Mühlen in Strohn

450 Jahre Mühlengeschichte in Strohn

Friedbert Wißkirchen, Daun

Der Wanderer, der vom Dorf her über die Straße „Zur Schweiz“ an der weltbekannten Strohner „Lavabombe“ vorbei in Richtung „Sprink“ geht, erblickt am Eingang zum wildromantischen Alf-bachtal, der sogenannten „Schweiz“, zwei imposante Gebäudekomplexe, nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Wenn auch heute die Mühlräder nicht mehr vorhanden sind, erkennt der Betrachter auch jetzt noch, dass es sich um zwei ehemalige Strohner Mühlen handelt. Der Alfbach, der uns vom Dorf her schon begleitet und sich in Jahrtausenden ein Bett durch den Basaltstrom des Wartgesberges gegraben hat, trieb fast 5 Jahrhunderte die Strohner Mühlen. Die erste Mühle ist die „oberste“, nur rund 150 Meter weiter, die „unterste“ Strohner Mühle. Bei Dörfern mit mehreren Mühlen wurde häufig der Familienname des Müllers auch zum Mühlennamen. In Strohn war dies nicht so; es gibt die Unterscheidung in „oberste“ bzw. „unterste“ Mühle erst seit etwa 160 Jahren. In Urkunden vor dieser Zeit wird immer nur von der Strohner Mühle oder dem Strohner Müller gesprochen. Aber ab etwa 1740 gab es zwei Mühlen in Strohn, denn es finden sich unterschiedliche Müllerfamilien in den Kirchen- und Standesamtsbüchern. Im Feuerstättenverzeichnis von 1563 wird in „Stroin“ ein „Jacob Molner“ aufgeführt. Familiennamen gab es zu diesem Zeitpunkt nicht. Wenn mehrere Personen gleichen Vornamens vorhanden waren, wurde oft die Berufsbezeichnung als Unterscheidungsmerkmal verwendet. Das niederdeutsche Wort „molner“, wandelt sich im Lauf der Jahrhunderte über „moelner“, „mül(l)ner“ zum heutigen „Müller“. „Jacob Molner“ bedeutet also: Jakob der Müller. Auch im Verzeichnis der kurtrierischen Mühlen des Amtes Daun von 1595 wird die Strohner Mühle aufgeführt.

Unterste Mühle

Aus einer Abschrift der Urkunde der kurfürstlichen Kellerei in Daun vom 30. Mai 16631 erfahren wir auch den Namen des Müllers. „...sämtlichen Einwohnern des Dorfes Strohn wird im Namen und durch unseren gnädigsten Kur- und Landesfürsten anbefohlen, auf keine andere Mühle als auf der am Dorf gelegenen und Johannessen Hochholtz zugehörigen Mühle unter Androhung von Strafe und Erstattung des Mol-ters“2 mahlen zu lassen. Ausnahmsweise durfte eine benachbarte Mühle aufgesucht werden, wenn der Müller aus Wassermangel oder bei Zerstörung der Mühle oder des Mahlwerks nicht mahlen konnte. In der Urkunde heißt es weiter: „...(wird) genannte Mühle zur Bannmühle des Dorfes Strohn verordnet“. Johannes Hochholtz war der zeitliche Pächter und durfte - sofern die Mühle erneuerungsbedürftig oder aufzubauen war - das nötige Bauholz unentgeltlich aus dem „von der Gemeinde bestandenen (gehörenden) Büsch“3 schlagen.

Strohner Untere Mühle um 1950


Der nächste bekannte Müller hieß Peter Hock. Er hatte 1720 die Müllerstochter Susanne Esch geheiratet und betrieb zusammen mit seinem Schwiegervater Wilhelm Esch die „Endresmühle“ in Man-derscheid. Er bestätigte am 1.
Februar 1740 in einer Erklärung vor dem Strohner Schultheiß J. N. Berrens, dass er 10 Jahre (wahrscheinlich vor 1720) Müller auf der Strohner Mühle gewesen sei und deren Rechtsverhältnisse kenne. Die Strohner seien zwar auf die Mühle gebannt, müssten aber weder „Hand-fron“ noch „Pferdsfron“ beim Aufbau oder Erneuerung der Mühle leisten. Scheinbar gab es Meinungsunterschiede zwischen dem Müller und der Gemeinde, denn es war nicht unüblich, dass die Dorfgemeinschaft unentgeltliche Arbeitsleistungen mit Hand und Fuhrwerk („Hand- und Spanndienste“) an Mühle und Mühlenteich erbringen musste. Müller war um 1740 Jakob Koch, seine Frau Anna Gertrud schenkte 1743 auf der Mühle Sohn Johannes Matthias das Leben. Als Paten fungierten Johann Jakob Koch und Eva Maria Berens, deren Familie später die Mühle betrieb und mit den Kochs scheinbar verwandt war. 1814 starb Müller Johann Matthias Koch, sein Sohn Matthias Koch, verheiratet mit Katharina geb. Berens, führte die Mühle schon seit einigen Jahren. Von 1805 bis 1811 erblickten 6 Kinder dieser Müllerfamilie beim Rauschen des Alfbaches das Licht der Welt. Nach 1800 folgte als Müller der „untersten“ Mühle Peter Josef Bläser; sein Schwiegervater Christian Berens starb1818 auf der Mühle. Ob verwandtschaftliche Verbindungen zum vorhin erwähnten Strohner Schultheiß Ber-rens bestanden, bleibt offen. Bläser stammte von der „Wei-ermühle“ bei Furth und war mit der als „Müllerin“ bezeichneten Christine geb. Berens, die von der „Oberender-ter Mühle“ kam, verheiratet. Aus dieser Verbindung gingen die Kinder Anton, Katharina, Maria Elisabeth, Anna Barbara und Johann Josef hervor, die alle auf der Woll-merather Mühle zwischen 1794 und 1802 geboren wurden. Anna Barbara heiratete 1824 den Müller Nikolaus Hennen von der Brockschei-der Mühle. Bläser beschwerte sich 1819, dass der Müller der oberen Strohner Mühle, Johann Adam Krones, den Wasserstau zum Nachteil der unteren Mühle verändert hatte und erhielt Recht. Die Mühle hatte zu diesem Zeitpunkt 2 Wasserräder und 2 Mahlgänge, 1 Mahl- und 1 Ölmühle.

Postkarte mit den Strohner Mühlen, 1927


Das Wasser wurde ober-schlächtig auf die Räder geleitet. Von Mai bis November führte die Alf wenig Wasser, „jedoch das ganze Jahr ge-nug“. Die Mahlgäste kamen inzwischen nicht nur aus Strohn, sondern auch aus Gil-lenfeld und Ellscheid. Die Mühle hatte 1827 einen Wert von 650 Reichstalern. Der Weg zur Mühle führte über eine steinerne Brücke, weil das Alfbachtal an dieser Stelle besonders tief und steil ist. Im Jahre1831 starben kurz nacheinander Müller und Müllerin Bläser. Von 1831 bis 1870 hieß der Müller Johann Josef
Bläser, ein Sohn des verstorbenen Peter Josef. Johann Josef heiratete 1834 Magdalena geb. Becker. 8 Kinder gingen von 1834 bis 1847 aus dieser Verbindung hervor. Im Mühlenkataster von 1840 wurde der Müller allerdings mit Peter Willems angegeben. Mit ihm lebten seine Frau Anna Maria geb. Koch, die Kinder Elisabeth, Jodokus und Nikolaus, sein Schwiegervater, der Müller Johann Josef Koch und der Knecht Nikolaus Ternes auf der Mühle. Vermutlich wurde die Mühle gemeinsam von Willems und Bläser geführt. 1846 war der vorhin genannte Johann Josef Bläser mit Familie und dem Knecht Johann Rodermund als Besitzer im Mühlenverzeichnis eingetragen. Von den 8 Kindern starben 3 Söhne und 1 Tochter im Kindesalter. Scheinbar war Müller Bläser gesundheitlich nicht mehr in der Lage, die Mühle zu betreiben. Der Müller Johann Nikolaus Wilhelmi wohnte von 1862 bis 1869 mit Familie auf der Mühle und leitete sie. Als Müller Bläser 1870 starb war kein männlicher Nachfolger da, also übernahmen der Müllergeselle Nikolaus Steilen, seit 1869 mit der Tochter Anna Margaretha Bläser verheiratet und Peter Pantenburg, Ehemann der Müllerstochter Maria Katharina Bläser, gemeinsam die Führung der Mühle. Im Mühlenkataster war die Ww. Magdalena Bläser als Besitzerin verzeichnet. Nikolaus Steilen übernahm 1877 die „Heupenmühle“ in Kelberg und der Schwiegersohn Matthias Josef Esper, mit Maria Eva Bläser verehelicht, wurde neuer Müller der „untersten“ Strohner Mühle. Die Söhne Matthias Josef, Nikolaus und Peter und die Töchter Anna Maria und Margarethe wurden auf der Mühle geboren.

Witwe Hackenberger (stehend) mit ihren Kindern - von der Oberen Mühle


1903 starben Matthias Josef (51 Jahre) und auch der älteste Sohn Matthias Josef (25 Jahre), so dass Nikolaus Esper
als 22jähriger die Mühle führen musste. 1930 wurden die Brüder Nikolaus und Peter Esper als Mühlenbetreiber genannt. Mitte der 1920er Jahre baute Nikolaus Esper die Mühle in ein Hotel bzw. Gasthaus „Zum kühlen Grunde“ um und aus, die Mahlmühle vernachlässigte er. Später betrieb er auch noch eine Kükenzucht, die keinen Erfolg brachte. Scheinbar hatte er sich mit der Mühlenerweiterung und durch finanzielle Spekulationen übernommen, so dass das Anwesen 1933 zwangsversteigert wurde. Neuer Eigentümer wurde der Gastwirt Adolf Ortstein aus Saarbrücken. Die Ölmühle, anfangs von den Gebrüdern Esper betrieben, war in den 30er Jahren sehr bedeutend. 5 Personen waren zeitweise dort beschäftigt. Später war sie an Jakob Krämer aus Schmidt verpachtet und wurde auch während des II. Weltkrieges noch betrieben. Um die Versorgung der Bevölkerung nach dem II. Weltkrieg sicherzustellen, wurde Johann Horbert - der von der Immerather Mühle stammte - durch die französische Besatzungsmacht als Müller zwangsverpflichtet. Er pachtete 1945 die Mühle und kaufte sie 1954 von Adolf Ortstein. Sein Sohn Leonhard, der bei seinem Vater das Handwerk erlernte, führte die Mühle fort. Das Mühlrad mit einem Durchmesser von 4,80 m wurde 1960 stillgelegt und durch eine Turbine ersetzt. Täglich konnten 50 Zentner Mehl gemahlen werden. 1992 stellte Leo Horbert den letzten Mühlenbetrieb im Kreise Daun ein. Die Ehefrau des letzten Müllers Leonhard Hor-bert, Elfriede geb. Köhnen, kehrte mit ihrer Heirat auf die Mühle ihrer Vorfahren zurück. Sie ist eine direkte Nachfahrin der Bläsers und Espers, die über 120 Jahre auf der Mühle waren.

Obere Strohner Mühle

Wann die obere Strohner Mühle errichtet wurde, ist nicht feststellbar. Sie wird als kurtrierische Mühle in den Dauner Kellereirechnungen von 1774 mit 6 Fass Korn als Pacht und weiteren 8 Fass Korn für die „Bannung“ aufgeführt. Als Erbbeständerin ist eine Witwe (Ludwig) Laubach (Eva geb. Trautzberg) erwähnt. Hingegen wurde nur eine Mühle im Steuerverzeichnis genannt, was unverständlich ist, denn die Verpachtung und Bannung der „unteren“ Mühle erfolgte (1663) im Namen des Kurfürsten durch die Kellnerei Daun. Der Sohn Nikolaus Laubach, verheiratet mit Maria Eva geb. Hennen, war nachweislich seit 1764 auf der Mühle; bei der Geburt des Sohnes Peter wurde er als Strohner Müller bezeichnet. 1771 erblickte Sohn Ludwig (er ehelichte um 1793 die Manderscheider Müllerstochter Maria Gertrud Esch), 1775 - Tochter Maria Anna und 1780 - Tochter Johanetta beim Klappern der Mühle das Licht der Welt. Nächster Müller war wiederum ein Nikolaus Laubach, verheiratet mit Katharina geb. Rauen von der „Kornesmühle“. Er führte ab 1796 die Mühle und starb 1847 dort. Müller Laubach errichtete oberhalb des Weges nach Sprink - gegenüber der Mühle - ein Heiligenhäuschen als Dank dafür, dass Pferde und Knecht einen Sturz im Steilhang der „Schweiz“ ohne Schaden überstanden.

1818 war Johann Adam Kro-nes der Müller. Er stammte von der Sprinker Mühle, wo seine Eltern und zwei Geschwister am 23. August 1796 auf bestialische Art und Weise durch „Tuchhannes“ und seine Moselbande ermordet wurden. Er selbst war von „Tuch-hannes“ im Mai 1796 grundlos misshandelt und übel zugerichtet worden. Tuchhannes wollte scheinbar Druck auf die Familie Krones ausüben, weil er selbst an der Sprinker Mühle interessiert war. Johann Adam war mit Anna Maria Drossen von der Pleiner Mühle verheiratet. Er errichtete den Wasserstau und die Schleusenanlage neu, was zu jahrelangen Beschwerden des Müllers Bläser führte. Mehrmals wurde die neue Schleuse nachts durch Unbekannte zerstört, einmal auch Knecht und Sohn des Müllers Bläser überführt. Auch die Ölmühle wurde von ihm eingebaut. 1824 starb Krones auf der Sprinker Mühle, die Ww. Anna Maria Krones wurde als Pächterin bezeichnet. Die Kinder waren noch zu jung, um die Mühle zu betreiben, so dass ein Mahlgeselle den Müller ersetzte. Die Mühle war zu dieser Zeit in einem verwahrlosten Zustand, die Erträge gering, so dass auch die Steuer reduziert wurde. Der Gillenfel-der Bürgermeister merkte 1829 an: „Die Witwe ist außer Vermögen die Mühle in einem Zustand zu halten, wie dieselbe es erfordert“.1830 wurde als Müller Hubert Weber mit Anna geb. Göbel auf der Mühle genannt. Anna Göbel war die Tochter von Peter Göbel, der vermutlich im Enderttal eine Mühle besaß. Anschließend übernahm Sohn Johann Hubert Krones, der später ein Wirtshaus im heutigen „Vul-kanhaus“-Museum betrieb, die Mühle.

Die Mühle konnte nur über eine Furt durch den Alfbach erreicht werden. Gab es Hochwasser, musste ein Umweg genommen werden. So fuhr der Mühlenknecht 1834 mit einer mit Mehlsäcken be-ladenen Fuhre über geackertes Land des Nachbarn und verursachte Schäden. Der Feldhüter Schmitz aus Strohn zeigte dies an; das Polizeigericht in Daun verhängte keine Strafe, weil der Weg die einzige Möglichkeit war, bei Hochwasser die Mühle zu verlassen. Lediglich der Schaden musste von der Witwe Krones ersetzt werden. Die Mühle hatte 1830 zwei Wasserräder, 1 Mahlgang -1 Ölmühle. 1857 gab es 2 Räder, über die das Wasser ober-schlächtig lief, 1 Ölmühle, 1 Mahlgang und 1 Schälgang für Getreide. Die Mühle hatte um diese Zeit 125 Mahlgäste aus Strohn (40), Gillenfeld, Ellscheid und Udler. Der Wert der Mühle wurde auf 500 Reichstaler geschätzt. Vor 1840 vollzog sich ein Wechsel in der Mühle. Neuer Müller wurde der 28jährige Johann Stefan Rauen. Er betrieb zusammen mit seiner Schwester Christina, dem Bruder Christoph und der Magd Margarete Julius die Mühle. 1844 heiratete Christoph Rauen die Magd Anna Margarete Julius, wurde fortan als Mühlenpächter bezeichnet und baute1852 einen Schälgang in die Mühle ein. 9 Kinder wurden zwischen 1844 und 1858 auf der Mühle geboren, das letzte als Totgeburt, kurz nach dem der Vater am 21.7.1858 verstorben war. Mehr schlecht als recht konnte Witwe Rauen die Mühle mit Hilfe der Knechte führen.

Michael Winter (Müller von 1880-1914) mit Ehefrau Christine geb. Stolz von der Oberen Mühle


Jodokus Willems, Sohn des Müllers Peter Willems von der „unteren“ Strohner Mühle, hatte seit dem Tode Rauens die „obere“ Mühle geleitet. Er heiratete 1860 die Witwe Anna Margarete Rauen geb. Julius, die aber bereits am 25.3.1862 starb. In 2. Ehe schloss Jodokus Willems 1868 mit Maria geb. Wagner den Bund fürs Leben; er starb 1905 in Strohn. 1879 - 1881 wurden als Müllerehepaar in Strohn auch Peter Köhnen und Anna geb. Schorr genannt. Im Mai 1882 kaufte Michael Winter, der 1852 in Noviand das Licht der Welt erblickte, dessen Vorfahren 200 Jahre das Müllerhandwerk betrieben und dessen Vater (1882) die Oberscheidweiler Mühle betrieb, die „obere“ Strohner Mühle. Ob er die Mühle von der Gemeinde erwarb? In einem Schreiben der Geschwister Hacken-berger wird die Mühle als „frühere Gemeindsmühle“ bezeichnet. Seine Ehefrau Christine Stolz stammte aus Niederscheidweiler, schenkte von 1882 - 1889 fünf Kindern das Leben und starb 1908 in Strohn. Bis zu Beginn des I. Weltkriegs betrieb Michael Winter die Mühle, bevor er sie an seinen Schwiegersohn Matthias Hackenberger weitergab, der aus Kolleskeuken bei Saarburg stammte und 1912 die Tochter Margarete Winter geheiratet hatte. Noch heute gibt es in der Stadt Saarburg die „Hackenberger Mühle“. Im September 1923 starb Matthias Hackenberger mit 41 Jahren an einem im I. Weltkrieg zugezogenen
Kriegsleiden, sein Schwiegervater Michael Winter folgte ihm an Sylvester des gleichen Jahres. Nach dem Tode von Matthias Hackenberger betrieb die Witwe Margarete Hackenberger Mühle und Landwirtschaft mit ihren Kindern. Unterstützt wurde sie von dem Müllergesellen Johann Maas aus Mückeln, auch „Millisch Hanni“ genannt, der schon während des Kriegsdienstes von Matthias Hackenberger auf der Mühle war. Witwe Hackenberger war eine fleißige, resolute und gutherzige Frau, führte die Mühle, bildete ihre Söhne im Müllerberuf aus und durfte sogar den Titel „Müllermeis-terin“ führen; sie starb im Mai 1940. Um 1930 wurde das 3,50 m große Wasserrad stillgelegt und durch eine Turbine ersetzt. Am 8. August 1947 vernichtete ein Brand Scheune und Erntevorräte. Die Strohner Dorfbevölkerung, konnte verhindern, dass der Brand auf Wohnhaus und Mühle übergriff. Wie sagte ein Strohner nach den Löscharbeiten: „Wir wollten nicht nur eure, sondern auch unsere Mühle retten.“ Otto Hackenberger betrieb, 1945 aus dem Krieg zurück gekehrt, die Mühle noch bis 1962. Dann stand die „obere Mühle“ für immer still. Heute stehen zwar noch die imposanten Mühlengebäude mit Stallungen und Scheune, werden aber nur noch zu Wohnzwecken durch die jetzigen Eigentümer, die Familie Otto und Helga Wagner, genutzt.

„Das Wandern ist des Müllers Lust...“

Man kann das 1818 verfasste Gedicht von Wilhelm Müller (1794 - 1827) gar nicht aussprechen, ohne in die Melodie (von Karl Friedrich Zöllner -1800 - 1860) eines der bekanntesten deutschen Volkslieder zu verfallen. „O Wandern, Wandern meine Lust... Herr Meister und Frau Meisterin, lasst mich in Frieden wei-terziehn“ heißt es in der 5. Strophe. In kaum einem anderen Handwerk war das Wandern der Gesellen so ausgeprägt wie bei den Müllern. Hatte ein Lehrling bei seinem Meister die Gesellenzeit hinter sich, machten sich die meisten auf Wanderschaft, um sich im Handwerk weiterzubilden und Land und Leute kennen zu lernen. Müller blieben im Mittelalter oft nur 10 - 12 Jahre auf einer Mühle. Die Mühlen waren Eigentum des Landes- oder Grundherrn und wurden zeitlich befristet an die Müller verpachtet. Lief die Pachtzeit aus, konnten sich Verpächter und Pächter über die neuen Pachtbedingungen nicht einigen oder versprach eine andere Mühle besseres Einkommen, suchte sich der Müller eine neue Mühle. Manchmal blieb die Müllerfamilie aber auch über Generationen auf „ihrer“ Mühle, wenn eine „erbliche Belehnung“, also zeitlich unbefristet, erfolgte und das Pachtverhältnis nach dem Tode des Müllers auf die Ehefrau, Sohn oder Tochter überging. Meist erlernten die Söhne (sehr selten die Töchter) das Müllerhandwerk beim Vater. Nach einigen Jahren Gesellenzeit suchten sie sich dann eigene Mühlen bzw. heirateten oft in eine Mühle ein, wo ein männlicher Nachfolger fehlte. So entstanden regelrechte „Müllerdynastien“. Eine der weit verbreiteten Müllerfamilien im Eifelraum war die Familie Laubach, die um 1760 mit Nikolaus Laubach auch auf der „oberen“ Strohner Mühle erschien. Müller aus der großen Müllerfamilie Laubach finden wir im 1800 Jahrhundert auf Mühlen in Darscheid, Daun, Deme-rath, Dockweiler, Dreis, Gil-lenfeld (Holzmühle), Lutze-rath, Kirchweiler, Mander-scheid und Saxler. Das „Wan-dern“ von Mühle zu Mühle gehörte zum Müllerberuf dazu.

Quellen:

Peter Brommer - Die Ämter Kurtriers (Feuerbuch von 1563) - Mainz 2003 Karl Heinz Janssen - Kurtrier in seinen Ämtern - Bonn 1985 LHA Koblenz
Bestand: 655.185 Nr. 148 - Akten der Bürgermeisterei Gillenfeld Bestand: 1 C 5803

Familienbücher Gillenfeld, Demerath, Wollmerath und Personenstandsbücher des Standesamtes Daun Für die Überlassung von privaten Unterlagen zur Familie Winter / Hacken-berger danke ich Frau Marlene Peifer, Daun

1 Auf der Verpachtungsurkunde, die sich in den Mühlenakten der Bürgermeisterei Gillenfeld (im LHA -Bestand 655.185 Nr. 148) befindet, ist vermerkt: „dem Müller Bleser“, so dass davon ausgegangen werden kann, dass es sich um die ‚untere Strohner Mühle‘ handelt. Die Abschrift ist beglaubigt von E. A. Strasfeld „notarius immatriculatus“ = eingetragener Notar. Straßfeld war zu dieser Zeit Amtschirurg und Notar im kurtrierischen Amt Daun.

2 Die Urkundenübertragung erfolgte in die heute gebräuchliche Sprache.

3 LHA Koblenz - Best. 655.185 Nr. 148