Der Hillesheimer Urahn

Zur Genealogie des Namens Hillesheim

Felicitas Schulz, Hillesheim

Leben auch keine Hilleshei-mer gleichen Namens mehr in der Stadt, so ist doch erwiesen, dass die Familiengeschichte des Geschlechtes vor sieben Jahrhunderten hier ihren Anfang nahm. Genealogen haben versucht, Personen, die in den Urkunden auftauchten zusammenzufügen und luden 1936 zum ersten Sippentag nach Andernach ein, zu dem weit mehr Hilles-heimer erschienen, als vermutet wurden. Um Klärung in den weit verzweigten Verband zu bringen, erschien ein Jahr später unter dem Vorsitz von Joseph Hillesheim aus Wuppertal-Elberfeld die erste von zehn Sippenzeitschriften. Die vorhandenen Urkunden deuteten alle auf einen gemeinsamen Stammvater hin, auf „Tilkin von Weseme“ (Wiesbaum), der als angesehener Burgmann in Hilles-heim, der Zeit entsprechend, den Namen seines Wohnortes annahm. Dieser Tilkin bekam 1318 von Richarda, Herrin von Reifferscheid, ihre Güter von Hillesheim verpfändet und ging somit besiegelt in die Geschichte ein. Im Jahre 1998 besuchte eine Familie aus Kansas / USA das Eifel-städtchen. Ihre Vorfahren wanderten 1835 über Rotterdam nach Amerika, „in die neue Welt aus“. Das ehemalige Burgmannenhaus gegenüber dem Rathaus faszinierte sie gar sehr, stammten sie doch aus dem Geschlecht der Hillesheimer, die über Generationen die Geschicke des bis 1794 kurtrierischen Amtsortes mit bestimmten. Daher erstreckte sich ihre Kaufeslust auf alles, was mit dem Namen Hillesheim versehen war. Beim Abschied küsste man voller Ehrfurcht die Hauswand.

Anlässlich von „10 Jahre Stadtrechtswiederverleihung“ 2003 trat die Theatergruppe im Eifelverein „Spielleute zu Hillesheim“ in historischen Gewändern mit einer theatermäßig gespielten Stadtführung auf. Um das historische Spektakel auch jenen näher zu bringen, die besondere Bindungen zur Stadt haben, suchte das Verkehrsamt im Internet Personen namens Hillesheim und fand Hunderte von Kiel über Erfurt, München bis nach Köln, ins Bergische- und Siegerland sowie Andernach, Neuwied und Koblenz. Einem Teil davon wurden Einladungen zu diesem Spektakel geschickt, wo am Burgmannenhaus Episoden aus der Geschichte derer von Hillesheim zu sehen und zu hören waren. So erfuhren die zahlreich erschienenen Gäste aus nah und fern, dass Tilkin von Hillesheim „sein Geld gar bis nach Schoenecken lieh“ und in Geld- und Grundstücksgeschäften sehr erfolgreich gewesen sein muss. In einer Urkunde aus dem Jahre 1356 ist festgehalten, dass sich Tilkin und seine Söhne mit den Bürgern der Stadt Hillesheim nach einem Krieg mit Toten und Verletzten unter Mithilfe des Erzbischofs wieder versöhnten. In der Einigung steht am Schluss: „Wir haben verzichtet auf beiden Seiten voll und ganz wegen aller Schäden und Zwiespalt, die in dem vorgenannten Krieg geschehen sind, bis auf den heutigen Tag. Und Wir, Boemund, von Gottes Gnaden Erzbischof von Trier, bekennen, dass dieser vorgeschriebene Vergleich mit Unserer Erlaubnis und gutem Willen geschehen ist, und haben auf Bitten Unserer vorgenannten Bürger und Gemeinde von Hillesheim Unser Siegel zu dem ihrigen an diese Urkunde gehängt.“

Wie viele Nachkommen jener Tilkin hatte, ist nicht belegt. Rund vierzig Jahre später werden Johann und Jöris (Georg) von Hillesheim aus diesem Stammesverband erwähnt. Zur Sippe derer von Hillesheim gehörten die in Kaltenborn an der hohen Acht, jene zu Hetzerath mit Besitzungen in Nohn, ferner die zu Münstereifel und nach dem Wappen zu schließen auch die Hillesheimer zu Brie-del an der Mosel. Ihre zahlreiche Nachkommenschaft lebte bis um das Jahr 1600 weit verbreitet in der Eifel und vorwiegend stellten sie Schultheißen, Schöffen oder Gerichtsherren. In drei Dörfern unweit von Hillesheim gibt es heute noch Bewohner gleichen Namens und annähernd einhundert Familien leben im Großraum Koblenz. Zwischen 1440 und 1450 siedelte ein Wilhelm von Hilles-heim nach Mayen. Mit seiner Gattin Freugin (Veronika) von Kottenheim erwuchs ihm eine vielköpfige Familie. Konrad, der vermutlich jüngste Sohn von Wilhelm, kam um das Jahr 1478 als Zollschreiber nach Andernach. Seine Nachkommen bekleideten bis 1575 hohe Ratsstellen, wovon ein Ludwig von Hillesheim in ununterbrochener Folge als Schultheiß, Schöffe und Baumeister genannt wird. Daneben trat dieser auch als Schriftsteller hervor und einige seiner Werke sind in Bibliotheken noch erhalten. Von den drei Söhnen Ludwigs war einer Priester, der andere Doktor der Rechte (er starb kinderlos 1596 an der Pest) und der Jüngste lebte als Gerichtsherr in Boppard. In Grundstücksakten tritt kurze Zeit später ein Peter Hilles-heim, wohnhaft „zu Kettigh“ auf. Diese Sippe verzweigte sich im 17. und 18. Jahrhundert in weitere Regionen der Umgebung, während alle anderen Linien, die im 15. und 16. Jahrhundert noch bestanden, wahrscheinlich ausgestorben sind. Die Herkunft der seit 1563 ansässigen Hilles-heimer in Waldbröhl geht anscheinend auf Johann von Hillesheim zurück, der 1383 in Besitzurkunden verzeichnet ist. Interessant ist, dass es Mitte des 15. Jahrhunderts einen Rittersitz Hillesheim aus dem Geschlecht „von Mer-scheid“ gab, die sich „von Merscheid, gen. von Hilles-heim“ betitelten. Aus diesem Geschlecht wurde 1712 ein Mitglied in den Reichsgrafenstand erhoben und nannte sich fortan „Graf von Hillesheim“. Seine Tochter heiratete 1756 den Reichsgrafen von Spee. Neben einer um 1500 abzweigenden livländischen Linie „von Merschitt-Hülles-sem“ starb auch das Geschlecht „von Merscheid gen. von Hillesheim“ um 1800 aus. Die zahlreichen Besitztümer, wie zum Beispiel Arenthal bei Sinzig und Oberpleiß im Siebengebirge fielen an die Familie von Spee-Hillesheim. Anlässlich des Deutschen Wandertages 2006 in der Eifel wird das „Historische Spekta-kel“ der Hillesheimer Burg-mannenfamilie von der Theatergruppe „ Spielleute zu Hil-lesheim“ im Altstadtbereich wiederholt.

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