Dein Kind

Ja, so ein kleines Wesen krempelt dein Leben um.
Nichts ist wie es gewesen. Alles dreht sich darum
wie es ihm geht bei Tag und Nacht.
Du sorgst dich, ob es schläft, ob's wacht.
Und plötzlich, eh du es bedacht,
wagt sich der erste Zahn mit Macht
hervor und zieht nach sich
das ganze kindliche Gebiss.
Unwiderruflich ist vorbei
das Lächeln ohne Zähne. Ei,
wie war das rührend, war das fein!
Nun ist's vorbei. Schick dich darein.
Noch vieles wird vergehn, wird bald
dir wie ein Traum erscheinen.
Das Leben macht doch niemals Halt
beim Lachen oder Weinen.
Und wenn dein Kind nach Jahr und Tag
dir übern Kopf wird wachsen,
wenn durchgestanden manche Plag,
dann wird es dich verlassen
und bleibt doch immerdar dein Kind,
bleibt Ursach deiner Sorgen
wie du Kind warst und es noch bist -
gestern ist heut und morgen…

Ingeborg Freisinger, Bad Reichenhall