrtes, weil vermutlich kaum genutz­tes wertvolles Kulturgut, das sich jetzt wieder im Besitz der ehemaligen Gemeinde Nie­derbettingen befindet. Gott sei's gedankt.
In der Schul-Chronik lernen wir auch eine Reihe Namen von Lehrern kennen, die in der Volksschule Niederbettin­gen in Notzeiten vertretungs-
Lehrer Matthias Karls (1913-28) als Feldwebel in der kaiser­lichen Armee
Foto: Rhein. Photo-Institut Bonn, 1915
man die über die ganz alten Niederbettinger und beispiels­weise den Bau der prächtigen Pfarrkirche am Ort minutiös berichtende Dohmer Schul-Chronik von 1874 - Nieder­bettingen gehörte bis 1913 zum Schulverband Dohm -jederzeit für Forschungs­zwecke nutzen konnte, aber die über die jüngeren Schul­jahrgänge und ihr Umfeld Auskunft gebende eigene Niederb ettinger Schul-Chro-nik (ab 1913) verschwunden war. Das durfte doch wohl nicht wahr sein. Diese Unge-wissheit ließ einige ge-schichts- und heimatbewusste Ex-Bettinger, an ihrer Spitze Peter Jakobs in Simmern, ver­ständlicherweise keine Ruhe. Aus dem fernen Hunsrück „bohrte" er von Zeit zu Zeit immer wieder an dem „harten Brett" und gab sogar von dort
weise unterrichtet haben. Auch sie haben ausgezeich­nete Berichte in der Chronik hinterlassen, für die wir dankbar sein müssen. In der Bevölkerung noch weitge­hend bekannt sind die Lehrer Matthias Karls (1913-1928), Paul Meilert (1928-1950), Reinhold Bednarczyk (1950-1955) August Meyer (1955-1965) sowie August Suttorp-Averberg (1965-1968). Aber vertretungsweise waren da auch noch die Herren Lehrer Inselberger, Oberbettingen, Hohmann, Birgel, M. Wiesten, Hauptlehrer Dohm, Gerol-stein, Dissemond, Bolsdorf und nicht zuletzt die „Schul-amtsbewerberin" Anna Hauch, 1915 und ihr Kollege J. Linnenborn 1928. Sie alle ga­ben sich Mühe, an der Schule in Niederbettingen nicht nur die Schülerinnen und Schüler in Vertretung des „im Felde" (bei Militär) stehenden Leh­rers (Feldwebel M. Karls) oder nach dessen Versetzung nach Köln gewissenhaft weiter zu unterrichten, sondern auch die Schul-Chronik aussage­kräftig weiterzuführen. Dabei blieb nicht aus, dass auch ihre unterschiedlichen schriftstel­lerischen Talente und Vorlie­ben zur Geltung kamen. Leh­rer Inselberger glänzt in der Chronik mit seinem markan­ten vaterländischen Pathos und seiner kalligraphisch­schönen Schrift, die wir schon aus der Oberbettinger Schul-Chronik kennen. Lehrer Hohmann zeichnet ein Bild der vaterländischen Begeiste­rung beim Kriegsbeginn 1914 im „stillen Eifeldörfchen" Niederbettingen, wie wir es
uns heute kaum noch vorstel­len können. Nicht zuletzt die­se Tatsache hat den Verfasser dieses Beitrags veranlasst, in diesem Zusammenhang aus­zugsweise zwei Beispiele aus der Schul-Chronik Niederbet­tingen, gleichsam als Aus­druck des jeweiligen Zeitgei­stes sowie als Leseprobe, zu übertragen und hier wörtlich wiederzugeben: Einmal geht es um die Schilderung des Kriegsbeginns 1914 von Leh­rer Hohmann (S. 17-21), zum andern um den Bericht über das Kriegsende 1945 von Leh­rer Meilert (S. 87 f.). Bei Leh­rer Meilerts Darstellung fällt in der Schul-Chronik auf, dass er den Kriegsbeginn des Zweiten Weltkriegs 1939 gänzlich unerwähnt lässt. Das lässt umso mehr erstaunen, als er die NS-Feste und -fei­ern von 1933 bis 1938 immer sehr ausführlich schildert und dabei die Begeisterung der Dorfbevölkerung stets offen und ausführlich beschreibt.
War ihm die Stimmung ver­schlagen, als Hitler 1939 entgegen seiner jahrelangen Friedensversprechen radikal auf Krieg umschaltete? Wir wissen es nicht. Meilert war ein vorsichtiger Chronist, wie wir auch aus einem Vergleich mit zeitgleichen Eintragungen der Niederbettinger Pastöre Billen und Mailänder in der Pfarr-Chronik erkennen kön­nen.
Kriegsbeginn 1914/ Von Lehrer Hohmann
„Die Ereignisse der letzten Tage hatten unser stilles Ei­feldörfchen nicht unberührt gelassen. Die Aufregung und Spannung wuchs von Tag zu Tag und erreichte am Samstag (1. August 1914) ihren Höhe­punkt. Da um 6 Uhr gellt die Dorfschelle in die Stille des Ortes. Alles stürzt auf die Straße. Die Frauen weinen laut, als es heißt ‚Mobilma­chung auch der Reserve'. Die Sturmglocke wird geläutet.
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Ehemalige Volksschule Niederbettingen Herbst 1971
(Verkauf 1971)                              Foto: Klaus Linden, Hillesheim
Am Sonntag, dem 2. August, ist der erste Mobilmachungs­tag. Die Kriegserklärung Russlands wurde bekannt. Gegen Mittag ertönte die Dorfschelle. ‚Mobilmachung des Landsturms', heißt es. Da wächst die Aufregung. Rufe der Begeisterung erschallen aus dem Munde der jungen Leute. Allmählich dringt eine kleine, sachte Woge von dem Meere tosender Begeisterung, das über Deutschland dahin-braust, ins Herz der stillen Ei-fel und packt das ruhige Völk­chen fleißiger Ackerbürger gewaltig. Bald hört man wie­der die Schelle: ‚Die Pferde müssen nach Daun.' Schon kommen Landsturmleute, die sich in Hillesheim stellen mussten. Schwer fällt es den sie begleitenden Frauen und Kindern, sie ziehen zu lassen. Unser Ort erhält Einquartie­rung von den zur Bahnbewa-
chung dienenden Mannschaf­ten. Viele aus dem Dorf muss­ten sich in Trier stellen, andere in Hillesheim. Züge auf Züge rollten an unserem Dörfchen vorbei, mit Grün geschmückt und mit interes­santen Inschriften versehen. Keiner braust stumm dahin. Begeistert schallts: ‚Deutsch­land, Deutschland über alles'; und wieder beruhigend für die aufgeregten Nerven: ‚Lieb Vaterland magst ruhig sein.' Jeder eilt der Garnisonstadt (Trier) zu, gehorsam dem Ruf des obersten Landesherrn. ‚Der Kaiser rief! Wie klirrend Erz
ist durch die Welt sein Ruf er­klungen.
Aufzuckte jedes deutsche Herz,
von heil'ger Flamme heiß durchdrungen. Ein Jubel brauste durch das Land
Wie Schwertgeklirr und Wo­genschall.
Vom Memel bis zum Eifellan-de, da fand er frohen Widerhall.'
Viele aus unserem Ort schar­ten sich um Deutschlands Fahne: Ewertz Nikolaus, Ewertz Peter, Ewertz Anton, Blum Jakob, Unteroffizier, Meyer Martin, Oerters Lam­bert, Arens Josef, Drückes L., Jakobs Anton, Burgard Peter, Endres Nikolaus, Harings Ni­kolaus, Karls Matthias, Feld­webel, Schwindenhammer Jo­sef, Bauer Peter, Harings Jo­sef, Blum Leonhard, Schenten Josef, Arens Heinrich, Weber Nikolaus, Uters Franz Simon. Inzwischen folgen Schlag auf Schlag die Kriegserklärungen. Da wird es manchem angst und bange zu Mute. Doch man rafft sich auf. Jeder eilt auf seinen Posten. Die Ernte muss heimgebracht werden. Deshalb wird schon montags die Schule geschlossen, damit die Kinder helfen konnten. Still geht das Leben seinen Gang. Ruhe gibt's auch für die Daheimgebliebenen nicht. Nach des Tages Last und Mühe versammeln sich die Leute in der Kirche. Der Rosenkranz ist um die ar­beitsharten Hände geschlun­gen, und heiße Gebete steigen empor für unsere tapferen Feldgrauen. In aller Frühe geht es wieder an die Arbeit. Kinder und Erwachsene hel­fen denen, deren Arbeitskräf­te fort sind. Der Soldaten, die draußen für uns kämpfen, wird nicht vergessen. In frei­en Stunden und beim Vieh­hüten wird der Strickstrumpf
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Emblem auf der vorderen Vorsatzseite der Schul-Chronik Nieder­bettingen
zur Hand genommen. Strümpfe, Kniewärmer, Kopf­schützer werden in großen Mengen gestrickt. ,Stricknadeln klappern, die Wangen glühn, die kleinen Finger den Faden ziehn.
Fahren eilfertig hin und her. Alles fürs herrliche deutsche Heer.'
Draußen schlagen sie unter­dessen Schlacht auf Schlacht. Wie unheimliches Donnern rollts durchs stille Kylltal. Die gewaltige Wirkung unserer neuen Geschütze versetzt die stillen Eifelbewohner in Aufregung. Diese steigert sich immer mehr, als im Septem­ber die Kunde kommt, dass ein Krieger aus dem Nachbar­ort Oberbettingen gefallen sei. Eine Sammlung fürs Rote Kreuz fiel reichlich aus. Lei­nen, Butter, Obst, Brot, Eier und andere Lebensmittel wur­den in großer Menge gespen­det, dazu noch ansehnliche Geldsummen. Anfang Okto­ber war die große Truppen­verschiebung. Da gings mit Körben, Kesseln, Töpfen und Eimern zum Bahnhof. Hier wurde dampfende Suppe ge­reicht, dort kräftige Butter­brote, Kaffee und Milch. Jeder gab gern. So kam langsam der 6. Oktober, der Tag an dem Schulanfang war. Der Lehrer des Orts, Herr Karls, war schon seit Beginn des Krieges fort. Deshalb über­nahm der Lehrer von Ober­bettingen, Herr Inselb erger, die Vertretung der Schule. Es wurde Halbtagsunterricht eingerichtet. Der gesamte Unterricht bekam eine andere, zeitgemäße Richtung. Man
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Beilage zur Niederbettinger Schul-Chronik - Patriotischer Geist in der Kreis-Lehrerschaft 1920
hoffte nun allgemein, Weih­nachten das Friedensfest zu feiern. Aber die Hoffnung trog."
Kriegsende 1945
Statt Weihnachten 1914 wie­der bei Mutter zu Hause zu sein, dauerte der Erste Welt­krieg mit seinen gewaltigen Materialschlachten, erinnert sei nur an die für beide Seiten verlustreiche Schlacht bei Verdun, über vier Jahre bis zur Kapitulation der deut­schen Kaiserlichen Armee im November 1918. Demütigend und schrecklich fiel 1919 für Deutschland der so genannte Friedensvertrag von Versailles aus. Seine kurzsichtigen, von Rachegedanken beeinflussten Bestimmungen, insbesondere der Siegermacht Frankreich, zu Lasten Deutschlands liefer­ten Hitler u.a. einen Vorwand für seine „Revisionspolitik"
durch einen Zweiten Welt­krieg, der am 1. September 1939 mit dem Angriff auf Polen begann und am 8. Mai 1945 mit der bedingungslo­sen Kapitulation und dem völligen staatlichen Zusam­menbruch Deutschlands en­dete. Lehrer Meilert schildert in der Niederbettinger Schul-Chronik dieses Ende aus seiner Sicht wie folgt: „Das ‚Dritte Deutsche Reich' ist 1945 verschwunden. Deutschland hat den Krieg verloren. Am 6. März 1945 wurde unser Dörfchen von amerikanischen Truppen be­setzt. Weil auf der Bolsdorfer Seite (der Kyll) sich Befesti­gungen befanden (Panzergrä­ben, Schützen- und Laufgrä­ben, Maschinengewehrnester) wurde hier noch heftig ge­kämpft, und mancher tapfere Krieger musste dabei sein Leben lassen. Sechs amerika-
nische Panzer rollten am Vor­mittag des 6. März vom Has­selbach kommend auf unse­ren Ort heran. Die Brücken in der Gegend und die Eisen­bahngeleise waren von deut­schen Truppen gesprengt, die Kyll führte in jenen Tagen ge­rade Hochwasser, und so ging der Vormarsch nur langsam vonstatten. So ist es zu er­klären, dass hier in der Nähe noch schwere Gefechte statt­fanden. Ein Teil der Einwoh-
ner des Dorfes war nach der Besetzung unseres Ortes durch amerikanische Truppen in verschiedene Keller ge­sperrt, 64 andere waren fünf Tage lang im Nachbarort Roth in einer Scheune festgehalten. Von dem Beschuss durch Panzer und Artillerie wurden einige Häuser oder deren Dächer mehr oder weniger beschädigt, drei Scheunen brannten vollständig aus. Das Schulhaus erhielt drei
Artillerietreffer, davon zwei in das vierte Kellerfenster und einen in die Wohnung.
Vom August 1944 bis zum 30. September 1945 ruhte der Schulbetrieb vollständig. Endlich hatte die Militärregie­rung die Wiedereröffnung der Schulen zum 1. Oktober 1945 genehmigt. Im Herbst 1945 besetzten französische Trup­pen unsere Heimat (Französi­sche Besatzungszone)."