Möge es das Land ermöglichen

Der Amtsbezirk Stadtkyll 1945 -1948

Dr. Wilhelm Blum †

Im Januar 1949 bereiste der so genannte „ Grenzlandaus-schuss" den damaligen Kreis Prüm. In Stadtkyll überreichte der Amtsbürgermeister Dr. Wilhelm Blum der Kommissionfolgenden Bericht: Der Amtsbezirk Stadtkyll liegt in der landschaftlich schönen, äußersten nördlichen Ecke des Kreises Prüm, des Reg.Be-zirkes Trier und des Landes Rheinland-Pfalz, grenzt im Norden und Osten an die Kreise Schleiden und Daun und reicht mit den nördl. Gemeinden nahe an die belgische Grenze heran. Seine Flächengröße beträgt ca. 8000 ha. Zum Amtsbezirk gehören die Gemeinden Stadtkyll, Hallschlag, Reuth, Ormont, Kerschenbach, Schönfeld, Scheid, Steffeln und Schüller. Die Zahl der Einwohner betrug vor dem Kriege ca. 3500, die Zahl der Häuser 701. Von den 9 Gemeinden lagen 6 Gemeinden in der roten Zone und waren ein- oder zweimal geräumt. Der Zerstörungsgrad in den Gemeinden Stadtkyll, Reuth und Hallschlag betrug über 75 %, in Ormont 50 %, in Kerschenbach 32 %, in Schönfeld 28 %, in Scheid 23 %, in Steffeln und Schüller ca. 5 %.

Zu 100 % zerstört waren 133 Häuser- und Ökonomiegebäude, über 50 % zerstört waren 211 Häuser- und Ökonomiegebäude und über 25 % zerstört waren 121 Häuser-und Ökonomiegebäude. Im Kriege fielen 138 Soldaten und 94 Zivilpersonen. Nach Kriegsende kamen noch 31 Personen durch Minen ums Leben. Auf Gemeinde- und Ehrenfriedhöfen befinden sich 629 Gräber Gefallener. In Gefangenschaft befinden sich noch 41 Einwohner, vermisst sind noch 73 Personen. Die Zahl der Kriegsversehrten beträgt 92, darunter 18 Schwerbeschädigte, an Hinterbliebenen sind 216 Witwen, Waisen und Eltern vorhanden. Die Schulen in den Gemeinden Reuth und Ormont waren zu 100 %, in Stadtkyll zu 75 %, in Hallschlag zu 70 %, in Schönfeld zu 20 % zerstört. Das Hauptgebäude des Krankenhauses in Stadtkyll war völlig zerstört. Das frühere alte Krankenhaus wies Schäden von ca. 50 % auf. Die Gemeindeforsthäuser in Stadtkyll und Ormont waren ebenfalls hart angeschlagen. Auch die Kirchen und Kapellen und Pfarrhäuser waren stark in Mitleidenschaft gezogen, besonders in Stadtkyll, Hallschlag, Reuth, Schönfeld und Kerschenbach und sind teilweise noch nicht wieder benutzbar.

Die elektrischen Versorgungsnetze waren fast in allen Gemeinden abgebaut, die Masten und Transformatoren zerstört oder stark beschädigt. Die Wasserleitungen waren teilweise so zerstört, dass die Trinkwasserversorgung lange Zeit aus Bächen, Granattrichtern und aus spärlichen Brunnen erfolgen musste. Das vor dem Kriege blühende Feuerwehrwesen mit guten Gerätehäusern und bester Ausrüstung war bis auf das in den Gemeinden Steffeln und Schüller fast restlos seiner Unterkünfte und Geräte beraubt.

Straßen und Wege waren durch Panzergräben, Bombentrichter und Granatlöcher kaum noch passierbar. An Brücken in Hauptverkehrsstraßen und Gemeindewegen waren 24 vernichtet worden. Die Kanalisation in der Gemeinde Stadtkyll und Ormont wies erhebliche Schäden auf. An der Eisenbahnstrecke Jün-kerath-Stadtkyll-Hallschlag-Losheim waren 13 große und kleine Brücken und Übergänge zerstört oder stark beschädigt, das Geleisematerial teilweise abgebaut, die Bahnhöfe ruiniert, sodass der Verkehr völlig ruhte. Dies galt auch für den Verkehr auf den Strecken Köln-Trier, Gerolstein-Prüm.

In den Feldern und in den großen Gemeinde- und Privatwaldungen hatte der Bun ker- und Stellungsbau, der Bau von Panzergräben, Granaten und Bomben Schäden in kaum feststellbarer Höhe angerichtet. Hinzu kamen dann die noch größeren Schäden durch den Borkenkäfer. 292 ha Wald und 389 ha Feld waren vermint und konnten noch lange Zeit nicht oder nur unter Lebensgefahr betreten werden. Große Flächen besten Landes und bester Wiesen waren durch Bomben und Granaten schwer beschädigt. Besonders hart hat auch die Landwirtschaft gelitten. Der Viehbestand betrug im Jahre

Rindvieh

dav. Kühe

Pferde

Schafe

Schweine

Ziegen

Hühner

1937

3528

1612

125

353

1337

105

7786

1945

2017

1714

192

487

442

33

2340

Unter dem in der Zeit von Mai 1945 - Dezember 1945 beschafften oder zugewiesenen Rindvieh befand sich aber eine große Zahl, die in normalen Zeiten sofort dem Schlachthaus zugeführt worden wären. Die erhöhte Zahl der Pferde im Jahre 1945 war auf die zurückgelassenen Militärpferde zurückzuführen, die inzwischen aber zum größten Teil abgeliefert werden mussten. Rindviehbestände in den meist zerstörten Gemeinden:

Stadtkyll

Hallschlag

Reuth

1937 Rindvieh insges. davon Kühe

478 261

556

244

352 148

1945 Rindvieh insges, davon Kühe

264 189

249 130

152 85

An landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten war besonders in der roten Zone fast alles zerstört, beschädigt oder verschleppt. Die Feststellungen ergaben einen Verlust von

28 Dreschmaschinen

28 Kultivatoren

6 Kartoffelroder

188 Pflügen

5 Sämaschinen

8 Heugebläse

34 Mähmaschinen
13 Heuwender
134 Eggen

3 Düngestreuer
67 Ackerwagen
4 Ackerwalzen

26 Jauchepumpen u. -fässer

Hinzu kommen noch die erheblichen Verluste an kleinen Geräten und an Futtermitteln. Trotzdem waren die Zuteilungen an landwirtschaftlichen Maschinen kaum nennenswert, was besonders Missfallen erregte. Hierdurch dürfte es verständlich erscheinen, dass sogar Pflüge von einem Betrieb zum anderen ausgeliehen werden mussten. Durch Fehlen von Gespanntieren, Saatgut, Kunstdünger und durch die Verminung der Felder konnte nur langsam mit dem Wiederaufbau der Landwirtschaft bei ganz bescheidenen Erträgen begonnen werden.

Auch Handwerk, Handel und Gewerbe zeigten in den meisten Gemeinden ein betrübliches Bild. Die Werkstätten waren zerstört, die Werkzeuge verschwunden und die Läden leer.

Am trostlosesten waren die Wohnungsverhältnisse, Ställe, Scheunen, Keller, zugige Barackenreste dienten als notdürftige Behausungen. Entsprechend sah es auch mit Mobilien, Haus- und Küchengerät, Bekleidung und Bettzeug aus. Menschen und Vieh konnten nur notdürftig ernährt werden. Zu den schlechten Verkehrsverhältnissen traten weiter die Zonen- und Landesgrenzen hemmend hinzu. So boten die meisten Gemeinden ein Bild der Verwüstung, des Elendes und der Not und mit banger Sorge und fast mutlos schaute man 1945 in die Zukunft. Aber schon bald regten sich überall fleißige Hände. Es wurde geplant, beraten und besonders gearbeitet. Die Liebe zu der von den Vätern ererbten Scholle, die Liebe zur Heimat, der eiserne Lebenswille ließ Hindernisse meistern und trotz aller Bomben-und Granattrichter, trotz Minengefahr und aller Trümmer ging es mit aller Energie an den Wiederaufbau und konnten daher bis zum Jahresende 1948 trotz vieler Enttäuschungen durch hohe Lieferauflagen, Beschlagnahmungen und Preissteigerungen sichtbare Erfolge erzielt werden.

Von den zu 100 % zerstörten Wohn- und Oek.Geb. wurden 44 aufgebaut.

Von den zu 50 % zerstörten Wohn- und Oek.Geb. wurden 156 aufgebaut. Von den zu 25 % zerstörten Wohn- und Oek.Geb. wurden 96 aufgebaut.

11 Wohnungsneubauten wurden erstellt oder stehen vor der Fertigstellung. Fast alle Baustoffe mussten vor der Währungsreform auf nicht normalem Wege, teilweise unter großen persönlichen Opfern, beschafft werden. Von den Gemeinden wurde durch die Gestellung von nicht mehr als Nutzholz verwendbarem Splitterholz geholfen. Wenn sich die Wohnverhältnisse im allgemeinen gebessert haben, so wohnen doch besonders in den Gemeinden Hallschlag und Reuth noch eine Reihe von Familien in menschenunwürdigen Unterkünften. Eine planmäßige Weiterführung des Wohnungsbaues ist aber nur möglich, wenn die seit längerer Zeit in Aussicht gestellten Darlehensmittel zu niedrigen Zinssätzen auch bald tatsächlich bereit gestellt werden. Beim Wiederaufbau macht sich das Fehlen eines Baulenkungsgesetzes hemmend bemerkbar. Der Schulverband Stadtkyll-Kerschenbach konnte die Hälfte der stark beschädigten Schule mit 2 Schulsälen durchführen. Der weitere Wiederaufbau ist für 1949 geplant, falls die Finanzierung ermöglicht werden kann. An der Schule in Hallschlag konnte das Dach erneuert und je ein Schulraum für Schulzwecke und als Notkirche hergerichtet werden. Weitere Arbeiten sind im Gange. Für den z. Zt. als Schule benutzten Raum in der Gemeinde Reuth konnten neue Schulmöbel beschafft werden. Im Jahre 1949 wird die Instandsetzung der alten Schule, oder falls die Finanzierung gesichert werden kann, ein Schulneubau ausgeführt. Die Instandsetzungsarbeiten an der Schule in Schönfeld werden fortgeführt. Für 1949 ist weiter der Bau einer zweitklassigen Schule mit Lehrerwohnungen in Ormont geplant, falls eine Finanzierung möglich ist. Auch die Frage der Schaffung von Sportplätzen und Badeanlagen darf nicht unbeachtet bleiben. Die Lieferung von fehlendem Schulmobiliar für verschiedene Gemeinden steht bevor. Nach Wiederinstandsetzung des alten Krankenhauses konnten die Krankenschwestern im Jahre 1947 ihre Tätigkeit wieder aufnehmen. Im verflossenen Jahre konnten durch Aufstockung 5 Räume gewonnen werden und besteht die Hoffnung, dass das Haus in diesem Jahr wieder voll seinem Zweck zugeführt werden kann. Am Gemeindeforsthaus in Stadtkyll setzten sich ebenfalls fleißige Hände ans Werk und ermöglichten die Wiederbenutzung des Hauses für Dienst- und Wohnzwecke. Die Beseitigung der erheblichen Schäden am Gemeindeforsthaus in Ormont hofft man in diesem Jahre restlos zum Ab-schluss bringen zu können. Auch die Kirchengemeinden waren erfolgreich bemüht, die Schäden zu beheben oder zu verkleinern. An den Kirchen in Stadtkyll und Ormont konnten bereits die Schäden am Turm, Dach und teilweise auch im Innern beseitigt werden. Besondere Sorge bereiten noch der Wiederaufbau der Kirche in Hallschlag und der Kapelle in Reuth und die Wiederherstellung der Kirche in Stadtkyll. Man ist fest gewillt, im Jahre 1949 auch bei diesen Arbeiten ein erhebliches Stück weiterzukommen, wenn auch noch hierzu erhebliche finanzielle Mittel und Arbeitsleistungen, die ohne Zuschüsse für die Bevölkerung untragbar sind, erforderlich sind. Zur Förderung der kulturellen Belange ist die baldige Wiederinstandsetzung des kath. Vereinshauses in Stadtkyll und eines Saales in Hallschlag und Ormont dringend erforderlich. Durch das Fehlen von Sälen mussten bisher alle größeren kulturellen Veranstaltungen, wie Theater, Vorträge, Konzerte und Kinodarbietungen ausfallen.

Auf sozialem Gebiet haben die bisherigen Lösungen auf dem Gebiete des Lastenausgleiches und der Kriegsopferversorgung die Erwartungen vieler Betroffener stark enttäuscht. Besonders erwähnt werden müssen die Lohn- und Gehaltsempfänger, die vor und nach der Währungsreform trotz geringem Realeinkommen treu ihre Pflicht taten. Die elektrischen Ortsnetze und örtlichen Transformatorenstationen konnten durch das RWE in allen Gemeinden wieder in Ordnung gebracht werden.

Die erheblichen Schäden an den Wasserleitungen in Stadtkyll, Reuth, Scheid und Hallschlag konnten, teilweise unter Hilfeleistung in Gemeinschaftsarbeit, beseitigt und die Versorgung mit einwandfreiem Trinkwasser wieder hergestellt werden. Auch die kleineren Mängel an den Anlagen in den übrigen Gemeinden konnten behoben werden. Eine Weiterführung der Arbeiten ist aus finanziellen Gründen z.Zt. unmöglich. 2 größere und 13 kleinere Brücken an Hauptverkehrsstraßen und Gemeindewegen wurden wieder aufgebaut oder ausgebessert und Wegeschäden im Rahmen des Möglichen behoben. Eine neue Schotterdecke erhielt der Ortsverbindungsweg nach Schönfeld. Für die Pflasterung der Dorfstraße in Steffeln wurden Pflastersteine beschafft. Dringender Instandsetzung bedürfen die Provinzialstraße von Jünkerath über Stadtkyll nach Hallschlag, die Kreisstraße von Hallschlag über Ormont zum Mooshaus, ferner die Gemeindewege von Hallschlag nach Scheid, von Jünkerath nach Schüller und von Stadtkyll nach Kerschenbach. Hierbei muss erwähnt werden, dass die Schulkinder aus Kerschenbach, die die Schule in Stadtkyll und die aus Scheid, die die Schule in Hallschlag besuchen müssen, täglich die 3 km schlechte Wegstrecke passieren müssen, ebenso die übrige Bevölkerung bei Einkäufen und beim Kirchenbesuch. Die vorgesehene Behebung der Schäden an der Kanalisation in Stadtkyll konnte inzwischen in Angriff genommen werden und wird weitergeführt, falls die Mittel zur Verfügung stehen. Große Sorge bereitet die Wiederinstandsetzung der Bahnstrecke Jünkerath- Stadtkyll-Hallschlag-Losheim, zu deren Ausführung ständig eine erhebliche Zahl von Arbeitskräften aus dem Amtsbezirk Stadtkyll gestellt werden musste. In der ersten Hälfte des Monats Dezember 1947 konnte der Betrieb auf der Strecke wieder aufgenommen und eine erhebliche Verkehrsverbesserung für das obere Kylltal erreicht werden, wenn auch der jetzige Fahrplan noch nicht den Wünschen entspricht. Die Wiederaufnahme der Bahnlinie Köln-Jünkerath-Trier, der Strecke Gerol-stein-Prüm, ferner die Einrichtung der Omnibuslinie Stadtkyll- Gerolstein-Prüm, ferner die Einrichtung der Omnibuslinie Stadtkyll-Prüm und Jünkerath- Stadtkyll-Hallschlag-Bleialf, erschlossen den Amtsbezirk wieder dem Verkehr. Leider konnte der Wiederaufbau der Gaststätten und die Wiedereinrichtung der verbliebenen Gaststätten nicht Schritt halten mit den Wünschen der Reisenden und Erholungssuchenden. Zur Hebung des Fremdenverkehrs bedürfen diese Punkte besonderer Sorge und Unterstützung. Der in Stadtkyll seit über 50 Jahren bestehende Eifelverein konnte im letzten Jahr wieder seine Tätigkeit aufnehmen und verdient allseitige Unterstützung und Förderung. Bei der Minenräumung, die im Jahre 1948 als abgeschlossen angesehen werden konnte, und durch Minen kamen leider 31 Minensucher und Zivilpersonen ums Leben. 16 Personen wurden verletzt. Hatte man nun geglaubt, dass das Getöse der Explosionen verstummen würde, so setzten im Jahre 1948 die Bunkersprengungen ein, die wieder ein neues Bild der Verwüstung brachten. Bei den Arbeiten wurden 127 Häuser erheblich und leicht beschädigt und erforderten 76 ha Acker- und Wiesenland, die von den Besitzern mit viel Mühe und Kosten wieder in Kultur gebracht worden waren, erhebliche Arbeitsleistungen zur Beseitigung herumliegenden kleinen und großen Betonstücke. Aber auch der Wald wurde hierbei wieder von neuen Schäden heimgesucht.

Durch das Auftreten des Borkenkäfers mussten in den Gemeindewaldungen ca. 600 ha, teilweise Bestände im besten Wuchs, eingeschlagen werden, sodass der Wiederaufforstung in allen Gemeinden besondere Sorge geschenkt wird und bereits 1949 in möglichst großem Umfang damit begonnen werden soll. Trotz stärkster Belastung der Landwirtschaft durch Auflagen aller Art, besonders durch die Viehauflagen, war die Landwirtschaft bemüht, den Viehbestand, der die Grundlage der Eifellandwirtschaft bildet, zu verbessern und zu erhalten, was aber besonders in den stark zerstörten Gemeinden nur in beschränktem Maße gelingen konnte. Zur Erfüllung der Viehauflagen mussten in den Jahren 1945-1948 aus den Gemeinden des Amtsbezirks 1433 Stück Rindvieh geliefert werden, davon entfielen allein auf die besonders stark zerstörten Gemeinden Stadtkyll 257 Stück, Hallschlag 155 Stück, Reuth 89 Stück und Ormont 241 Stück. Nach der Viehzählung 1947 waren im Amtsbezirk Stadtkyll

Rindvieh

dav. Kühe

Pferde

Schafe

Schweine

Ziegen

Hühner

2920

1142

127

58

687

397

2436

Daher wird es als besonders ungerecht empfunden, dass bei der Verteilung der Viehauflagen durch höhere Stellen immer nur die Viehzahl zugrunde gelegt, ohne dabei zu berücksichtigen, wie der Rückgang der Zahl der Kühe zeigt, dass es sich bei dem Viehbestand meist nur noch um Tiere mit geringem Gewicht handelt und daher eine Vergrößerung des Viehbestandes durch die große Zahl der Tiere, die zur Erfüllung der Auflagen nötig sind, unmöglich ist. Hier muss eine fühlbare Senkung der Viehauflagen erfolgen und die Möglichkeit geschaffen werden, Nutzvieh wieder zu tragbaren Preisen zu erwerben. Auch die Preisspanne zwischen den Schlachtviehpreisen und den Preisen in den Metzgereien scheint einer Überprüfung zu bedürfen.

Auf dem Gebiete der Ablieferung der sonstigen landwirtschaftlichen Produkte konnte festgestellt werden, dass der größte Teil der Landwirte sich seiner hohen Verantwortung zur Sicherung der Ernährung bewusst war und seine Ablieferungspflicht nach Kräften erfüllt hat, trotz aller Schwierigkeiten in der Beschaffung von Saatgut, Kunstdünger, Maschinen, Geräten und sonstigen landwirtschaftlichen Bedarfsartikeln, die auch noch heute besonders in der Beschaffung von Thomasmehl, Düngekalk, Stickstoff, Saathafer und Gerste und für landwirtschaftliche Maschinen bestehen und trotz der untragbaren Preisunterschiede zwischen den Preisen für landwirtschaftliche und Produkte und Leistungen industrieller und gewerblicher Art. Auch Auflagen an Milch, Butter, Getreide, Heu, Stroh usw. müssen so festgesetzt werden, wie dies der teilweise schlechten Qualität der Kühe, den kargen Bodenverhältnissen und geringen Erträgen tatsächlich entspricht und nicht wie der Rechenstift es für notwendig erscheinen lässt. Es ist eine betrübliche Tatsache, feststellen zu müssen, dass durch Wildschäden jährlich Ausfälle an Getreide, Kartoffeln und Futtermitteln im Werte von ca. 14.000 DM entstehen, für die den Geschädigten keine Vergütungen geleistet werden können, da von den früheren Jagdpächtern keine Jagdpachten und Entschädigungen für Wildschaden gezahlt werden und eine Wildschadenausgleichskasse bisher nicht zustande kam. Wenig Verständnis bringt die Landwirtschaft der langsamen Bezahlung von geliefertem Schlachtvieh und den sich dabei ergebenden hohen Abzügen entgegen. Starke Ungehaltenheit herrscht darüber, dass Heu-, Hafer- und Strohauflagen aus der Zeit vor der Währungsreform bis heute noch nicht reguliert sind. Leider muss aber auch die Feststellung gemacht werden, dass bald nach der Währungsreform die Ablieferung besonders von Milch und Butter in einzelnen Gemeinden stark zurückging und der aus der Zeit vor der Währungsreform noch zu bekannte Schwarz- und Schleichhandel wieder zunahm. Hier muss alles getan werden, um die Ablieferung wieder in tragbare Rahmen zu bringen, was nur durch rücksichtsloseste härteste Maßnahmen gegen den Schwarz- und Schleichhandel und gegen die Schmuggler möglich ist. Die Landwirtschaft muss aber das Bewus-stsein haben, dass sie nicht der einzige Berufsstand ist, der ständigen Kontrollen unterliegt.

Die im Jahre 1932 mit erheblichen Kosten begonnene Arbeit der Drainage- und Meliorationsgenossenschaft Reuth und die damit vorgesehene Umlegung erfordert besondere Beachtung und Förderung. Aus eigenen Mitteln sind die Beteiligten nicht in der Lage, diese Kosten aufzubringen.

Besondere Sorge galt der Instandsetzung und Unterhaltung der Soldatenfriedhöfe und Gräber. In Gemeinschaftsarbeit konnten alle Gräber in einen würdigen Zustand gebracht und zum größten Teil mit neuen Kreuzen versehen werden. Der Plan zur Schaffung nur eines Friedhofes für alle im Kreise Prüm Gefallenen wird nicht für zweckmäßig gehalten. Auf dem Gebiete des Feuerlöschwesens konnten einige Gerätehäuser in Ordnung gebracht, 4 Motorspritzen wieder einsatzfähig gemacht und das Schlauchmaterial ergänzt werden. Für 1949 gilt die besondere Sorge dem Wiederaufbau der Gerätehäuser und der Ergänzung des Löschmaterials. In allen Gemeinden sind wieder freiwillige Feuerwehren vorhanden. Die Neuwahlen der Gemeinderäte und Amtsvertretung im letzten Jahre brachte wenig Änderung in der politischen Zusammensetzung, da die Kandidaturaufstellung ja mehr nach persönlichen als politischen Gesichtspunkten erfolgt. Der Wiederaufbau und Holzeinschlag hat allen Arbeitswilligen gute Beschäftigungs- und Verdienstmöglichkeiten gebracht, ja es war immer wieder Mangel an Handwerkern und Facharbeitern zu verzeichnen. Leider zwang die Währungsreform, die die Gemeinden um alle Gelder und Ersparnisse brachte, auf allen Gebieten zur noch sparsameren Wirtschaftsführung. Erschwerend kam hinzu, dass der Finanzausgleich den Gemeinden wenig Einnahmen brachte und dass die Überweisungen des Landes infolge der schlechten Finanzlage nur sehr langsam eingehen. Besonders ungünstig wirkte sich die Auslegung der Währungsbestimmungen bei in- und ausländischen Holzverkäufen aus, die den Gemeinden einen Verlust von ca. 85.000 DM bringen. Nur die Gemeinden mit Waldbesitz sind auf Grund der zwangsläufigen Einschläge der Bestände, die vom Borkenkäfer befallen sind, die aber eine erhebliche Verminderung der Vermögenssubstanz zur Folge haben, noch in der Lage, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen und größere Projekte zu finanzieren. So zeigt dieser Rückblick zwar manch erfreuliche Tatsachen, aber auch manche Enttäuschungen. Möge das Jahr 1949 auch auf kommunalem Gebiet eine Besserung der Finanzlage bringen und so die Ausführung der geplanten Maßnahmen in greifbare Nähe bringen und eine Preisstabilisierung und ein Preisabbau den Wiederaufbau weiter fördern. Möge es aber auch die Hilfe des Landes ermöglichen, die dringenden Arbeiten, besonders die Schulbauten in Stadtkyll, Reuth, Ormont und Hallschlag, den Wiederaufbau und die Wiederherstellung der Kirchen und Kapellen in Hallschlag, Reuth und Stadtkyll, den Bebauungsplan für Stadtkyll, die Fertigstellung des Krankenhauses in Stadtkyll, den Wiederaufbau des Vereinshauses in Stadtkyll und die Instandsetzung der Wasserleitungen und Wege und vor allem aber den Wohnungsbau weiter vorwärts zu bringen.