Heinrich Günther von Witzleben, Hermann von Witzleben

Königliche Oberförster in Daun

Klaus Knothe, Berlin - Friedbert Wißkirchen, Daun

Im Heimatjahrbuch Daun 1999 erschien der Aufsatz „Hermann von Witzleben - Königlicher Oberförster und begabter Zeichner“ und im Heimatjahrbuch 2001 „Wolfsjagd im Lehwald“. In beiden Artikeln wird über das Leben und die Dienstzeit des Hermann von Witzleben als Nachfolger des Oberförsters Leonardy im Königlichen Forstamt Daun berichtet. Bedingt durch die Namensgleichheit „von Witzleben“ und fehlende Vornamen in den Unterlagen des Forstamts Daun bedürfen beide Artikel einer Berichtigung und Ergänzung. Eine Klarstellung der Familienverhältnisse ist durch ein Buch zur „Geschichte des Geschlechts von Witzleben“ aus dem Jahr 1880 möglich. Nachfolgend werden außerdem der berufliche Werdegang beider Oberförster, die nacheinander in Daun tätig waren, und die familiären Beziehungen eingehend dargestellt.

Heinrich Günther von Witzleben

Heinrich Günther von Witzleben wurde am 24.2.1824 in Liegnitz1 als Sohn des preußischen Hauptmanns und Forstmeisters Karl von Witzleben geboren. Vater und Sohn bildeten also die Keimzelle einer Försterdynastie. - Der älteste Bruder des Vaters, Karl Ernst Job von Witzleben (1783 - 1837), war preußischer Staats- und Kriegsminister. Heinrich Günther von Witzleben war vom 26.04.1843 bis 13.04.1852 im Reitenden Feldjäger-Corps aktiv. 1846 nahm er ein Studium in Eberswalde an der Forstakademie auf. 1852 ging er nach Daun, wo er den bisherigen Oberförster Leonardy ablöste und die Leitung der Königlichen Oberförsterei Daun übernahm. Heinrich Günther von Witzleben war damals 28 Jahre alt. Nach Antritt der Stelle in Daun hatte Heinrich Günther von Witzleben am 14.9. 1854 die am 17.3.1831 geborene Adelheide Schmitz geheiratet. 1) Adele (Adelheide) war die Tochter des Königlichen Oberförsters Franz Gerhard Schmitz und der Ernestina geb. von Veyder in Malberg. Bei der standesamtlichen Eheschließung in der Bürgermeisterei Malberg waren als Trauzeugen anwesend: der „Vetter“ Feldjäger-Leutnant Hermann von Witzleben und der Feldjäger-Leutnant Wilhelm von Weikham2. Am 12.01.1857 wurde die Tochter Hertha Caroline Adelheid geboren. Zwei weitere Kinder kamen in Daun als Totgeburten zur Welt.

Zum 01. Juli 1859 wird Oberförster Heinrich Günther von Witzleben von Daun nach Falkenberg (Merseburg) versetzt. In Falkenberg wurde am 22.07.1860 ein Sohn geboren, der, wie der Vater, auf den Namen Heinrich Günther getauft wurde. Heinrich Günther von Witzleben blieb nur vier Jahre - bis 22.08.1863 - in Falkenberg. Er ging dann nach Potsdam und wurde dort zum Forstmeister ernannt. Während einer Reise nach Thüringen starb er am 26.07.1870 im Alter von erst 46 Jahren in Schleusingen, in dem Ort, wo auch seine Mutter Maria Sophia Louise Angelika geb. von Hacke zuletzt lebte, verstarb und wahrscheinlich herstammte. Seine Witwe, die ihn nur 4 Jahre überlebte, zog es in die Eifel zurück. Sie starb im Alter von nur 43 Jahren am 31. Januar 1874 auf Schloss Malberg.3 Seit Jahrhunderten diente Schloss Malberg ihren Vorfahren, den Freiherren von Veyder-Mal-berg, als Familiensitz.4

Otto Heinrich Hermann von Witzleben

Hermann von Witzleben wurde 13. 9. 1827 in Potsdam5 als Sohn des Oberförsters Friedrich Ludwig Otto Hermann von Witzleben geboren. Von seinen sechs Geschwistern starben die meisten jung, nur die Schwestern Anna (* 1829) und Luise (* 1834) lebten länger. Der Großvater, Friedrich Albert Ernst Heinrich von Witzleben, war Forstmeister. Hermann von Witzleben war demnach schon in dritter Generation Oberförster. Hermann von Witzleben war als Feldjäger vom 18.12.1847 bis 13.06.1860 (1859) aktiv. Nach Versetzung seines Vetters Heinrich Günther von Witzleben nach Falkenberg - am 1.7.1859 - wurde dem Oberjäger im Reitenden Feldjäger-Corps, Hermann von Witzleben, kommissarisch die Verwaltung der Oberförsterei Daun übertragen, und er wahrscheinlich von seinen Pflichten als Offizier entbunden.

Nachdem er die Staatsprüfung absolviert hatte, erfolgte am 01.07.1860 seine Ernennung zum Königlichen Oberförster. Am 13.06.1860 schied er (offiziell) aus dem Feldjäger-Corps aus. Hermann von Witzleben hatte nicht nur forstliche und jagdliche Fähigkeiten. Er war ein begabter Zeichner und Maler, der Jagdzsenen, das Familienleben in seiner großbürgerlichen Familie auf der Dauner Burg, die erste evangelische Kirche und die Burg Daun und die Umgebung aus der Vogelperspektive in Skizzen und teilweise colorierten Bildern festhielt. Vier dieser Bilder werden wiedergegeben.

Am 17.11.1859, nach Aufnahme seiner Tätigkeit in Daun, hat Hermann von Witzleben in Dudeldorf Magdalena (genannt: Helene) Jakobine Bauer geheiratet. 5) Seine Ehefrau Helene Jakobine war die Tochter des Direktors des Schmelzwerks Mal-berg/Eifel, Karl Peter Bauer und Jakobina geb. Reuther . In Daun wurden die Kinder Else Anna Mathilde (* 06.09.1861) , Anna Louise Maria (* 26.11.1862) und Hermann Heinrich Friedrich (* 11.04.1864) geboren.

Else von Witzleben

Die Tuschezeichnung der Tochter Else6 im Alter von etwa 5 Jahren in Form eines Scherenschnitts hat die folgende handschriftliche Anmerkung: „das Original und die Silhouette, hat mit allem Bedacht der Vater mit seinem Storchschnabel gemacht“.

Hermann von Witzleben kassiert in einer Wirtsstube von den Bauern das Geld für das verkaufte Brennholz oder andere Waldnutzungen ein.

Beide von Witzlebens waren evangelisch, die Bevölkerung in Daun bis auf wenige preußische Beamte katholisch. Es gab in Daun keine eigene evangelische Kirche, die Kinder wurden aufgrund dessen ins Taufregister der Evangelischen Kirche Wittlich eingetragen. Bis 1869 war Hermann von Witzleben als Oberförster in Daun tätig. 1869 wurde er in die Fasanerie nach Wiesbaden versetzt, 1871 Forstmeister in Metz (heute: Frankreich). 1888 starb Hermann von Witzleben im elsässischen Colmar (heute: Frankreich).

Oberförster Hermann von Witzleben mit seiner Frau Helene und den Kindern Else und Anna (im Original koloriert)

Verwandtschaftliche Beziehungen

Heinrich Günther von Witzleben und Hermann von Witzleben waren Verwandte, sie bezeichneten sich selbst als Vettern. Ihre beiden Großväter väterlicherseits Karl Friedrich Heinrich Günther von Witzleben und Friedrich Albert Ernst Heinrich von Witzleben waren Brüder. Durch die Zeichnungen seines Vetters, Hermann von Witzleben, der den Oberförster Heinrich Günther von Witzleben wenigstens zweimal in Daun besuchte (1852 und 1854) und auch als Zeuge bei der Trauung im September 1854 zugegen war, sind Einzelheiten aus der Tätigkeit eines Oberförsters in Daun bekannt.

Eine Wolfsjagd, vermutlich im Februar 1854, hat Hermann von Witzleben in mehreren Zeichnungen (siehe Bild) festgehalten, von dem Oberförster Heinrich Günther von Witzleben existiert zu der in einer Zeichnung festgehaltenen Szene ein Gedicht:

Die neueren Erkenntnisse ermöglichen es, die handelnden Personen richtig zuzuordnen. Auf dem Bild werden abgebildet:

- 2. von rechts: Landrat Dr. Alwin Aschenborn, daneben (Forstgehilfe?) Weikhmann 2);

- der Mann mit Bart und Forstuniform ist Oberförster Heinrich Günther von Witzleben;

- in der Bildmitte, mit dem Rücken zum Betrachter, Hermann von Witzleben (der Zeichner des Bildes);

- der Darscheider Pastor (in der hinteren Reihe) trägt einen zylinderartigen Hut;

- vorne links, auf einen Stock gestützt, mit einer Pfeife im Mund, ist Ortsvorsteher Bell (Darscheid) abgebildet.

Die Wolfsjagd im Lehwald bei Darscheid - im Februar 1854

Das Gedicht zur Treibjagd, das der Schwester Louise von Herrmann von Witzleben zugeschickt wurde:

Für Louischen7
Das Rendes-vouz zu einer Dauner Wolfsjagd.

Gedicht von Vetter Heinrich Günther
Zeichnung dazu von Bruder Herrmann

Was mag es nur immer bedeuten
Der Kaffee verkochet nur fast.
Noch immer erscheinen die Beiden

Von drüben zum Frühstücke nicht.

Sie leisten zwar etwas im Schlummer
Doch hat auch der Toast seinen Reiz,
Der Hunz hatte niemals den Kummer
Daß ihm eine Schüssel blieb voll.

Kaum konnt ich das Schreckliche fassen,
Daß beide im Dämmerlicht schon
Die traulichen Betten verlassen
Zu kreisen die Wölfe im Schnee.

Noch war ich im Staunen befangen
Bestrebt nun zu essen für Drei
Als Weikhmann mit glühenden Wangen

Die Treppe laut jubelnd erstürmt.

Zwei Wölfe sind sicher gekreiset
Im Lehwald im sichern Versteck
Am Weg der nach Darscheid hin
weiset dort harren die Treiber bereits

.Und ohne ein langes Gegrübel
Ob Whiskey ob Trester ob Frost

Ob Holz oder irgendein Übel
So herrlich die Wangen geglüht.

Flugs wurden die Schützen berufen
Die Büchsen noch einmal beschaut,
Dann wie mit beflügelten Hufen
Gezogen gen Bonapart´s Hut.

Hier zeigt sich den leuchtenden Blicken
Im Schnee schon die doppelte Spur
Wer wird wohl die Palme heut pflücken
Wem lächelt Diana wohl zu?

Der Vetter steht, lauschend den Worten,
Die Lang zu den Treibern dort spricht.
Und trotz dem unchristlichen Morden
Der Darscheider Pfaffe fehlt nicht.

Im Hintergrund, der mit der Brille
im warmenden Pelze verpackt
Ermahnet vergeblich zur Stille

Das lärmende schwatzende Volk.

Vergeblich ist Weikhmanns 2) Bestreben
Dem Landrath zu deuten die Spur,
Der klappernd vor Frost und vor Beben
Berechnet die Prämie nur.

Die Zeichnungen und das Gedicht wurden von den Nachkommen aufbewahrt. Eine der Nachkommen, Frau Liane Ott, stellte Sie dem Archiv der Verbandsgemeindeverwaltung Daun in Kopien zur Verfügung. Die beiden Autoren möchten ihr für diese Bereitschaft vielmals danken. Hilfreich waren Gespräche mit dem Forsthistoriker Dr. Bendix aus Tornau, dem Nachbarforstamt von Falkenberg.

1 Heiratsurkunde des Standesamtes Malberg Nr. 7/1854, jetzt Standesamt Kyll-burg. Standesbeamter war der damalige Bürgermeister des Amtes Malberg, Carl von Veyder, ein Onkel von Adele Schmitz. Der Geburtsort von Heinrich Günther von Witzleben, Liegnitz (Niederschlesien), wurde bekannt durch die Schlacht im Siebenjährigen Krieg (1756-63), als Friedrich II. mit den Preußen das überlegene österreichische Heer unter Feldmarschall Leopold Graf von Daun schlug.

2 Vermutlich handelt es sich um den Feldjäger-Leutnant Wilhelm von Weik-ham, der auch bei der Trauung von Heinrich Günter von Witzleben als Zeuge fungierte und der im Gedicht als „Forstgehilfe“ bezeichnet wurde.

3 Sterbeurkunde Nr. 9/1874 des Standesamtes Malberg, jetzt Kyllburg. Der Tod wurde angezeigt vom Bürgermeister des Amtes Malberg, Carl Schmitz und dem Königlichen Oberförster Josef Schmitz (Brüder der Verstorbenen).

4 Die Herrschaft von Veyder war ein uraltes Eifeler Adelsgeschlecht mit ihrem Stammsitz auf Schloss Malberg, sie waren Burggrafen in Vianden und Neuerburg und kurtrierische Amtmänner. 1732 erfolgte die Erhebung in den Freiherrenstand. Sie nannten sich fortan Freiherren von Veyder-Malberg. Bedeutende Namensträger waren Johann Werner (1657-1723), Weihbischof in Köln, Franz Karl von Veyder-Malberg (1775-1830) Kaiserlich Königlicher Kämmerer und Generalmajor.

5 Heiratsurkunde Nr. 11/1859 des Standesamtes Dudeldorf, jetzt Bitburg-Land

6 Else von Witzleben, 1861 in Daun geboren, ist die Großmutter von Frau Liane Ott, die die Bilder bis heute aufbewahrt hat. Else von Witzleben heiratete 1885 Carl Ritter von Thieme, den Begründer der Münchener Rückversicherung.

7 Louise war die jüngste, 1834 geborene Schwester von Hermann von Witzleben