Dezember
Wie schnell ist doch die Zeit zerronnen -
hat dieses Jahr nicht erst begonnen?
Nun wagt es schon den zwölften Schritt
und wir laufen und gehn mit.
Die Tage kurz, die Nächte lang
und manchem wird nun etwas bang.
Er fragt sich: Was bringt wohl die Zeit,
wenn dieses Jahr dem End sich neigt?
Entkleidet stehn nun Strauch und Baum einsam und still. Du siehst sie kaum
im Nebel, der sie eingehüllt -
sie stehen da als Hoffnungsbild:
Hoffnung auf jenes neue Leben,
das schon in Ast und Zweig versteckt.
Wenn Frühlingssonne es erweckt,
wird Hoffnung in Erfüllung gehn.
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Nimm die Zeit an wie Baum und Strauch.
Begnüge dich. Dann wirst du auch, wie es für Strauch und Baum geschehn,
das Wunder der Erfüllung sehn.
Wenn sich der Mensch in Demut neigt
dem, der sein Herr und Herr der Zeit,
dann kann auch ihm Erfüllung werden
schon hier und jetzt auf dieser Erde.
Einst, als der Zeiten Fülle kam, Gott wie ein Mensch Gestalt annahm, da kehrt' sich um der Menschheit Los:
groß wurde klein, klein wurde groß. Weil Gott dem Menschen so nah kam,
gibt's Grund zum Feiern jedes Jahr.
Mög' seine Gnad ins Herz uns dringen,
wenn wir befasst mit äußern Dingen.
Ingeborg Freisinger, Bad Reichenhall