„En d`r Burg“

Geschichte eines Hauses

Berta Hellbrück, Stadtkyll

Dieses Haus wurde 1833 von Anton Josef Ross gebaut. Weil die Vorfahren sich „Ross“ schrieben, wurde es in der Chronik das „Rossische Haus“ genannt. Dieses Haus überstand drei Großbrände in Stadtkyll. Es war ein Glück, dass dieses Gebäude keinen direkten Nachbarn hatte. Der Keller aus Bruchsteingewölbe, die Mauern 80 Zentimeter breit; zur damaligen Zeit hatte es bereits ein mit Ziegel bedecktes Dach. Das bebaute Grundstück wurde von einer Burgmauer eingefasst, hinter der sich ein Aussichtsturm befand. Diesem Umstand verdankte das Haus auch seinen heutigen Namen: „En d`r Burg“ (In der Burg).

2. Februar 1945

Aus der Ehe von Anton-Josef Ross, geboren 1810, verheiratet mit Magdalena Schere, kamen die Kinder August und Margareta zur Welt. Sohn August wurde später Studienrat in Trier. Tochter Margareta, geboren 1845, auch „Meta“ genannt, blieb im Rossischen Haus. Sie heiratete 1868 den Ackerer und späteren Bierbrauer Hubert Hoffmann. Der stammte aus Niederkyll aus dem heutigen Haus der Familie Königs. Hubert Hoffmann erlernte um 1870 das Bierbrauhandwerk in Berlin. „En d`r Burg“ in Stadtkyll baute er sich eine kleine Braustube und braute von nun an das Berliner Weißbier, das er mit seiner Frau Meta im Gasthaus vertrieb. Aus dieser Zeit stammen noch zwei BerlinerWeißbier-Kelche, die heute noch im Besitz des Eigentümers sind. Das Rossische Haus wurde nun „Gasthaus Hoffmann“ genannt. Das Gasthaus war jedoch nicht nur ein Treffpunkt für die Stunde nach getaner Arbeit, hier wurde auch noch Landwirtschaft betrieben. Auf dem Hof standen zwei Stallungen mit dem üblichen Vieh, darunter auch die beiden Gemeindestiere - ein Entgelt für die Stierhaltung gab es damals nicht. Sie standen für den Ackerbau zu Verfügung. Als Hubert Hoffmann am 10.04.1909 starb, führte Mutter Meta mit ihren beiden jüngsten Töchtern, Maria (* 11.12.1887) und Barbara (* 10.01.1883), die Landwirtschaft weiter. Manchen Leuten sind die beiden Mädchen - kaum 1,50 Meter groß - heute noch in Erinnerung. Aber mit der Zeit wurde es dann doch zuviel und um 1920 gaben sie die Landwirtschaft mit der Stierhaltung auf. Mutter Meta starb am 28.11.1921. Eine neue Generation begann. Barbara Hoffmann, „Burch Bärb“ (Dialekt) oder „Tant Bärbchen“ genannt, ging mehrere Jahre als Haushälterin in Stellung. Sie blieb unverheiratet und wurde später ein lustiges „Stadtkyller Ori-ginal“. Am 16.04.1960 starb sie nach kurzer Krankheit im Alter von 77 Jahren. Maria Hoffmann heirate am 21.08.1921 den Maurer Peter Dapper aus Buch bei Kastel-laun. Er führte in der „Burg“ einige bauliche Veränderungen durch. 1937 machte er sich als Maurer selbstständig. 1939 musste auch er zum Militär. Ehefrau Maria Dapper führte die Gastwirtschaft weiter, ab 1939 mit Unterstützung der Tochter Berta-Barbara.

Am 17. Juni 1944 starb Maria Dapper nach einer schweren Operation im Alter von nur 56 Jahren. Tochter Berta wurde per Gerichtsbeschluss mit 19 Jahren für volljährig erklärt. Damit konnte sie die Gastwirtschaft weiterführen und ihren damals elfjährigen Bruder in ihre Obhut nehmen. Ihr Vater Peter wurde vom Militär entlassen und nach Köln dienstverpflichtet, um dort Kriegsschäden zu beseitigen.

Gasthaus En d’r Burg - 1921 - 1963

Die Gaststätte „En d`r Burg“ wurde geschlossen. Hier fanden Flüchtlinge aus dem Grenzgebiet eine vorläufige Bleibe. Am 1. Januar und am 2. Februar 1945 wurde Stadtkyll von den Alliierten mit schweren Bombern angegriffen und bis zu 75 % zerstört. Aber auch dabei hatte das alte Haus „Die Burg“ Glück gehabt. Es blieb unzerstört und damit der Nachwelt erhalten. Wohl war es beschädigt, Dachziegel und alle Fensterscheiben waren zerstört, die Peter Dapper im März 1945 wieder notdürftig flickte. Ende Mai 1945 kam Tochter Berta Dapper mit ihrem damals zwölfjährigen Bruder aus dem Westerwald nach Stadtkyll zurück. Nun konnte sie ihren Vater wieder selbst umsorgen, der bis dahin bei Verwandten weilte. Ein Zimmer nach dem anderen wurde wieder hergerichtet und bewohnbar gemacht. Anfangs wurde die Gaststube noch als Schulzimmer genutzt. Hier hielt Lehrer Delvos einige Monate den Schulunterricht, bis die alte Schule wieder bezugsfertig war. Anfang November 1945 war es endlich soweit. Das Gasthaus Dapper wurde zur damaligen Martinskirmes neu eröffnet. Peter Dapper eröffnete wieder sein Baugeschäft, und Tochter Berta führte die Gastwirtschaft. Am 19.08.1947 heiratete sie den Kaufmannsgehilfen Gerhard Hellbrück aus Püttlingen an der Saar. Er ließ sich als Maurer umschulen und arbeitet im Baugeschäft des Schwiegervaters. Im Oktober 1947 heiratete Peter Dapper seine zweite Frau und führte mit ihr die Gastwirtschaft weiter. Gerd und Berta Hellbrück zogen sich ins Privatleben zurück, blieben aber im Haus wohnen. Am 01. April 1963 übernahmen Gerd und Berta Hellbrück Dapper wieder die Gastwirtschaft. Alles wurde gründlich renoviert - die Burg wurde zum „Gasthaus Hellbrück“. Peter Dapper starb 1970, seine zweite Frau 1979. Nun wurden Gerd und Berta Eigentümer der Burg. Da sie keine geeigneten Nachfolger hatten, wurde die Gastwirtschaft am 1. 1. 71 verpachtet. Seit 1982 ist Angelika Düsold, genannt „Baffy“, die Pächterin. Sie führt das Haus „En d`r Burg“ noch heute.

Hubert Hoffmann, Großvater von Berta Hellbrück

Gerd Hellbrück, geb. 11. 10. 23, heute 81, und Berta Hellbrück, geb. 17. 2. 25, heute 80

Anton Josef Ross mit Ehefrau (1833), Erbauer des Rossischen Hauses