Bereborn - runderneuert
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Gemeindeportrait
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Brigitte B e tt s c h e i d e r, Kelberg
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In
etlichen der 33 Dörfer der Verbandsgemeinde Kelberg wird zurzeit von
öffentlicher Hand gebaut. Im Zuge der Erneuerung von Kanalisation und
Wasserleitungen werden Ortsdurchfahrten verkehrsbe-
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ruhigt
und Plätze und Wege neu gestaltet. Da sitzen dann bei der Planung und
der Finanzierung meist neben der Orts- und Verbandsgemeinde auch der
Kreis und das Land mit im Boot. Natürlich wird
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auch
der Anlieger zur Kasse gebeten; wenn er dann zusätzlich die
Gelegenheit beim Schopf packt und sein Grundstück den neuen
Gegebenheiten angleicht und anpasst: umso besser! In Bereborn
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Wappen der
Ortsgemeinde Bereborn
Verbandsgemeinde Kelberg
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architektonisch
gut geglückten und mit Schiefer eingedeckten Vorbau einen neuen
Akzent bekommen. »Jetzt fehlt dem Gebäude nur noch ein neues Dach,«
sagt Ortsbürgermeister Johannes Schu fast entschuldigend beim Rundgang
durch »sein« Dorf. Den Berebornern bescheinigt er bei gleicher
Gelegenheit viel Gemeinschaftssinn und guten Zusammenhalt. Dazu
versammeln sich im Gemeindehaus einmal im Monat die Senioren unter dem
Motto »Fröhlicher Herbst«. Ungefähr drei Dutzend der 138 Einwohner
sind über 60 Jahre alt. »Fröhliche Runde« klingt so ähnlich, ist aber
den »jüngeren« Männern im Dorf vorbehalten. Sie rekrutieren sich aus
dem Bereborner »Mittelalter«. Etwa 80 Dorfbewohner sind zwischen 30
und 60 Jahre alt. Immerhin vermeldet die Statistik auch 27 Kinder,
Jugendliche und junge Erwachsene. Die Menschen leben in 59
Haushalten; bemerkenswert ist, dass in 36 aller Haushalte
Einzelpersonen leben. Die Zahl der Verwitweten ist relativ groß; 18
Frauen und Männer leben seit dem Tod ihrer Ehepartner allein. Man mag
diesen Umstand gerne positiv der Geborgenheit, die die
Dorfgemeinschaft gibt, zurechnen. Im einzigen Neubaugebiet am Ortsrand
stehen sieben Häuser, die der Bereborner Nachwuchs gebaut hat. Ute
Fink wohnt mit ihrer Familie aber lieber mitten im Dorf. Sie stammt aus
einem Nachbarort und hat gemeinsam mit ihrem Mann Michael an das Haus
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der
Schwiegereltern angebaut. »Ich schätze die gute Nachbarschaft und den
wunderbar gestalteten Dorfplatz direkt vor unserer Haustür,« schwärmt
sie. Von den Brunnentrögen auf der anderen Straßenseite werden ihre
Söhne Max (4) und Moritz (2) magisch angezogen. Da dürfen sie
allerdings nur in Begleitung von Erwachsenen hin. Inzwischen sind
Lukas, Annika, Heike und Janina dazu gekommen, und gemeinsam geht's
zum Spielplatz unterhalb des Gemeindehauses. Hier stehen ein toller
neuer Kletterturm und eine schöne Schaukel, in Kürze sollen die
versprochenen Sitzbänke geliefert werden. Auch für „Zugereiste" hat
Bereborn ein Herz - etwa für den Künstler Jan Leven. Er hat ein altes
Bauernhaus gekauft, es mit viel Sinn für die Eifeler Architektur
renoviert, in der ehemaligen Scheune sein Atelier untergebracht und das
verwilderte Grundstück in einen wunderschönen Bauerngarten
verwandelt. Außerhalb des Dorfes, auf dem Weilches-wieserhof, hat sich
mit Georg Wittwer ein weiterer Künstler niedergelassen. Es gibt zwei
Gastwirtschaften im Dorf und ein paar Ferienwohnungen, einen
Malerbetrieb und ein Bauunternehmen. Wie auch sonst in den Eifeldörfern
üblich, haben die meisten ihre Arbeitsstelle in den größeren Orten und
Städten der Region gefunden. Kindergarten und Grundschule für die
Bereborner Kinder sind in Kelberg. Von den 144 von Erich Mertes
erfassten archäologischen
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Wappen der Ortsgemeinde Bereborn, eine farbliche Darstellung befindet sich im HJB 1994, Seite 79
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haben
das allem Anschein nach besonders viele Bürger getan. Denn dem Bild des
130-Seelen-Dorfes hat die »Runderneuerung« unglaublich gut getan.
Naturstein ist jetzt in Bereborn das Ortsbild prägende Material. Es
wurde verwendet beim Bau des Buswartehäuschens und bei der Gestaltung
des Brunnenplatzes, es wurden Gehwege damit angelegt und Gartenmauern
daraus errichtet. Die Straßenlaternen und -schilder fügen sich
harmonisch ein. Bei der Bepflanzung hat man sich an Einheimischem
orientiert. Das neue Brückengeländer über der am nahen Hochkelberg
entspringenden Elz ist in Material und Gestaltung gelungen. Das
grau-blau gestrichene Gemeindehaus hat durch einen
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Fundstellen
in der Verbandsgemeinde Kelberg befinden sich einige in der Gemarkung
Bereborn: mehrere Grabhügel, eine Befestigung (»Beilstein«), eine
römische Siedlung (»Jonashübel«), ein Münzfund. Erste nachweisliche
Erwähnung erfuhr »Berreboir« 1542. Damals lebten in dem Dorf zwölf
Familien und eine Magd. Für 1854 sind 24 Häuser verbürgt. Das älteste
Gebäude in Bereborn ist die im Jahr 1713 erbaute und dem Heiligen
Quirinus geweihte Kapelle.
Dechant
Peter Alt, der als Pastor von Retterath für Bereborn zuständig ist,
hat sich für die Gemeinde über deren Schutzpatron kundig gemacht.
Danach ist Quirinus ein besonders am Niederrhein hoch verehrter
Heiliger, seit seine Reliquien im Jahr 1050 von Rom nach Neuss
übertragen worden waren. Heute erhebt sich über den Reliquien des
Märtyrers der Neusser Dom. Quirinus soll im zweiten Jahrhundert von
Christenverfolgern gemartert und ermordet worden sein. Der Gedenktag
des als römischer Krieger mit Helm, Harnisch, Schild, Lanze, Hund,
Habicht und Palme dargestellten Heiligen ist der 30. April. Dieser Tag
ist der Grund dafür, dass man in Bereborn am ersten Mai eine Halbkirmes
zu Ehren des Schutzpatrons feiert. Die Kapelle ist außen und innen in
einem sehr guten Zustand. Um die Pflege, den Blumenschmuck und das
Angelus-Läuten (von Hand) kümmern sich Anna Diederich und Agnes Gilles.
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Als
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Missernten, Hunger,
zunehmende Armut, hohe Steuern und politischer Druck das Leben der
Menschen immer mehr erschwerten, wanderten auch viele Eifeler nach
Übersee aus. Fest steht, dass Nikolaus Hoffund Johann Josef Rieder
sowie Franz Wirsch mit vier Angehörigen und Ernst Müller mit fünf
Familienmitgliedern das Dorf Bereborn auf der
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Suche
nach besseren Lebensbedingungen in Richtung Amerika verlassen haben.
Immer haben die großen geschichtlichen Ereignisse auch Auswirkungen
auf die Menschen in den kleinsten Dörfern gehabt. So war es auch, als
am 19. Februar 1945 Amerikaner auch Bomben auf strategisch und
politisch völlig unbedeutende Orte wie Bereborn warfen und mehrere
Häuser einstürzten. Die
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Die Figur des Heiligen Quirinus, Schutzpatron der Kapelle, hat im rechten Flügel des Hochaltares ihren Platz
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Schwestern
Elfriede und Marie-Luise Stadtfeld sowie Anna Kreuser und ein
französischer Kriegsgefangener kamen ums Leben. Die Ortsgemeinde
wolle demnächst mit einem Gedenkstein an den sinnlosen Tod dieser
Menschen erinnern, so Ortsbürgermeister Johannes Schu. Seit 1993 hat
Bereborn ein eigenes Wappen. Die sieben roten Rauten im oberen Feld
erinnern an die Zugehörigkeit zur Grafschaft Virneburg während der
Feudalzeit. Der silberne Ziehbrunnen im unteren Teil weist auf den
Ortsnamen hin; in der Mundart bedeutet die Endsilbe »born« Quelle oder
Brunnen.
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Quellen:
Mayer
Alois / Mertes Erich: Sagen, Geschichte, Brauchtum aus der
Verbandsgemeinde Kelberg (1986) Mayer Alois / Mertes Erich:
Geschichte, Kultur und Literatur der Verbandsgemeinde Kelberg (1993)
Statistik der Verbandsgemeindeverwaltung Kelberg (Stichtag: 30. Juni
2003)
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Wenn ihre Söhne Max und Moritz und ihr Neffe Lukas an den Brunnentrögen spielen, lässt Ute Fink die Kinder nicht aus den Augen
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