Von Sarabodisvilla bis Sarresdorf

Geschichte eines alten Pfarrhauses in Gerolstein

Marita Kochs, Birgel

Die alte Römerstraße TrierKöln führte auf einem Nebenweg nördlich von Oos durch das Kylltal zwischen Gerolstein und Lissingen. Viele Soldaten des römischen Heeres waren schon zum Christentum bekehrt und in ihrem Gefolge befanden sich nicht nur Kaufleute, sondern auch Diener Christi. Dank deren Missionarstätigkeit fand das Christentum auch im Kylltal erste Anhänger. Am 13. August 762 schenkten der Frankenkönig Pippin und seine Frau Berta dem Kloster Prüm acht Dörfer, zu denen auch Sarabod, oder, wie in der Schenkungsurkunde genannt, „Sarabodis villa“, gehörte. Sarabod und seine Nachbarschaft im Norden und Süden wurden christlich. Gegen 1075 war das heutige Sarresdorf ein Pfarrort mit Kultdiener, Mönch oder Weihepriester. Obwohl Sarresdorf in der kölnischen Diözese lag, wurde wegen der besseren Betreuung der Pfarrgemeinde die Pfarrei der Abtei Prüm inkorporiert. Das Entstehungsjahr des ersten Pfarrhauses in Sarresdorf ist nicht bekannt, doch dürfte es zeitgleich mit dem Bau einer ersten Kirche entstanden sein. Ob schon um 1075 eine Kirche existiert hat, als Sar-resdorf als Pfarrort genannt war, oder ob die Kirche die erste war, von der Bischof von Hommes annahm, sie wäre 1124 erbaut worden, ist nicht bewiesen. Erstmalig erwähnt wurde der alte Pfarrhof 1321. Auf jeden Fall wurden unter dem jetzigen Gebäude römische Scherben und mittelalterliche Keramikteile gefunden, die darauf hinweisen, dass der Bau auf einem älteren Bauwerk errichtet wurde. Belegt ist jedoch, dass das alte Pfarrhaus im Geldrischen Erbfolgekrieg im Jahr 1542/43 von Jülischen Truppen niedergebrannt wurde, um an dem Pfarrherrn Quiri-nus von Eupen Rache zu nehmen. Auf den Grundmauern dieses alten Hauses wurde 1543 der jetzige Bau in seinem unteren Stockwerk errichtet. 1713 war das Haus reparaturbedürftig und 1718 dringt der Visitator darauf, Pfarrhaus und Küsterhaus in Ordnung zu bringen, aber erst im Jahre 1738 wurde das Haus neu gedeckt. 1728 erging ein Dekanatsbefehl durch den Landdechanten Carl Hoffmann, in dem die Pfarrkinder dazu angehalten wurden, ein oberes Stockwerk fertig zu bauen. Schon 1694 hatte der Pastor Valentinus Georgii von der Pfarrgemeinde Geld für den Bau des oberen Stockwerks bekommen. Georgii begründete die Nichtfertigstellung des Auftrags damit, dass der Krieg und die Soldaten ihm das für den Bau benötigte Material weggenommen hätten. 1738 wurde das ehemals strohgedeckte Haus dann mit einem festen Schieferdach versehen. Aber im Jahr 1745 befindet der Visitator das Haus schon wiederum in einem schlechten Zustand, der 1754 als behoben galt.

1760 schreibt der Pastor von Sarresdorf in sein Lagerbuch: „Sarresdorf ist von alterss auch ein Dorff gewesen, haben doch den Orth die Einwohner verlassen und seyend wegen der Freyheit in den Flecken Gerolstein gezogen, also die Kirch, pfahrhaus und Hoff sambt dem Custerhaus allein geblieben“. Im Jahre 1763 hatte zwar schon der erste Gottesdienst in der neuen Kirche in Gerol-stein stattgefunden, aber noch 1830 findet Bischof von Hommes den Pastor in Sar-resdorf wohnend vor. Die alte Kirche, die auf dem Grund des heutigen Friedhofs stand, wurde 1812 bis auf den Chor, in dem sich bis 1831 noch der Hochaltar aus Holzwerk, etliche Statuen und Gemälde befand, abgerissen. Der noch in Sarresdorf wohnende Pastor feierte „wegen Kränklichkeit“ bis 1830 in diesem Chor die heilige Messe. Am 14. Juni 1830 genehmigte Trier den Abbruch auch des Chors, der dann am 2. Januar 1832 auf Abbruch verkauft wurde. Erst 1834 zog der damalige Pastor Josef Clüssenrath aus dem alten Pfarrhaus in Sarresdorf nach Gerolstein in das Haus Stephany am Burgring um. Das Pfarrhaus Sarresdorf veranschaulicht den Typ des sogenannten „Trierer Hauses“, das sich an römische Vorbilder anlehnt. Das in südlichen Ländern offene, hier jedoch geschlossene Atrium war der Hauptraum, die Küche mit freier Herdstelle, die auch heute noch erhalten ist. Der dreiachsige Giebel des Gebäudes liegt zur Sarresdor-fer Straße hin. Die breiten Langseiten zeigen in beiden Geschossen ebenfalls drei Achsen regelmäßig gesetzter, pfostengeteilter Fenster, deren harte Profilierung die spätere Gotik noch anzeigt. Das breite und rundgeschlossene Portal über einem Podest ist durch nicht herabgeführte Hohlkehle leicht profiliert. Die Ecken des Gebäudes sind sorgfältig gequadert und steinsichtig geputzt. Im Giebel befinden sich zwei unsymmetrisch gesetzte kleine Rundfenster aus dem Jahre 1728. Ungefähr auf der Mitte der Front ist ein Altaraufsatz eingemauert, der aus einem Votivaltar um 1600 stammt. Er besteht aus drei Steinplatten und ist oben dreieckig geschlossen. Unter einem Baldachin thront die Mutter Gottes mit dem Kinde, links davon Anna und rechts der kleine Johannes; zur Seite in Nischen befindet sich links der hl. Josef, rechts der hl. Joachim. Am 11. Mai 1833 berät sich der Kirchenrat über den Verkauf des Hauses, doch bleibt alles beim Alten. Erst 1834 wurde das Haus mit Genehmigung des Bischöflichen Vi-kariats an eine aus Mehren oder Schalkenmehren stammende Familie Bernardy verkauft.