Wann starb Salentin Ernst? Neue Erkenntnisse zu den Lebensdaten des bedeutenden Blankenheimer Reichsgrafen Peter Baales, Blankenheimerdorf
(Chronogramm Blankenheim) „Die wohl imponierendste Gestalt unter den Landesherren der Reichsgrafschaft Blanken-heim“ nennt der Blankenheimer Heimatforscher Karl Otermann den Reichsgrafen Salentin Ernst, geboren 1630 auf Schloss Blankenheim, gestorben auf Schloss Jünkerath / Glaadt 1705. Die markanteste Erinnerung in seiner ehemaligen Residenzstadt Blan-kenheim an ihn ist das Chro-nogramm über der Eingangstür zum heutigen Pfarrhaus, dem ehemaligen Oratorium, dessen durch Großschrift herausgehobenen Buchstaben, als lateinische Zahlzeichen gelesen, in der Summe das Jahr der Erbauung angeben: 1688. Das Jubiläumsjahr in Blankenheim wurde eröffnet am 18. Februar mit einem Gottesdienst in der
Pfarrkirche, an seinem „300. Sterbetag“, wie es auf den überall
verbreiteten Veranstaltungshinweisen und Programmzetteln zu lesen ist.
Und da beginnen Probleme, über die ich im Folgenden einiges ausführen möchte. Schloss Blankenheim
Schloss Glaadt
(Kirchenbuch Blankenheim)
Im Jahre 1705, am 15. Februar, zwischen der 10. und 11. Stunde des Abends, verstarb im Schloss Jünkerath, gestärkt mit allen Sakramenten, bei klarem Bewusstsein und gottergeben Herr Salentin Ernst, Graf in Manderscheid und Blankenheim, im Alter von 74 Jahren, 6 Monaten und 5 Tagen. Er war ja geboren im Jahr des Herrn 1630, am 10. August. Er wurde in der Begräbniskrypta des Schlosses Blankenheim am 18. Tag des gleichen (erg.: Monats) noch vor Sonnenaufgang beigesetzt. Damit ist also eines klar: Der 18. Februar ist nicht der Sterbetag, sondern der Begräbnistag des Grafen Salentin Ernst! Auch ergibt sich aus diesem Text eine Korrektur des genauen Geburtsdatums von Salentin Ernst: Während Schannat-Bärsch (I, 2, Seite 550) den 16. nennen, lässt sich aus der obigen Abbildung einwandfrei entnehmen, dass der Tag der Geburt nur der 10. August 1630 gewesen sein kann - wenn es denn Pastor Hambloch genau gewusst und dann auch korrekt aufgeschrieben hat! Und das erscheint mir sehr wahrscheinlich, weil er ja ausdrücklich ganz besonders betont: „utpote natus“, was man umschreiben kann mit: „bekanntermaßen“ oder „wie ja eigentlich jeder weiß, geboren am - “. Marienstatt, Abteikirche Aber alle Probleme der korrekten Lebensdaten von Sa-lentin Ernst sind damit noch nicht gelöst, denn in dem Kirchenbuch der Pfarrei Glaadt wird der Tag vorher, der 14. Februar, als Todestag genannt! Hier nun der Text, den der Pastor von Glaadt, Johann Gottfried Roetz (1704 - 1726) in das Totenregister seines Kirchenbuches eintrug: (Kirchenbuch Glaadt)
Im Jahre 1705, am 14. Februar, gab hier, im Schloss Jün-kerath, der Erlauchteste und Erhabenste Herr, der Graf Sa-lentin Ernst von Mander-scheid-Blankenheim, Baron zu Jünkerath etc. etc. etc. seine Seele in die Hände Gottes zurück. Er starb in Gemeinschaft mit der heiligen Mutter Kirche, in herkömmlicher Weise und rechtzeitig mit allen Sakramenten versehen. Er ist berühmt ob seines Eifers um die rechte Religion und wegen seiner Mühen um den Schutz des Vaterlandes. Er ist ebenso hoch angesehen wegen seiner Sorgen um die Hilfe für den Nächsten. Sein Leib wurde in der Kapelle des Schlosses in Blanken-heim neben seinen Vätern beigesetzt. Er möge ruhen in Frieden! Grafengräber, früherer Zustand
Alles in allem ein durchaus menschlich erklärbarer und damit plausibler Vorgang. Damit steht wohl nun endgültig fest: Todestag von Reichsgraf Salentin Ernst ist weder der 3. noch der 18. oder der 15., sondern der 14. Februar 1705. Abbildung Krypta, heutiger Zustand
Es muss dabei bleiben: Salentin Ernst ist am 14. Februar 1705 gestorben. Statue aus Marienstatt Begraben wurde der Leichnam des Reichsgrafen „in der Totengruft unter der Schloss-kapelle“. Diese „Schlosskapelle zur Hl. Margaretha“, unter Graf Gerhard im Jahre 1450 geweiht, lag am äußersten Ende des östlichen Flügels der Burganlage. Aus ihr stammen die drei gotischen Flügelaltäre, die heute noch eine Zierde der Pfarrkirche sind. Jedenfalls wurde Salentin Ernst demnach nicht in der Krypta der Pfarrkirche bestattet, wie auch heute noch oft zu lesen istHierhin kamen seine Gebeine erst 1815, als nach der Zerstörung der Burg die sterblichen Überreste der Grafenfamilie in eine gemeinsame Grabstätte in der Krypta unter dem Eingangsbereich der Pfarrkirche gebracht wurden. Das muss wohl recht lieblos in einer „unwürdigen Kno-chenkiste“ geschehen sein, bis dann 1869 „jene Zeugen von Blankenheims ehemaliger Herrlichkeit“ in einem Mausoleum aus grauem Sandstein eine würdige Bestattung fanden. Im Laufe der Jahre waren jedoch wiederum große Schäden entstanden, sodass im Jahre 1979 alle Gebeine an der Stirnwand der Krypta neu beigesetzt wurden - wo sie heute noch sind. Das Standbild des Reichsgrafen Salentin Ernst, von der Hand eines unbekannten Meisters, ist erhalten im Kreuzgang der ZisterzienserAbtei Marienstatt bei Ha-chenburg/Westerwald. Wir waren dort und haben die Charakterisierung von Harry Lerch bestätigt gefunden: „Es verrät zweierlei: Seine große Kraft und seine tiefe Demut.“ Die Fotos beweisen das wohl. „Er war voll von Ideen und Plänen, aber kein, wie man heute sagen würde, „Projek-temacher“. Was er ersann, hat er auch verwirklicht: den Bau der Eisenhütte in Jünkerath wie auch die Ansiedlung der Wollweber in Blankenheim. Seine „Einführung der Com-mercien“ hat Handel und Wandel geschaffen. Er nahm sich der Wolfsplage an, gründete ein Ursulinenstift wie die Klöster Hachenburg und Marienthal. Er baute Hospitäler auf, gründete Mädchenschulen zur Herstellung von Spitzen, unterrichtete in der französischen Sprache, räumte mit dem Aberglauben unter seinen Bauern auf - er war ein ganzer Mann. Neun seiner achtzehn Kinder traten in den geistlichen Stand. Tätigkeit, Vollendung, Gelingen haben sein Leben gekennzeichnet - und die Demut. Er war aufgetan seinem Jahrhundert und den zukünftigen.“ Ich möchte an den Schluss die Worte stellen, mit denen mein Lehrer Prof. Heinrich Neu sein Lebensbild dieses „EifelerLandesherren aus dem Zeitalter des Barock“ beendete: „Die Sorgen, die er um sein Land getragen, die fruchtbare Arbeit, die er in schwerer Zeit dafür geleistet hat, sichern ihm ein ehrendes Andenken, das zu wecken der Geschichtsschreiber berufen ist.“ Besser kann man nicht ausdrücken, worin ich den Sinn dieser kleinen Arbeit sehe! Literaturangaben: Karl Otermann, Die erste Schule in Blankenheim (1660), in: „Wie es war“, Schulfunk des WDR, Heft 1/1971 Heinrich Neu, Graf Salentin Ernst von Manderscheid-Blankenheim, in: Heimatkalender des Kreises Schleiden, 1952, S. 57 ff. Johannes Becker, Geschichte der Pfarreien des Dekanates Blankenheim, Köln, 1893 Katalog Ausstellung „Die Mander-scheider“, Köln, 1990 Totenbuch der kath. Pfarrei Blanken-heim im Personenstandsarchiv Brühl (Kopie), BA 239dE, Seite 282 Kirchenbuch Nr. 3 der kath. Pfarrei Jünkerath-Glaadt im Bistumsarchiv Trier, Seite 81; Ernst Wackenroder, Kunstdenkmäler des Kreises Schleiden, 1932, S. 80 Klaus Ring, Historische Anmerkungen zur Geschichte der Burg Blankenheim, in: Festschrift zur Eröffnung der Jugendherberge Blankenheim, 1996, S. 15 „Um Burg und Quelle“, Zeitschrift des Heimatvereins Blankenheim, Nr. 63, 1979, S. 5 H. Pitzen, Leben und Wirken des Grafen Salentin Ernst, in: dto, Nr. 102, 2005 Harry Lerch, in: „275 Jahre Arbeit am Eisen“, Festschrift zum 275-jährigen Jubiläum der Jünkerather Maschinenfabrik, 1962 Krypta der Pfarrkirche Blan-kenheim, Zustand vor der letzten Renovierung, aus: UBUQ 63/1979 Pfarrkirche Blankenheim, Krypta, heutiger Zustand, aus: Schnell, Kunstführer 2593 Statue Salentin Ernst im Kreuzgang der Abteikirche Marienstatt bei Hachenburg/Westerwald, Aufnahme Hejo Mies, Mai 2005 |