Strom für Pelm und Gerolstein

Das Elektrizitätswerk der Pintenmühle

Wilhelm Creischer, Pelm

Seit 1882 ist Peter Pinten der neue Müller der Pelmer Neumühle. Er ersetzt das Wasserrad durch eine Francis-Turbine mit 24 kW Gleichstromgenerator und beginnt mit der sogenannten Kundenmüllerei. Die Stromversorgung ist vorerst nur für den Eigenverbrauch. Ab 1902 jedoch werden Gerolstein und Pelm mit Strom beliefert. Gleichstromgeneratoren, angetrieben durch zwei Saug-Gasmotore der Firma Deutz von je 100 PS, liefern den Strom, sowie die Wasserkraft von 35 PS, die aber größtenteils als Kraftquelle für die Mühle dient. Peter Pinten war eine der typischen Unternehmer-Persönlichkeiten, wie sie für die sogenannten Gründerjahre charakteristisch waren. Er plante zudem eine elektrische Straßenbahn von Pelm nach Gerolstein und zurück. Als Peter Pinten 1917 starb, übernahm sein Sohn Heinrich die Mühle und betrieb sie mit seinem Bruder Matthias weiter. Im Jahr 1924 kam es zu Streitigkeiten zwischen dem Stromlieferanten Pinten und der Stadt Gerolstein. Diese war im Verzug mit ihren Zahlungen. Nach einem Zahlungsbefehl einigte man sich am 1. März 1924, dass Gerolstein seine Schulden von 36.000 Goldmark in Raten mit Zinsen zahlen, und Pinten "den Strompreis auf 0,55 Goldmark pro Kilovatstunde" liefern werde. 1928 wurde die Stromlieferung nach Ge-rolstein eingestellt. Bis zum Anfang des zweiten Weltkrieges liefen Mühle und Stromlieferung nach Pelm kontinuierlich weiter. Die Stromversorgung von Pelm wurde 1941 aufgegeben. Der wachsende Bedarf an Strom und Kraftstrom konnte natürlicherweise nicht mehr erfüllt werden. Interessant ist jedoch, welche Aufwendungen von Seiten eines kleine Unternehmers für ein Dorf wie Pelm erbracht werden mussten. Pelm hatte im Jahr 1941 bei einer Einwohnerzahl von 766 Personen 92 Hausanschlüsse, 5 Doppelmaste, 36 Holzmaste, 48 Eisenstützpunkte, Ausleger und Dachständer und 13 Straßenlampen. Das Leitungsnetz als blanke Kupferleitung betrug 10354 Meter. Bis 1960 wurde noch mit Gleichstrom eine Eigenversorgung betrieben. Als unmittelbare Folge der Mühlenstill-legung bot sich die Möglichkeit der Stromeinspeisung ins Netz. Dies gelang bis 1982; als dann die Turbine ausfiel, wurde auch das eingestellt. Die Neuanschaffung einer Turbine, deren Einbau und obligatorische Reinigungsanlage mit der Auflage, „Rech-gut“ (= herausgesammelte Abfälle) durch Container abfahren zu lassen, ließen sich bei 21 kW nicht verwirklichen.

Quellen:

Persönliche Familienakten