Waldbauverein des Kreises Daun

Hubert Häb, Steiningen

Man muss schon weit zurückdenken, um sich ein Bild zu machen von der desolaten privaten Waldwirtschaft in der Eifel, insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg. Die Wälder unserer Heimat waren zerbombt und zerschossen. Es waren die großen Reparationshiebe in der Eifel, auch Franzosenhiebe genannt, die mit größter Vorsicht geräumt werden mussten, um sie anschließend wieder aufforsten zu können. Es fehlte die Jugend; sie hatte in dem unseligen Krieg sehr große Opfer bringen müssen. Eigentumsverhältnisse bedurften in den allermeisten Fällen einer dringenden Korrektur.

Ein nicht zu unterschätzendes Übel in der privaten Waldwirtschaft waren und sind auch heute noch die Erbengemeinschaften. Im Zuge der allgemeinen Auswanderung im 19. Jahrhundert waren es viele, die nach Amerika oder auch Kanada verzogen sind. So auch das Dorf Allscheid, das im Jahre 1852 bis auf wenige Familien nach Übersee auswanderte. Sein gesamtes Vermögen wurde amtlicherseits abgeschätzt und von Bürgern der Gemeinde Steiningen erworben. Lediglich der Wald wurde getrennt und von dem damaligen Kommunaloberförster aus Daun zu einem Wert von 3000 Taler abgeschätzt. Ein Vergleich zu heute lässt sich nicht herstellen, denn was da gewachsen war, ließe sich heute nicht mehr veräußern. Der Wald hatte damals eine Fläche von rd. 50 ha, aufgeteilt in 171 Parzellen. Er hatte eine noch größere Zahl von Eigentümern. Der Wald wurde nach dem Wegzug der All-scheider in einzelne Parzellen aufgeteilt und, ohne vermessen zu werden, an die Bürger in Steiningen verkauft.

Was aber in fast allen Bereichen des Privatwaldes fehlte, waren befahrbare Wege. Jedes geordnete Arbeiten im Wald war von vorneherein unmöglich. So konnte es nicht weitergehen. Man suchte nach einem Weg, den Wald wirtschaftlich zu nutzen, aber auch die schwere Arbeit mit technischen Mitteln zu erleichtern. In dieser Phase war es dann Herr Heinrich Fuchs, Eischeiderhof, der mir von seinem Besuch beim Waldbauverein Prüm erzählte. Er berichtete von dem Zusammen-schluss privater Waldbesitzer zu einem Waldbauverein, von der Beforstung durch einen gut ausgebildeten Förster, der dem Landwirtschaftskammer-forstamt unterstellt und nur für den Privatwald zuständig sei. Ziel war eine bessere Struktur, aber auch eine bessere Wirtschaftlichkeit des Waldes.

So nahmen wir beide die ersten Gespräche mit Waldbesitzern auf und erkannten bald die Notwendigkeit einer zwanglosen Versammlung der Waldbesitzer. Dies geschah zu Beginn des Jahres 1956 in Hil-lesheim. Nach langer Diskussion bewegte alle fast nur mehr die einzige Frage nach dem Einfluss des Staates auf die freie Bewirtschaftung unseres Waldes. Diese konnte klar verneint werden. Kreisbauernfüh-rer Peter Clausen meinte dann, die Zeit sei nun reif zur Gründung eines Waldbauvereins. Diese fand dann am 29.01.57 statt. Es waren 45 Waldbesitzer erschienen, die nach vorausgegangener Diskussion und Erfüllung der Regularien den ersten Vorstand mit seinem Vorsitzenden auf die Dauer von drei Jahren wählten: Heinrich Fuchs, Eischei-derhof (Erster Vorsitzender); Jakob Mayer, Oberbettingen (Zweiter Vorsitzender); Thomas Streicher, Scheuern (Beisitzer); Hubert Häb, Steiningen (Beisitzer); Schommers Josef, Lissendorf (Beisitzer). Peter Clausen aus Dockweiler war als Vorsitzender des Bauernverbandes automatisch Mitglied des Vorstandes. Die Ver-waltungs- und Kassengeschäfte wurden dem Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, Herrn Rektenwald, übertragen. Die nachfolgenden Geschäftsführer haben diese Arbeit fortgesetzt. Herr Helmut Hasten-pflug hat diese Arbeit über 20 Jahre erfolgreich weiter entwickelt.

Damit war nun der Waldbauverein des Kreises Daun gegründet. Seine eigentliche Arbeit aber konnte nicht beginnen, so lange nicht auch die forstliche Betreuung gewährleistet war. Die Mitglieder des neu gegründeten Vereins entschieden sich für die Betreuung durch das damalige Land-wirtschaftskammerforstamt in Prüm. Diese Entscheidung sollte aber keineswegs die Abkehr von unseren Forstämtern des Kreises Daun sein, deren Rat und Erfahrung immer willkommen sein sollte. So wurde denn auch bald der Antrag für die forstliche Betreuung durch einen forstlich ausgebildeten Beamten gestellt. Unser erster Betreuungsbeamter war Herr Günther Lechlein. Er kam aus dem Hannoverschen, und zwar von der dortigen Landwirtschaftskammer und war vertraut mit dem Privatwald. Weitere Betreuungsbeamte waren die Herren Gestrich, Nitsch und Wagner. Die Betreuungsbeamte (Privat-waldbetreuungsförster) Herr Horsch und Herr Ewald Michels haben den Waldbauverein in langjähriger Tätigkeit mit nach vorne gebracht. Diese Aussage gilt ebenfalls für die beiden Förster/in Frau Ingrid Lamour und Herr Martin Fleck, die über Jahre die Mitglieder bestens betreuen. Damit konnte nun unsere eigentliche Arbeit beginnen. Arbeit und auch Probleme gab es genug. Da das Frühjahr nahte, galt es zunächst einmal, Pflanzenbestellungen vorzubereiten. Zur Qualitätssicherung, aber auch des Preises wegen sollte eine Sammelbestellung erfolgen. Dies konnte nur erreicht werden mit der Installierung eines Vertrauensmannes in jedem Ort. Damit zeigte sich bald eine doppelte Wirkung: Bestes Pflanzenmaterial, angemessene Preise, aber auch eine stetig steigende Zahl an Mitgliedern. Mit der Pflanzung allein war es nicht getan. Es galt aufzuklären über Pflanzenabstand, vereinfachtes Pflanzverfahren, Bodenverhältnisse. Auch eventuellen Pflanzenverbiss galt es zu berücksichtigen. Bald wurde die erste Lehrfahrt geplant und die dafür notwendigen Waldbilder ausgewählt. Es wurde beraten, was für den Privatwald brauchbar oder unbrauchbar war. Wichtig war im ersten Frühjahr die Antragstellung für die Bezuschus-sung der Pflanzen. Einen breiten Raum bei den nach dem Krieg aufgeforsteten Flächen nahm die Jungbestandspflege in Anspruch. Ihre Böden waren festgefahren und verdichtet, denn das Räumen der Flächen war nur mit schwerem Gerät geschehen. Für das Wachstum der jungen Pflanzen war das wenig günstig. Gepflanzt wurde in der damaligen Zeit in einem viel zu dichten Verband und zunächst nur mit der Fichte. Hier war eine frühe Durchforstung dringend geboten, allerdings nur vorsichtig, damit nicht der ganze Bestand beim ersten Sturm geworfen werden konnte. Umfangreicher und dringender Beratung bedurften da auch die etwas älteren Bestände. Zunächst galt es hier die Z-Bäume auszuzeichnen, um so den Bestand für die Zukunft zu sichern. Anfallendes Stammholz musste in Wert-und Nutzholz sortiert werden und an einen LKW-fähigen Weg gerückt werden. Hier waren es dann wieder der Verein mit seinem Betreuungsbeamten, die auch Kleinstmengen zusammenfassten, um so noch einen halbwegs vernünftigen Preis zu erreichen. In früheren Zeiten war es der Händler, der den Holzpreis bestimmte, den Profit einsteckte und den Rest an den Waldbesitzer weitergab. Heute ist durch den Waldbauverein meine damalige Forderung „Privatwald muss gleichberechtigtes Glied in der gesamten Forstpartie werden" zum Wohl des Waldes erfüllt. Ein weiterer Aspekt ist die Holzabfuhr und dies besonders im Privatwald. Nur in ganz wenigen Fällen war überhaupt ein Weg vorhanden, und wenn, dann war er mit Sicherheit nicht von Lastwagen befahrbar. Eine vernünftige Wegeplanung war ohne die Inanspruchnahme privaten Eigentums nicht möglich. Den Weg wollte jeder haben, aber möglichst nicht durch den eigenen Wald. Da gehörte schon viel Geduld und Redekunst dazu, den Eigentümer des Grundstückes zu überzeugen, dass es in Zukunft ohne vernünftigen Weg auch keine vernünftige Waldwirtschaft mehr geben wird. So ist es gerade der Waldwegebau, der es dem Besitzer ermöglicht, seinen Wald ordnungsgemäß und nachhaltig zu bewirtschaften zu seinem eigenen Nutzen, aber auch zum Wohle der Allgemeinheit. Dennoch darf nicht verschwiegen werden, dass gerade in puncto Wegebau noch sehr viel zu tun ist und noch so manches Gespräch mit Behörden aber auch mit Waldbesitzern zu führen ist. Eine nicht immer ganz leichte Aufgabe. Eine endgültige Lösung in unseren Realteilungsgebie-ten zu erreichen, war nur über eine Waldzusammenlegung möglich. So konnten in vielen Fällen die Eigentumsverhältnisse geregelt, Grenzen festgelegt und auch der notwendige Wegebau eingeleitet werden. Es bedeutete für die Betreuungsbeamten sehr viel Mühe und Kleinstarbeit, ein einmal geplantes Projekt durchzusetzen und auszuführen. Wesentlich angenehmer waren da schon die in einem regelmäßigen Turnus durchgeführten Tageslehrfahrten zu den einzelnen Forstamtsbereichen, aber auch zu unseren Nachbarn. Immer wieder neue Waldbilder, sowohl von der Holzart als auch von der Pflege her, ließen uns stets neue Erkenntnisse für die eigene Waldbewirtschaftung gewinnen. Nach der Wiedervereinigung war es dann keine Frage mehr, den neuen Bundesländern einen Besuch abzustatten. Unser erstes Ziel war die Partnerstadt des Kreises Daun, Neuhaus am Rennsteig. Herr Leidenforst als Vertreter der Stadt Neuhaus war drei Tage lang bemüht, uns kulturell zu unterhalten wie auch die Schönheiten seines Landes zu zeigen. Die Bewirtschaftung des Waldes, die noch staatlich war, ergab dann doch ein anderes Bild als bei uns. Ganz anderer Natur ein paar Jahre später die Fahrt an die Ostsee. Von den Bergen ins Flachland, ins Mecklenburgische Land. Abgesehen von einer blühenden Landwirtschaft konnten wir auch unter forstlicher Führung wunderschöne Buchenbestände besichtigen. Gut ausgebaute Teerstraßen inmitten der Wälder ließen uns dann auch bald an der rein forstlichen Nutzung zweifeln. Sie dienten zu DDR-Zeiten ausschließlich militärischen Zwecken.

Das ganz große Erlebnis aber waren die beiden Flüge nach Kanada 1997 und 2003 unter der Organisation unserer Betreuungsbeamtin, Frau Ingrid Lamour. Nicht nur der Riesen-mammutbaum zog alle Blicke auf sich, auch die nicht enden wollenden Urwälder. Jeder Tag war ein neues Erlebnis; jedes Mal ein neues Bild einer wunderschönen Landschaft. So darf der Waldbauverein des Kreises Daun nach 46-jähriger Tätigkeit und mit seinen 1485 Mitgliedern und einer Betreuungsfläche von 3187 ha Wald stolz sein auf seine bisherigen Leistungen zum Wohle seiner Mitglieder, aber auch zum Wohle der Allgemeinheit. Sein Vorstand im Jahre 2005: Hubert Hab, Steiningen (Ehrenvorsitzender); Dr. Jürgen Schmitz-Hillebrecht, Gerol-stein (Erster Vorsitzender); Herbert Faber, Gerolstein (Zweiter Vorsitzender); Josef Braun, Oberbettingen (Geschäftsführer); die Beisitzer: Alfred Saxler, Winkel; Hubert Hoffmann, Jünkerath; Alois Keul, Kerpen; Manfred Gerard, Mürlenbach; Ewald Schumacher, Kirsbach; Leo Blum, Oberbettingen; Peter Herrig, Meisburg; Betreuungsbeamte: Ingrid Lamour, Kötterichen; Martin Fleck, Schwirzheim.