Der Kanton Daun
Neuordnung von Diözese und Pfarreien im Jahre 1803
Karl Oehms, Trier
Die Allianz von Truppen aus Österreich, Köln und Trier un­terlag den Revolutionstrup­pen am 8. August 1794 in der Schlacht bei Pellingen. Am Morgen des 9. August gegen acht Uhr zogen die ersten französischen Truppen in ge­ordneter Formation unter Ge­neral Moreau durch das Neu­tor in Trier ein. Nach einer kurzen Erholungspause für die Revolutionäre fiel Aachen am 25. September, Köln am 6. Oktober und am 23. Okto­ber zogen die Franzosen in Koblenz ein.
Während diesem Sturmlauf flüchtete der Kurfürst mit sei­nem Hofstaat auf die rechte Rheinseite und in seinem Ge­folge zahlreiche Klosterkon-
vente, Priester und die Profes­soren der Trierer Universität. In dem nun folgenden Chaos aus wechselnden Revoluti­onsführern, Komissionären und Befehlshabern, Beschlag­nahmungen und Kontributi­onszahlungen versank die hergebrachte Ordnung. Die Aufhebung von Kirchen, Stif­ten und Klöstern führte zu ei­ner riesigen Verschleuderung von Kulturgütern und Vermö­genswerten. Der von den Geistlichen verlangte Eid auf die französische Verfassung zwang viele Priester aus ihren Ämtern und in die Flucht. Das Saardepartement schließlich gab am 11. April 1798 den Gemeinden die Möglichkeit, sich ihren »Kultusminister«
(= Religionsvertreter, Priester) selbst zu wählen. Klöster, Stifte, Kirchen und Städte, über Jahrhunderte, ja annähernd zweitausend Jahre gewachsen, versanken in den Wellen der Revolution: im Namen von Freiheit, Gleich­heit, Brüderlichkeit. Als ersten Schritt in eine neue Ordnung notiert die Ge­schichtsschreibung den Frie­den von Campo Formio, in dem Österreich zu Gunsten von Frankreich auf seine Pro­vinzen verzichtete. Unter dem französischen Regierungs­kommissar Rudler erfolgte Anfang 1798 die Einteilung der eroberten Gebiete nach französischen Muster. Die Kurstaaten wurden aufgeteilt,
z. B. in ein Saar-, Roer- oder Rhein-Mosel-Departement. Aus luxemburgischen Lan­desteilen entstand das Depar­tement der Wälder, während der Teil des Kurstaates Trier rechts des Rheins fortbestand. Im Februar 1798 wurden die eroberten Gebiete mit neuen Verwaltungen versehen und mit dem Frieden von Lunévil-le im Februar 1801 dem fran­zösischen Staatsgebiet zuge­schlagen. Unter dem Konsul und späteren Kaiser Napoleon wurde die 1798 begonnene Neuordnung des Staates fort­geführt, die keinen Bereich des täglichen Lebens ausließ: Die Einteilung in Departe­ments, Arrondissements, Kan­tone und Mairien (= Bürger­meistereien), die Schaffung einer Zoll- und Handelsord­nung, die Neuordnung von Schul- und Gerichtswesen, die Entlohnung von Lehrern und Priestern durch den Staat - viele dieser Änderungen wirken meist unbemerkt bis ins 21. Jahrhundert fort. Erst das Konkordat zwischen Papst Pius XII und Napoleon I., das am 13. August 1801 ratifiziert wurde, machte den Weg frei für eine neue Eintei­lung der in Frankreich liegen­den Bistümer. Im alten Frank­reich entsprach das Bistum einem Departement, das nach geographischen Grenzen ge­gliedert war. In den neuen Landesteilen war die Eintei­lung sehr viel schwieriger, weil die Zuordnung in Saar-, Mosel- oder Wälderdeparte­ment sich auf historische oder politische Vorgaben gründete. Das neu einzurichtende Bis­tum Trier entsprach also dem
Saardepartement und war da­mit auf ein Bruchteil seiner ursprünglichen Größe redu­ziert: Weit in dieses Gebiet -bis Laufeld bei Manderscheid - ragten die luxemburgischen Landesteile, die 1802 dem Bistum Metz zugeordnet wur­den. Zahlreiche Gemeinden gehörten vorher unterschied­lichen Landesherren und wa­ren nun teilweise nach Trier und nach Metz zuzuordnen. Während im Norden Teile des ehemaligen Kurfürstentums Köln hinzu kamen, ging der östlich einer Linie Nohn, Kel-berg, Ulmen, Lutzerath (= entspricht in etwa dem Verlauf der Grenze zwischen den Regierungsbezirken Trier und Koblenz) gelegene Teil an das neue Bistum Aachen ver­loren, das sich in einem schmalen Streifen bis zur Glan erstreckte. Jetzt galt es die bisher bestehenden Pfar­reien aufzuheben, in ihren Grenzen zu verändern und neue, in einer »für das Seelen­heil der Katholiken notwendi­gen Zahl« zu errichten. Diese Aufgabe fiel Karl Man-nay zu, der am 17. Juli 1802 zum neuen Trierer Bischof er­nannt, und am folgenden Tag geweiht wurde. Im Dezember begann er mit dem Organisa­tionsplan für die Neueintei­lung des Bistums, der bereits im April 1803 genehmigt wurde. Von Beginn der Pla­nungen an war klar, dass die Anzahl der einzurichtenden Pfarreien ungenügend sein würde. Aber durch den fran­zösische Staat waren enge Grenzen gesetzt: Bistums­und Pfarrgrenzen hatten sich an den vorgegebenen politi-
schen Gegebenheiten zu ori­entieren. Wenn das Bistum dem Departement entsprach, hatte sich die Pfarrei nach dem Kanton bzw. Friedensge­richt zu orientieren. Da das Friedensgericht regelmäßig im »Hauptort« der Region lag, war damit auch der Pfarrsitz festgelegt. Im Kanton Daun war das Friedensgericht in Daun untergebracht, womit diese Stadt auch Pfarrort wurde. Als Entgelt erhielt der Kontonspfarrer 800 Franc. Daneben bestanden zahlrei­che »Sukkursalen« oder Hilfs-kirchen. Durch ein Dekret Napoleons war den Inhabern von 196 Sukkursalen eine Entlohnung in Höhe von 500 Franc zugesagt worden, alle weiteren Filialen oder Priester waren auf Unterstützung der Gemeinden angewiesen. Für den Kanton Daun wurden 11 Hilfspfarreien genehmigt, da­von eine ohne Staatsgehalt. Die folgende Aufstellung zeigt den Zuschnitt der Pfar­reien in der 3. Organisations­form von 1807; nach Hauptort, zugehörigen Ge­meinden und Einwohnerzahl:
1. Daun, mit Eischeiderhof, Rengen, Boverath und Gemünden (714)
2. Beinhausen (1803-1805 Hilgerath genannt), mit Box­berg, Gefell, Hörschhausen (1803-1805 zu Darscheid, 1860 zu Üß), Katzwinkel (1803-1805 zu Darscheid, 1916zuÜß),Kradenbach, Neichen, Nerdlen, Sarmers-bach, die Höfe: Scheid, Merz­bach, 2 Mühlen (757)
3. Darscheid, mit Allscheid (heute Wüstung), Hörscheid, Schönbach, Utzerath (504)
4. Demerath, mit Steineberg (408)
5. Dockweiler, mit Brück (1803-1805 zu Oberehe) und Mühle, Dreis; vom Kanton Gerolstein: Betteldorf mit Mühle (815)
6. Gillenfeld, mit Ellscheid, Saxler; vom Kanton Mander-scheid: Nieder- und Oberwin­kel, Wollmerather Mühle (799)
7. Kirchweiler; und vom Kan­ton Gerolstein: Berlingen, Hinterweiler, Hohenfels mit Mühle (573)
8. Mehren, mit Schalkenmeh-ren, Steiningen (1803-1805 bei Demerath), 5 Mühlen (919)
9. Neunkirchen, mit Pützborn (1803-1805 bei Daun), Stein­born, Waldkönigen (594)
10. Niederstadtfeld, mit Ober­stadtfeld; vom Kanton Man-derscheid: Schutz (1803-1808 bei Bleckhausen) mit Hof und Mühle (692)
11. Üdersdorf, mit Trittscheid und Mühle, Weiersbach mit 2 Mühlen (314)
Tettscheid und Udler wurden Brockscheid im Kanton Man-derscheid zugeordnet. Die Pfarreinteilung ging hier be-wusst von den Kantonsgren­zen ab, um der Bevölkerung möglichst kurze Wege zur Pfarrstelle zu ermöglichen. Trotzdem ließ die Neueintei­lung viele Wünsche und Fra­gen offen, denen sich der Bi­schof während seiner Fir-mungs- und Visitationsreise durch das Bistum im August 1803 widmete. Der Unterschied des neuen Bischofs zu seinen Vorgän­gern war augenscheinlich:
Das war kein Prinz und kein Kurfürst, der im September 1802 mit einer einzigen Kut­sche in Trier ankam, begleitet von nur einem Diener und seinem Sekretär. Zu Beginn der französischen Revolution nach England geflüchtet, hat­te er dort das bittere Brot der Verbannung genossen. Erst 1801 nach Frankreich zurück­gekehrt, kam die Berufung als Bischof von Trier überra­schend, aber nicht unver­dient. Begleitet von General­vikar Anton Cordel und sei­nem französischen Sekretär Simon Garnier bricht er am 4. August 1803 zu einer Fir-mungs- und Visitationsreise auf, um sein Bistum kennen zu lernen und um die Neuord­nung der Pfarreien vor Ort zu überprüfen. Die Kutsche, be­setzt mit den wichtigsten Per­sonen der Bistumsleitung, war auf zusätzliche Pferde aus der Region angewiesen und weite Strecken legte man zu Fuß zurück. Durch Proto­kolle von Anton Cordel in deutscher Sprache und Simon Garnier in Französisch, sind wir über die Details gut unter­richtet1.
Bedingt durch Revolution, Umbruch und fehlender Bistumsleitung war das Sa­krament der Firmung seit vie­len Jahren nicht mehr ge­spendet worden. So versam­meln sich z. B. am 4. Sept. für den Kanton Gerolstein 1159 Firmlinge1, am 6. Sept. finden sich für den Kanton Daun 1341 Firmbewerber2 ein, und am 8. Sept. erbittet Mannay im Kanton Manderscheid für 564 Mädchen und Jungen den heiligen Geist3. Neben
dieser ungeheueren Leistung zeigt sich Mannay als Seel­sorger mit Sinn für das Prak­tische, wie Ausschnitte aus den Visitationsakten zeigen: [Am Montag, 25.9.1803] rei­ste man 1/4 vor 10 Uhr von Sarresdorf ab, ging zu Fuß nach Gerolstein, besah dort die Capelle im Gemeinenhaus, bewilligte bis zur Einrichtung der Pfarrei die Frühmesse in demselben und regte an, Kir­che und Pfarrhaus von Sar­resdorf zu verlegen, und dem Herrn Pastor das ehemalige Schulhaus zu geben; stieg auf den hohen Berg, das längst verfallene Schloß zu sehen, wo der Friedensrichter wohnt. Danach stieg man in die Kut­sche, fuhr nach Pelm, besah die Kirche, ging von da nach Berlingen, besah die Capelle, sprach den Berlingern von ih­rer Vereinigung mit Kirchwei­ler, die sie wegen der Kösten ablehnten, obgleich sie nur 1/4 Stunde durch einen Wie­sengrund dahin [haben]. Von Berlingen ging man nach Hohenfels, besah die Capelle, hörte den Vorstand der 13 Häuser, die sich durchaus wi­der ihre Vereinigung mit Kirchweiler stellten, weil der Weg zu schlecht sei. Man ging ihn selbst und fand ihn sehr gut. In Kirchweiler fand man die Kirche arm, klein, doch war man an der Reparatur. Der neue Pastor, Herr Klem­mer2, war 5 Tage vorher ange­kommen, und wohnt im Schulhäuschen. Die Euchari­stie wird in einem zinnernen Kelch in der Sakristei aufbe­wahrt, weil der Altar kein Ta­bernakel hat. 3/4 Stunde wei­ter kam man nach Steinborn,
wo der Herr Eyden3, Dechant von Neunkirchen mit seiner ganzen Pfarrei, 4 Geistlichen und einem Himmel stand, um Reverendissimo 1/4 Stunde weiter nach Neunkirchen zu begleiten. Mittagessen gab es um 5 Uhr. 1/4 vor 6 reiste man fort, 1/4 Stunde weiter Pützborn, und von da 3/4 Stunden weiter nach Daun, wo man an der Capelle in Prozession mit Leuten und Baldachin und Gens d 'armes abgenommen ward. Anderntags um 8 Uhr begann die Firmungsmesse ... in der Herr Wrangel4 eine gut durch­dachte Predigt hielt, die anschließende Firmung war um 1/2 3 Uhr beendigt. Die Niederstadtfelder zeichneten sich aus und der Herr Pastor ward von Reverendissimo be­lobt.
Nach einer Mittagspause bis 1/2 6 Uhr wird die Pfarrorga­nisation in einer Konferenz besprochen: Abgelehnt wurde die Petition der Steinborner, die begehrten, dass der Pfarr­dienst in der bisherigen Pfarr­kirche Steinborn gehalten werden solle. Das Begehren wurde abschlägig beschieden, weil im Organisationsplan Neunkirchen zur Succursale erhoben wurde. ... und beschlossen, dass Stei­ningen zu Mehren zurück kehren soll, Hohenfels bei Kirchweiler bleiben, weil die Wege kürzer und besser; die Succursal zu Darscheid5 blei­ben solle, weil zu Utzerath nur eine kleine Capelle sei, kein Pfarrhaus, und die größere Seelenzahl Darscheid näher ist. Den Kirchweilern, die für die Erhaltung einer
Succursal dankten, den Un­terhalt des Kaplans anemp­fohlen; den Berlingern war vergebens anempfohlen, die Vereinigung mit Kirchweiler zu begehren, indem der Weg durch das Wiesental besser als über die Berge nach Rockeskill [sei], wo der Pastor selbst wünsche, ihnen losledig zu sein.
Deputierte von Hilgerath wünschten einen anderen Geistlichen, sagten, Herr Hoffmann sei gut für Früh­messner, er könne nicht ca-thechisieren und wisse nichts; er mache Schulden mit Brandwein trinken6. Steinberg kam und begehrte zurück nach Mehren; es war ihnen aber abgeschlagen, weil sie näher bei Demerath wohnten. Anderntags, am 7. September
wird.....dem Deputierten von
Schalkenmehren eingebunden, ihren greisen Pastor, Herrn Hannappel besser zu nähren, oder sie würden nach Mehren eingepfarrt und Herr Pastor auf einen besseren Platz ge­setzt. Sie erwiderten, sie hät­ten ihm den 30. Teil der Ernte angeboten. Seine Haushaltung tauge aber nichts. Sein Bruder wohne mit seinem verschwen­derischen Weib, 2 Töchtern und einem Sohn bei ihm, die ihm alles verschwendeten. Es müsse eine Änderung getrof­fen werden, sonst wäre nicht möglich, dem Herrn Pastor zu helfen, den sie übrigens wegen seines Dienstes sehr lobten. Den Deputierten von Mehren ward ebenfalls eingebunden, ihren Pastor, Herrn Franzen besser zu halten. Sie ent­schuldigten sich mit dem praefectur areale, das sie
glauben machte, sie würden von der Regierung bezahlt und versprachen ihn gut zu stel­len. Den Deputierten von Steineberg sagte man, sie könnten nicht nach Mehren zurückehren, und müssten bei Demerath bleiben und emp­fahl ihnen an, zum Unterhalt wie andere beizutragen. Sie schienen zufrieden und gut gestimmt.
Der Vorstand von Rockeskill fragte, ob sie mit 1000 [Francs] bestehen könnten, nebst Wiesen und Ländereien, und es ward gebilligt. Dem Maire von Dockweiler ward die Salairung (= Salair = Ent-geld; die Bezahlung des Pa­stors) des Pastor [Josef] Horn von Dockweiler anempfohlen, er versprach 1000 [Francs]. Man empfahl ihm auch jenen von Kirchweiler und den Caplan Herrn Müller zu Dockweiler an, er versprach alles.
Um 10 Uhr fuhr man ab. 2 Pferd Vorspann von Mander-scheid waren da, die man we­gen dem Schiessen nach Pütz­born 1/4 Stunde voran schickte. Zu Pützborn sah man die ungemein schöne neue Capelle; fuhr 3/4 Stunde weiter nach Oberstadtfeld, wohin das Volk in einer großen Prozession weit entge­gen kam. Reverendissimo blieb sitzen, die Prozession kehrte zurück. In der Kirche lobte man die Leute wegen ihrem Eifer, ihrer guten Ord­nung, auch der Zucht und Andacht wegen, die sie zu Dauner Zeiten [gezeigt hat­ten].
Auf dem Kirchhof sagte man dem Vorstand von Oberstadt-
feld, der zweimal um eine Succursal anhielt, man werde ihre Sache untersuchen. Emp­fahl ihnen Unterwürfigkeit gegen dieselbe, die sie morgen in Manderscheid hören soll­ten, und bemerkte ihnen die Bedenklichkeiten, die ihnen im Weg stünde; z. B. [dem] Pastor ein Haus zu bauen, die Notwendigkeit eines Pfarr­hauses und -einkommens und den Mangel an Ex-Geistli­chen.
Von Oberstadtfeld bis Nieder­stadtfeld machte man [die Reise] in 21 Minuten ab. In den Bergen schossen die jun­gen Leute häufig mit Flinten, das ein vortreffliches Echo gab. Die Kirche ist ziemlich groß, ohne Duxal (= Empore), hat 3 Altäre, schöne Para-mente, 2 Glocken, eine schöne Sakristei und alles nötige zur Messe. Das Pfarrhaus ist baufällig und von armen Leu­ten bewohnt, ein geräumiger Garten liegt daran. Man will ein neues, auch ohne Zutun der Oberstattfelder bauen. Der Herr Pastor Schmitz, wohnt bei seinem Vater, dem famo­sen Doktor, bei welchem man herrlich speiste. Um 12 Uhr ward man dort angekommen, um 3 Uhr reiste man ab. Suchte den Chemin (= Weg) nach Bleckhausen, ging zu Fuß durch ein schönes Wie­senfeld, wodurch eine starke Bach fließt. Bis nach Schutz brauchte man 32 Minuten durch einen guten Fußpfad. Schutz hat 16 Häuser und ei­ne schlechte Kapelle. Von da ging man über die Bach nach Bleckhausen. 2 Wege führen dahin: ein ungemein steiler Fußpfad und ein guter Fuhr-
weg. Letztererfordert 18 Mi­nuten, und hat keine Bedenk­lichkeiten, als die Bach, worüber eine schmaler Steg liegt. Man fand also die Be­schwerden der Schutzer, die nach Niederstadtfeld zurück­begehrten (weil der Weg nach Bleckhausen zu beschwerlich sei), ungegründet. Bleckhausen hatte Schützen zum Schiessen vorausge­schickt, kam begleitet mit sei­nem Pastor, Herrn Rausch bis weit vor Ort in Prozession. Man fand eine schöne neue Capelle, mit neuem Hochalta­re, neuer Canzel, kürzlich an­gebrachten Beichtstühlen, mit allem, außer dem Taufstein versehen. Besah das schöne neue Pfarrhaus mit einem künstlichen Sprengteich (= Springbrunnen). Man setzte sich um 5 Uhr wieder ein, fuhr einen guten Weg ein Stück bis nach Manderscheid. Der Vorspann machte Händel und man ließ ihn abspannen. Hier zeigt sich das entschlos­sene Vorgehen des Bischofs, mit einem Blick für die Wirk­lichkeit: er handelt nicht mit einem Kutscher, sondern ver-lässt sich auf die eigenen Mit­tel. Er akzeptiert, dass Bleck­hausen sich 1798 ohne den Segen der Obrigkeit eigen­mächtig zur selbständigen Pfarrei erklärt hatte und regt lediglich an, einen alten Altar zu entfernen. Er orientiert sich an der Wirklichkeit, wenn die Neuordnung des Bistums in den kommenden Jahren mehrfach geändert werden muss. 1805 werden zahlreiche neue Pfarreien ge­gründet. Er überprüfte 1807 bei einer neuen Visitations-
reise, ob die Anordnungen von 1803 durchgesetzt wor­den waren. In vielen Orten waren die Zusagen für die Entlohnung der Priester nicht eingehalten worden. In Gil-lenfeld »besichtigte man die neue Orgel« und bei der Fir­mung waren so viele Firmlin­ge aus dem Bistum Aachen erschienen, dass jegliche Ord­nung gesprengt wurde. In De-merath musste die Firmung wegen großem Gedränge und Unordnung abgebrochen wer­den. Die Kirche fand man alt, schlecht und klein und die »Pfarrhütte« war einstöckig mit Strohdach, unter welchem sich der Pfarrer Johann Diet-zen noch zwei Lehmwände zu einem Schlupfwinkel einge­richtet hatte, um dort zu schlafen. In Daun hatte der Pfarrer das Pfarrhaus auf ei­gene Kosten instand gesetzt. Aber die Kirche war, trotz der Vorhaltungen im Jahre 1803 so stark dem Verfall ausge­setzt, dass sie mit einem In­terdikt belegt wurde: Taufen und Eheschließung mussten fortan in einer bei Daun gele­genen Kapelle stattfinden, während der Pastor die tägli­che Messe im Pfarrhaus lesen konnte. Kirchweiler hatte mit dem Widerstand von Hohen-fels und Berlingen zu leben: Beide Ortschaften weigerten sich hartnäckig, Kirchweiler als Pfarrei anzuerkennen und verweigerten den Unterhalt. Die strohgedeckte Kirche war stark in Verfall geraten: ein Teil des oberen Turmes war abgetragen worden und die Decke des Kirchenschiffs drohte einzustürzen. In Gerol-stein war mit dem Bau einer
Kirche noch nicht begonnen worden, unter dem Vorwand, dass die von den Ortsbehör­den erteilte Erlaubnis zum Holzschlag in Michelbach von der Regierung noch nicht genehmigt sei. Bleckhausen wurde, nach 10-jähriger Selbstständigkeit, wieder Manderscheid zugeordnet und Schutz kam endlich wie­der zu Niederstadtfeld. Auch im Jahr 1807 blieb die Eintei­lung des Bistums in vielen Orten unbefriedigend. Erst die Bildung des Bistums Trier in der preußischen Zeit (1821) und die Pfarreinteilung unter Bischof Josef von Hommer kam den Wünschen der Be­völkerung weiter entgegen.
Literatur:
Eismann Adam, Umschreibung der
Diözese Trier und Ihrer Pfarreien
1802-1821
Kentenich Gottfried, Geschichte der
Stadt Trier, Trier 1915
Trierisches Archiv, Heft 28/29, Trier
1919
5 Pfarrer seit 1803 Johann Nikolaus Jakobs aus Neichen, Pfarrei Bein­hausen
Pastor Joachim Hoffmann von 1803-1805; tatsächlich veranlasst die Konferenz, dass Pastor Hoff­mann sich einem Examen unterzie­hen solle......in der festen Überzeu­gung, dass er nicht bestehen würde, um ihn von einem Posten zu entfer­nen, wozu er die nöthige Eigen­schaften nicht besitzt
1  Sarresdorf 323, Neroth (Kanton Daun) 54, Niederbettingen 87, Oberehe 59, Rockeskyll 205, Roth 86, Salm 31, Walsdorf 133, Hilles-heim 181
2 Daun 176, Darscheid 189, Demerath 85, Dockweiler 114, Gillenfeld 130, Hilgerath 142, Kirchweiler 82, Neun­kirchen 125, Mehren 114, Niederstadt­feld 53, Schalkenmehren 41, Üdersdorf 40, Gillenbeuren 50
3 Manderscheid 111, Bleckhausen 24, Brockscheid 45, Deudesfeld (Kanton Kyllburg) 22, Greimerath 45, Großlitt­gen 40, Landscheid 67, Niederscheid­weiler 26, Niederöfflingen 62, Strohn 40, Strotzbüsch 79
1 Bistumsarchiv Trier, Abt. 40, Nr. 94, Seite 209 - 214; In den Jahren 1803, 1805 und 1809 besuchte Bi­schof Charles Mannay (1802-1816) die Eifelpfarreien. Die dabei von den ihn begleitenden Sekre­tären Cordel und Garnier nieder geschriebenen Beobachtung sind in ihrem wesentlichen Inhalt von J. Chr. Lager publiziert worden: TrArch 24/25 (1916/17) 159-202.
2 lt. Visitation 1807 Johann Michael Klemmer, seit 1803
3 lt. Visitation 1807 Johann Eyden aus Pützborn, Pfarrer seit 1769, 1807 geschätzt und geachtet
Johann Chrysostomus Wrangel aus Daun, Pfarrer seit 1779, 1807 ist er alt und krank