Mit einem Engel in andere Zeiten

Felicitas Schulz, Hillesheim

Tatsächlich begannen mit dem Jahr 2000 andere Zeiten, denn nun stand eine zwei davor. Das wusste man, aber dass mit einem Engel als Symbol bei einer Vielzahl von Menschen wirklich andere Zeiten anbrachen, hatte wohl kaum einer geahnt. Der Schöpfer dieser Gestalt -Christoph Fischbach - war bereits als Kind von gemalten kleinen Figuren fasziniert. Stand in der Schule ein Fest an, so wussten die Lehrer schnell, wen sie zu den Wandtafeln in den Klassenzimmern schickten, um die Mitteilungen mit Kreide wirkungsvoll aufzeichnen zu lassen. Als Fünfzehnjähriger erlebte er mit seiner Familie in einer alten Mühle bei Prüm 1945 das Ende des Zweiten Weltkrieges. Durch die Ereignisse gezeichnet, konnte er erst mit achtzehn Jahren eine Berufsausbildung als Maler und Anstreicher beginnen. Und stand der Innenanstrich einer Kirche an, dann freute er sich besonders, kunstvolle Ornamente anzubringen. Das künstlerisch Gestaltende brach verstärkt nach seiner Lehrzeit wie ein sprudelnder Quell aus ihm hervor, und so entschloss er sich nach einer Ausbildung zum Stein- und Holzbildhauer zu einem weiteren Studium der Metallbildhauerei bei dem renommierten Professor Jäckel in Köln. Anschließend riet ihm ein Freund, sich bei den Kunstwerkstätten in Maria Laach vorzustellen. Die Patres waren erstaunt und äußerst erfreut, so einen vielseitigen Mitarbeiter einstellen zu können. In knapp zwei Jahrzehnten schuf Christoph Fischbach über 180 Werke von unnachahmlichem Wert und steigerte mit dem Aufbau der Metallwerkstätte den künstlerischen Ruf des Klosters. Die aus Irland stammenden Kennedys gehören in den USA zum Kundenstamm seiner sakralen Gebilde, und wie der Künstler verrät, weiß er, wo in allen Erdteilen seine Schöpfungen zu finden sind.

In der ältesten Kirche Bremens gestaltete er das Sakramentshaus neu. Ob die Materialien aus Holz, Metall, Marmor, Edelstein oder auch Gold und Silber sind, sie stellen für den Eifeler und sein handwerkliches Geschick kein Problem dar. In der Pfarrkirche St. Leode-gar seiner Heimatgemeinde Niederehe spielt er seit Jahrzehnten die Orgel, die er vergoldete, und schuf ein kunst volles Tabernakel mit der Inschrift: „Steh auf und iss, du hast noch einen weiten Weg vor dir“. Als das Millennium 2000 nahte, wandte sich der evangelische Pfarrer Hinrich C. H. Westpfahl an die Benediktinerabtei Maria Laach. Er wollte mit einer Symbolfigur ein Zeichen setzen für die nun beginnenden „anderen Zei-ten“. Man verwies ihn an Christoph Fischbach, der seit Beginn der Zusammenarbeit mit dem Kloster dort seine geistige Heimat fand. Nach Zeichnen und Modellieren in Gips entstand nach Rücksprachen mit dem Pfarrer ein acht Zentimeter großer Engel, den er als Modell, wie alle seine Kreationen, für die Kunstwerkstätte ausführte. Der nicht geahnte Verkaufsboom des handlichen Bronzeengels hat bereits die Zahl von 600.000 Stück überschritten. Pfarrer Westpfahl erhielt nach Auslieferung der ersten Engel unzählige Dankesschreiben, die er in einem Buch „Ich geb`dir einen Engel mit…“ zusammenfassen ließ. Ehemalige NVA-Soldaten, im atheistischen DDR-Staat groß geworden, bedankten sich aus dem Kosovo, Mazedonien und gar aus Afghanistan. Familienangehörige hatten ihnen den Engel heimlich mit tröstenden Zeilen „Komm gut heim“ oder stumm in die Hand gedrückt. Ein anderer Dankesbrief handelt von einer Mutter aus dem Rheinland, die bei Sorge um eines ihrer Kinder, den Engel vor das Foto des Betreffenden stellt und dadurch ruhiger wird. Eine Dame aus dem Großraum Trier begleitete eine Pilgerschar nach Rom und bekam als Dank ihrer Umsichtigkeit auf dem Petersplatz einen Engel, eben diesen, geschenkt. Auch in das Eifeldorf Niederehe gelangten aus allen Teilen Deutschlands viele Dankesschreiben.

Am Weihnachtsmorgen 2003 stellte der Südwestrundfunk in einer Sendung der Katholischen Kirche das Schaffen des in Fachkreisen anerkannten Künstlers vor und ließ ihn auch selbst zu Wort kommen. Inzwischen hat er wegen der Nachfrage verschieden große Engelmodelle in Gips gegossen. Die weltweite Anteilnahme am Tod Johannes Paul II. ver-anlasste ihn, eine Papstplakette zu entwerfen. Wenn seine Frau mit kritischem Blick sagt, das ist gut, weiß er, dass Pater Drutmar Kremer und der Geschäftsführer der Kunstwerkstätte, Dr. Stefan Ohnesorge, dasselbe sagen. Ideen hat der rüstige Fün-fundsiebzigjährige noch genügend, und deshalb wünscht er sich, seine Hand möge ruhig bleiben. Über das 2007 anstehende JubiläumsGeburtsjahr (1207) der hl. Elisabeth von Thüringen hat er bereits Vorstellungen, die wie alle seine Werke von aussagekräftigem, sakralem Charakter sein werden.