Lichtreklame

Erinnerung an alte Zeiten

Hans-Peter Kuhl, Gerolstein

Jeder kennt sie, jeder sieht sie - besonders im Dunkeln, vielfach umstritten wegen der manchmal negativen Wirkungen für das Ortsbild, aber unentbehrlich für denjenigen, der ein Geschäft sucht: die Lichtreklame. Tankstellen, große Supermarktketten, aber auch der kleine Handwerksbetrieb sind so schnell bereits auf einige Entfernung auch von Ortsunkundigen auszumachen. Und wer hätte nicht schon einmal voller Erleichterung die beleuchtete Reklame einer Apotheke begrüßt. Was jedoch nicht auf den ersten Blick auffällt, ist die Tatsache, dass es auch bei der Lichtreklame Stilrichtungen entsprechend der Zeit, in der sie installiert wurden, vorhanden sind. Neben den großformatigen Werbungen der o.g. Märkte ist gerade im Handwerk, in der Gastronomie und dem familienbetriebenen Einzelhandel dieser Wandel sehr deutlich. Aktuell werden oft entsprechende Werbeschilder durch separate Lampen ausgeleuchtet, das heißt die Reklame selbst leuchtet nicht mehr. Nachfolgend soll aber der Schwerpunkt der Betrachtung auf die immer weiter schwindende Zahl von Reklametafeln aus den sechziger Jahren gelegt werden, waren sie doch ein ganz typisches Merkmal unserer Städte und Marktorte.

Typisch deshalb, weil hier in „Schreibschrift“ der Name des Geschäftsinhabers oder der Gaststätte als Reklame diente. Dabei waren die Schriftzüge beleuchtete, als Buchstaben gestaltete Neonröhren. Neben der Art der Ausführung ist heute noch fazi-nierend, dass so immer noch einige Namen von Geschäften und Hotels der Öffentlichkeit erhalten sind, die ansonsten schon ganzen Generationen nicht mehr bekannt sind, in der Erinnerung unserer älteren Mitbürger aber noch sehr wohl vorhanden. Wer kennt noch die vielen kleinen Lebensmittelgeschäfte, die sich z.B. durch ganz Gerolstein zogen und auch in ansonsten reinen Wohngebieten zu finden waren - nicht wie heute an Ortseingängen, nur für den autofahrenden Kunden konzipiert! Böffgen, Langner, Langkopf, Hanebrink, Merkelbach usw. waren Namen, die noch bis in die siebziger Jahre hinein als Vertreter des Einzelhandels aktiv waren. Die Abbildungen sollen die Vielfalt, die noch vorhanden ist, zeigen. Aber bitte beeilen, wenn Sie sich die Reklame in Natura ansehen wollen, denn von Jahr zu Jahr werden es weniger Zeitzeugen der speziellen Art sein, die uns an das Wirtschaftswunder auch in der Eifel erinnern.

Zu den Bildern:

Kaufhaus Merkelbach: Ein Kaufhaus dieser Größe, das kann es nur in den Sechzigern auf dem „flachen Land“ gegeben haben. Der Schriftzug „Merkelbach“ ist hier in ein gesamt beleuchtetes Schild integriert.

J. Koch: Der Name - sonst nichts! Jeder Einheimische wusste sofort, was man dort erwerben konnte.

SB-Markt Schenten: hier ist eine Mischung zwischen Neonschrift und der späteren Reklameart mit einzelnen Buchstaben als eigenem Leuchtlock kombiniert.

Kaiserhof: Einst die Nobeladresse in Gerolstein für Reisende - heute leerstehend. Äußeres Zeichen ist die langsam zerfallende Lichtreklame. Man beachte auch die Krone!

Laubenstein: der Name des ehemaligen Geschäftsinhabers, in großen, geschwungenen Buchstaben geschrieben und beleuchtet.

Café Dolomit: noch heute eine Institution, die ungezählten Gymnasiasten als Asyl von hartem Unterricht diente. Einige wenige weitere Reklameschilder dieser Epoche haben in Gerolstein überlebt -achten Sie doch einmal darauf beim nächsten Sontags-bummel durch den „Flecken“.