Wo heute Waschmaschine und Trockner stehen

Maria Ferdinand, Neroth

Man nennt sie heute die gute alte Zeit. Aber oft stelle ich mir die Frage, ist diese Bezeichnung überhaupt richtig? Ja, man wusste es nicht anders und man machte mit Zufriedenheit seine Arbeit. Technische Geräte, die heute zum Alltag gehören, kannte man damals nicht. Alle Arbeiten mussten mit der Hand verrichtet werden. Erwähnen wir nur das Waschen der Wäsche. Wo heute Waschmaschine und Trockner stehen, standen früher ein großer Kochkessel, Waschbütt, Waschbrett und eine Bürste. Wenn ich heute meine Waschmaschine mit Wäsche fülle, auf das Knöpfchen drücke und sie nach ein paar Stunden herausnehmen kann, ist der Arbeitsgang getan. Dann kommen mir oft die Gedanken, wie mühselig und zeitaufwändig das früher war. Jede Woche, meistens montags und dienstags, war Waschtag. Stundenweise beschäftigte man sich an den zwei Tagen mit dem Reinigen der Wäsche. Zunächst wurden die weißen Sachen über Nacht eingeweicht. Am nächsten Morgen wurde der gröbste Schmutz mit der Hand ausgerieben, in den Kessel gefüllt und gekocht. Je nach Zeit, ließ man sie über Nacht in der Lauge stehen, damit das wenige Waschpulver, das man benutzte, auch seine Wirkung tat. Jetzt wurde der letzte Schmutz entfernt und aus der Lauge gewrungen. Im Sommer wurde sie zum Bleichen sorgfältig auf der Wiese ausgebreitet. Tagsüber, je nach dem wie das Wetter war, musste sie des öfteren mit klarem Wasser übergossen werden. Wir hatten es praktisch, denn durch unsere Wiese floss ein Bach, aus dem wir das Wasser nehmen konnten. Wir hatten uns dort einen Tümpel gebaut und er wurde auch zum Wäscheausspülen benutzt. Das Berieseln der Wäsche machte uns Kindern besonders viel Spaß, denn dort hatten wir Gelegenheit im Wasser zu plantschen und uns gegenseitig mit Wasser zu bespritzen. Auch war es unsere Aufgabe, aufzupassen, dass keine Hühner oder Katzen darüber liefen, denn diese hinterließen sehr schmutzige Spuren. Nun wie schon erwähnt, kam der letzte Arbeitsgang, das Ausspülen. Jetzt war man vom Wetter abhängig und hoffte auf Sonnenschein.

Eine Wäscheleine gehörte zum Inventar und es war der Stolz einer jeden Hausfrau, wenn ihre schöne, weiße Wäsche draußen hing und im Winde flatterte. In der Zwischenzeit wurden Buntwäsche und Wollsachen in der übrig gebliebenen Lauge gereinigt. Hierbei nahm man das Waschbrett und die Bürste zur Hilfe. Wer kannte damals schon eine Waschküche, die wäre Luxus gewesen. Im Sommer war es kein Problem, da wurde die Bütte auf einen Stuhl gestellt und draußen auf dem Hof gewaschen. Aber im Winter - alles in der Wohnküche! Auch das Trocknen der Wäsche brauchte seine Zeit. Zunächst wurde sie in den Keller oder auf den Speicher zum Abtrocknen gehangen; der Rest geschah in der Küche. Hier war ein Gestell aus Draht über dem Herd befestigt, woran man sie dann aufhing. Nicht umsonst sangen wir als Kinder das Lied: „Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh, und sehet den fleißigen Waschfrauen zu“.