Zehn Jahre „Eifelbahn e.V."

Peter Weber, E u s k i r c h e n/H a n s - Pe te r Kuhl, Gerolstein

Am 13. Januar 2005 ist es soweit: der Verein „Eifelbahn e.V." kann sein erstes Jubiläum feiern. Genau vor zehn Jahren gründeten gut zwei Dutzend Eisenbahninteressierte in Gerolstein den Verein in der Bahnhofsgaststätte. Mittlerweile ist er regional fast zu einer „Institution" und besonders durch zahlreiche Sonderfahrten, hier vor allem mit der Vereinslok 941538. bundesweit bekannt geworden.

Große Ziele schwebten den Gründungsmitgliedern vor. So sollte das Interesse und Verständnis für die Entwicklung der Eisenbahn als wichtigem Teil der Wirtschaftsund Sozialgeschichte, speziell der des Eifelraumes, geweckt und gepflegt und darüber hinaus wertvolle Zeugnisse der Eisenbahngeschichte als kulturelle und technische Denkmäler erhalten und genutzt werden, wie unter anderem das denkmalgeschützte Bahnbetriebswerk in Gerolstein als betriebsfähige und museale Einrichtung. Gut eineinhalb Jahre des Aufbaus und der Kontaktpflege zu anderen Eisenbahnfreunden gingen ins Land, ehe die erste große Sonderfahrt für die Öffentlichkeit veranstaltet werden konnte. Am 14. Juli 1996 fuhr ein Personenzug mit einer Dampflokomotive vom preußischen Typ „P8" von Gerolstein aus über Jün-kerath und Losheim nach Trois-Ponts in Belgien. Wie zu einem Familientreffen waren dorthin Dampfloks aus drei verschiedenen Ländern angereist.

Weitere Dampfzug-Sonderfahrten folgten in den kommenden beiden Jahren, machten den Verein bekannter und die Mitgliederzahlen wuchsen. Zum Sprudelfest am 27.8.1998 konnten die ersten Originalfahrzeuge (Dampflokomotive 941538, eine fün-fachsige Güterzug-Tenderlok und Schienenbus VT 795256 mit Beiwagen 995295) in der Verfügungsgewalt des Vereins präsentiert werden. Das Jahr 1999 brachte besondere Attraktionen. Mit den Zielen Losheim und Pronsfeld wurde das Angebot regionaler Ausflugsfahrten erweitert, und gerade auch für die Besucher des Gerolsteiner Landes bot der Verein in den Sommerferien Fahrten zur „Eifel-Idylle" Monreal an. Der September stand dann ganz im Zeichen des gemeinsam mit dem Mainzer Verkehrsministerium und dem SPNV Zweckverband aus Koblenz veranstalteten „Plandampfs". Hierbei wurden zahlreiche reguläre Zugfahrten statt mit Dieselloks durch die Dampftraktion ersetzt und zusätzlich Daun und Gondelsheim regelmäßig an vier Tagen auch mit Dampfzügen angefahren. Aus ganz Europa und sogar aus Kanada waren Bahnbegeisterte angereist, um am Programm in Gerolstein teilzunehmen. Am Abschlusstag, dem Dampfloktreffen mit Sternfahrten mehrerer Vereine waren dann gut 15.000 Besucher in Gerolstein. Der Verein übernahm die Organisation im Bahnbetriebswerk, wo die Loks gewartet, mit Kohlen und Wasser versehen und über Nacht abgestellt waren, als auch die Bewirtung der vielen Besucher. Seither wird vom Verkehrsministerium alle zwei Jahre in Rheinland-Pfalz eine solche Veranstaltung angeboten. Kleiner, aber familiärer fiel das erste „Lokschuppenfest" des Vereins im Herbst 2000 aus. Mit einer Dampflok der Baureihe S3/6 war ein echter Star in Gerolstein anwesend.

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Holzzug von Ehrang nach Losheim mit der Dampflok 94 1538. Die Maschine kämpft sich mit ihrer Last die Steigung zwischen Hallschlag und Losheim hoch.

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Sonderzug der Eifelbahn e.V. mit Dampflok 94 1538 und neuem Speisewagen von Gerolstein nach Ulmen, hier bei der „Scheinanfahrt" in Daun.

 

Umgekehrt wurde die Vereinslok bundesweit eingesetzt, um den Schuldenberg, der mit deren Restaurierung verbunden war, abzutragen. Bis 2003 hat der Verein insgesamt rund 180.000 DM an das Ausbesserungswerk in Meiningen gezahlt, um die vormals auf einem Denkmalsockel jahrelang abgestellte und ungepflegte Lok wieder in Gang zu bringen. Die Wiedereröffnung der Bahnstrecke Mayen - Kaiser-sesch im Jahr 2001 beendete zunächst aufgrund der stark ausgedünnten Infrastruktur der Eifelquerbahn die Fahrten über Kaisersesch hinaus nach Monreal oder Mayen. Als Ausgleich wurden jetzt jährlich Fahrten zu befreundeten Vereinen in Luxemburg angeboten.

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Dampfloktreffen im Bw Gerolstein am 12. September 1999. Dampflokparade mit 78 468, 44 1616, 94 1538, 52 8095 (im Bild verdeckt) im Lokschuppen und 50 3666 der Vennbahn auf der Drehscheibe.                                                                                                 Foto: Norbert Lammertz, Dahlem

 

Mit der Aufnahme der Touristikfahrten zwischen Gerol-stein und Kaisersesch in historischen Schienenbussen wurde im Jahr 2001 gleichfalls begonnen. Bisher nahmen daran mehr als 50.000 Fahrgäste teil. Neben Triebwagen der Vulkan-Eifel-Bahnbe-triebsgesellschaft VEB wurde auch der vereinseigene Schienenbus und in 2003 auch ein moderner Triebwagen der Bahngesellschaft „Transregio" eingesetzt, um so der heimischen Bevölkerung neben dem nostalgischen Fahrgefühl auch einen Eindruck von modernem Bahnverkehr verschaffen zu können. Etwa 260 Mitglieder umfasst der Verein mittlerweile. Aktuelles Projekt im Jahr 2004 war die Gründung einer gemeinnützigen GmbH, um über diese die Kernbereiche des ehemaligen Bahnbetriebswerks Gerolstein kaufen zu können. Mit der Übernahme von Drehscheibe, Schuppen und Nebengebäude hat einerseits der Verein endlich ein eigenes Domizil, die Wartung der Fahrzeuge ist stark vereinfacht und das satzungsmäßige Ziel, ein Bahnmuseum mittelfristig aufzubauen, ist in greifbare Nähe gerückt. Zwar wird auch das Errichten eines Museums wieder ein finanzieller und personeller Kraftakt werden, die Erfahrungen der Vergangenheit haben aber gezeigt, dass viele Menschen auch über den Verein hinaus tatkräftig bereit sind, um die Bahn und damit auch der Region ein Aushängeschild zu erhalten.

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38 1182 beim Danpfloktreffen am 14. Juli 1996 in Trois-Ponts, wo ein großer Besucherandrang herrscht.

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Sonderzug des Eifelbahn e.V. mit Lok 38 1182 von Gerolstein nach Trois-Ponts zum Dampfloktreffen am 14. Juli 1996, hier zwischen Weywertz und Trois-Ponts.