Zwei Amerikanerinnen suchen Verwandte in der Eifel

Helmut Pauly, Kradenbach

Im Heimatjahrbuch 1993 ist ein Bericht über Friedrich Eis aus Arbach zu finden, der als kleiner Junge mit seinen Eltern 1855 nach Amerika auswanderte, dort Priester wurde und später in der Diözese Marquette im Staate Michigan das hohe Amt eines Bischofs inne hatte. Der von Herrn Mertes verfasste Beitrag handelt von dem Fund eines Briefes in einem alten Haus in Arbach. Dieser Brief war vor mehr als hundert Jahren vom Bruder des Bischofs an seinen Paten nach Arbach geschickt worden. Wie allgemein bekannt, sind die zurückliegenden Jahrgänge der Heimatjahrbücher des Kreises Daun ins Internet gestellt und können so weltweit eingesehen werden. Bei der Suche nach Inhalten helfen sogenannte „Suchmaschinen“. Sie durchsuchen alle Eintragungen in Sekundenschnelle nach vorgegebenen Schlagworten. Vor knapp zwei Jahren kam die Architektin Judy Schiemann aus Foley, Minnesota, auf die Idee, den Namen „Frederick Eis“ einmal in eine Suchmaschine einzugeben. Ihr Ehemann John ist ein Nachkomme der Familie Eis aus Arbach. Sie interessierte sich sehr dafür, mehr über die Herkunft dieser Familie in Erfahrung zu bringen. Neben einigen anderen Einträgen wurde ihr auch der Artikel aus dem Heimatjahrbuch des Kreises Daun aus dem Jahre 1993 angezeigt. Obwohl der deutschen Sprache nicht mächtig, erkannte sie doch sofort die Zusammenhänge des Artikels mit dem Bischof Friedrich Eis. Endlich hatte sie eine aussichtsreiche Spur hin zu den Wurzeln ihrer Familie gefunden. So ging denn auch kurz darauf bei der Kreisverwaltung in Daun eine E-Mail mit der Frage nach den Umständen des Artikels ein, die mir zugeleitet wurde. Eine kurze Rückfrage stellte klar, dass die Familie Schie-mann auf der Suche nach ihren Vorfahren in Deutschland war. Es entwickelte sich ein reger Nachrichtenaustausch, der letztendlich zu einer Einladung und zu einem Besuch von Judy Schiemann und deren Freundin Kris Deter in die Eifel führte. Kris De-ter kam mit einem ganzen Stapel von Ahnentafeln und Aufzeichnungen hier an. Bei Durchsicht der Unterlagen stellte sich heraus, dass die Schwester des Bischofs Eis, Frau Elisabeth Eis, geb. 18.08.1833 in Arbach, in Amerika den Kaspar Johann Hens (geb. 27.08.1827) aus Berndorf geheiratet hatte. Deren Kind, Anna Katharina Hens, war die Ur- Urgroßmutter von Kris. Verwandtschaft der Familie Eis / Hens bestand auch noch zu einer Familie Braun, die um 1850 aus Bü-desheim nach Nordamerika ausgewandert ist. Die Mutter des vorgenannten Kaspar Johann Hens war eine geborene Stump (vielleicht auch Stumps).

Nun einmal im Land ihrer Vorfahren angekommen bestand natürlich ein starkes Bedürfnis, Verwandte - wenn auch weitläufige - ausfindig zu machen. Aber weder in Zermüllen, wo der Name Eis ursprünglich herstammt, noch in Arbach, Berndorf oder Büdesheim führte die Verwandtensuche zum Erfolg. In Büdesheim konnte wohl noch eine Spur von der ausgewanderten Familie Braun, aber auch von einer Auswandererfamilie Stumps aus Oos gefunden werden. So gibt eine Inschrift auf dem Grabstein des Pastorengrabes direkt vor der Kirche Auskunft darüber, dass Teile des Grabsteines von besagten Familien aus Nordamerika gestiftet wurden. Der ausbleibende Erfolg bei der Verwandtensuche konnte die positiven Reiseerlebnisse der beiden jedoch nicht trüben. Ein besonderes Erlebnis für sie war der Besuch im Freilichtmuseum in Kommern. Als Architektinnen konnten sie hier die Bauweise alter Häuser genau studieren und die Fertigkeiten früherer Generationen bewundern. Mit tiefen Eindrücken traten sie nach 10 Tagen wieder die Heimreise nach Minnesota an.

Anmerkung:

Es ist natürlich nicht so einfach, nach über 150 Jahren noch gemeinsame familiäre Bande aufzuspüren. Vielleicht trägt jedoch dieser Artikel dazu bei, noch Angehörige ausfindig zu machen. Sollte jemand verwandtschaftliche Beziehungen zu den Auswandererfamilien vermuten oder sonst wie zur Klärung der Familienbande beitragen können, möchte er sich bitte unter der E-Mail-Adresse hel.pauly@web.de an den Autor wenden. Dieser wird dann einen Kontakt nach Amerika herstellen, wenn dies gewünscht wird.