Mein erster Kaugummi

Vor 60 Jahren in Salm

Angela Dingels, Salm

Es war am 5. März 1945 als die Amerikaner in Salm einrückten. Die Dorfbewohner hatten sich in die Keller zurückgezogen. Es waren Schüsse zu hören, und wir waren voller Angst. Ein Nachbar war auf dem Weg in den Pfarrhauskeller. Auf der Treppe kurz vor dem Eingang wurde er von einem Splitter tödlich getroffen. Er hatte seine kleine Tochter auf dem Arm, sie blieb wie durch ein Wunder unverletzt. Wir hatten einen kleinen Keller, aber dickes Gewölbe und breite Außenwände und fühlten uns daher ziemlich sicher. Zu aller Sorge war unsere Mutter schwer krank; sie hatte hohes Fieber und war nicht in der Lage aufzustehen. Die Schüsse und das bedrohliche Geräusch der Panzer kamen immer näher. Die Pfarrkirche und einige Häuser hatten schon viele Einschüsse. Als es draußen ruhiger wurde, sahen wir auf der B 257 vorrückende Panzer, an denen Banner mit dem amerikanischen Stern-Zeichen befestigt waren. Es war für uns alle beeindruckend; die amerikanischen Soldaten standen schießbereit auf den Panzern, aber da kein Widerstand geleistet wurde, kam es nicht zu Schusswechseln. Ein amerikanischer Soldat kam die Treppe hinunter in unseren Keller. Er hat bestimmt unsere Angst gespürt. Ich bekam sogar noch einen Kaugummi geschenkt, was wir zu der Zeit noch nicht einmal kannten. Der Soldat war sehr freundlich und wir waren glücklich, dass alles so friedlich abgelaufen war.