Der Fronleichnamsteppich
Doris Zakrzewski, Bleckhausen
Um die Tradition zu pflegen, werden wir heut' den Teppich legen. Erst Blüten sammeln, das ist klar, ausgeschwärmt ist schon die Schar.
Gras knistert unter meiner Sohle, für mich ist Gelb die Farbparole. Es prangt vor mir im Windeshauch, ein wunderschöner Ginsterstrauch.
Was geht so vor in unseren Köppen, wenn wir feine Blüten ströppen? Ist es nicht schade um die Pracht? Das Eifelgold ist unbewacht?
Ich scheuche den Gedankenschwatz
und mache passenderem Platz:
Wer spaziert hier schon vorbei,
zur Bewunderung im Mai?
Ihr Gelben könnt am Strauch verrotten
oder mit nach Hause trotten!
Ich trag euch zum Altargerüst,
wo ihr noch etwas warten müsst!
Platziert zwischen Blau und Grün,
um dort in Massen zu erglühen.
Auch Lupine und Fichte lassen sich planen,
zu religiösen Motiven im Kreiderahmen.
Einzeln verlegt mit Präzision, ist unsere himmlische Mission. Jede Blüte kann dort bleiben, sich von der besten Seite zeigen.
Gegen Windangriff beregnet, dann bewundert und gesegnet. Kann man wirklich mehr verlangen, so soll das Pflücken euch nicht bangen!
Fest rupf' ich jetzt an allen Zweigen, Düfte aus dem Korbe steigen, der endlich goldgelb überquillt und mit uns träumt vom Teppichbild.