„Ein Hut zeigt Dir und der Welt wer Du bist!”

Gretel Körner-te Reh, Ahlen

Ein Hut zeigt Dir und der Welt wer Du bist, sagen die Engländer, und die müssen es ja wissen, wenn man die königlichen Kreationen von Elizabeth II. betrachtet oder die ausladenden Gebilde der Damen beim Pferderennen in Ascot.

Diese hier abgebildeten vier gut behüteten Damen, mit Handschuhen und Handtaschen geschmückt, stellten sich 1949 dem Fotografen Erich Moog in Gerolstein nach einem sonntäglichen Kirchgang. Ein Fräulein Güth, ehemals Modistin in der Hauptstraße, fertigte in den dreißiger und vierziger Jahren sämtliche Kopfbedeckungen für die Frauen in unserer Familie. Später kauften die Damen bei der Putzmacherin Frau Schommers, ließen dort auch Änderungen vornehmen. Heute noch ist das Handwerk der Hutmacherin reine Handarbeit und meist ein teurer Luxus. Der Hut ist ein kleines Stück Glück für den, der ihn trägt und oft auch für den, der ihn ansieht. Ein Hut schmückt, krönt, macht selbstsicher und einzigartig. Hüte und andere Kopfbedeckungen setzt man auf, um sich vor dem Wetter zu schützen oder auch um seinen sozialen Rang anzudeuten. Ein Cowboy trug immer einen Cowboyhut, Mexikaner zierte ihr Sombrero, elegante Herren trugen früher Strohhütchen oder Panamahüte und stützten sich beim Spaziergang auf ihr Stöckchen (z. B. Chaplin in seinen Filmen!), englische Sirs sah man nur mit Melone, Spanier und Südfranzosen bevorzugten allerdings immer die legendäre Baskenmütze, auf Bildern aus Preußen sieht man die beeindruckenden Herren mit Bärten und Zylindern, bei Wanderungen sah und sieht man die Filzhüte (Trenker!). Schon bei den Römern hatte der Hut vielfältige symbolische Bedeutung, er galt als Standes- und Rangabzeichen sowie als Zeichen der Freiheit. Selbst im Krieg gaukelte ein Hut ein bisschen heile Welt vor. Im frühen Mittelalter wurde der Hut wenig getragen, er kam erst im 15. Jahrhundert wieder in Mode. Die Adligen trugen im 16. Jahrhundert ein Barett, im 18. Jahrhundert trug man den Dreispitz (Napoleon!). Erst nach der französischen Revolution wurde der Hut übrigens zur eigentlichen Kopfbedeckung der Damen und verdrängte die bis dahin übliche Haube. Die Kolonialzeit war besonders hutfreundlich (z.B. Südwester), um 1900, der Belle Epoque, war der Chapeau, mit Federn verziert, der letzte Schrei, 1920 waren es die Topfhüte. Langsam wurde der alltägliche Sprachgebrauch um Begriffe erweitert, die mit dem Hut zu tun hatten. Wir alle kennen Redewendungen wie: Den Hut ziehen (Gruß), da geht einem der Hut hoch (Ärger), das geht mir über die Hutschnur (jetzt reicht es aber), das ist ein alter Hut (ist überholt), Hut ab vor ihm -oder auch Chapeau (Respekt), damit hab’ ich nichts am Hut (kein Interesse), unter den Hut bringen (zusammenbringen), einen auf den Hut bekommen (gerügt/bestraft werden). Um 1930 hatten die Modistinnen ihre Hochkonjunktur, aber damals wie heute ist Kreativität, Kraft und Geschick der Putzmacherinnen gefragt. Filz, aus Kaninchenhaar bestehend, manchmal mit Biberhaar versetzt (das sehr teuer ist), wird mit Wasserdampf bearbeitet, gepresst, gestaltet. Garnieren kann man mit Pelz, Seidenblumen, Bändern, Netzen und Federn. Vor allem der Damenhut wechselt Form, Farbe und Material ständig mit der Mode. Eine der heute bekanntesten Hutträgerinnen in Deutschland ist wohl die Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein, Heide Simonis. Ihrem Typ und dem Anlass entsprechend trägt sie aufwendige oder schlichte Gebilde, die ihre Kleidung ergänzen und eine Art Facelifting darstellen.

Mir persönlich dient der Hut als Schutz bei Schnee und Regen, besonders bei den Marktbesuchen, wenn man, bepackt mit Korb und Netz, keine Hand mehr frei hat für einen Schirm, aber gern auch als Abrundung zur Kleidung. Oder aber er nützt als Sonnenschutz beim Wandern und bei der Gartenarbeit. Als Kind trug ich ein Tiroler-Hütchen zur Lederhose oder einen Stoffhut mit Sonnenschirm, ähnlich der heutigen Baseball-Kappe, nur weiblicher. Was ich zum Schluss noch unbedingt empfehlen möchte: Wer schlechte Laune durch viel Spaß und Heiterkeit ersetzen will, der besuche ein Hutgeschäft! Beim letzten Einkauf in der “Welt der Hüte”, einem Lädchen von knapp 10 qm Fläche in unserem Wohnort Ahlen, fanden mein Mann und ich nach erheiterndem Ausprobieren den gewünschten Schutz für sein lichtes Haupthaar und einen schicken Hut für mich nach dem Motto: “Es gibt keinen Kopf, auf den nicht irgend ein Deckel passt!”