Wir (über-)lebten ohne „Pampers“

Anita Becker, Daun

Bis zu den 60er Jahren war es selbstverständlich, dass Kinder gewaschene und gekochte Stoffwindeln trugen. Unsere Eltern wuschen in den Dörfern noch an den öffentlichen "Burkumps" und kochten die Wäsche in großen Töpfen auf dem holzbeheizten Herd. Kernseife trug zur Säuberung bei. Dagegen waren wir schon sehr fortschrittlich: Wir hatten einen Waschkessel mit eingebautem Ofen.

In den 50er Jahren wusch ich als Vierzehnjährige die Windeln meiner Schwester. Zuerst wurden sie in einem Eimer grob gereinigt. Dann kamen sie in einen riesigen Kessel, der mit Holz beheizt wurde. Das Wasser musste zum Glück nicht mehr mit Eimern herbeigeholt werden, sondern kam bereits durch die Wasserleitung in den Kessel. Mit Waschpulver versehen, wurde das Ganze aufgekocht. Mit riesigen Holzlöffeln konnte man in dem großen Bottich rühren. Hinterher kam das Waschbrett in eine Zinkbütte, um darauf mit der Bürste eventuelle Flecken herauszu-schrubben.

Bei Sonnenschein wurden die Windeln (und auch die übrige Wäsche) auf der Wiese ausgebreitet. Die Sonne und die Waschlauge wirkten wie Bleiche. Damit die Wäsche nicht trocknete, musste sie von Zeit zu Zeit mit der Gießkanne feucht gehalten werden. Wenn alles schön weiß war, wurden das Seifenpulver oder die Kernseife gut herausgespült, damit die Windeln kein Wundwerden verursachen konnten. So waren auch die damaligen Kleinkinder glücklich mit dem Stofftuch in ihrer Gummihose.

Auf der Wäscheleine flatterte die Wäsche im Wind und trocknete. Im Winter jedoch hing sie oft steif gefroren draußen.

Am angenehmen Duft der frischen Windeln konnte man sich erfreuen. Heute wird dieser Duft oft mit Sprays erzeugt, wenn die Wäsche aus dem Trockner kommt.
Die gute alte Zeit! Es war wirklich alles unbequemer aber sicher umweltfreundlicher. Wenn man sieht, wie viele Pampers täglich entsorgt werden müssen. Dagegen steht natürlich das viele Wasser und Heizmaterial, das man für das Waschen der Windeln benötigte.

Ob früher oder heute, ob mit Windeln oder Pampers: Babys erleben ihre Kindheit meistens sehr glücklich.