Die Ritter Mohr von Wald und ihr „Waldenhof in Daun

Ein Beitrag zur Geschichte eines Hauses

Alois Mayer, Daun

tmp81C-1.jpg

Waldenhof Daun, Stammhaus der Ritter Mohr von Wald

Die Kreisstadt Daun kann an alten Gebäuden, die von einstiger Macht und Pracht mittelalterlicher Feudalherren künden, leider nur mehr wenige aufweisen. Die meisten sind den zahlreichen Kriegswirren der Vergangenheit zum Opfer gefallen. Ein altes und renoviertes Ritter- oder Burgman-nenhaus steht jedoch noch an der Burgmauer, direkt hinter der ehemaligen Volksschule (jetzt Modehaus Lenzenhu-ber). „Waldenhof wird es genannt. Heute ist es im Privatbesitz; durch Jahrhunderte jedoch gehörte es einem kleinen Rittergeschlecht, den angesehenen Rittern Mohr von Wald. Dieses Geschlecht bildete sich aus den moselländischen Ritterfamilien von Senheim 1189 und von Braunshorn (Mitte 12. Jhd.). Sie hatten kölnische Lehen in Briedern, Poltersdorf und Peterswald im Kreis Cochem-Zell. Als es im Mannesstamm erlosch, gelangte es in die Lehnsabhängigkeit des Kurfürstentums Trier. Ab 1241 nannten sich die Nachkommen nach ihren Besitzungen in Peterswald „de Walda" (= vom Wald). Zahlreiche Vertreter dieser Familie sind ab nun urkundlich, in luxemburgischen Gebieten, an der Mosel und in der Eifel nachzuweisen, alle in Diensten von Grafen und Rittern, von geistlichen und weltlichen Herrschaften stehend. Nachkommen dieses Geschlechtes der Mohr von Wald tauchen auf als Großmarschälle am kurfürstlichen Hof in Trier, als Räte, Großmeister und Komture des Deutschen Ritterordens, als Offiziere in trierischen, österreichischen und französischen Diensten, als Kapitulare an den Domkirchen zu Speyer und Bruchsal, sowie als Kanoniker zu Worms, Straßburg, Wimpfen und Mainz. Einer war sogar General unter Wallenstein. In Klöstern, z.B. Stubben (Mosel), St. Irminen in Trier, Marienthal und St. Thomas an der Kyll und anderen, sind mehrere Frauen der Mohr von Wald (oder: Mohrin von Wald) als Nonnen oder Äbtissinnen nachweisbar.

Die Familie von Wald besaß sponheimische Lehen an der Mosel, Weingärten zu Enkirch und den sechsten Teil vom Zehnten zu Kettig, den Rauchwein und ein Fuder Wein aus dem Kelterhause zu Senheim. 1352 kamen Mitglieder dieser Mohren-Familie nach Daun, angestellt durch Ritter Ägidi-us, den Inhaber der Dauner Burg. Er (Gylis, here von Dune) nahm am 20.5.1352 (Pfingsdag) den Philipp Wallhase als Ritter von Dune, den Herrn Theoderich von Ulmen und den Ritter Friedrich Vogt zu Senheim zu seinen Helfern an (STAKO).

Dieser Friedrich von Senheim nannte sich später Friedrich Mohr (Moro/Moir). Ein Verwandter von ihm (Bruder?), Ritter Simon von Walde, war zur gleichen Zeit am Hofe des Erzbischofs Balduin von Trier tätig. Unter anderem wird er auch am 12.11. und 30.11.1352 als Zeuge beim Manngericht des Erzbischofs genannt. Der Dauner Ägidius, der bei diesem Manngericht verurteilt werden sollte, erschien aber nicht zu den Terminen, da er sich unschuldig fühlte (Dün 390). Die Ritter Mohr von/vom Wald bezogen am Fuße der Dauner Burg ein Haus, den „Waldenhof , wie es sich bis heute noch nennt. Bei der Zerstörung der Stadt Daun durch den Trierer Erzbischof Balduin 1352 wurde es stark in Mitleidenschaft gezogen und, da es im Laufe kommender Jahrzehnte sowohl zu klein und zu baufällig wurde, um 1534 neu erbaut. Dereinst war das Gebäude mit einer, heute noch teilweise bestehenden Ringmauer umgeben und mit der 1502 erbauten Burgkellnerei verbunden. Durch ein Tor waren ein Zugang zu dieser Kellnerei und damit auch ein kurzer Aufgang zur Burg geschaffen. Gepflegte Gärten, „Walden-Bungert" genannt, Stallungen und Scheunen, sowie ein eigener Brunnen sorgten für eine gewisse Selbständig- und Unabhängigkeit.

Stolz prangt bis heute über dem Hauseingang das Wappen der Herren Mohr vom Wald. Ein Schachbrett ist das Hauptmotiv, gekrönt von einem Mohrenkopf. Dieses Familienwappen wurde um 1482 angenommen, hinweisend, dass diese Familie sich als Vasallen der Grafen von Spon-heim verstand.

1443 heiratete Wilhelm, Sohn von Hermann Mohr von Wald, Katharina, die Tochter des Dietrich und der Lucie von Dune (A. Reinach). Diese brachte als Mitgift Güter und Grundstücke mit in die Ehe, die zwar in Lehnsabhängigkeit zum jeweiligen Dauner Burgherren blieben, aber von jedem „neuen Burgherren" an die Familie Mohr von Wald unterverliehen wurden. Die Mohr-Familie wird nicht sehr vermögend gewesen sein, auch wenn sie einen halben Teil am kleinen Zehnt von Daun hatte (Janssen), denn am 26.9.1482 erklärten der alte Wilhelm Moer von Walde, seine Frau Trine (= Katharina) von Dune und sein Bruder Hermann, dass sie dem Kloster zu Pfalzel 110 rheinische Gulden schulden. Als Jahreszinsen zahlten sie vier Gulden 10 Weysspen (= weiße Pfennige), den Gulden zu 24 Pfennigen (das entspricht 4% Jahreszins).

Zwei Jahre später kam es sehr wahrscheinlich zu Familien-und Erbstreitereien, denn am 4.9.1484 (uff samstag nest na sent egidientag) vermittelten Ulrich von Metzenhausen und Amtmann Wilhelm von Dune zwischen den Brüdern Wilhelm und Hermann More von Wald wegen ihrer Güterteilung (A. Reinach, Lux.). Kurze Zeit später verstarb Wilhelm Mohr von Wald, und am 25.2.1485 (sambstag na dem sondag Reminiscere) teilten Bruder Hermann Mohr von Wald und Witwe Katharina von Daun in Senheim ihre gemeinsamen Güter auf (Dün 817). Katharina von Daun heiratete zehn Jahre später den Hillesheimer Amtmann Wilhelm von Stein. Diese beiden, „der veste und froemmejon-ker Wilhelm vam Steyne und jonfer Kathryne von Dune, wohnheftlich zo Hillessheym", erteilten am 8.7.1519 im Hillesheimer Rathaus dem Sohn aus Katharinas erster Ehe, „dem vesten jonker Baltazar Moer vam Walde", die Vollmacht, bei dem „strenge und froeme herre Claes van Drachenfels", Ritter im Dienst der Manderscheid-Schleidener Grafen, 100 Rheinische Gulden schuldiges Dienstgeld zu erheben (Dün 865). Vermutlich eine Schwester dieses Balthasars, eine Mohrin von Wald, wurde 1484 Priorin von St. Barbara in Trier. Dort findet sich deren Siegel, das Dauner Wappen mit dem Helmzier eines weißen Schwans mit schwarzem Flug. Nachdem die Stadt Daun unter die Lehnshoheit des Kurfürstentums Trier gekommen war, hatte stets der jeweils neu ernannte Kurfürst die Pflicht, verliehene Lehnsgüter zu bestätigen. So bekundete Erzbischof Johann II. von Trier z.B. am 8.5.1482, dass „..die Güter, welche Wilhelm vom Walde von der Herrschaft zu Daun zu Lehen trug" im Besitz des Burginhabers und trierischen Amtmannes Wilhelm von Daun seien.

Dessen Sohn Jakob belehnte am Freitag nach Mariä Heimsuchung 1534 nach seinem Amtsantritt den Dietrich Walt von Dhune (Mohr von Wald), der um 1500 seine Tante Margaretha geheiratet hatte, mit seinem Burghause unter der Burg zu Daun und anderen Gütern.

tmp81C-2.jpg

Waldenhof Daun, Buntsandstein Treppenaufgang

Vier Jahre später (am Freitag nach Judica 1537) bat Dietrich von Walde seinen Herrn, Amtmann Jakob, um weitere Belehnung von Gütern, besonders mit denen seines Ahnherren Wilhelm Mohr von Wald. Er bat ihn weiter, die Unteilbarkeit dieser Güter gegenüber seinen Brüdern und seiner Schwester zu behaupten (Hörsch 166). Einer dieser Brüder wird Heinrich von Walde gewesen sein, der ebenso wie sein Lehnsherr Wilhelm von Daun am 17.2.1502 von dem Trierer Erzbischof Johann II. zu den Mannen des Erzstiftes gezählt wurde. Ein weiterer Bruder, Dieterich Moer vom Walde, wird nochmals 1548 neben seinem Amtmann Peter von Dhuen zu Duen als Ritter des Landstandes zu Trier erwähnt, ein Beweis, dass er gesellschaftlich in hohem Ansehen stand (Scotti, 80). Aus der Mohr von Wald-Familie heirateten am 4.9.1570 der Wilhelm, Herr von Peterswald, die Katharina von Lel-lich (Dün 903). Seine Tochter Magdalena Mohr von Wald (* 1572) heiratete am 22.10.1590 den Johann Wilhelm von Luntgen (= Lonzen) gen. Roben zu Seinsfeld (Dün 918). Im Staatsarchiv Koblenz befinden sich Akten, die die Ansprüche der Erben Mohr von Wald auf die (Wasser-) Burg Seinsfeld bei Bitburg betreffen. Ebenfalls ein Nachkomme aus dieser Familie war Paul Theodor Mohr vom Wald. Seit 1627 war er der neue Herr in Richemont (Burg, 8 km südlich von Thionville). Er war mütterlicherseits mit der alteingesessenen Luxemburger Adelsfamilie von Lellich verwandt und im Erbgang Herr von Inglingen (Inglange) sowie Teilherr über Wolkringen geworden. Sein Nachfolger Johann Theodor Mohr vom Wald sah sich, als sein Her-

renhaus in Richemont recht brüchig geworden, nach einem geeigneten Ersatz um, den er im benachbarten Schloss Pepinville fand. Es gelang ihm auch, im Jahre 1680 die Güter seines entfernten Verwandten Johann Wolf von Heinsberg-Kirschbaum in seinen Besitz zu bringen, nachdem er bereits 1661 die Pfandrechte erworben hatte (Roger Bour).

Im Luxemburgischen finden sich noch weitere Vertreter der Mohr-Familie, so in Betzdorf (9 km westlich von Greven-macher), wo sich noch über der Toranlage ein Wappen der Mohr von Waldt und Warsberg erkennen lässt. Lothar Ferdinand Mohr vom Waldt, verheiratet mit Luise von Warsberg 1707, hatte sich dieses Rittergut erworben. 1784 stirbt der letzte dieser Familie, nämlich Josef Anton Mohr vom Waldt und Elter, Herr von Heffingen, Betzdorf und Mersch. In der Eifel erfahren wir von einem Dietrich Mohr von Wald, dass er am 2.11.1598 für 115 Gulden Land in Lutz-beuren gekauft hatte (Dün 929).

Eine Generation später begegnet uns der Name wieder. 1634, mitten im Dreißigjährigen Krieg, wurde der Wallen-steinsche Offizier, Oberst Friedrich Wilhelm Mohr von Wald, beauftragt, Kaiser Ferdinand eine schriftliche Botschaft zukommen zu lassen. Kurz nach Ende dieses, auch die Eifel und Daun verwüstenden Krieges erlitt ein Spross jenes Rittergeschlechtes, Johann Oswald Mohr von Wald, ein tragisches Ende. Am 17.10.1650 wurde er bei Wiesbaum ermordet. Die Volksüberlieferung will wissen, dass in der Nähe des Dorfes, auf dem „Stückelchen", eine Schlacht stattfand, bei der dem Johann Oswald der rechte Arm und die Schulter weggeschossen wurden. Als er fortgetragen wurde, habe er noch verordnet, dass man an der Stelle, wo er seinen Geist aufgeben würde, ein Kreuz errichten solle. Bärsch, der ebenfalls diese Geschichte berichtet, will irgendwo gelesen haben, dass dieser Johann Oswald Mohr von Wald von umherstreifenden Soldaten überfallen und getötet worden sei. Wenn wirklich an der Stelle seines Todes ein Kreuz errichtet worden war, dann war der Überfall mitten in Wiesbaum geschehen, denn dort steht es noch heute, eindrucksvoll in seiner klassischen Schönheit. Das 3,70 Meter hohe graue Sandsteinkreuz wurde 1923 einige Meter versetzt und mit der Front zur Straße hin gedreht. Auf seinem 1,75 m hohen Steinpfosten trägt es die Inschrift:

EHEU!
CECIDIT HIC PRAENOBILIS ET ILLUSTRIS D.JOES OS-WALDUS MOHR A WALDT, DOMINUS DE ST. PETERS-WALDT ET REICHSPERG QUEM MILITUM MANUS CIR-CUM VENIENS AETATE FLO-RIDUM ET INSONTEM VIO-LENTER PROSTRAVIT 17. OC-TOBRIS Aø 1650. CUIUS ANI-MA IN SANCTA PACE RE-QUIESQUATAMEN.

(Übersetzung: Hier fiel der edle und ehrenwerte Herr Johann Oswald Mohr von Wald, Herr von St. Peterswald und Reichsberg, den im blühenden Jünglingsalter umherschweifende Soldatenhand am 17.10.1650 niederstreckte. Seine Seele ruhe in heiligem Frieden. Amen.) Auf der kurzen Konsolverbreiterung ist links die Inschrift „MOHR VOM WALDE" und rechts „SCHILLING VON LAHNSTEIN" sowie das elterliche Wappen der Familie Mohr vom Wald zu sehen: ein quer geteilter Schild, dessen oberer Teil schwarz-gold be-schacht, der untere Teil aber Gold, auf dem offenen Helm ein wachsender Mohr, der um den Kopf eine rechtsfliegende, rot und blaue Binde hat; in Gold gekleidet, die Brust aber schwarz und goldgeschachtet (Bärsch). Darüber eine 95 cm hohe Reliefplatte mit leicht geschwungenem Abschlussprofil. Oben ist das Bild des gekreuzigten Erlösers, umgeben von Maria Magdalena und Mutter Maria. Als Mahnung für den Lesenden ist eingraviert: HODIE MIHI -CRAS TIBI (Heute mir - morgen dir)

Bärsch notierte weiter: „Auf dem Kirchhof zu Wiesbaum, nächst der Kirchentür, liegt ein Grabstein, der als der des Mohr vom Wald bezeichnet wird. Die Inschrift, welche sich wahrscheinlich auf demselben befand, ist nicht mehr zu erkennen. Johann Oswald Mohr von Wald, dem jenes Denkmal gewidmet ist, war der Sohn des Paul Dietrich Mohr von Wald, Amtmanns zu Echternachs (†1636) und der Anna Katharina Schilling von Lahnstein" (Bärsch). In Wiesbaum hatte das Geschlecht derer von Mirbach einen befestigten Hof, an dem unter anderem auch die Mohr vom Wald Anteil hatten (Schug).

„Hans Dietrich, ein jüngerer Bruder des Johann Oswald von Wald, setzte den Stamm fort, starb 1703, und hinterließ aus seiner Ehe mit Ursula von Eltz eine zahlreiche Nachkommenschaft. Einer seiner Söhne war Lothar Ferdinand Mohr von Wald, Herr zu Peterswald, Bitzdorf, Olingen und Ludlingen, Königlich Spanischer Rat im Jahre 1730. Er hatte sich 1701 mit Maria Luise Franziska von Warsberg vermählt" (Bärsch). In St. Thomas an der Kyll waren mehrere Angehörige der Mohr-Familie als Äbtissinnen vertreten: Äbtissin Anna Johanna († 3.10.1690) und ihre Schwester Anna Regina († 10.9.1713), Töchter einer Anna Hildegard Mohrin von Wald, verheiratet mit Johann Jakob von Metternich zu Rodendorf.

Wenige Jahre später, am 6.3.1744, starb Maria Apollo-nia, Mohrin von Wald, seit 1718 Äbtissin. Unter ihrer Leitung wurde der jetzige dritte Bau des Nonnenklosters an der Kyll errichtet. Der Dreißigjährige Krieg, der in der Stadt Daun, an der Ritterburg und an dem Haus der Ritter Mohr vom Walde schlimme Spuren hinterließ, trug dazu bei, dass sich infolge der Armut vorhandene Rittergeschlechter aus Daun zurückzogen.

1670 trat Graf Philipp Ernst von Daun in Wien in österreichische Dienste. Die von ihm lehnsabhängige Familie der Mohr vom Walde war nun ohne Dienstherrn und ohne Bindung an Daun. Sie verzog. Die zurückbleibenden Liegenschaften und Güter mitsamt ihrem „Waldenhof verkauften die Geschwister Mohr von Wald am 6.10.1683 zu Koblenz an den Grafen Wilhelm Johann Anton von und zu Daun, kaiserlicher Kammerherr in Wien, für 1500 Taler und einen Fuder Wein (Dün 1033).

tmp81C-3.jpg

Waldenhof Daun, Wappen des Ritter Mohr von Wald

In den kommenden Jahren erlebte der Waldenhof arge Zerstörungen in Daun und an seinem Gebäude. Besonders das Jahr 1689 wurde der Stadt und Burg zum Verhängnis, als die Franzosen Schlösser und Städte der Eifel verwüsteten: „Anno 1689 den 28 monaths Augusti haben die Frantzosen auf Befehl des General Boufflers die umb die stadt Hillesheym gelegenen Thürme gesprengt, Hillesheym verbrannt, wie denn auch andere in diesem Land gelegene Kellereien und Schlösser, alsda ist Kerpen, Schönecken, Schönberg, Daun, Ulmen ... und andere mehrere..." (Tagebuch des Augustinerklosters in Hilles-heimS. 160; Dün 1036).-„Das Jahr 1689 war für die Stadt Daun verhängnissvoll, indem der Ort und die Kirche von den Franzosen ausgeplündert wurden; sie machten das Heiligtum zum Stall für ihre Pferde, weil die Brandstifter die ganze Stadt in einen Aschenhaufen verwandelt hatten" (Hörsch 70f). Es blieb letztlich den in Österreich lebenden Nachkommen Wilhelm Antons (Gebrüder Wirich Philipp Lorenz, Heinrich Richard und Heinrich Josef) nichts anderes übrig, als 1714 dem Trierer Kurfürsten Karl alle ihre im Erzstift Trier gelegenen Güter zu verkaufen, wobei sie sich lediglich ihren Besitz und die Personalrechte auf der Burg zu Daun vorbehielten. Aber auch diesen und das „zerfallene Gehäuss" (= Burg) verkauften sie am 20.6.1722 an Kurfürst Franz Ludwig von Trier (LHA-Ko; Dün 1071). Dieser ließ bedeutende Renovierungsmaßnahmen an dem Gebäude vornehmen. Die Jahreszahl 1729 über dem Türsturz des Hauseinganges kündet davon. Das Rittergeschlecht der Mohr von Wald erlosch am 7.10.1784 mit Philipp Lothar Johann, dem letzten Sohn von Philipp Eberhard, der es als Reichsritter in luxemburgischen Diensten zu Vermögen und Ansehen gebracht hatte. Große Teile des weitverstreuten Familienbesitzes gingen in den Besitz des Trierer Kurfürstentums über; andere Teile übernahm als Erbnachfolge die luxemburgische Adelsfamilie von Reinach, ein weiterer Beweis für die engen verwandtschaftlichen Beziehungen der luxemburgischen Wald-Familie mit der Dauner. (Theodor Franz Mohr vom Waldt erwarb 1778 den Besitz Heisdorf (= 8 km nördlich von Luxemburg). Die Mohr vom Waldt waren zu dieser Zeit Herren von Mersch, Betzdorf, Heffingen und Mitherren von der Fels. 1782 heiratete Maria Luise Mohr vom Wald den Baron Josef Antoine Charles de Reinach-Hirtzbach. Diese Reinach-Familie erhielt nun Dauner Besitz, an dem sie sich aber nicht lange erfreuen konnte, weil wenige Jahre später die französische Revolution diese enteignen und versteigern ließ. Der Dauner Waldenhof, bis zur Französischen Revolution im Besitz der Trierer Kurfürsten, wurde ebenfalls durch die Franzosen beschlagnahmt und zum Verkauf freigegeben. Er wurde vom Dauner Friedensrichter Ägidius Becker ersteigert, der ihn später an seine Tochter Luise, verheiratet mit Prof. Dr. Peter Kaufmann, vererbte. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor: Hermann, Eduard und Maria († 12.5.1920 im Waldenhof). Oberst Hermann, Inhaber des Ritterhauses mit Waldenbun-gert und weiteren größeren Ländereien, überschrieb kurz vor seinem Tode (15.12.1918) diesen Besitz seinem jüngeren Bruder, Oberstleutnant Eduard. Dieser verstarb 1923 kinderlos. Laut Erbschein trat Generalmajor Otto von Goel-del, Urenkel von Ägidius Becker, als alleiniger Erbe den Besitz an, den er 1927 an den Lehrer und späteren Rektor der Dauner Volksschule, Philipp Jobelius, verkaufte. Kurz vor dessen Tod († 23.5.1975), erwarb Hotelier Heribert Hommes den mittlerweile unter Denkmalschutz gestellten „Waldenhof , in dessen Besitz er sich bis heute befindet. Die Stallungen und Remisen, in der bis Anfang der 1970er Jahre unter anderem die Kreisbildstelle untergebracht war, fielen in den 1990er Jahren einem Brand zum Opfer und sind nun abgerissen.

Lit.:

Bärsch, Eiflia illustrata, 1844 Bischöfl. Priesterhaus, St. Thomas 1980

Bour Roger, Luxemburgisches in Lothringen, Ardennen und Eifel, 1986

Bour Roger, Taschenführer durch die Burgen und Schlösser in Luxemburg Bd. 2, 1983 Dün, Urkundenbuch, 1909 Hörsch Wilhelm, Beschreibung des Pfarrbezirks Daun, 1877 Janssen, Kurtrier in seinen Ämtern, 1985

Mayer Alois, Wie schön bist du mein Daun, 1988 Mayer Alois, Die schöne Eifel, Ausg. Daun, 1990 Reinach A., Publications de Luxembourg, 1854 Wackenroder Ernst, Kunstdenkmäler Kreis Daun, 1928 Schug Peter, Geschichte der Dekanate, Trier 1956

Content-Disposition: form-data; name="hjb2005.80.htm"; filename="hjb2005.80.htm" Content-Type: text/html tmp806.htm

„Eine sehr lobenswerte und heilige Skapulierbruderschaft"

Gründung durch Kaplan Laschame, Neunkirchen

Michael Ha m m e s , Daun

Das Mittelalter hindurch bis 1803 gehörte die Pfarrei Steinborn mit ihren Filialen zum Kölner Eifeldekanat. Neunkirchen war Vikarie beziehungsweise Kaplanei und Wallfahrtsort zur Muttergottes. Als nun der 30-jährige Krieg mit seinen Schrecken vorüber war, konnte das kirchliche Leben der Gläubigen neuen Aufschwung nehmen. Die Pfarreien hielten Prozessionen und Wallfahrten. Der Generalvikar in Bonn ordnete die Einführung der Christenlehre an. Und es bildeten sich mancherlei Bruderschaften. Eine der bedeutendsten Bruderschaften war die Skapulierbruderschaft Maria vom Berge Karmel. Sie wurde auf Drängen und Bitten von Kaplan Nikolaus Laschame am 9.4.1668, dem Fest Maria Verkündigung, errichtet. Er wurde auch ihr erster Leiter. Die Bruderschaft stand unter wohlwollender Fürsorge von Pastor Anton Wambach aus Steinborn und wurde im Lauf der Zeit mit Privilegien und Ablässen ausgestattet. Neben Pastor Wambach übernahm Graf Karl Ferdinand von Manderscheid-Gerolstein-Blankenheim die Stelle eines Präfekten. Welche Ausdehnung diese „so sehr lobenswerte und heilige Bruderschaft" genommen hat, zeigt das Bruderschaftsbuch im Bischöflichen Archiv in Trier. Es enthält auf 294 eng beschriebenen Seiten Namen von Männern und Frauen aus nah und fern, sogar aus Italien, Frankreich und Spanien.

(eingefügt von F. Wißkirchen:)

Bis 1713 erfolgten die Eintragungen der Mitglieder in alphabetischer Reihenfolge der Vornamen. Es beginnt mit: Antonius de Darbero de cambadello und verzeichnet u.a. so klangvolle Namen wie: Alexander de Companella Hispanus es Monte Argentalt Eremit, Abramham Blaneken von Constanz, Augustinus Kolf von Simolig in Italien, Casparus Linden Coloniensis (Köln), Gregorius Joans auß Brabant, Gillon Love de Spa (Belgien), Nikolas Leo von May(i)land, Ostwald Wiroter auß Tiroles, Maria Lantoir de Atoy Luxemburgisch, Joannes Benedictus Berg von Regensburg. Viele Mitglieder kamen aber auch aus der näheren Umgebung: Schal-kenmehren, Utzerath, Mannebach, Kalenborn, Immer-ath, Nerdlen, Adenau, Birgel, Trier, Zeltingen um nur einige zu nennen.

Das Wort Skapulier kommt vom lateinischen Wort „scapulare'" ( Schulterkleid) und bezeichnet einen über Brust und Schultern herabfallenden Tuchstreifen, den manche Orden tragen. Davon gibt es eine kleinere Art, das so genannte Laien-Skapulier von Bruderschaften und Tertiaren. Von diesen ist das bekannteste das braune beziehungsweise schwarze Skapulier unserer lieben Frau vom Berge Karmel. Der männliche und weibliche Zweig der Karmeliter hat von Anfang an die Marienverehrung besonders gepflegt. Das Skapulierkleid will ein Zeichen sein der Weihe an die Muttergottes und der Stellung unter ihren Schutz. Wie auf einem Totenzettel vermerkt, war Peter Thelen aus Neunkirchen, gestorben 1941, wohl eines der letzten Mitglieder der Skapulierbruderschaft Maria vom Berge Karmel.