Des Nachbarn Apfelbaum
In meiner Kindheit Garten stand am Staketenzaun auf einer kleinen Böschung des Nachbarn Apfelbaum.
Die Äpfel weich und mehlig, nicht gut, aus heut´ger Sicht, ganz gleich, es waren Äpfel, das andre störte nicht.
Sie kullerten beim Fallen bis an den Zaun heran, sah´n mich mit roten Bäckchen gar zu verlockend an.
Wie sollt ich sie bekommen, denn Stehlen war tabu! Und die Staketenzäune, die waren fest und zu.
Das müsst sich ändern lassen und so sah das dann aus: Von unteren Lattenenden brach ich ein paar heraus.
Das war ganz unauffällig, und Vater hat gemault: Am Zaun, da sind schon wieder die Latten abgefault.
Und sieh´, die Äpfel fanden den Weg so manches Mal. Nun durfte ich sie essen und fand es ganz legal.
Erst in den späteren Jahren, da wurde es mir klar, welch eine faule Sache das mit den Äpfeln war.
Steh´ ich heut´ vor Regalen mit Äpfeln makellos,
würd´ hier ein Kind sich freuen, fielen sie ihm in den Schoß.
So zieh´ ich oft Vergleiche und sehn' mich noch im Traum nach mehlig-weichen Früchten von Nachbars Apfelbaum.
Thekla Heinzen, Feusdorf