Modellprojekt EureCard in den Landkreisen Daun und Bitburg-Prüm

Grenzüberschreitend barrierefreier Alltag für Behinderte als Zielperspektive

Rudolf Müller, Welschbillig

Am 21. November 2003 wurde im Kreishaus in Bitburg im Rahmen des Projekts EureCard eine Kooperationsvereinbarung mit der Sport & Tourismus im Landkreis Bitburg-Prüm (S&T) GmbH, einer Tochter-Gesellschaft des Landkreises und Mitgesellschafterin der Eifel-Tourismus GmbH mit Sitz in Prüm, unterzeichnet; danach sollte die Sport & Tourismus GmbH die Akquise von Dienstleitungsanbietern und EureCard-Nut-zern übernehmen. An der Vertragsunterzeichnung waren der Landesbeauftragte für die Belange behinderter Menschen des Landes Rheinland-Pfalz, Staatssekretär Dr. Richard Au-ernheimer, sowie die Landräte der Kreise Daun und Bitburg-Prüm, Heinz Onnertz und Roger Graef, beteiligt. Landrat Graef wies einleitend daraufhin, dass die EureCard eine sogenannte Servicekarte sei, also ein Berechtigungsnachweis für behinderte Menschen, mit der verschiedene Angebote und Vergünstigungen im touristischen, kulturellen und sportlichen sowie im gewerblichen Bereich in Anspruch genommen werden könnten. Im Wissen um die Einschränkungen, die für Behinderte im Alltag bestünden, hätten sich die Kreise Bitburg-Prüm und Daun dazu entschlossen, die Initiative zu ergreifen und für eine aktive Mitarbeit zugunsten behinderter Menschen zu werben. Über die Sport & Tourismus-Gesellschaft des Kreises versuche man jetzt, Partnerunternehmen für eine möglichst umfassende Verbreitung der EureCard zu gewinnen. Damit wolle man, so Graef, den rund 13.000 Inhabern eines Behindertenausweises in den Landkreisen Bitburg-Prüm und Daun interessante und nachhaltige Perspektiven für ihr Alltagsleben und auch für die Freizeitgestaltung eröffnen. Staatssekretär Dr. Auernhei-mer hob den grenzüberschreitenden Charakter des Projekts hervor: die EureCard leiste einen wichtigen Beitrag zur Mobilität und zur gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Ziel der grenzüberschreitenden Kooperation sei es, die Grenzregion Rhein-Maas schrittweise zu einer »barrierefreien Tourismusregion« zu entwickeln. Bisher beteiligten sich in den Kreisen Bitburg-Prüm und Daun schon eine Reihe kommunaler und privatwirtschaftlicher Dienstleister an der EureCard. Durch die Kooperationsvereinbarung mit der Sport & Tourismus GmbH in Prüm erhoffe man sich nun eine zusätzliche Verbreitung.

Zum Hintergrund der EureCard: Am 17. März 1999 wurde in Büllingen (Belgien) eine Absichtserklärung zwischen den Bundesländern Nordrhein-Westfalen (für den Bereich des Versorgungsamtes Aachen) und Rheinland-Pfalz, dem Großherzogtum Luxemburg, der niederländischen Provinz Limburg, der Flämischen Gemeinschaft, der Wallonischen Region und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens zur Förderung der grenzüberschreitenden Mobilität von Menschen mit Behinderung unterschrieben. Rheinland-Pfalz verpflichtete sich, für das Zustandekommen des EureCard-Pojektes im grenznahen Raum der Eu-regio Maas-Rhein zu werben. Die Landkreise Bitburg-Prüm und Daun sagten damals ihre Mitarbeit zu.

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Landrat Heinz Onnertz, Staatssekretär Dr. Auernheimer, Landrat Roger Graefund S&T-Geschäftsführer Leo Hammes bei der Vertragsunterzeichnung zurEureCard am 21.11.2003

Das von der EU geförderte Projekt EureCard ist ein räumlich begrenztes und zeitlich befristetes Pilotprojekt. In den an der Unterzeichnung beteiligten Regionen wurde eine Ausweis-Karte, eben die EureCard eingeführt, die den behinderten Menschen regional übliche Vergünstigungen und Erleichterungen bei der Nutzung zahlreicher Angebote einräumt. Zum Beispiel können solche Vergünstigungen kostenlose oder beitragsreduzierte Mitgliedschaften in Vereinen sein. Es können auch mit einem Nachlass ausgestattete Eintrittspreise für Veranstaltungen, für Museen und Ausstellungen oder etwa für Schwimmbäder sein. Im Januar 2001 wurde in Aachen die EureCard vorgestellt. Zugleich wurde auch eine ausführliche Informationsbroschüre veröffentlicht. Darüber hinaus konnte sich jeder Interessierte über Internet unter der Adresse www.eurecard.de alle relevanten Informationen zu diesem Projekt abrufen. Es zeigte sich aber, dass die Werbung für die Nutzung der EureCard und die Ansprache von Dienstleistungsanbietern zur freiwilligen Mitwirkung am EureCard-Projekt in den beiden Landkreisen Bitburg-Prüm und Daun professionell gestaltet werden musste, um erfolgreich zu sein. Die Förderung der Europäischen Union für das Modellprojekt lief Ende Juni 2004 aus. Alle Beteiligten des Modellprojektes waren sich jedoch einig, das EureCard-Projekt auch ohne EU-Förderung fortsetzen zu wollen. Das Projekt umfasst auch die Initiative EureWel-come, worunter eine Sensibi-lisierungs-Kampagne zu verstehen ist. Sie hat zum Ziel, bei Dienstleistern als Partner am EureCard-Projekt auch dafür zu werben, behinderten Kunden mit dem Ausdruck des Willkommenseins zu begegnen. EureCard-Partner, die ebenso die Charta EureWelco-me akzeptieren, erhalten Eure Welcome-Aufkleber, die sie am Eingang ihres Betriebes anbringen können und die sie als Partner des Projekts ausweisen.

Grenzübergreifender Führer für behinderte Menschen

Zahlreiche Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft und Tourismus nahmen am 15. März 2004 in Prüm an der Präsentation des EuroWelco-me „Service-Guide", eines grenzübergreifenden Führers für behinderte Menschen, teil. In Form einer Broschüre wurden 85 Betriebe, Einrichtungen und Freizeitangebote in den Landkreisen Bitburg-Prüm und Daun, die sich an dem Eure-Card-Projekt beteiligen, von der Sport & Tourismus GmbH zusammengestellt. Damit solle Menschen mit Behinderung ein möglichst barrierefreier Zugang zu solchen Freizeiteinrichtungen eröffnet werden. »Wir wollen, dass sich Menschen mit einem Handicap bei uns wohlfühlen und sich auch ungehindert bewegen können«, begründete S&T-Geschäfts-führer Leo Hammes die neue Initiative. Die Sport & Tourismus GmbH habe entsprechend einer Vereinbarung mit dem rheinland-pfälzischen Sozialministerium für eine breite Verteilung der EureCard an über 6.000 Behinder-tenausweisinhaber einerseits und für die Gewinnung von rund 85 Betrieben und Einrichtungen andererseits gesorgt, die sich ausdrücklich mit ihrem Angebot zur Barrierefreundlichkeit bekennen wollten.

Behinderten Menschen die selbstbestimmte Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, sei ein Grundsatz moderner Behindertenpolitik, sagte Klaus-Peter Lohest, Abteilungsleiter im rheinlandpfälzischen Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit. Er dankte ausdrücklich den Landräten Roger Graef und Heinz Onnertz für ihre spontane Bereitschaft, die Landkreise Bitburg-Prüm und Daun in das EureCard-Projekt einzubringen. Für die Zukunft erwartete Lohest, dass die Eu-reCard zu einer Art sozialem »Pass-par-tout« werden könne und dazu beitrage, dass Menschen mit Handicaps leichter als bisher barrierefrei reisen könnten. Zur EureCard kommen noch die „EureWelcome-Charta" und das „EureWelco-me-Label" hinzu. Tourismus-Regionen, die mit dem Prädikat „Barrierefreies Lebensumfeld" werben könnten, werden sich damit neue Zielgruppen erschließen können, so die Erwartung des Mainzer Ministe-rialbeamten. Anschließend wurden das „EureWelcome"-Label und eine Urkunde an die anwesenden Teilnehmer am EureWelcome-Projekt überreicht.

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Der RadBus - eine Erfolgsstory!

Uli Diederichs, Manderscheid

1997 war es, als eine neue schnelle Busverbindung mit wochentags sieben Hin- und Rückfahrten von Daun über Manderscheid und Wittlich nach Bernkastel-Kues geschaffen wurde. Besonders erfreulich ist aber, dass dieser sog. RegioBus auch am Wochenende verkehrt (6 Hin-und Rückfahrten). Weil den RegioBus in den An-fangsjahren (1997 - 1999) durchschnittlich weniger als drei Personen pro Fahrt nutzten, gab es bereits konkrete Überlegungen, diese Linie wieder einzustellen. Denn die nötigen öffentlichen Zuschüsse standen bei weitem in keinem Verhältnis zu den erzielten Einnahmen. Doch zum Glück trat zum selben Zeitpunkt ein „lebensrettender" Umstand ein: der Maare-Mosel-Radweg von Daun in der Eifel nach Bernkastel-Kues an der Mosel wurde eröffnet. Schnell schon war festzustellen, dass er sich immer größerer Beliebtheit erfreut, regional wie überregional. Das aufgrund stärkeren Gesundheitsbewusstseins veränderte Freizeitverhalten führte u.a. auch zur Rückbesinnung auf den guten alten „Drahtesel". Die Fahrradwelle rollt(e) wieder und macht -Gott sei Dank - auch nicht vor der Eifel halt. Die landschaftlich reizvolle Strecke des Maare-Mosel-Radwegs über die ehemalige Bahntrasse hat allerdings einen entscheidenden Nachteil: von der Mosel in die Eifel geht es (fast) nur bergauf! Dieser Umstand verlangt von den Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern eine nicht geringe Grundkondition. Gerade für ältere Menschen und Kinder oft ein Problem.

Dieses Problem galt es zu lösen. Die Problemlösung lag auf der Hand: der parallel zum Maare-Mosel-Ragweg verkehrende RegioBus wird zum RegioRadBus umfunktioniert. In kürzester Zeit hatte die Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft (RMV) die von ihr eingesetzten Busse innen und außen so ungerüstet, dass pro Fahrt bis zu 25 Fahrräder transportiert werden können. Im Jahr 2000 ging´s damit los.

Trotz der relativ hohen Transportkapazität kam es bei über 12.000 beförderten Fahrrädern doch noch zu Engpässen; nicht alle Fahrgäste konnten mit ihren Fahrrädern mitgenommen werden. Dies war sehr ärgerlich und den Verantwortlichen nicht egal. Deshalb hat man sich im Jahr 2001 entschieden, in Spitzenzeiten zusätzlich den sog. RegioVerstärker einzusetzen. Dieser Bus kann bis zu 40 Fahrräder transportieren und wird auf einer Schnellverbindung eingesetzt (Bernkastel -Wittlich - via Autobahn nach Daun). Hierdurch kam es zu einer merklichen Entspannung, insbesondere an Feiertagen, „Brücken-Wochenenden" und in den Ferien. Aber das reichte noch immer nicht, um jedem der jetzt schon 17.000 Fahrgäste die gesicherte Rückfahrt zu garantieren. Also, mussten die Verantwortlichen wieder kreativ werden. Verschiedenste Möglichkeiten wurden ins Auge gefasst, überlegt und - wieder verworfen; meistens, weil es am Geld fehlte.

Doch dann kam die ,zündende Idee': warum nicht die neuen Medien zur Hilfe nehmen?! ,Internet-Buchung' war das Zauberwort; wenigstens mal zur Probe. Im Frühjahr 2003 ging es los. Fast ohne Kinderkrankheiten hat sich das System etabliert und bewährt. Von 18.000 beförderten Fahrrädern im Jahr 2003 waren bereits ca. 6.000 gebucht (www.regio-radler.de) Die Kosten für die Buchung betragen zusätzlich zum Fahrpreis 1 € pro Fahrrad. Ein erschwinglicher Preis für den „Luxus" der garantierten Rückfahrt.