Der Kanton Daun
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Neuordnung von Diözese und Pfarreien im Jahre 1803
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Karl Oehms, Trier
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Die
Allianz von Truppen aus Österreich, Köln und Trier unterlag den
Revolutionstruppen am 8. August 1794 in der Schlacht bei Pellingen. Am
Morgen des 9. August gegen acht Uhr zogen die ersten französischen
Truppen in geordneter Formation unter General Moreau durch das
Neutor in Trier ein. Nach einer kurzen Erholungspause für die
Revolutionäre fiel Aachen am 25. September, Köln am 6. Oktober und am
23. Oktober zogen die Franzosen in Koblenz ein.
Während
diesem Sturmlauf flüchtete der Kurfürst mit seinem Hofstaat auf die
rechte Rheinseite und in seinem Gefolge zahlreiche Klosterkon-
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vente,
Priester und die Professoren der Trierer Universität. In dem nun
folgenden Chaos aus wechselnden Revolutionsführern, Komissionären und
Befehlshabern, Beschlagnahmungen und Kontributionszahlungen versank
die hergebrachte Ordnung. Die Aufhebung von Kirchen, Stiften und
Klöstern führte zu einer riesigen Verschleuderung von Kulturgütern und
Vermögenswerten. Der von den Geistlichen verlangte Eid auf die
französische Verfassung zwang viele Priester aus ihren Ämtern und in
die Flucht. Das Saardepartement schließlich gab am 11. April 1798 den
Gemeinden die Möglichkeit, sich ihren »Kultusminister«
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(=
Religionsvertreter, Priester) selbst zu wählen. Klöster, Stifte,
Kirchen und Städte, über Jahrhunderte, ja annähernd zweitausend Jahre
gewachsen, versanken in den Wellen der Revolution: im Namen von
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Als ersten Schritt in eine neue
Ordnung notiert die Geschichtsschreibung den Frieden von Campo
Formio, in dem Österreich zu Gunsten von Frankreich auf seine
Provinzen verzichtete. Unter dem französischen Regierungskommissar
Rudler erfolgte Anfang 1798 die Einteilung der eroberten Gebiete nach
französischen Muster. Die Kurstaaten wurden aufgeteilt,
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z.
B. in ein Saar-, Roer- oder Rhein-Mosel-Departement. Aus
luxemburgischen Landesteilen entstand das Departement der Wälder,
während der Teil des Kurstaates Trier rechts des Rheins fortbestand. Im
Februar 1798 wurden die eroberten Gebiete mit neuen Verwaltungen
versehen und mit dem Frieden von Lunévil-le im Februar 1801 dem
französischen Staatsgebiet zugeschlagen. Unter dem Konsul und
späteren Kaiser Napoleon wurde die 1798 begonnene Neuordnung des
Staates fortgeführt, die keinen Bereich des täglichen Lebens ausließ:
Die Einteilung in Departements, Arrondissements, Kantone und Mairien
(= Bürgermeistereien), die Schaffung einer Zoll- und Handelsordnung,
die Neuordnung von Schul- und Gerichtswesen, die Entlohnung von Lehrern
und Priestern durch den Staat - viele dieser Änderungen wirken meist
unbemerkt bis ins 21. Jahrhundert fort. Erst das Konkordat zwischen
Papst Pius XII und Napoleon I., das am 13. August 1801 ratifiziert
wurde, machte den Weg frei für eine neue Einteilung der in Frankreich
liegenden Bistümer. Im alten Frankreich entsprach das Bistum einem
Departement, das nach geographischen Grenzen gegliedert war. In den
neuen Landesteilen war die Einteilung sehr viel schwieriger, weil die
Zuordnung in Saar-, Mosel- oder Wälderdepartement sich auf historische
oder politische Vorgaben gründete. Das neu einzurichtende Bistum Trier
entsprach also dem
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Saardepartement
und war damit auf ein Bruchteil seiner ursprünglichen Größe
reduziert: Weit in dieses Gebiet -bis Laufeld bei Manderscheid -
ragten die luxemburgischen Landesteile, die 1802 dem Bistum Metz
zugeordnet wurden. Zahlreiche Gemeinden gehörten vorher
unterschiedlichen Landesherren und waren nun teilweise nach Trier und
nach Metz zuzuordnen. Während im Norden Teile des ehemaligen
Kurfürstentums Köln hinzu kamen, ging der östlich einer Linie Nohn,
Kel-berg, Ulmen, Lutzerath (= entspricht in etwa dem Verlauf der Grenze
zwischen den Regierungsbezirken Trier und Koblenz) gelegene Teil an das
neue Bistum Aachen verloren, das sich in einem schmalen Streifen bis
zur Glan erstreckte. Jetzt galt es die bisher bestehenden Pfarreien
aufzuheben, in ihren Grenzen zu verändern und neue, in einer »für das
Seelenheil der Katholiken notwendigen Zahl« zu errichten. Diese
Aufgabe fiel Karl Man-nay zu, der am 17. Juli 1802 zum neuen Trierer
Bischof ernannt, und am folgenden Tag geweiht wurde. Im Dezember
begann er mit dem Organisationsplan für die Neueinteilung des
Bistums, der bereits im April 1803 genehmigt wurde. Von Beginn der
Planungen an war klar, dass die Anzahl der einzurichtenden Pfarreien
ungenügend sein würde. Aber durch den französische Staat waren enge
Grenzen gesetzt: Bistumsund Pfarrgrenzen hatten sich an den
vorgegebenen politi-
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schen
Gegebenheiten zu orientieren. Wenn das Bistum dem Departement
entsprach, hatte sich die Pfarrei nach dem Kanton bzw. Friedensgericht
zu orientieren. Da das Friedensgericht regelmäßig im »Hauptort« der
Region lag, war damit auch der Pfarrsitz festgelegt. Im Kanton Daun war
das Friedensgericht in Daun untergebracht, womit diese Stadt auch
Pfarrort wurde. Als Entgelt erhielt der Kontonspfarrer 800 Franc.
Daneben bestanden zahlreiche »Sukkursalen« oder Hilfs-kirchen. Durch
ein Dekret Napoleons war den Inhabern von 196 Sukkursalen eine
Entlohnung in Höhe von 500 Franc zugesagt worden, alle weiteren
Filialen oder Priester waren auf Unterstützung der Gemeinden
angewiesen. Für den Kanton Daun wurden 11 Hilfspfarreien genehmigt,
davon eine ohne Staatsgehalt. Die folgende Aufstellung zeigt den
Zuschnitt der Pfarreien in der 3. Organisationsform von 1807; nach
Hauptort, zugehörigen Gemeinden und Einwohnerzahl:
1. Daun, mit Eischeiderhof, Rengen, Boverath und Gemünden (714)
2. Beinhausen (1803-1805 Hilgerath genannt), mit Boxberg, Gefell, Hörschhausen (1803-1805 zu Darscheid, 1860 zu Üß), Katzwinkel (1803-1805 zu Darscheid, 1916zuÜß),Kradenbach, Neichen, Nerdlen, Sarmers-bach, die Höfe: Scheid, Merzbach, 2 Mühlen (757)
3. Darscheid, mit Allscheid (heute Wüstung), Hörscheid, Schönbach, Utzerath (504)
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4. Demerath, mit Steineberg (408)
5. Dockweiler, mit Brück (1803-1805 zu Oberehe) und Mühle, Dreis; vom Kanton Gerolstein: Betteldorf mit Mühle (815)
6. Gillenfeld, mit Ellscheid, Saxler; vom Kanton Mander-scheid: Nieder- und Oberwinkel, Wollmerather Mühle (799)
7. Kirchweiler; und vom Kanton Gerolstein: Berlingen, Hinterweiler, Hohenfels mit Mühle (573)
8. Mehren, mit Schalkenmeh-ren, Steiningen (1803-1805 bei Demerath), 5 Mühlen (919)
9. Neunkirchen, mit Pützborn (1803-1805 bei Daun), Steinborn, Waldkönigen (594)
10. Niederstadtfeld, mit Oberstadtfeld; vom Kanton Man-derscheid: Schutz (1803-1808 bei Bleckhausen) mit Hof und Mühle (692)
11. Üdersdorf, mit Trittscheid und Mühle, Weiersbach mit 2 Mühlen (314)
Tettscheid
und Udler wurden Brockscheid im Kanton Man-derscheid zugeordnet. Die
Pfarreinteilung ging hier be-wusst von den Kantonsgrenzen ab, um der
Bevölkerung möglichst kurze Wege zur Pfarrstelle zu ermöglichen.
Trotzdem ließ die Neueinteilung viele Wünsche und Fragen offen, denen
sich der Bischof während seiner Fir-mungs- und Visitationsreise durch
das Bistum im August 1803 widmete. Der Unterschied des neuen Bischofs
zu seinen Vorgängern war augenscheinlich:
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Das
war kein Prinz und kein Kurfürst, der im September 1802 mit einer
einzigen Kutsche in Trier ankam, begleitet von nur einem Diener und
seinem Sekretär. Zu Beginn der französischen Revolution nach England
geflüchtet, hatte er dort das bittere Brot der Verbannung genossen.
Erst 1801 nach Frankreich zurückgekehrt, kam die Berufung als Bischof
von Trier überraschend, aber nicht unverdient. Begleitet von
Generalvikar Anton Cordel und seinem französischen Sekretär Simon
Garnier bricht er am 4. August 1803 zu einer Fir-mungs- und
Visitationsreise auf, um sein Bistum kennen zu lernen und um die
Neuordnung der Pfarreien vor Ort zu überprüfen. Die Kutsche, besetzt
mit den wichtigsten Personen der Bistumsleitung, war auf zusätzliche
Pferde aus der Region angewiesen und weite Strecken legte man zu Fuß
zurück. Durch Protokolle von Anton Cordel in deutscher Sprache und
Simon Garnier in Französisch, sind wir über die Details gut
unterrichtet1.
Bedingt
durch Revolution, Umbruch und fehlender Bistumsleitung war das
Sakrament der Firmung seit vielen Jahren nicht mehr gespendet
worden. So versammeln sich z. B. am 4. Sept. für den Kanton Gerolstein
1159 Firmlinge1, am 6. Sept. finden sich für den Kanton Daun 1341 Firmbewerber2 ein, und am 8. Sept. erbittet Mannay im Kanton Manderscheid für 564 Mädchen und Jungen den heiligen Geist3. Neben
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dieser
ungeheueren Leistung zeigt sich Mannay als Seelsorger mit Sinn für das
Praktische, wie Ausschnitte aus den Visitationsakten zeigen: [Am
Montag, 25.9.1803] reiste man 1/4 vor 10 Uhr von Sarresdorf ab,
ging zu Fuß nach Gerolstein, besah dort die Capelle im Gemeinenhaus,
bewilligte bis zur Einrichtung der Pfarrei die Frühmesse in demselben
und regte an, Kirche und Pfarrhaus von Sarresdorf zu verlegen, und
dem Herrn Pastor das ehemalige Schulhaus zu geben; stieg auf den hohen
Berg, das längst verfallene Schloß zu sehen, wo der Friedensrichter
wohnt. Danach stieg man in die Kutsche, fuhr nach Pelm, besah die
Kirche, ging von da nach Berlingen, besah die Capelle, sprach den
Berlingern von ihrer Vereinigung mit Kirchweiler, die sie wegen der
Kösten ablehnten, obgleich sie nur 1/4 Stunde durch einen Wiesengrund
dahin [haben]. Von Berlingen ging man nach Hohenfels, besah die
Capelle, hörte den Vorstand der 13 Häuser, die sich durchaus wider
ihre Vereinigung mit Kirchweiler stellten, weil der Weg zu schlecht
sei. Man ging ihn selbst und fand ihn sehr gut. In Kirchweiler fand man
die Kirche arm, klein, doch war man an der Reparatur. Der neue Pastor,
Herr Klemmer2, war 5 Tage vorher angekommen, und wohnt im
Schulhäuschen. Die Eucharistie wird in einem zinnernen Kelch in der
Sakristei aufbewahrt, weil der Altar kein Tabernakel hat. 3/4 Stunde
weiter kam man nach Steinborn,
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wo der Herr Eyden3,
Dechant von Neunkirchen mit seiner ganzen Pfarrei, 4 Geistlichen und
einem Himmel stand, um Reverendissimo 1/4 Stunde weiter nach
Neunkirchen zu begleiten. Mittagessen gab es um 5 Uhr. 1/4 vor 6 reiste
man fort, 1/4 Stunde weiter Pützborn, und von da 3/4 Stunden weiter
nach Daun, wo man an der Capelle in Prozession mit Leuten und Baldachin
und Gens d 'armes abgenommen ward. Anderntags um 8 Uhr begann die Firmungsmesse ... in der Herr Wrangel4
eine gut durchdachte Predigt hielt, die anschließende Firmung war um
1/2 3 Uhr beendigt. Die Niederstadtfelder zeichneten sich aus und der
Herr Pastor ward von Reverendissimo belobt.
Nach
einer Mittagspause bis 1/2 6 Uhr wird die Pfarrorganisation in einer
Konferenz besprochen: Abgelehnt wurde die Petition der Steinborner, die
begehrten, dass der Pfarrdienst in der bisherigen Pfarrkirche
Steinborn gehalten werden solle. Das Begehren wurde abschlägig
beschieden, weil im Organisationsplan Neunkirchen zur Succursale
erhoben wurde. ... und beschlossen, dass Steiningen zu Mehren
zurück kehren soll, Hohenfels bei Kirchweiler bleiben, weil die Wege
kürzer und besser; die Succursal zu Darscheid5 bleiben
solle, weil zu Utzerath nur eine kleine Capelle sei, kein Pfarrhaus,
und die größere Seelenzahl Darscheid näher ist. Den Kirchweilern, die
für die Erhaltung einer
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Succursal
dankten, den Unterhalt des Kaplans anempfohlen; den Berlingern war
vergebens anempfohlen, die Vereinigung mit Kirchweiler zu begehren,
indem der Weg durch das Wiesental besser als über die Berge nach
Rockeskill [sei], wo der Pastor selbst wünsche, ihnen losledig zu sein.
Deputierte
von Hilgerath wünschten einen anderen Geistlichen, sagten, Herr
Hoffmann sei gut für Frühmessner, er könne nicht ca-thechisieren und
wisse nichts; er mache Schulden mit Brandwein trinken6. Steinberg kam und begehrte zurück nach Mehren; es war ihnen aber abgeschlagen, weil sie näher bei Demerath wohnten. Anderntags, am 7. September
wird.....dem Deputierten von
Schalkenmehren
eingebunden, ihren greisen Pastor, Herrn Hannappel besser zu nähren,
oder sie würden nach Mehren eingepfarrt und Herr Pastor auf einen
besseren Platz gesetzt. Sie erwiderten, sie hätten ihm den 30. Teil
der Ernte angeboten. Seine Haushaltung tauge aber nichts. Sein Bruder
wohne mit seinem verschwenderischen Weib, 2 Töchtern und einem Sohn
bei ihm, die ihm alles verschwendeten. Es müsse eine Änderung
getroffen werden, sonst wäre nicht möglich, dem Herrn Pastor zu
helfen, den sie übrigens wegen seines Dienstes sehr lobten. Den
Deputierten von Mehren ward ebenfalls eingebunden, ihren Pastor, Herrn
Franzen besser zu halten. Sie entschuldigten sich mit dem praefectur
areale, das sie
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glauben
machte, sie würden von der Regierung bezahlt und versprachen ihn gut zu
stellen. Den Deputierten von Steineberg sagte man, sie könnten nicht
nach Mehren zurückehren, und müssten bei Demerath bleiben und empfahl ihnen an, zum Unterhalt wie andere beizutragen. Sie schienen zufrieden und gut gestimmt.
Der
Vorstand von Rockeskill fragte, ob sie mit 1000 [Francs] bestehen
könnten, nebst Wiesen und Ländereien, und es ward gebilligt. Dem Maire
von Dockweiler ward die Salairung (= Salair = Ent-geld; die Bezahlung des Pastors) des
Pastor [Josef] Horn von Dockweiler anempfohlen, er versprach 1000
[Francs]. Man empfahl ihm auch jenen von Kirchweiler und den Caplan
Herrn Müller zu Dockweiler an, er versprach alles.
Um
10 Uhr fuhr man ab. 2 Pferd Vorspann von Mander-scheid waren da, die
man wegen dem Schiessen nach Pützborn 1/4 Stunde voran schickte. Zu
Pützborn sah man die ungemein schöne neue Capelle; fuhr 3/4 Stunde
weiter nach Oberstadtfeld, wohin das Volk in einer großen Prozession
weit entgegen kam. Reverendissimo blieb sitzen, die Prozession kehrte
zurück. In der Kirche lobte man die Leute wegen ihrem Eifer, ihrer
guten Ordnung, auch der Zucht und Andacht wegen, die sie zu Dauner
Zeiten [gezeigt hatten].
Auf dem Kirchhof sagte man dem Vorstand von Oberstadt-
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feld,
der zweimal um eine Succursal anhielt, man werde ihre Sache
untersuchen. Empfahl ihnen Unterwürfigkeit gegen dieselbe, die sie
morgen in Manderscheid hören sollten, und bemerkte ihnen die
Bedenklichkeiten, die ihnen im Weg stünde; z. B. [dem] Pastor ein Haus
zu bauen, die Notwendigkeit eines Pfarrhauses und -einkommens und den
Mangel an Ex-Geistlichen.
Von
Oberstadtfeld bis Niederstadtfeld machte man [die Reise] in 21 Minuten
ab. In den Bergen schossen die jungen Leute häufig mit Flinten, das
ein vortreffliches Echo gab. Die Kirche ist ziemlich groß, ohne Duxal
(= Empore), hat 3 Altäre, schöne Para-mente, 2 Glocken, eine schöne
Sakristei und alles nötige zur Messe. Das Pfarrhaus ist baufällig und
von armen Leuten bewohnt, ein geräumiger Garten liegt daran. Man will
ein neues, auch ohne Zutun der Oberstattfelder bauen. Der Herr Pastor
Schmitz, wohnt bei seinem Vater, dem famosen Doktor, bei welchem man
herrlich speiste. Um 12 Uhr ward man dort angekommen, um 3 Uhr reiste
man ab. Suchte den Chemin (= Weg) nach Bleckhausen, ging zu Fuß durch
ein schönes Wiesenfeld, wodurch eine starke Bach fließt. Bis nach
Schutz brauchte man 32 Minuten durch einen guten Fußpfad. Schutz hat 16
Häuser und eine schlechte Kapelle. Von da ging man über die Bach nach
Bleckhausen. 2 Wege führen dahin: ein ungemein steiler Fußpfad und ein
guter Fuhr-
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weg.
Letztererfordert 18 Minuten, und hat keine Bedenklichkeiten, als die
Bach, worüber eine schmaler Steg liegt. Man fand also die Beschwerden
der Schutzer, die nach Niederstadtfeld zurückbegehrten (weil der Weg
nach Bleckhausen zu beschwerlich sei), ungegründet. Bleckhausen hatte
Schützen zum Schiessen vorausgeschickt, kam begleitet mit seinem
Pastor, Herrn Rausch bis weit vor Ort in Prozession. Man fand eine
schöne neue Capelle, mit neuem Hochaltare, neuer Canzel, kürzlich
angebrachten Beichtstühlen, mit allem, außer dem Taufstein versehen.
Besah das schöne neue Pfarrhaus mit einem künstlichen Sprengteich (=
Springbrunnen). Man setzte sich um 5 Uhr wieder ein, fuhr einen guten
Weg ein Stück bis nach Manderscheid. Der Vorspann machte Händel und man
ließ ihn abspannen. Hier zeigt sich das entschlossene Vorgehen
des Bischofs, mit einem Blick für die Wirklichkeit: er handelt nicht
mit einem Kutscher, sondern ver-lässt sich auf die eigenen Mittel. Er
akzeptiert, dass Bleckhausen sich 1798 ohne den Segen der Obrigkeit
eigenmächtig zur selbständigen Pfarrei erklärt hatte und regt
lediglich an, einen alten Altar zu entfernen. Er orientiert sich an der
Wirklichkeit, wenn die Neuordnung des Bistums in den kommenden Jahren
mehrfach geändert werden muss. 1805 werden zahlreiche neue Pfarreien
gegründet. Er überprüfte 1807 bei einer neuen Visitations-
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reise,
ob die Anordnungen von 1803 durchgesetzt worden waren. In vielen Orten
waren die Zusagen für die Entlohnung der Priester nicht eingehalten
worden. In Gil-lenfeld »besichtigte man die neue Orgel« und bei der
Firmung waren so viele Firmlinge aus dem Bistum Aachen erschienen,
dass jegliche Ordnung gesprengt wurde. In De-merath musste die Firmung
wegen großem Gedränge und Unordnung abgebrochen werden. Die Kirche
fand man alt, schlecht und klein und die »Pfarrhütte« war einstöckig
mit Strohdach, unter welchem sich der Pfarrer Johann Diet-zen noch zwei
Lehmwände zu einem Schlupfwinkel eingerichtet hatte, um dort zu
schlafen. In Daun hatte der Pfarrer das Pfarrhaus auf eigene Kosten
instand gesetzt. Aber die Kirche war, trotz der Vorhaltungen im Jahre
1803 so stark dem Verfall ausgesetzt, dass sie mit einem Interdikt
belegt wurde: Taufen und Eheschließung mussten fortan in einer bei Daun
gelegenen Kapelle stattfinden, während der Pastor die tägliche Messe
im Pfarrhaus lesen konnte. Kirchweiler hatte mit dem Widerstand von
Hohen-fels und Berlingen zu leben: Beide Ortschaften weigerten sich
hartnäckig, Kirchweiler als Pfarrei anzuerkennen und verweigerten den
Unterhalt. Die strohgedeckte Kirche war stark in Verfall geraten: ein
Teil des oberen Turmes war abgetragen worden und die Decke des
Kirchenschiffs drohte einzustürzen. In Gerol-stein war mit dem Bau einer
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Kirche
noch nicht begonnen worden, unter dem Vorwand, dass die von den
Ortsbehörden erteilte Erlaubnis zum Holzschlag in Michelbach von der
Regierung noch nicht genehmigt sei. Bleckhausen wurde, nach 10-jähriger
Selbstständigkeit, wieder Manderscheid zugeordnet und Schutz kam
endlich wieder zu Niederstadtfeld. Auch im Jahr 1807 blieb die
Einteilung des Bistums in vielen Orten unbefriedigend. Erst die
Bildung des Bistums Trier in der preußischen Zeit (1821) und die
Pfarreinteilung unter Bischof Josef von Hommer kam den Wünschen der
Bevölkerung weiter entgegen.
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Literatur:
Eismann Adam, Umschreibung der
Diözese Trier und Ihrer Pfarreien
1802-1821
Kentenich Gottfried, Geschichte der
Stadt Trier, Trier 1915
Trierisches Archiv, Heft 28/29, Trier
1919
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5 Pfarrer seit 1803 Johann Nikolaus Jakobs aus Neichen, Pfarrei Beinhausen
6 Pastor Joachim Hoffmann von 1803-1805; tatsächlich veranlasst die
Konferenz, dass Pastor Hoffmann sich einem Examen unterziehen
solle......in der festen Überzeugung, dass er nicht bestehen würde, um
ihn von einem Posten zu entfernen, wozu er die nöthige Eigenschaften
nicht besitzt
1
Sarresdorf 323, Neroth (Kanton Daun) 54, Niederbettingen 87, Oberehe
59, Rockeskyll 205, Roth 86, Salm 31, Walsdorf 133, Hilles-heim 181
2 Daun
176, Darscheid 189, Demerath 85, Dockweiler 114, Gillenfeld 130,
Hilgerath 142, Kirchweiler 82, Neunkirchen 125, Mehren 114,
Niederstadtfeld 53, Schalkenmehren 41, Üdersdorf 40, Gillenbeuren 50
3 Manderscheid
111, Bleckhausen 24, Brockscheid 45, Deudesfeld (Kanton Kyllburg) 22,
Greimerath 45, Großlittgen 40, Landscheid 67, Niederscheidweiler 26,
Niederöfflingen 62, Strohn 40, Strotzbüsch 79
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1 Bistumsarchiv
Trier, Abt. 40, Nr. 94, Seite 209 - 214; In den Jahren 1803, 1805 und
1809 besuchte Bischof Charles Mannay (1802-1816) die Eifelpfarreien.
Die dabei von den ihn begleitenden Sekretären Cordel und Garnier nieder geschriebenen Beobachtung sind in ihrem wesentlichen Inhalt von J. Chr. Lager publiziert worden: TrArch 24/25 (1916/17) 159-202.
2 lt. Visitation 1807 Johann Michael Klemmer, seit 1803
3 lt. Visitation 1807 Johann Eyden aus Pützborn, Pfarrer seit 1769, 1807 geschätzt und geachtet
4 Johann Chrysostomus Wrangel aus Daun, Pfarrer seit 1779, 1807 ist er alt und krank
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