Wie es damals war

Maria Fritschen, Gerolstein-Hinterhausen

In früheren Zeiten haben viele Menschen hier in der Vul-kaneifel sich ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft mit viel Mühe erarbeitet. Durch Heirat oder Erbteilungen gelangte ein Grundstück gelegentlich über Dorf oder sogar über Kreisgrenzen an andere Besitzer. Flurstücke wurden mit viel Schweiß und körperlicher Tätigkeit von Bäumen und Sträuchern gerodet. So war Holz für Küchenherd und Stubenofen vorhanden.

Schon im Herbst wurde mit der Korn und Weizensaat begonnen. Begegnete ein Bauer bei der Feldbestellung Verwandten oder Bekannten wurde ab und zu eine willkommene Pfeifenpause eingelegt. Diese nutzten sie um Neuigkeiten und landwirtschaftliche Fachgespräche auszutauschen. Durch große Entfernungen und schlechte Wegstrecken zu manchem Acker entstand ein enormer Zeitverlust. Deshalb wurde das Mittagsessen mit dem Nachmittagskaffee von der Hausfrau oder den Kindern auf das Feld gebracht. In jedem Bauerhaus waren dafür ein Henkelmann, eine Blechkaffeekanne und ein Brotkorb vorhanden. So wurde auch in der Erntezeit der große Essenskorb gepackt. Denn das Abmähen mit der Maschine und das Binden der Korngarben verlangte den Einsatz aller zu Verfügung stehenden Arbeitskräfte. Schon ein jüngeres Kind legte mit viel Eifer und Geschick von der Maschine aus die Strohbändel um die Garbenbinder die Arbeit zu erleichtern. Blieben nach getaner Arbeit von der Kaffeepause noch Butterbrote über, bekamen die kleinen zu Hause geblieben Kinder diese am Abend mit einer schönen Hasengeschichte überreicht.

Mittagspause auf dem Feld, 1936

Nichts konnte dann besser schmecken wie - en Hase-schmärr - ein Hasenbutterbrot. Sogar von der großen Rebhuhnfamilie wurde erzählt die im Kornfeld ihre Heimat hatte. Bei der gemütlichen Kaffeepause hatten die ihren großen Umzug in die nahe gelegene Weißdornhecke. Dort fanden sie sicheren Schutz und Nahrung mit all den kleinen Feldhühnerkindern. Das bäuerliche Leben in unserer Eifelheimat hatte auch damals viele schöne Naturerlebnisse. Doch die Nachteile sollen auch nicht vergessen werden. In der Vorkriegszeit kannte man hier noch keine Spritzmittel. Es war eine reine Bioernte. Viele Disteln machten sich breit die sich beim Binden in die Fingerspitzen bohrten. Mit Handschuhen arbeiten gab es nicht und war unvorstellbar. Noch abends wurden die Eindringlinge heraus gedrückt. Manche kamen erst durch eine kleine Entzündung zum Vorschein. Dann kamen einem die Bibelworte in den Sinn, macht euch die Erde untertan, Dornen und Disteln soll sie haben und im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen. Das Dreschen der Fruchtgarben war noch lange mit vielen Einschränkungen verbunden. Die Elektrifizierung im Kreis Daun brachte große Erleichterung. Erst ab 1925 werden für die deutsche Landwirtschaft Elektromotoren ausgewiesen. Damit hielten je nach Besitzstand die ersten Stiftdrescher, die fast alle, fest in der Scheune installiert wurden, ihren Einzug. Die Dreschflegel hängte man an den Nagel. Beim totalen Stromausfall in der Kriegszeit wurden sie wieder benutzt und mit viel Menschenmuskelkraft in Bewegung gesetzt, ebenso wurden bei einem fahrbarem geliehenem Stiftdrescher, mit Nachbarschaftshilfen, die großen angebrachten Räder mit Schwung gedreht und die wertvollen Korngarben gedroschen. Noch in der Rheinzeitung Koblenz Nr. 69 vom Mittwoch, 13. August 1947 lesen wir folgenden Artikel:

Stromsperre für Elektromotoren.
Auf Anordnung des Ministers für Wirtschaft und Verkehr muß bis auf weiteres der Strombezug für Elektromotoren in der Zeit von 10 bis 12 Uhr werktags in Landwirtschaft, Industrie und Handwerk um mindestens 20 v. H. gedrosselt bzw. auf Nachmittags und Nachtstunden verlagert werden. Insbesondere die Benutzung von Elektromotoren zum Dreschen ist in diesen beiden Stunden werktags verboten. Andernfalls ist mit Notabschaltungen zu rechnen.

Der eingeschränkte Stromverbrauch war bedingt durch die schwache Überlandleitung. 1950 wurde die Beschränkung aufgehoben. Der Strukturwandel begann. Traktoren, Selbstbinder und Dreschmaschinen mit Selbstreinigung eroberten den Markt. Die frei werdenden Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft suchten sich Arbeit in einem anderen Erwerbszweig. Ein großer Aufschwung begann.

Feldarbeit, 1938